Projekt-83: Einsatz eines automatischen Melksystems unter österreichischen Rahmenbedingungen
Projektleitung
Andrea Römer
Forschungseinrichtung
BMLFUW - Landwirtschaftliche Bundesversuchswirtschaften GmbH
Projektnummer
1206Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Navigation
Allgemeine Projektinformationen
Projektziele
Die im letzten Jahrzehnt entwickelte Technik des Automatischen Melksystems (AMS) soll einer kritischen Überprüfung unter den speziellen österreichischen Bedingungen unterzogen werden, um die Landwirte effizient beraten zu können. Dabei soll ein Vergleich zwischen einem konventionellen Fischgrätenmelkstand, welcher dem letzten Stand der Technik (Nachmelkautomatik, Abnahmeautomatik, Zitzensprühanlage, Milchmengenmessung, Tieraktivitätsmessung) entspricht und einem vollautomatisierten Melksystem (=Melkroboter) sowohl bzgl. des Herdenmanagements (Haltungs- und Fütterungsfragen) und des Qualitätsmanagements (Hygienefragen) als auch bzgl. der betriebswirtschaftlichen Grundlagen für Investitionsentscheidungen der Landwirte erfolgen.
Berichte
Kurzfassung
Die Milchviehhaltung ist durch einen hohen Arbeitsaufwand, und insbesondere durch einen hohen Anteil regelmäßig wiederkehrender, zeitpunktgebundener Tätigkeiten gekennzeichnet, wobei das Melken einen hohen Anteil hat. Dies schränkt die Flexibilität in der Gestaltung des Tagesablaufs der betroffenen Betriebe wesentlich ein und belastet die Lebensqualität. Mit dem Einsatz automatischer Melksysteme wird versucht, dieses Problem zu lösen. Ziel der Automatisierung der Melkvorgänge ist es für die Milchviehbetriebe auch Urlaubszeiten möglich zu machen, da beim automatischen Melken lediglich eine Person für die tägliche Kontrolle benötigt wird.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit den wirtschaftlichen Auswirkungen automatischer Melksysteme, konkret einer Einboxenanlage. Die Investitionskosten (inkl. Mehrwertsteuer) sind mit rund 140.000 € beträchtlich. Im Vergleich zu den konventionellen Melksystemen (z.B. Fischgrätenmelkständen) fallen bei einer Herdengröße von 60 Tieren fast die doppelten Kosten an. Diese Herdengröße ist notwendig, um eine Einboxenanlage auszulasten. Im Jahr 2001 gab es in Österreich insgesamt nur 185 Betriebe mit 50 oder mehr Milchkühen. Über eine Milchquote von mindestens 400.000 kg verfügten gar nur 74 Betriebe.
Der Vorteil der automatischen Melksysteme liegt in der deutlichen Arbeitszeiteinsparung für die Melkarbeit und in der geringeren körperlichen Belastung – bei gleichzeitiger Zunahme der geistigen Tätigkeit – und in der größeren Flexibilität. Mit einer Milchleistungssteigerung lassen sich die Mehrkosten teilweise kompensieren. Dazu ist es notwendig, eine Melkfrequenz über 2,4 Melkungen pro Kuh und Tag zu erreichen.
Nach den Berechnungen können sogar mit einer Milchleistungssteigerung von 1.000 kg pro Kuh und Jahr in einer Herde von 60 Milchkühen die höheren Kapital- und Betriebskosten einer Einboxenanlage nicht aufgefangen werden, obwohl in den beiden Berechnungsvarianten (Quotenzukauf bzw. Anpassung der Herdengröße und Nutzung der freiwerdenden Fläche durch Kalbinnenaufzucht) für das automatische Melksystem relativ günstige Bedingungen zugrunde gelegt wurden (zB 10 Jahre Nutzungsdauer der Anlage, gleiche Milchqualität bei höherer Milchleistung). Erst im Verein mit der Bewertung der Arbeitszeiteinsparung lässt sich die Entscheidung für die Wahl des Melksystems treffen. Nach einer Studie in mehreren EU-Ländern wurden die bisherigen automatischen Melksysteme überwiegend aus sozialen und nicht aus wirtschaftlichen Gründen gekauft.
Die automatischen Melkanlagen stehen in Betrieben mit relativ jungen Betriebsleitern und einem Bestand zwischen 40 und 100 Milchkühen. In Österreich ist nach der Strukturanalyse die Anzahl der Betriebe mit diesen Voraussetzungen gering. Eine optimale Auslastung der Anlagen und ein hoher Wert der Arbeitsstunde sind zwei Grundvoraussetzungen für einen sinnvollen Einsatz dieser Melktechnik.
Berichtsdateien
Autor/innen
Andrea Römer, Gerald Spuller, Josef Huber, Josef Handl, Stefan Steiner, Herbert Leitner, Josef Troxler, Alfred Rammelmeyer, Walter Schneeberger, Michael Omelko, Susanne Waiblinger, D. Lexer, K. Hagen, B. Vosika, J.L. Khol