Das Projekte beschäftigte sich mit den tierischen Leistungen von Holstein Friesian Maststieren im Vergleich zu Fleckvieh bei 2 Grundfutterrationen und 2 Kraftfutterniveaus. Das vorliegende Projekt war Teil eines großen Forschungsprojekts zur “Gesamteffizienz des Produktionssystems Rind - Milch und Mast“.

© Roland Kitzer

Milchbetonte Rindertypen in der Stiermast – Leistungsvermögen, Fleischqualität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit von 3 Holstein Friesian‐Genotypen und Fleckvieh

Holstein Friesian, eine stark milchbetonte Rasse, kommt in Österreich in der Kälbermast zum Einsatz. In der Stiermast, ebenso wie in der Ochsen- und Kalbinnenmast, findet man bei uns Holstein – wenn überhaupt – nur in Kreuzung mit Fleischrassen. Das kommt daher, dass Milchrassen langsamer zunehmen als die Zweinutzungsrasse Fleckvieh, die Schlachtkörper weniger fleischig sind und die Futterverwertung pro Kilo Fleisch schlechter ist. Zwei wichtige Maßnahmen zur “Verhinderung“ reinrassiger Milchrasse-Stierkälber sind:

  1. die Belegung von Kühen, deren Nachkommen nicht für die Nachzucht vorgesehen sind, mit Fleischrassen und
  2. die Verwendung von gesextem Sperma.

Exporte von Milchrassekälbern ins Ausland sind in Medien und Gesellschaft stark präsent und stehen oft in Kritik. Laut Rinderzucht Austria (2022) werden rund 5 % (ca. 40.000 Stück) der österreichischen Kälber zur Mast ins Ausland exportiert. Wenn wir über eine nachhaltige, ganzheitliche und tierethische Landwirtschaft sprechen, sollten wir auch wieder einmal einen wissenschaftlichen Blick auf Milchproduktion und Mast werfen.  Das vorliegende Projekt war Teil eines großen Forschungsprojekts zur “Gesamteffizienz des Produktionssystems Rind“. Neben einem Milchkuhversuch führten wir einen Stiermastversuch mit Fleckvieh (FV) und 3 Holstein-(HO)-Genotypen durch. Die Stiere wurden mit 2 verschiedenen Grundfutterrationen (100 % Maissilage vs. 1/3 Maissilage und 2/3 Grassilage) und 2 Kraftfutterniveaus (20 bzw. 40 %) gemästet. Die Mastendgewichte der Stiere wurden von den Milchkuhgewichten abgeleitet und lagen für FV bei 720 kg und für die HO-Genotypen bei 660 (Holstein_Hochleistung (HO_HL) bzw. 600 kg. 


HO_Hochleistung (HO_HL)-Stiere, das ist jener HO-Genotyp, der auf unseren Milchviehbetrieben häufig eingesetzt wird, hatten 200 g niedrigere Tageszunahmen als FV und die Ausschlachtung der Schlachtkörper war um 3 %-Punkte niedriger. In der Fettklasse lagen sie mit durchschnittlich 2,5 Punkten gleich wie FV. Allerdings zeigte die 5-teilige EUROP-Fleischklasse erhebliche Unterschiede: Alle FV-Stiere erreichten Fleischklasse U, während HO_HL nur Fleischklasse O erreichte. Der Anteil wertvoller Teilstücke (Englischer und Schlögel) bezogen auf das Schlachtkörpergewicht war bei HO_HL etwas höher. Schaut man sich aber nur den Anteil des Englischen (Rostbraten und Beiried) an, so schnitt HO_HL signifikant schlechter ab. HO-Stiere hatten eine etwas geringere Futteraufnahme. Der Futteraufwand pro kg Gewichtszuwachs war allerdings bei HO um rund 15 % höher. Die Fleischqualität (intramuskuläres Fett, Zartheit,…) war bei HO etwas besser als bei FV. Insbesondere die beiden HO-Genotypen HO_Lebensleistung und HO_Neuseeland schnitten in der Fleischqualität deutlich besser als FV ab. Die Ration aus 1/3 Maissilage (MS) und 2/3 Grassilage (GS) resultierte im Vergleich zur 100 % MS-Ration in rund 80 g niedrigeren Tageszunahmen bei höherer Futteraufnahme und ca. 0,9 Monaten höherem Schlachtalter. Dadurch schnitt die GS/MS-Ration auch im Futteraufwand signifikant schlechter ab. Auf die Schlachtleistung hatte die Grundfutterart keinen Effekt. Fleisch der GS/MS-Ration hatte eine gelbere Fettfarbe, geringere Grillsaftverluste sowie höhere Omega-3-Gehalte.

40 statt 20 % Kraftfutter (KF) in der Ration erhöhten Futter- und Nährstoffaufnahme sowie Tageszunahmen signifikant und das Zielmastendgewicht wurde 50 Tage früher erreicht. Auf den Futteraufwand pro kg Zuwachs hatte der KF-Anteil keinen Effekt, wohl aber auf den Futteraufwand pro kg Lebendgewicht. Das KF-Niveau beeinflusste Nierenfettanteil und Rückenfettdicke signifikant, hatte aber auf alle anderen Schlachtleistungs-Merkmale keinen signifikanten Effekt. Bis auf die Fettsäuren, die bei niedrigerem KF-Anteil teilweise günstiger waren, hatte die KF-Gruppe auch keinen Effekt auf die innere Fleischqualität.

Die Versuchsergebnisse wurden für eine Wirtschaftlichkeits-Berechnung in den Online Deckungsbeitragsrechner der BAB (https://idb.agrarforschung.at) eingegeben. Mit den dort hinterlegten Preisen für Kälber (eigene Erzeugung) und Jungstier-Schlachtkörper ist HO_HL mit FV nicht konkurrenzfähig. Der Deckungsbeitrag liegt für HO_HL-Stiere pro Mastplatz um 120 € niedriger als für FV. Die deutlich günstigeren Kälberpreise für HO reichen demnach nicht aus, um mit FV-Stieren mithalten zu können. Hier ein zusätzliches Rechenbeispiel: Würde man die HO_HL-Stiere um 25 kg Schlachtkörpergewicht schwerer machen und einen Zuschlag von 20 Cent für “Wir mästen alle Milchrassekälber in Österreich“ bezahlen, so hätten HO_HL und FV ähnliche Deckungsbeiträge. Wenn man für FV-Kälber die im Online-Rechner hinterlegten Preise für Zukaufskälber (5-Jahresdurchschnitt: 4,44 € netto) einsetzt und für HO_HL die Kälberpreise aus eigener Erzeugung (5-Jahres Durchschnitt: 1,21 € netto), so wäre HO_HL mit 35 € geringerem Deckungsbeitrag mit FV annähernd konkurrenzfähig.

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