Der Rübenderbrüssler Asproparthenis punctiventris

© Lina Weissengruber

Untersuchungen zur chemischen Ökologie und Wirtspflanzenselektion des Rübenderbrüsslers Asproparthenis punctiventris

Seit 2017 verursacht das Massenauftreten von Asproparthenis punctiventris Germar (Coleoptera: Curculionidae), dem Rübenderbrüssler, enorme Schäden im Zuckerrübenanbau in Ostösterreich. Durch den Klimawandel vermehrt auftretende warme und trockene Witterungsphasen im Frühjahr begünstigen die Entwicklung des Schädlings. Die nun abgeschlossenen Untersuchungen zeigen Ansätze zur Reduktion der Rübenderbrüssler-Gesamtpopulation in Zuckerrübenanbaugebieten auf. In Laborversuchen unter kontrollierten Bedingungen konnten offene Fragen zum Nahrungsspektrum des Rübenderbrüsslers geklärt werden. Seine bevorzugten Nahrungspflanzen finden sich in der Pflanzenfamilie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Im Vergleich zu Zuckerrübe (Beta vulgaris L. subsp. vulgaris Altissima Gruppe) und ihren nahen Verwandten werden Melde-Arten (Atriplex hortensis L., A. patula L.) von den Käfern beider Geschlechter um etwa ein Drittel weniger befressen. Auch häufige Beikräuter wie der Weiße Gänsefuß (Chenopodium album L.) und der Rauhaarige Amarant (Amaranthus retroflexus L.) dienen in geringerem Ausmaß dem Schädling als Nahrungsquelle und sollten bei der Beikrautbekämpfung besonders berücksichtigt werden. Körneramarant (Amaranthus hypochondriacus L.) und Quinoa (C. quinoa L.) sind ebenfalls Nahrungspflanzen mit Potenzial, zum Erhalt der Schädlingspopulation außerhalb der Zuckerrübenfelder beizutragen. Ein Vergleich ergab erstmals, dass Rübenderbrüssler-Weibchen in der Zeit der Eiablage mehr Blattmasse fressen als während des Reifungsfraßes. Versuche mit eingetopften Pflanzen zeigten, dass sich die Larven des Rübenderbrüsslers nicht nur an Zuckerrübe, sondern auch an anderen Fuchsschwanzgewächsen entwickeln können. Beikräuter und andere Pflanzen aus der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae) wie z.B. Buchweizen (Fagopyrum esculentum M.) zählen dagegen nicht zu den Nahrungspflanzen von A. punctiventris. Anders als in der Literatur dargestellt werden auch Mais (Zea mays L.), Sonnenblume (Helianthus annuus L.) und Salat (Lactuca sativa L.) kaum bzw. nicht gefressen. Der Rübenderbrüssler lokalisiert seine Nahrungspflanzen anhand der Duftbouquets ihrer Blätter, und dies gilt für beide Geschlechter sowohl während des Reifungsfraßes als auch in der Zeit der Eiablage. Dabei ist nach derzeitigem Kenntnisstand nur der Pflanzenduft in seiner Gesamtheit für die Wirtspflanzenfindung ausschlaggebend: Es konnten keine einzelnen volatilen (Haupt-) Komponenten mit geruchlicher Lockwirkung auf den Käfer identifiziert werden. Laborversuche zeigten das Potenzial deterrenter, i.e. fraßabweisender Pflanzeninhaltsstoffe, mineralischer Stoffe und Substanzen organischen Ursprungs, die Fraßaktivität des Schädlings an jungen Zuckerrübenpflanzen deutlich zu verringern. Eine Schädlingsmanagementstrategie, die sich z. B. auf Massenfang mit Lockstofffallen in Kombination mit Deterrent-Einsatz stützt, könnte in Jahren mit moderaten Befallszahlen effizient genug sein, um Schäden durch den Rübenderbrüssler zu vermeiden.

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