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diacont: Alternative biologische Methoden zum Schutz des Maises vor dem Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera)
Projektleitung
Katharina Wechselberger
Forschungseinrichtung
AGES
Projektnummer
101111Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft| Amt der Burgenländischen Landesregierung| Amt der Kärntner Landesregierung| Amt der Niederösterreichischen Landesregierung| Amt der Oberösterreichischen Landesregierung| Amt der Salzburger Landesregierung| Amt der Steiermärkischen Landesregierung| Amt der Tiroler Landesregierung| Amt der Vorarlberger Landesregierung| Amt der Wiener Landesregierung| Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus
Allgemeine Projektinformationen
Abstract (deutsch)
Schlagwörter (deutsch)
Mais, Zea mays, Maiswurzelbohrer, Diabrotica virgifera, Heterorhabditis bacteriophora, Metarhizium brunneum, Lecanicillium lecanii, Stenotrophomonas rhizophila, Biologische Bekämpfung, Stressschutz
Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)
Titel (englisch)
Alternative methods of protection of maize from Western Corn Rootworm (diabrotica virgifera virgifera)
Abstract (englisch)
Projektziele
Der insektenpathogene Pilz Metarhizium brunneum ist aufgrund seiner physiologischen Charakteristik zur Biologischen Bekämpfung sehr gut geeignet. Bei seiner präventiven Anwendung im Präparat GranMet gilt es, die gute Wirksamkeit in Laborversuchen auch im Freiland zu bestätigen. Mit einem mehrjährigen Monitoring soll abgesichert werden, dass die Diabrotica-Population in den Behandlungsflächen unter der wirtschaftlichen Schadschwelle gehalten werden kann. Sollte sich erhärten, dass M. brunneum tatsächlich Populationsregulierend auf den Maiswurzelbohrer wirkt, dürfte es keine Schwierigkeit sein, auf Grundlage der EU-Verordnung (1107/2009), in naher Zukunft ein registriertes Metarhizium-Präparat auf den Markt zu bringen.
Beim Einsatz von Mitteln auf Basis von Lecanicillium lecanii gegen oberirdisch lebende Gewächshausschädlinge stand bisher ausschließlich die Wirksamkeit von Sporensuspensionen im Vordergrund. Im Ökosystem Boden herrschen jedoch völlig andere Verhältnisse. Da die Verlagerung der Lecanicillium-Sporen im Boden als gering eingeschätzt wird und auch die Eier unbeweglich sind, sehen wir die Möglichkeit einer massenhaften Infektion von Diabrotica Eiern durch Pilzsporen als unwahrscheinlich an. Als wahrscheinlicher erscheint uns eine Infektion durch aktives Hyphenwachstum des Pilzes. In der Diabrotica-Zucht jedenfalls wird Lecanicillium lecanii häufig als begrenzender Faktor beobachtet und führt dann zu starker Verpilzung der Eier. Wichtige ökologische Fragen, die vor einem Praxiseinsatz im Boden zu klären sind, ist die Temperaturcharakteristik des Pilzes, der Infektionsmechanismus an Diabroticaeiern, sowie die Optimierung der Ausbringung (Sporensuspension oder Pilzgerste) und dessen zeitliche Festlegung. Ein verbessertes ökologisches Verständnis der Wirkungsweise dieses Pilzes geht über seinen Einsatz gegen Diabrotica hinaus und könnte helfen, Anwendungen des Pilzes bei der Bekämpfung weiterer problematischer Bodenschädlinge zu finden.
Die Untersuchung einer Anwendung des Stressschutzbakteriums Stenotrophomonas rhizophila beim Mais als Inkrustierungsmittel soll zeigen, ob Maispflanzen, welche mit dem Maiswurzelbohrer befallen sind, besser mit dieser Schädigung zurechtkommen als ohne Bakterienschutz. Darüber hinaus kann die Analyse dieser Schutzwirkung neue Impulse für weitere Entwicklungen liefern, so wurde beispielsweise eine nematizide Wirkung für die nahverwandte Spezies Stenotrophomonas maltophilia gezeigt. Zudem beschleunigt SPA69 den Saataufgang sowie die Jungpflanzenentwicklung und verstärkt die Wurzelbildung, was zu einer robustere Konstitution der Pflanze führt. Eine Pflanze mit einem früher und besser ausgebildeten Wurzelsystem wäre nachhaltig in der Lage, Schädigungen durch Larvenfraß zu kompensieren. Zum anderen bewirkt S. rhizophila SPA69 eine Veränderung des Wurzel-assoziierten bakteriellen und pilzlichen Mikrobioms, in Folge dessen natürliche Antagonisten des Maiswurzelbohrers angereichert werden könnten und so der Befall reduziert wird. Es ist zu erwarten, dass die Behandlung des Saatguts mit SPA69 den Maiswurzelbohrer-Befall bzw. die Ausprägung der Symptome reduzieren kann. Sowohl die Verbesserung der Toleranz der Maispflanze als auch die Verminderung der Schädlingspopulation in unmittelbarer Wurzelnähe würden völlig neue Wege der Kontrolle des Maiswurzelbohrers darstellen, die in Kombination mit den im Projekt angewendeten insektenpathogenen Organismen eine vielversprechende Strategie wären.
Der Idealfall wäre erreicht, falls es durch prophylaktische jährliche Anwendung geringer kombinierter Mengen verschiedener Gegenspieler gelänge, das Ökosystem Maisacker so zu stabilisieren, dass es zu einer Selbstregulation des Maiswurzelbohrers käme. Grundsätzlich ist das System Maiswurzelbohrer/Mais dazu gut geeignet, da Maispflanzen eine gewisse Toleranz gegenüber diesem Schadorganismus zeigen und geringe bis mittlere Larvenmengen gut ertragen können. Dass dies kein reines Wunschdenken ist, zeigt das Beispiel einzelner Maisäcker in Befallsgebieten, wo sich nach bisherigen Beobachtungen kein Maiswurzelbohrer etablieren konnte.
Praxisrelevanz
Als wichtigste Maßnahme gegen den Käfer wird gemeinhin eine geeignete Fruchtfolge angesehen. In mehreren Fruchtfolgeverordnungen wird vorgeschrieben, dass Mais nur mehr drei Mal in vier Jahren angebaut werden darf. Allerdings sind die Käfer sehr anpassungsfähig und reagieren flexibel auf verschiedenste Bekämpfungsmethoden: so haben sie sich z.B. an die in den USA praktizierte Mais-Soja Fruchtfolge angepasst und legen ihre Eier in solchen Gebieten nunmehr hauptsächlich an Sojapflanzen ab. Von den bislang verwendeten chemischen Pflanzenschutzmitteln zur Larvenbekämpfung (Poncho, Poncho pro, Force, Belem) dürfen die drei erstgenannten wegen Bedenken bezüglich ihrer Umwelttoxizität nicht mehr verwendet werden - beim derzeit zugelassenen Mittel Belem erscheint die Ausbildung von Resistenz gegenüber dem Wirkstoff Cypermethrin nur eine Frage der Zeit zu sein.
Die genauere Erforschung von Möglichkeiten der biologischen Schädlingsbekämpfung für Diabrotica virgifera bzw. des Schutzes der Maiswurzeln vor Larvenfraß soll dazu beitragen, der Landwirtschaft ein breiteres Instrumentarium zur Verfügung zu stellen, welches mehrere alternative biologische Bekämpfungsmethoden umfasst, die im Bedarfsfalle einsetzbar wären. Die Fokussierung der Bekämpfung auf nur eine Methode ist besonders gegenüber dem Maiswurzelbohrer ein riskantes Unterfangen, da dieser flexibel reagiert und dazu neigt, Resistenzen gegen Wirkstoffe und Methoden auszubilden. Darüber hinaus stellen die im Projekt zu erforschenden natürlichen Antagonisten und Methoden wichtige elementare Bausteine dar, die auch bei weiteren Problemschädlingen in Zukunft zur Anwendung gelangen könnten.
Berichte
Kurzfassung
Berichtsdateien
Autor/innen
Katharina Wechselberger, Hermann Strasser, Michaela Stolz, Henry Müller, Anna Moyses, Andreas Kahrer
Autor/innen
Katharina Wechselberger, Hermann Strasser, Michaela Stolz, Henry Müller, Anna Moyses, Andreas Kahrer