Stiermastversuch mit Brown Swiss im Vergleich zu Fleckvieh

© Margit Velik

Braunvieh in der Stiermast – Leistungsvermögen, Fleischqualität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit

Brown Swiss (BS) ist eine milchbetonte Rinderrasse und in Österreich mit knapp 6 % die dritthäufigste Rasse nach Fleckvieh (75 % aller Rinder) und Holstein Friesian. In der Stiermast, aber auch in der Ochsen- und Kalbinnenmast, findet man BS eher selten, und wenn, dann häufig in Kreuzung mit Fleischrassen. Zwei wichtige Maßnahmen zur “Verhinderung“ reinrassiger Milchrasse-Stierkälber sind (1) die Belegung von Kühen, deren Nachkommen nicht für die Nachzucht vorgesehen sind, mit Fleischrassen und (2) die Verwendung von gesextem Sperma. Auch die Verlängerung der Zwischenkalbezeit auf Milchviehbetrieben wird diskutiert, damit weniger männliche Milchrasse-Kälber geboren werden. Auch die Kälbermast stellt einen Absetzkanal für männliche Milchrasse-Kälber dar.


Exporte von Milchrassekälbern ins Ausland sind in Medien und Gesellschaft stark präsent und stehen oft in der Kritik. Laut Rinderzucht Austria (2022) werden rund 5 % (knapp 40.000 Stück) der österreichischen Kälber zur Mast ins Ausland exportiert. Wenn wir über eine nachhaltige, ganzheitliche und tierethische Landwirtschaft sprechen, sollten wir auch einen Blick auf die Mast von Milchrassen werfen. Zur Mast von Milchrassen (Brown Swiss, Holstein Friesian) im Vergleich zu FV gibt es wenig (aktuelle) Literatur. Aus der bekannten Literatur und aus Praxisbeobachtungen ist allerdings davon auszugehen, dass BS in der Mast bessere Ergebnisse erzielt als die Rasse Holstein Friesian. Zudem ist bei Brown Swiss im Zuchtwert die Fleischleistung, wenn auch nur niedrig gewichtet, berücksichtigt, bei Holstein Friesian allerdings nicht.

Das vorliegende Projekt war Teil eines großen Forschungsprojekts zur „Gesamteffizienz des Produktionssystems Rind – Milch und Mast“. In der vorliegenden Studie wurde in zwei Stiermast-Versuchen der Einsatz von Brown Swiss (BS) im Vergleich zu Fleckvieh (FV) hinsichtlich tierischer Leistungen beleuchtet. Der eine Versuch fand auf einem Praxisbetrieb statt, der andere als Exaktversuch im Maststall der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. BS-Stiere hatten numerisch eine höhere Futteraufnahme als FV (8,27 vs. 7,71 kg TM) und der Futteraufwand pro kg Zuwachs war um 11-15 % höher. BS-Stiere zeigten rund 100 g niedrigere täglichen Zunahmen und eine knapp 2 % niedrigere Ausschlachtung gegenüber FV-Stieren. In der EUROP-Fleischklasse erreichten BS-Stiere je zur Hälfte R und O, während alle FV-Stiere Fleischklasse U erreichten. Im Anteil wertvoller Teilstücke (Englischer, Schlögel) bezogen auf das Schlachtkörpergewicht zeigten sich jedoch keine Unterschiede. Weiters hatte BS numerisch eine höhere Fettklasse (2,77 vs. 2,38), was sich auch im Nierenfettanteil und Fettanteil der Fehlrippe widerspiegelte. In der inneren Fleischqualität zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede (keine Unterschiede in Scherkraft/Zartheit, Fleisch- und Fettfarbe, Koch- und Grillsaft, intramuskulärem Fett). Tendenzielle Unterschiede zugunsten von BS zeigten sich im Tropfsaftverlust des Fleisches (niedrigerer Tropfsaftverlust bei BS) und bei der Saftigkeit laut Verkostung. Bei den gesättigten und einfach ungesättigten Fettsäuren zeigte BS ein günstigeres Fettsäuremuster. Setzt man die Ergebnisse in den IDB Deckungsbeitragsrechner der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen ein (https://idb.agrarforschung.at), zeigt sich, dass BS-Stiere, trotz der im Programm hinterlegten sehr günstigen Kälberpreise (1,21 € netto pro kg Lebendgewicht für BS vs. 3,25 € für FV), hinter FV-Stieren liegt. Setzt man allerdings für FV nicht die Kälberpreise aus eigener Erzeugung, sondern die hinterlegten Preise für zugekaufte Kälber (4,44 € netto pro kg Lebendgewicht) an, sind BS-Stiere konkurrenzfähig.

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