Mahd von Grünland in einer mit Hecken und Sträuchern vielfältig strukturierten Landschaft

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Grünlandböden in Österreich - Einfluss der Bewirtschaftung auf Kohlenstoffvorrat und weitere Bodenparameter

Grünlandböden können große Mengen an organischem Kohlenstoff speichern, denn durch den ganzjährigen Pflanzenbewuchs gibt es kaum Bodenverlust durch Wasser- und Winderosion und daher einen kontinuierlichen Kohlenstoff-Eintrag über die Pflanzen und die Wirtschaftsdünger ohne humusabbauende Mineralisierungsschübe durch Bodenbearbeitungen. Durch die Grünlandnutzung wird die Grundfutter- und Eiweißversorgung von Wiederkäuern, v.a. von Milchkühen in hohem Ausmaß bereit gestellt und zugleich das typische, offene und vielfältige Landschaftsbild gewährleistet, in dem günstige Bedingungen für die Biodiversität gegeben sind. Die Ergebnisse der Grünland-Dauerversuchsflächen der HBLFA Raumberg-Gumpenstein zeigen, dass bei Wirtschaftsdüngerausbringung, die im Rahmen der auf den Ertrag und die Schnittfrequenz bezogenen Düngungsempfehlungen liegt, mit Stallmist der Corg-Vorrat im Feinboden im Durchschnitt um 7 % im Vergleich zur Güllebehandlung erhöht wird. Die statistischen Analysen der Daten der Dauerversuchsflächen zeigen weiters, dass, wenn der der N-Eintrag über Wirtschaftsdünger erfolgt, die Corg-Vorräte trotz höherer Schnittfrequenz in der Bodenschicht 0-10 cm stabil bleiben. Der Wirtschaftsdünger, im besten Fall Stallmist, sollte daher möglichst bedarfsgerecht wieder auf die Grünlandböden ausgebracht werden, um die Kohlenstoffvorräte langfristig zu erhalten. Behandlungen mit ausschließlich Mineraldüngern führen zu niedrigeren Corg-Vorräten, auch im Vergleich zu ungedüngten Varianten.

Die Ergebnisse der Datenauswertung von Bodenparametern von bewirtschafteten Grünlandflächen zeigen, dass bei standortangepasster Bewirtschaftungsintensität mit bis zu 6 Schnitten für das Alpenvorland in OÖ keine negativen Effekte hinsichtlich der Corg-Speicherung im Oberboden auftreten. Der Anteil der 5- und 6fachen Nutzung liegt dort bei 26 % und 3 %, in den Voralpen und im Mühlviertel sind diese Anteile mit 10 % und 3 % für 5-Schnittwiesen niedriger. Die Bewirtschaftungsform und –intensität spiegelt sich dabei nur in geringem Ausmaß in den Bodenparametern wider: Ein höherer Tierbestand geht mit höheren Nährstoffgehalten und pH-Werten einher. Bei höherem Tierbestand werden entsprechend mehr Nährstoffe rückgeführt, Auswirkungen auf den Corg-Pool sind nicht gegeben. Das bodenbildende Ausgangssubstrat in den Regionen beeinflusst den verfügbaren Kaliumgehalt wesentlich stärker, als unterschiedliche Intensitäten und Formen der Bewirtschaftung, mit höheren Gehalten im Kristallin des Mühlviertels als in den Kalkalpen. Auch beim Säuregrad ist dieser Zusammenhang mit dem bodenbildenden Ausgangssubstrat nachweisbar, mit einem höheren Anteil saurer Standorte im Mühlviertel im Gegensatz zu den Voralpen, die überwiegend in den Nördlichen Kalkalpen liegen. Die Humusgehalte können durch unterschiedliche Bewirtschaftung und kulturtechnische Maßnahmen nur langfristig innerhalb verhältnismäßig enger Grenzen verändert werden.

Die klimatische Situation der Standorte, insbesondere die Höhe des Jahresniederschlags und die klimatische Wasserbilanz wirken auf den Corg-Umsatz und somit auf den standörtlichen Corg-Vorrat in den obersten Bodenschichten: Höhere Niederschläge und eine hohe positive Wasserbilanz stehen mit höheren Humusgehalten und Corg-Vorräten in einem positiven Zusammenhang. Die höheren Humusgehalte in den Voralpen können damit zum Teil erklärt werden.

Die vorliegenden Befunde erlauben insgesamt noch keine österreichweite Abschätzung der Veränderungen der Bodenkohlenstoff-Vorräte im Grünland in der Treibhausgas (THG)-Inventur: Zum einen wurden signifikante Zunahmen der Bodenkohlenstoff-Vorräte auf den untersuchten Praxis-Flächen nachgewiesen, demgegenüber stehen Abnahmen von Festmist-Düngungen in Österreich in den letzten Jahren, die für sich betrachtet eigentlich eine Tendenz zur Abnahme der Bodenkohlenstoff-Vorräte im Grünland in den letzten Jahren erwarten ließen. Aufgrund dieser gegensätzlichen Befunde und der noch unbekannten Ursachen für die festgestellten Bodenkohlenstoff-Zunahmen im Grünland wird vorläufig und künftig in der THG-Inventur begründet weder eine Zunahme noch eine Abnahme der Bodenkohlenstoff-Vorräte im Grünland berichtet werden.

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