Ampferblattkäfer: Untersuchungen zum Auftreten des Ampferblattkäfers und seines Potentials für eine biologische Bekämpfung des Stumpfblättrigen Wiesenampfers

Projektleitung

Ludwig Maurer

Forschungseinrichtung

Bio Forschung Austria

Projektnummer

1318

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Investigations about the occurrence of the dock leaf-beetle and its potential for biological control of the broad-leaved dock

Projektziele

Übergeordnetes Projektziel:

Untersuchungen zum Vorkommen des Ampferblattkäfers auf Grünlandbetrieben und seiner Einbindung in die biologische Kontrolle des Stumpfblättrigen Wiesenampfers.

Ziel Projektteil 1:
Fragebogenaktion und Erhebungen zum Vorkommen des Ampferblattkäfers auf biologisch bewirtschafteten Grünlandbetrieben in OÖ, Steiermark und Tirol.

Ziele Projektteil 2:
a) Förderung des Ampferblattkäfers durch Nichtbewirtschaftung in Abhängigkeit von seinen ökologischen Ansprüchen an Standort und Mikroklima; b) Ampferverdrängung durch Nichtbewirtschaftung als Sanierungsmaßnahme für stark verampferte Flächen.

Ziele Projektteil 3:
Entwicklung von Methoden zum Absammeln und Ausbringen ('Beimpfen') von Ampferblattkäfern an verampferten Stellen mit geringer Käferdichte.
Ziele Projektteil 4: Auswirkungen von Schnittzeitpunkt und Gülledüngungsmenge auf Ampferblattkäfer und Ampfer.
Ziele Projektteil 5: Aufbereitung der Ergebnisse für die Praxis.
Arbeitsschritte Projektteil 1: Fragebogenaktion; Ausführliche Erhebung der Standorts- und Bewirtschaftungsfaktoren sowie der Erfahrungen der Landwirte auf 15 - 20 repräsentativen Betrieben pro Bundesland
Arbeitsschritte Projektteil 2: Anlage von Feldversuchen an 3 Standorten in NÖ mit verschiedenen Varianten der Nichtbewirtschaftung; Erhebung der Parameter Ampferblattkäfer, Ampfer, Mikroklima, Boden und Vegetation
Arbeitsschritte Projektteil 3: Ausbringungsversuche von Ampferblattkäfern und -larven an 2 Standorten in NÖ; Erhebung der Parameter Ampferblattkäfer und Ampfer
Arbeitsschritte Projektteil 4: Anlage von praxisnahen Tastversuchen an 2 Standorten in OÖ mit reduzierter Güllemenge und späterem Schnittzeitpunkt; Erhebung der Parameter wie in Teilprojekt 2.
Arbeitsschritte Projektteil 5: Erstellung von Materialien zur biologischen Ampferbekämpfung für Beratung und Praxis.

Berichte

Abschlussbericht , 01.12.2006

Kurzfassung

Einleitung und Zielsetzungen: Der Stumpfblatt-Ampfer (Rumex obtusifolius) ist ein weit verbreitetes Unkraut im Wirtschaftsgrünland, dessen Bekämpfung vor allem für biologisch wirtschaftende Betriebe mit einem hohen Zeit- und Arbeitsaufwand verbunden ist. Der Ampferblattkäfer (Gastrophysa viridula) kann, wenn er in ausreichend hoher Dichte auftritt, den Ampfer flächenhaft kahl fressen. Daher stellt sich die Frage, welchen Beitrag er zu einer biologischen Ampferbekämpfung leisten kann. Das Ziel des dreijährigen Projektes (2004 – 2006) war es, einerseits die geografische Verbreitung des Ampferblattkäfers sowie seine Ansprüche an Klima, Standort und Bewirtschaftung zu untersuchen und andererseits Methoden zu entwickeln und auszutesten, mit denen der Käfer gefördert und der Ampfer zurückgedrängt werden kann. Ergebnisse: Zur Untersuchung der geographischen Verbreitung des Käfers und seiner Umweltansprüche wurden im Spätsommer 2004 Fragebögen an die Mitglieder der Bio ERNTE – Landesorganisationen in Oberösterreich, Tirol sowie der Steiermark und Kärnten ausgesendet. Die Rücklaufquote betrug 2,27% (= 158 von 6.950 Fragebögen). Zusätzlich wurden in den Projektjahren 2005 und 2006 in Oberösterreich und der Steiermark auf insgesamt 22 Betrieben Erhebungen durchgeführt, um das Auftreten von Ampfer und Ampferblattkäfer in Abhängigkeit der Standorts- und Bewirtschaftungsfaktoren vor Ort zu dokumentieren und Erfahrungen der Landwirte zu sammeln. Im Frühjahr 2004 wurden an drei Standorten in Niederösterreich (Hohenlehen, Nöchling, Molfritz) Versuche angelegt, in denen die Auswirkungen von unbewirtschafteten Flächen auf Ampfer und Ampferblattkäfer unter den verschiedenen klimatischen und standörtlichen Bedingungen untersucht wurden. Um die Praxisakzeptanz der Methode zu erhöhen, beinhalteten die Versuche drei Varianten der „Nicht-Bewirtschaftung“, die sich in ihrer Dauer unterschieden: 1. durchgehend unbewirtschaftet, 2. durchgehend unbewirtschaftet mit einem Reinigungsschnitt im Spätherbst und 3. ab Spätsommer unbewirtschaftet bis zu einem späten ersten Schnitt im darauf folgenden Frühjahr. Da die Versuche in einem Entfernungsgradienten zum Waldrand angelegt wurden, konnten zusätzlich die Effekte des unterschiedlichen Mikroklimas in Waldnähe und auf der offenen Fläche untersucht werden. Am Standort Hohenlehen ging die mittlere Ampferpflanzenzahl über die Projektdauer auf allen reduziert bewirtschafteten Parzellen, vor allem auf den Parzellen mit Reinigungsschnitt, signifikant zurück, während die Pflanzenzahl auf den normal bewirtschafteten Parzellen anstieg. In Nöchling stieg die mittlere Pflanzenzahl auf allen Varianten, besonders auf den reduziert bewirtschafteten, an. In Molfritz änderte sich der Ampferbesatz kaum. Demnach wurden standörtliche Unterschiede im Effekt einer „reduzierten Bewirtschaftung“ auf den Ampferbesatz festgestellt. Es wird angenommen, dass diese Unterschiede zu einem Teil mit der Bodenbeschaffenheit der Versuchsflächen in Zusammenhang standen. Aus den Analysewerten der Bodenproben wurden jene Parameter herausgefiltert, die mit dem Ampferbesatz der Parzellen eines Standortes am höchsten korrelierten. Am Standort Hohenlehen, der durch einen hohen Dolomitgehalt des Oberbodens gekennzeichnet war, konnte sich der Ampfer auf jenen Flächen am besten entwickeln, auf denen im AB-Horizont (20 – 30 cm) einerseits ein enges Verhältnis zwischen den summierten Werten für Calcium und Magnesium zu Kalium am Kationenaustauscher und andererseits die höchsten Werte für löslichen Stickstoff vorlagen. Beide Parameter ließen darauf schließen, dass der Ampfer an diesem Standort von der ausreichenden Kalium und Stickstoffzufuhr durch die Gülledüngung abhängig war. Dies erklärte auch den Umstand, dass der Ampfer bei reduzierter Bewirtschaftung zurückging. Auf den beiden anderen Standorten, die kalkfrei waren, stand der Kaliumgehalt des Bodens nicht in signifikantem Zusammenhang mit der Ampferdeckung. Auf diesen beiden Standorten war auch kein Rückgang der Ampferdeckung bei reduzierter Bewirtschaftung zu verzeichnen. In den Projektjahren 2004 und 2005 entwickelte sich der Ampferblattkäfer an allen Standorten nur mäßig, die wenigsten Käfer wurden am Standort Molfritz gezählt. Im Projektjahr 2006 konnte sich der Käfer auf den Standorten Hohenlehen und Nöchling massenhaft entwickeln. Mittels der Lufttemperatur und Luftfeuchtemessungen mit Dataloggern konnte ein Zusammenhang der Käferentwicklung mit dem Mikroklima eines Standortes bzw. eines Jahres gemessen werden. Eine zu heiß-trockene Witterung, vor allem im Frühjahr und Frühsommer, scheint die Vermehrung des Käfers zu hemmen. Diese Beobachtung wird durch in der Literatur beschriebene Laborergebnisse gestützt. Die Ergebnisse der Betriebserhebungen ließen ebenfalls tendenziell eine Vorliebe des Käfers für feucht-schattige Stellen erkennen. Auch eine gute Isolation der im Boden überwinternden Käfer durch die dicke, früh einsetzende und lang anhaltende Schneedecke im Winter 2005/2006 dürfte die Entwicklung der Käferpopulation im folgenden Frühjahr 2006 gefördert haben. Die reduzierte, käferschonende Bewirtschaftung von Parzellen hatte vor allem den Effekt, in den ersten beiden Projektjahren mit ungünstiger Witterung eine möglichst hohe Ampferblattkäferpopulation zu erhalten, da diese nicht zusätzlich durch häufigen Schnitt geschwächt wurde. Aufbauend auf diesem Grundstock, vermehrte sich der Käfer im letzten Projektjahr 2006 mit günstiger Witterung massenhaft und breitete sich über die ganze Fläche aus, wo er offensichtlich die Rückschläge durch die Schnittnutzungen kompensieren konnte. In Nöchling und Molfritz sowie an zusätzlichen Standorten in Niederösterreich fanden Ansiedelungsversuche mit adulten Käfern und Larven statt, wobei unterschiedliche Sammelmethoden getestet wurden. Am effizientesten war das Absammeln und Ansiedeln von adulten Käfern im Oktober 2005. Der Käfer überwinterte dann direkt auf den Parzellen und startete seinen Entwicklungszyklus synchron mit der Vegetation. Im Herbst war auch das Risiko am geringsten, Käferweibchen einzusammeln, die ihre Eier bereits abgelegt hatten und somit für eine Populationsgründung wertlos waren. In der gesamten Projektdauer waren die Käferzahlen auf allen drei Standorten in Niederösterreich zu gering, um den Ampfer wirklich zurückdrängen zu können. Auf den Standorten Hohenlehen und Nöchling befanden sich allerdings die Populationen seit Versuchsbeginn durch die käferschonenden Parzellen und die Ansiedelungsversuche im Aufbau. In Oberösterreich wurden an zwei Standorten Tastversuche zur Untersuchung der Auswirkungen von Gülledüngungsmenge und Nutzungshäufigkeit auf den Ampfer angelegt. Das Ziel dieser Untersuchungen war es, abschätzen zu können, ob sich die hohe Ampferdeckung auf Flächen mit einer an den Standort unangepassten, zu intensiven Bewirtschaftung durch eine Rücknahme der Gülledüngungsmenge und/oder Nutzungshäufigkeit verringern lässt. Am Standort Keuschen am Mondsee, der ähnlich wie der Standort Hohenlehen durch einen hohen Kalkgehalt im Oberboden charakterisiert war, zeigten die Ampferpflanzenzahlen der reduziert gedüngten Varianten einen rückläufigen Trend, während die Pflanzenzahl auf den normal bewirtschafteten Parzellen anstieg. Am größtenteils kalkfreien Standort Klaus/Pyhrnbahn stieg die Pflanzenzahl auf allen Bewirtschaftungsvarianten an, ein Effekt der Bewirtschaftung auf den Ampferbesatz war – zumindest in dem relativ kurzen Untersuchungszeitraum von 2,5 Jahren - nicht zu erkennen. Dieses Ergebnis bestätigte die weiter oben beschriebenen Beobachtungen auf den Versuchen in Niederösterreich. Auch die Auswertung der Fragebogen-Rückmeldungen zeigte einen Trend zu höheren Ampferdeckungen bei Gülledüngung. Zusammenfassend ließen die Ergebnisse der Versuche in Niederösterreich und Oberösterreich erkennen, dass die Reduktion der Bewirtschaftungsintensität nur auf den gut mit Dolomit oder Kalk versorgten Standorten zu einem Rückgang der Verunkrautung mit Ampfer führte. Auf den kalkfreien Standorten blieb eine Rücknahme von Düngung und/oder Nutzung wirkungslos bzw. führte sogar zu einem Anstieg der Ampferpflanzenzahl. Eine käferschonende Bewirtschaftung ist notwendig, um den Käfer in Jahren mit ungünstiger Witterung auf einem Populationsniveau zu halten, das hoch genug ist, um in Jahren mit günstigeren Bedingungen die Grundlage für eine Massenvermehrung zu bieten. An schattigen Stellen (z.B. entlang von Waldrändern) ist die Anlage solcher Käferschonflächen am wirkungsvollsten. Ergebnisse aus dem Projekt wurden von Mitarbeitern der Bio Forschung Austria und dem im Projekt mitwirkenden Grünlandberater der BIO ERNTE AUSTRIA - Oberösterreich im Rahmen von Seminaren, Vorträgen, Artikeln und Betriebsbesuchen direkt an Bio-Betriebe weitergegeben. Einzelne Betriebe führen bereits an ihre jeweilige Betriebssituation adaptierte Maßnahmen zur Förderung des Ampferblattkäfers sowie zur Verbesserung der Ampferunterdrückung durch.

Berichtsdateien

Abschlussbericht_1318_Ampfer_Teil_1.pdf

Autor/innen

Patrick Hann, Claus Trska, Bernhard Kromp

Abschlussbericht_1318_Ampfer_Teil_2.pdf