Die Bewertung von 14 Umweltwirkungen in einem für Österreich repräsentativen Netz an Milchviehbetrieben hat ergeben, dass Milch aus Österreich im Vergleich zur Milch aus anderen Ländern besonders umweltgerecht erzeugt wird. Das globale Ranking wird von Neuseeland, das europäischen von Österreich angeführt. Das Bild zeigt einen der maßgeblichen Gründe: Milchkühe aus Österreich haben geringere Lieferleistungen und erzeugen viel Milch aus dem Wiesenfutter.

© Lauren Mayer, HBLFA Raumberg-Gumpenstein

FarmMilk: Ganzheitliche Ökoeffizienz als Methode zur Unterstützung der Milchwirtschaft

Projektleitung

Thomas Guggenberger

Forschungseinrichtung

LFZ Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

101316

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Schlagwörter (deutsch)

Betriebsmanagement, Kernkompetenzen, Umweltwirkungen, Vermarktung, Beratung

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Integrated eco-efficiency as a method for supporting dairy farming

Abstract (englisch)

The concept of eco-efficiency will support a location-adapted and performance-oriented dairy farming able to minimize its environmental effects.
This approach with the farm-management tool FarmLife was tested in a regional group in the project DAFNE 101152 for the first time. The results clearly show two paths of acting in order to support dairy farming. The first path leads into the internal optimisation of production methods and economic decisions. The second path shows the marketing opportunities that arise of a knowledge-based evaluation of whole production networks. Eco-efficient dairy farming generates its chances from the further development of the partnership between suppliers and dairy. In doing so it widely surpasses the questions of quantity and price.
In the overall approach of eco-efficiency the dairy as processing and marketing expert adopts a partial role in the product design and thus lances better market chances especially for the conventional dairy production.
Within the applied project FarmLife is introduced with all sub-sections (resource, nutrient and pollutant management, economy, animal welfare, and biodiversity) in two independent networks on farm level of the Upper-Styrian dairy and Gmundner Milch.
From the results a sustainable description of all environmental effects and aspects of production is derived. This description forms the basis for the drawing up of long-term production and marketing conceptions by the dairy. This participatory processing is facilitated by external competences.
All partial objectives are aligned to the optimization of farms in terms of eco-efficient agriculture and the rule-based marketing of the results by the dairy.

Projektziele

Die Darstellung der Projektziele ist mit den Erläuterungen im Bereich „Stand des Wissens“ zu kombinieren.

1. Wirksamkeit von Begleitungs- und Differenzierungsstrategien in der Marktwirtschaft: Beide milchverarbeitenden Projektpartner stehen in ihrer betrieblichen Organisation vor einer dreifachen Aufgabe. In die Richtung der bäuerlichen Besitzergemeinschaften garantieren sie die Abnahme der von den Milchviehbetrieben bereitgestellten Rohprodukte nach den jeweiligen Grundregeln des Unternehmens. Diese Maßnahme bietet den Milchbauern selber über weite Strecken eine sorgenfreie Abnahme ihrer Produkte. In die Richtung der Märkte (Marktmengen und Preisgestaltung) tritt die Molkerei als Verkäufer auf. Auf allen Märkten (nationaler Innenhandel und Exportmärkte) stehen die Verkäufer einer ganz geringen Menge an Vertriebsunternehmen gegenüber. Der Verhandlungsspielraum im Verkauf ist dabei direkt proportional zur Differenzierung | Spezialisierung der angebotenen Produkte. Dies betrifft sowohl den Handel mit Rohprodukten als auch die Vermarktung von Endprodukten. Deren Erzeugung ist die dritte Kompetenz der Molkerei.
Beide projektbeteiligten Molkereien haben eine hohe Kompetenz im Umgang mit ihren Mitgliedern, in der Weiterverarbeitung und Veredelung von Rohmilch und in der Vermarktung ihrer Produkte. Eine anteilige Palette von Produkten der Unternehmen findet sich als Eigenmarke im Verkaufsregal, große Rohstoffmengen werden aber auch in die Handelsmarken der Vertreiber umgewandelt. Während für die Eigenmarke eine hohe innere Sicherheit herrscht, sind Molkereien bei Handelsmarken potenziell austauschbar. Diese Austauschbarkeit sinkt mit der Verwendung von Regionsbezeichnungen und dem gesamtheitlichen Qualitätsanspruch an den Rohstoff Milch. Ein Teilziel des beantragten Projektes ist eine umfassende Darstellung von Umweltwirkungen zur Beschreibung einer ganzheitlichen Produktqualität des Rohstoffes Milch für die teilnehmenden Molkereien.
Bedeutend für den erfolgreichen Projektverlauf ist die proaktive Teilnahme der Molkereien auf dem Weg zur Formulierung von unternehmerischen Chancen auf dem Rücken der ökoeffizienten Landwirtschaft. Die auf den bäuerlichen Betrieben eingesetzten Werkzeuge und die Bewertung ganzer Produktionsnetze werden Verbesserungs- und Vermarktungsargumente hervorbringen. Diese werden von der Forschungsseite an das Management der Unternehmen weitergegeben und müssen dort in Strategie und Regeln umgewandelt werden. Ein externer universitärer Partner wird diesen Prozess unterstützen. Ziel ist die In-Wert-Setzung der Ergebnisse aus der Betriebsbewertung für die Geschäftsprozesse der Molkereien.

2. Umweltwirkungen als Grundlage zur Produktbewertung und Produktion: Jeder Produktionsprozess wandelt Inputfaktoren in betriebliche Ergebnisse um. Das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag kann als Effizienz bezeichnet und über seine Verluste stofflich quantifiziert werden. Die hohe Bedeutung von allgemeinen Verlustraten der Landwirtschaft in der gesellschaftlichen Diskussion folgend wurde das Konzept der ökoeffizienten Landwirtschaft so formuliert: „Ökoeffizienz in der Landwirtschaft verpflichtet sich zum standortangepassten und leistungsorientierten Einsatz von Betriebsmitteln mit dem Ziel, Verluste zu reduzieren. Die an den Betrieb angepasste Optimierung muss sowohl ökologischen als auch ökonomischen Erfordernissen Rechnung tragen.“ Die Umweltwirkungen der Landwirtschaft können zum einen die Vorleistungskette von fixen und variablen Betriebsmitteln sowie die am Betrieb entstehenden direkten Emissionen und Wirkungen betreffen. Die Umweltwirkungen der Landwirtschaft werden im beantragten Projekt im Ressourcen-, Nährstoff- und Schadstoffmanagement sowie in den Bereichen Tierwohl und Ökonomie bewertet. Diese Bewertung beruht auf international anerkannten Methoden und benötigt granulare betriebliche Produktionsdaten, die im Projekt von rund 250 Betrieben (Stichprobendefinition aus einem geschichteten Auswahlverfahren) zur Verfügung gestellt werden. Das Ziel der molkereiübergreifenden Bewertung ist die Erstellung eines repräsentativen Datensatzes zur Darstellung der Umweltwirkungen in den betroffenen Regionen.

3. Anwendbarkeit der Umweltbewertung am landwirtschaftlichen Betrieb: Ein anteiliger Aufwand des Gesamtprojektes betrifft die bäuerlichen Betriebe. Diese werden an zwei Arbeitstagen ihre Betriebsdaten in die Erfassungswerkzeuge von FarmLife einpflegen. Der erste Tag wird als Kurstag mit verpflichtender Anwesenheit, der zweite als Heimarbeitstag zur Vervollständigung der Daten aufgeführt. Nach einer umfassenden Datenprüfung werden die Betriebsdaten bewertet und den Betrieben zur innerbetrieblichen Beratung angeboten. Diese Beratung findet wieder an einem verpflichtenden Präsenztag als Kurs statt und führt zur Festlegung von betrieblichen Kernkompetenzen und Entwicklungsstrategien für die einzelnen Betriebe. Das Ziel dieses Teilbereiches ist eine umfassende betriebliche Analyse der Effizienz in allen Managementbereichen.

Aus allen drei Teilbereichen lässt sich folgendes Gesamtziel formulieren: Mit dem Konzept der Ökoeffizienz unterstützen die Antragsteller eine standortangepasste und leistungsorientierte Milchwirtschaft, die ihre Umweltwirkungen reduziert. Im Projekt Dafne 101152 wurde dieser Ansatz mit dem Betriebsmanagement-Tool FarmLife erstmals in einer regionalen Gruppe getestet. Die Ergebnisse zeigen ganz deutlich zwei Handlungspfade zur Unterstützung der Milchwirtschaft. Der erste Pfad führt in die innerbetriebliche Optimierung von Produktionsverfahren und ökonomischen Entscheidungen. Der zweite Pfad zeigt die Vermarktungschancen, die sich aus einer wissensbasierten Bewertung ganzer Produktionsnetze ergeben. Die ökoeffiziente Milchwirtschaft generiert ihre Chancen aus der Weiterentwicklung der Partnerschaft zwischen den Lieferbetrieben und der Molkerei und geht dabei weit über die Fragen von Mengen und Preisen hinaus. Das Projekt nützt den teilnehmenden Betrieben in der Weiterentwicklung der Betriebe und der Molkerei bei der Vermarktung.

Praxisrelevanz

Die österreichische Milchwirtschaft hat einen hohen Exportbedarf, der im letzten Jahrzehnt durch Gentechnik-freie Milch und eine leistungsfähige Bioproduktion ökonomisch gut bewältigt werden konnte. Beide Vermarktungsvorteile verlieren derzeit an Kraft, weil andere europäische Länder in beiden Bereichen langsam nachziehen. Zusätzlicher Druck im Exportgeschehen, aber auch auf den heimischen Märkten entsteht durch die Diskussion um die Haltungsform von Rindern. Wenn die heimischen Mengenmärkte, im Besonderen die konventionelle Milchwirtschaft nicht aktiv werden, ist für diesen Bereich eine noch stärkere Annäherung an das Weltmarktgeschehen schwer zu vermeiden. Das Projekt sucht proaktiv nach komparativen Standortvorteilen die innerhalb der Landwirtschaft zur Betriebsoptimierung und nach Außen zur Vermarktung geeignet sind. Ein möglicher Weg für die konventionelle Landwirtschaft führt dabei in die integrierte Produktion. Inhalte, Form und Umsetzung dieses in anderen Ländern erfolgreichen Konzeptes kann besonders in der Schweiz gut nachvollzogen werden (https://www.ipsuisse.ch). In Arbeitspaket 3 sollen diese Überlegungen in Einklang mit den Teilergebnissen der Betriebe gebracht werden. Entstehende Ergebnisse können der gesamten Milchwirtschaft dienen.

Berichte

Abschlussbericht , 04.12.2023

Kurzfassung

Die Haltung von Rindern, Schafen und Ziegen ist untrennbar mit der Landbedeckung in Österreich verbunden. Der bedeutendste Zweig der Wiederkäuerhaltung ist die Milchproduktion. Milchbauern sind in Molkereien gebündelt. Diese übernehmen nicht nur die Aufgabe der Weiterverarbeitung der Rohmilch, sondern sind zugleich das Bindeglied zwischen Bauernhof und Handel in der Wertschöpfungskette. Im Wettbewerb dieser Kette bestimmt der mögliche Verkaufspreis der Molkerei noch immer ganz maßgeblich die Absatzmenge der Produkte. Seit längerem nehmen parallel zur Mengen-Preis-Beziehung ergänzende Qualitätsaspekte aus dem Bereich der Umweltbewertung zu. Diese Parameter sind für einzelne Bauern oder Unternehmen schwer zu berechnen, weil dafür eine umfassende Ökobilanzierung auf Einzelbetriebsebene zu erstellen ist. Das Projekt FarmMilk löst diese Herausforderung nun für alle österreichischen Molkereien gemeinsam mit folgendem Ansatz: Die Molkereien spannen gemeinsam ein für alle Betriebe repräsentatives Netz an Einzeluntersuchungen auf. Dieses Netz wird wissenschaftlich analysiert um daraus ein Prognosemodell zu erstellen. Dieses nutzt Verwaltungsdaten aus dem INVEKOS um für jeden Milchviehbetrieb in Österreich eine Bewertung vorzunehmen. Aus allen Betrieben wird ein gemeinsames Ergebnis ermittelt und als nationaler Wert veröffentlicht. Individuelle Ergebnisse werden der Molkereien für ihren Argumentationsbedarf zugestellt. Die nationalen Ergebnisse werden mit verfügbarer internationaler Literatur verglichen. Die Bewertung von 14 Umweltwirkungen hat ergeben, dass Milch aus Österreich im Vergleich zur Milch aus anderen Ländern besonders umweltgerecht erzeugt wird. Das globale Ranking wird von Neuseeland, das europäische von Österreich angeführt. Sieben Gründe für das Ergebnis werden dargestellt. Das Ergebnis zeigt den Status quo der Milchproduktion. Um das Ergebnis langfristig zu halten, ist eine Anpassung der Produktionsmethoden, vor allem in der konventionellen Landwirtschaft, notwendig. Mit dem Konzept der Standortgerechten Landwirtschaft wird ein möglicher Weg vorgeschlagen. Der eigenständige Bericht liegt ebenso bei, wie eine kritische Betrachtung der Bewertungsmethode von Treibhausgasen auf der Basis des Global Warming Potential (GWP100). Das Konvolut an Berichten liefert einen analytischen und methodischen Beitrag zur Weiterentwicklung der Milchwirtschaft in Österreich.

Berichtsdateien

HBLFARaumberg_Gumpenstein_Milch_Europameister.pdf

Abstract (deutsch)

Im Forschungsprojekt FarmMilk habe Molkereien aus Österreich gemeinsam mit der Forschungsgruppe Ökoeffizienz der HBLFA Raumberg-Gumpenstein ein repräsentatives Netz von 344 Milchviehbetrieben aufgespannt. Damit steht für Milchviehbetriebe der größte, jemals in Österreich erhobene Datensatz an einzelbetrieblichen Ökobilanzen zur Verfügung. Im Projekt wurden 14 Parameter aus den Bereichen der ressourcenbezogenen, nährstoffbezogenen, klimawirkungsbezogenen und schadstoffbezogenen Umweltwirkungen berechnet. Als Bezugsgröße wurden ein kg FPCM und ein ha verwendet. Zur Berechnung wurde das Betriebsmanagement-Tool FarmLife (HERNDL et al. 2016) genutzt. Dessen Ergebnisse wurden gemäß ISO 14044 (ISO, 2006) ermittelt und dann an die Besonderheiten von IDF 479/2015 (IDF, 2015) angepasst. Aus den Ergebnissen der einzelnen Betriebe wurde nach einer Klassifikation in Standorttypen (Berg, Hügel, Tal) und Lieferleistungsklassen ein umfassendes Prognosemodell bestehend aus 42 linearen Regressionen entwickelt. Dieses Prognosemodell wurde unter Verwendung von INVEKOS-Daten aus dem Jahr 2022 auf alle Milchviehbetriebe in Österreich angewandt. Die Ergebnisse wurden getrennt fur die konventionelle und biologische Milch, aber auch fur die gesamte Milch ausgegeben. Im Mittel aller Milchsorten und Standorttypen wurden für die Produktion von 1 kg FPCM an der Hoftorschwelle folgende Umweltwirkungen berechnet: Nicht erneuerbare Energie 2,2 MJ; Phosphorverbrauche 0,34 g; Landbewirtschaftung 1,4 m²; Blaues Wasser 2,5(+5) Liter; abgeholzter Wald 1,7 cm²; Exergie 34 MJ, Stickstoffeintrag in Wasser 5,0 g Ne; Phosphoreintrag in Wasser 68 mg Pe; Triebhauspotenzial(GWP) 0,99 kg CO2e100; Erwärmungspotenzial (GTP) 0,36 kg CO2e100; Aquatische Ökotoxizitat 13,04 g 1,4-DBE, Terrestrische Ökotoxizitat 0,51 g 1,4-DBE. Die Einordnung der Ergebnisse in eine Sammlung internationalen Studien stellt der Milch aus Österreich eine zwar uber die Parameter schwankendes und von der Milchsorte beeinflusstes aber insgesamt sehr positives Ergebnis aus: Milch aus Österreich ist Europameister der Umweltverträglichkeit!

Abstract (englisch)

In the FarmMilk research project, dairies from Austria, together with the Eco-Efficiency Research Group of the HBLFA Raumberg-Gumpenstein, have established a representative network of 344 dairy farms. This means that the largest data set of individual farm life cycle assessments ever collected in Austria is now available for dairy farms. In the project, 14 parameters from the areas of resource-related, nutrient-related, climate impact-related and pollutant-related environmental impacts were calculated. One kg FPCM and one ha were used as functional unit. The FarmLife farm management tool (HERNDL et al. 2016) was used for the calculation. Its results were determined according to ISO 14044 (ISO, 2006) and then adapted to the specifics of IDF 479/2015 (IDF, 2015). Based on the results of the individual farms, a comprehensive forecast model consisting of 42 linear regressions was developed after classification the base data into location types (mountain, hill, valley) and delivery performance classes. This forecasting model was applied to all dairy farms in Austria using INVEKOS data from 2022. The results are calculated separately for conventional and organic milk, but also for total milk. On average for all milk varieties and site types, the following environmental impacts were calculated for the production of 1 kg of FPCM at the farm gate: Non-renewable energy 2.2 MJ; Phosphorus use 0.34 g; Land use 1.4 m²; Blue water 2.5(+5) liters; Deforested 1.7 cm²; Exergy 34 MJ, Nitrogen input to water 5.0 g Ne; Phosphorus input to water 68 mg Pe; Global Warming Potential(GWP) 0.99 kg CO2e100; Global Temperature Potential (GTP) 0.36 kg CO2e100; Aquatic Ecotoxicity 13.04 g 1,4-DBE, Terrestrial Ecotoxicity 0.51 g 1,4-DBE.The classification of the results in a collection of international studies gives milk from Austria a very positive result overall, although it fluctuates over the parameters and is influenced by the type of milk: Milk from Austria is the most eco-friendly milk in Europe.

Autor/innen

Guggenberger, T., Herndl, M., Fritz, C., Grassauer, F., Terler, G., Zamberger, I., Kandolf, M., Ofner-Schröck, E., Finotti, E., Scherzer, E., Egger, L., Marold, B.

HBLFA_Standortgerechte Landwirtschaft.pdf

Abstract (deutsch)

Das Problem: Das stagnierende Einkommen der Landwirtschaft führt vor allem bei konventionellen Betrieben zu realen Verlusten in der Kaufkraft der bäuerlichen Familien. Selbst eine Produktionsausweitung oder Intensivierung löst das Problem  nicht, sondern verschiebt den kritischen Endpunkt nur um wenige Jahre in die Zukunft. Die Produktionsausweitung, ohnehin nur in den Gunstlagen möglich, führt wegen der steigenden Arbeitsbelastung in die Abhängigkeit der Maschinenindustrie, die

Intensivierung belastet die Beziehung zwischen Natur und Landwirtschaft. Beide Aspekte stehen diametral zu den meisten gesellschaftlichen Megatrends und zuden Herausforderungen des Klimawandels. Biologisch wirtschaftende Betriebe haben sich dem Problemkreis erfolgreich entzogen, konventionellen Betrieben wurde bisher keine geeignete Exit-Strategie angeboten. Ohne Maßnahmen deuten die Fakten absehbar auf den Verlust des produzierenden, konventionellen Familienbetriebes in Österreich hin.

Der Vorschlag: Die konventionelle Landwirtschaft bewegt sich unter Einbindung der gesamten Wertschöpfungskette zurück zu den Wurzeln der guten landwirtschaftlichen Praxis. Diese richtet ihre Leistungsziele nach den Möglichkeiten des Standortes aus und optimiert die Produktion durch die Nutzung der natürlichen Grundlagen. Futtermittel, Dünger und Pflanzenschutzmittel dienen nicht der Leistungssteigerung, sondern folgen den stabilisierenden und schützenden Gedanken einer integrierten Produktion. Zentrale gesellschaftliche Themen erweitern das Handlungsfeld. Das vorliegende Dokument beschreibt 9 Maßnahmen zur Positionierung konventioneller Betriebe in der standortgerechten Landwirtschaft und weiters 5 Maßnahmenpakete zur institutionellen Verankerung, zur Preisbildung und zum Förderungsmodell.

Abstract (englisch)

The problem: The stagnating income in agriculture is leading to real losses in the purchasing power of farming families, especially on conventional farms. Even an expansion or intensification of production does not solve the problem, but only shifts the critical end point a few years into the future. The expansion of production, which is only possible in favorable locations anyway, leads to dependence on the machine industry due to the increasing workload. intensification strains the relationship between nature and agriculture. Both aspects are diametrically opposed to most social megatrends and the challenges of climate change. Organic farms have successfully avoided the problem, while conventional farms have not yet been offered a suitable exit strategy. Without measures, the facts point to the foreseeable loss of the conventional family farm in Austria.

The proposal: Conventional agriculture moves back to the roots of good agricultural practice, involving the entire value chain. This aligns its performance targets with the possibilities of the location and optimizes production by using natural resources. Feedstuffs, fertilizers and pesticides are not used to increase performance, but follow the stabilizing and protective ideas of integrated production. Central social issues expand the field of action. This document describes 9 measures for positioning conventional farms in site-appropriate agriculture and also 5 packages of measures for institutional anchoring, pricing and the support model.

Autor/innen

Guggenberger, T., Fritz, C., Finotti, E., Herndl, M., Ofner-Schröck, E., Terler, G., Steinwidder, A.

HBLFA_Raumberg_Gumpenstein_Langzeitbewertung_Treibhausgase.pdf

Abstract (deutsch)

Gasförmige Emissionen, Veränderungen in der Landnutzung und andere physikalische Effekte führen dazu, dass sich die Energiebilanz der globalen Atmosphäre (Strahlungsantrieb, Radiativ Forcing RF) seit 1750 effektiv um +2,72 W/m-2 verändert hat. In der vorgelegten Arbeit wird dieser globale Wert für Österreich im Zeitraum 1770 bis 2100 bewertet. RF erreicht am ersten festgelegten Beobachtungszeitpunkt im 1890 einem Wert von 0,68 mW/m-2. Bis 1990 steigt dieser Wert um das 6,5-fache auf 4,44 mW/m-2 an. Obwohl ab diesem Zeitpunkt bereits eine breite Öffentlichkeit von der Klimaerwärmung informiert ist, kann ein weiterer Anstieg bis 2018 auf 6,51 mW/m-2 nicht verhindert werden. Das ist das 9,6-fache des Ausgangsjahres. Selbst definierte Szenarien gehen davon aus, dass selbst bei einem ambitionierten Rückgang der Emissionen (z.B. -2 % CO₂, 1,75 % N2O und 0,75 % CH4 pro Jahr bis 2060) zumindest ein Wert von 7,77 mWm-2 erreicht wird. Das ist dann bereits das 11,4-fache des Ausgangswertes.

Die Gesamtwirkung kann in die Wirkungsanteile einzelner Treibhausgase zerlegt werden. CO2 erreicht an den Zeitpunkten 1890/1990/2018/2060 die Werte 0,19/3,44/5,56/7,01 mWm-2. N2O wurde mit den Werten 0,20/0,41/0,48/0,48 mWm-2 notiert. Für CH4 ergeben sich in der Zeitreihe 0,29/0,59/0,47/0,28 mWm-2. Die Verläufe der RF-Zeitreihen der THG unterscheiden sich in ihrer Dynamik deutlich. THG-Emissionen die im Kontext biogener Prozesse entstehen (N2O und CH4) sind an ihre Produktionsformen gebunden. Eine an den Standort angepasste Landwirtschaft bzw. biogene Müllwirtschaft in Österreich kann die Basiswerte für RF beliebig lange bei etwa 0,7 mWm-2 konstant halten. Dieser Zielwert wird im Jahr 2018 in Österreich um 0,26 mWm-2 überschritten. Das sind 4 % der Gesamtwirkung. CO2 kann nur mit großer Mühe konstant gehalten werden, weil seine infinite Abbaudynamik schon bei sehr niedrigen Emissionsmengen zu einem stetigen Anstieg von RF führt. Die Emissionsmengen pro Jahr entscheiden dabei nicht über die Entwicklungsrichtung, sondern nur über die Geschwindigkeit des Anstieges.

Abstract (englisch)

Gaseous emissions, changes in land use and other physical effects mean that the energy balance of the global atmosphere (radiative forcing RF) has effectively changed by +2.72 W/m-2 since 1750. In this paper, this global value is evaluated for Austria in the period from 1770 to 2100. RF reaches a value of 0.68 mW/m-2 at the first fixed observation point in 1890. By 1990, this value increases 6.5-fold to 4.44 mW/m-2. Although the general public is already aware of global warming from this point onwards, a further increase to 6.51 mW/m-2 by 2018 cannot be prevented. This is 9.6 times the level of the starting year.  Scenarios assume that even with an ambitious reduction in emissions (e.g. -2 % CO₂, 1.75 % N2O and 0.75 % CH4 per year by 2060), a value of at least 7.77 mWm-2 will be reached. This is already 11.4 times the initial value.

The overall impact can be broken down into the impact shares of individual greenhouse gases. CO2 reaches the values 0.19/3.44/5.56/7.01 mWm-2 at the points in time 1890/1990/2018/2060. N2O was recorded with the values 0.20/0.41/0.48/0.48 mWm-2. For CH4, the time series shows 0.29/0.59/0.47/0.28 mWm-2. The courses of the RF time series of GHGs differ significantly in their dynamics. GHG emissions that arise in the context of biogenic processes (N2O and CH4) are linked to their forms of production. Agriculture and biogenic waste management adapted to the location in Austria can keep the base values for RF constant at around 0.7 mWm-2 for any length of time. This target value will be exceeded by 0.26 mWm-2 in Austria in 2018. That is 4% of the total effect. CO2 can only be kept constant with great difficulty because its infinite degradation dynamics lead to a steady increase in RF even at very low emission levels. The amount of emissions per year does not determine the direction of development, but only the speed of the increase.

Autor/innen

Guggenberger, T.; Terler, G.; Herndl, M.; Fritz, C. und Grassauer, F.