© Eduard Zentner
Saubere Luft in der Tierproduktion (Mitarbeit in Projekt aus EIP-AGRI)
Im Rahmen eines EIP-AGRI Projektes wurde über mehr als zwei Jahre und unter Einbeziehung mehrerer Fachbereiche und Institutionen, ein neuer Ansatz zur Haltung von Mastschweinen auf eine multiple Anzahl an Fragestellungen entwickelt und untersucht. Die Bezeichnung EIP steht für European Innovation Partnership und bietet innerhalb der Vorgaben die Möglichkeit, sowohl die landwirtschaftliche Praxis, sowie Firmen die im Bereich der Landwirtschaft tätig sind, als auch wissenschaftliche Organisationen in einem praxisorientierten Projekt zu vereinen. Bei dem neu konzipierten Haltungssystem für Mastschweine handelt es sich allerdings um kein System, welches zu Forschungszwecken konzipiert und errichtet wurde, sondern um einen Maststall, welcher unter absoluten Praxisbedingungen von einem landwirtschaftlichen Betrieb errichtet und betrieben wird. Es wurde in der Planung und Umsetzung darauf Bedacht genommen, dass im laufenden Betrieb keine wesentlichen Nachteile in der Bewirtschaftung entstehen, die letztlich auch in finanzieller und wirtschaftlicher Hinsicht eine Gefährdung der Eigentümer bedeuten würde. Es steht für dieses neue System aber trotzdem außer Zweifel, dass es alles an Innovation beinhaltet, was derzeit technisch verfügbar erscheint. Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung generell und die Schweinehaltung im Besonderen geraten zunehmend in den Fokus des gesellschaftlichen beziehungsweise öffentlichen Interesses. Sie findet sich in einem Spannungsfeld aus Umweltschutz, Anrainerproblematik, Wirtschaftlichkeit und Tierwohldiskussion wieder. Die derzeit größte Problematik im ländlichen Raum besteht im schwelenden Konflikt zwischen tierhaltenden Betrieben und AnrainerInnen in den Siedlungsgebieten. Die Befürchtung, dass eine ständige Geruchsbelästigung die Wohn- und Erholungsfunktion im Siedlungsgebiet beeinträchtigt, veranlasst AnrainerInnen gegen Tierhaltungsbetriebe aufzutreten. Bei Stallneubauten tritt dieser Konflikt mitunter so massiv auf, dass behördliche Genehmigungsverfahren durchaus mehrere Jahre andauern können und letztlich häufig auch negativ beurteilt werden. Diese Problematik betrifft mittlerweile Schweinemastbetriebe im gesamten Bundesgebiet und beinhaltet durchaus auch eine europaweite Dimension. Die derzeit vorherrschende Situation führt zu einem massiven Einbruch hinsichtlich der Anzahl der TierhalterInnen und vor allem auch der Nutztiere und hat das Potenzial in naher Zukunft durchaus die österreichische Eigenversorgung in diesem Bereich zu gefährden. Es braucht zukunftsfähige Lösungen, welche multifaktorielle Ansätze und Problemlösungen beinhalten. Im konkreten Fall gab es in den Jahren 2016 und 2017 zahlreiche Projektbesprechungen und wurde der zu untersuchende Tierwohlstall schließlich zu Beginn des Jahres 2018 erstmals baubehördlich abgehandelt. In weiterer Folge wurde das Bauvorhaben von Anrainern und NGO‘s mehrfach beeinsprucht, auch mit dem Slogan, man brauche in Österreich keine Nutztierhaltung, drohte das EIP Projekt am Behördenverfahren zu scheitern. Nach zwei Jahren wurde höchstgerichtlich zugunsten des Vorhabens entschieden und mit dem Bau begonnen. Im Herbst des Jahres 2020 wurde der Tierwohlstall schließlich in Betrieb genommen und mit den umfassenden Untersuchungen begonnen. Der Endbericht beinhaltet insgesamt 9 Teilberichte. Ergebnisse bei mehr Tierwohl — auszugsweise: Die Geruchs- und Ammoniakemissionen werden um mehr als 80% gegenüber konventionellen Stallsystemen reduziert. Die Feinstaubemissionen aus der Stroheinstreu werden um mehr als 80% reduziert. Der Energieaufwand für die Lüftungsanlage wird auf ein Fünftel reduziert. Die Lärmemissionen, insbesondere aus der Lüftungsanlage, sind nachhaltig verringert.