Lamm auf der Weide

© HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Zuckerlamm: Standortangepasste Qualitätsfleischerzeugung in der Schaf- und Ziegenhaltung

Projektleitung

Stefanie Gappmaier

Forschungseinrichtung

Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

101795

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Zukünftige Fütterungsstrategien in der Wiederkäuerernährung sollten unabhängig von Futtermittelimporten sein und nicht in Nahrungskonkurrenz zum Menschen stehen. Dabei ist es sinnvoll das heimische Grünland für die Wiederkäuerernährung zu nutzen. Diese heimische Fläche birgt ein enormes Energie- und Eiweißpotential, welches nur von unseren Wiederkäuern genutzt werden kann. Dies gilt es effizient zu nutzen. Dafür wird bestes Unterdachtrocknungsheu – sogenanntes Zuckerheu – in einem Lämmer/Kitzmast bzw. Aufzucht-Versuch eingesetzt. Durch den Einsatz von Zuckerheu wird eine höhere Futteraufnahme, eine gesteigerte Lebendmasseentwicklung und dadurch eine verkürzte Mastdauer unterstellt.

Schlagwörter (deutsch)

Zuckerheu, Kraftfutterreduktion, Schafe und Ziegen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Location based quality meat production in sheep and goat husbandry

Abstract (englisch)

Future feeding strategies in ruminant nutrition should be independent of feed imports and not be in food competition with humans. In this context, it makes sense to use grassland for ruminant feeding. This grassland holds an enormous energy and protein potential, which can only be used by our ruminants. It is important to use this efficiently. For this purpose, the best under-roof drying hay - so-called sugar hay - is used in a lamb/kid fattening or rearing trial. The use of sugar hay is assumed to result in a higher feed intake, increased live weight development and thus a shorter fattening period.

Schlagwörter (englisch)

Sugar hay, reduction in concentrat, sheep and goat

Projektziele

Ziel dieses Projektes ist es, das enorme Potential des Dauergrünlandes zu demonstrieren und dadurch Kraftfutter einzusparen. Zudem entspricht eine grünlandbasierte Ration den natürlichen Bedürfnissen der Wiederkäuer und fördert dadurch nicht zu Letzt die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere. Damit entspricht dieses Projekt den zukünftig gewünschten Produktionsbedingungen und unterstützt damit die heimische Landwirtschaft.

Die Jungtiere für die Versuchsanstellung werden bis zu einem Lebendgewicht von 25 kg Muttergebunden (Lämmer) bzw. Mutterlos (Kitze) mit Milch aufgezogen. Neben der Muttermilch erhalten die Tiere ab dem ersten Lebenstag uneingeschränkten Zugang zu Wasser, Heu und Kraftfutter. Während dieser ersten Aufzucht-Phase werden die Jungtiere wöchentlich gewogen. Sobald die Lämmer und Kitze ein Lebendgewicht von 25 kg erreichen, werden die Lämmer und Kitze in drei Versuchsgruppen eingeteilt:
In der Variante „Zuckerheu“ erhalten die Tiere ausschließlich Heu mit einem Zuckergehalt von ca. 20 %, einem Energiegehalt von 11,2 MJ ME und einem Proteingehalt über 20 %. Tiere der Variante „Zuckerheu+“ bekommen ebenfalls bestes Heu (Zuckerheu) und zusätzlich 50 % Kraftfutter. Die dritte Fütterungsgruppe „Heu+“ stellt die Standard-Variante dar. Dabei wird herkömmliches Heu mit einer für die Lämmer/Kitz-Mast typischen Kraftfutterzusammensetzung im Verhältnis 50:50 eingesetzt.

Der Energie- und Proteingehalt in der Gesamtration bei „Zuckerheu+“ und „Heu+“ sind annähernd gleich und an den Bedarf der Tiere angepasst. Bei der Variante „Zuckerheu“ ergibt sich auf Grund der hohen Grundfutterqualität ein leichter Proteinüberschuss.
Hypothese:
- Durch den Einsatz von Zuckerheu kann die Mastdauer auf Grund höherer Verdaulichkeiten bzw. höherer Futteraufnahmen verkürzt werden (Vergleich Zuckerheu+ vs. Heu+).
- Durch den Einsatz von Zuckerheu lässt sich der Kraftfuttereinsatz reduzieren ohne dass es zu Einbußen in der Mastleistung kommt (Vergleich Zuckerheu vs. Heu+).
- Durch den Einsatz von Zuckerheu wird die Pansenentwicklung bei Aufzuchttieren gefördert.

Praxisrelevanz

Viele Versuche zum Thema Aufzucht und Mast bei kleinen Wiederkäuern haben verstärkt auf Kraftfuttereinsatz gesetzt. Zukünftige Produktionsschienen zielen allerdings auf eine nachhaltige, tier- und umweltfreundliche Lebensmittelproduktion ab. Eine Fleischproduktion die hauptsächlich mit Grünland und Nebenprodukten der Lebensmittelindustrie auskommt, scheint daher zielführend. Die Ergebnisse dieses Versuches sollen Landwirtinnen und Landwirten das Potential des heimischen Dauergrünlandes verdeutlichen. Durch gezielte Managementmaßnahmen lassen sich Dauergrünlandflächen aufwerten und so die Kraftfutterkosten senken.

Berichte

Abschlussbericht

Kurzfassung

Das Vormagensystem (Netzmagen, Pansen und Blättermagen) eines Wiederkäuers ist zum Zeitpunkt der Milchentwöhnung noch unterentwickelt. Um das Nährstoffdefizit aus der abnehmenden Milchleistung des Muttertiers auszugleichen, sind energie- und nährstoffreiche Futtermittel notwendig, um das Wachstumspotential der Jungtiere auszuschöpfen. Getreidereiches Kraftfutter hat je nach Zusammensetzung eine hohe Energie- und Nährstoffdichte. Allerdings speichern Getreidekörner ihre Energie in Form von Stärke. Wird Stärke im Pansen abgebaut, entstehen Säuren, die stark auf den Pansen-pH-Wert wirken können. Im Gegensatz dazu speichert Gras seine Reservestoffe in Form von Zucker – genauer gesagt wasserlöslichen Kohlenhydraten. Der Wiederkäuer hat sich im Laufe der Evolution auf die Verdauung von Gras spezialisiert und ist daher besser an die Zucker- als an die Stärkeverdauung angepasst. Der im Gras natürlich vorkommende Zucker wird von den Pansenmikroben ebenfalls zu Säuren abgebaut, diese wirken jedoch weniger stark auf den Pansen-pH-Wert. Um die Vorteile von Zucker gegenüber Stärke in der Lämmeraufzucht zu untersuchen, wurde an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein ein mehrjähriger Fütterungsversuch durchgeführt. Insgesamt waren 98 Lämmer bzw. Kitze der Rassen Jura, Tiroler Bergschaf bzw. Saanen-Ziegenkitze im Versuch. Ab einer Lebendmasse von 25 kg wurden die Tiere in eine von drei Fütterungsgruppen eingeteilt. In der Variante „ZH“ erhielten die Tiere ausschließlich bestes Heu – sogenanntes Zuckerheu (rund 20 % Protein, 20 % Zucker und 11,2 MJ ME). In der Variante „ZH+“ erhielten die Tiere ebenfalls bestes Heu und zusätzlich Kraftfutter (je 50 % der geschätzten täglichen Futteraufnahme). Die Kontrollvariante „Heu+“ erhielt Heu mittlerer Qualität mit einer für die Lämmer- bzw. Kitzmast typischen Kraftfutterzusammensetzung im Verhältnis von 50:50. Der Versuch endete mit einer Lebendmasse von 45 kg bei den Lämmern bzw. 40 kg bei den Kitzen. Die hohen Futteraufnahmen in der Lämmeraufzucht der Gruppen ZH und ZH+ führten zu hohen Tageszunahmen von rund 300 g. Beste Heuqualitäten führen zu hohen Grobfutteraufnahmen, was wiederum hohe Tageszunahmen und eine kurze Mastdauer zur Folge hat.

Berichtsdateien

Zuckerlamm - Standortangepasste Qualitätsfleischerzeugung in der Schaf- und Ziegenhaltung

Abstract (deutsch)

Das Vormagensystem (Netzmagen, Pansen und Blättermagen) eines Wiederkäuers ist zum Zeitpunkt der Milchentwöhnung noch unterentwickelt. Um das Nährstoffdefizit aus der abnehmenden Milchleistung des Muttertiers auszugleichen, sind energie- und nährstoffreiche Futtermittel notwendig, um das Wachstumspotential der Jungtiere auszuschöpfen.

Getreidereiches Kraftfutter hat je nach Zusammensetzung eine hohe Energie- und Nährstoffdichte. Allerdings speichern Getreidekörner ihre Energie in Form von Stärke. Wird Stärke im Pansen abgebaut, entstehen Säuren, die stark auf den Pansen-pH-Wert wirken können. Im Gegensatz dazu speichert Gras seine Reservestoffe in Form von Zucker – genauer gesagt wasserlöslichen Kohlenhydraten. Der Wiederkäuer hat sich im Laufe der Evolution auf die Verdauung von Gras spezialisiert und ist daher besser an die Zucker- als an die Stärkeverdauung angepasst. Der im Gras natürlich vorkommende Zucker wird von den Pansenmikroben ebenfalls zu Säuren abgebaut, diese wirken jedoch weniger stark auf den Pansen-pH-Wert.

Um die Vorteile von Zucker gegenüber Stärke in der Lämmeraufzucht zu untersuchen, wurde an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein ein mehrjähriger Fütterungsversuch durchgeführt. Insgesamt waren 98 Lämmer bzw. Kitze der Rassen Jura, Tiroler Bergschaf bzw. Saanen-Ziegenkitze im Versuch. Ab einer Lebendmasse von 25 kg wurden die Tiere in eine von drei Fütterungsgruppen eingeteilt. In der Variante „ZH“ erhielten die Tiere ausschließlich bestes Heu – sogenanntes Zuckerheu (rund 20 % Protein, 20 % Zucker und 11,2 MJ ME). In der Variante „ZH+“ erhielten die Tiere ebenfalls bestes Heu und zusätzlich Kraftfutter (je 50 % der geschätzten täglichen Futteraufnahme). Die Kontrollvariante „Heu+“ erhielt Heu mittlerer Qualität mit einer für die Lämmer- bzw. Kitzmast typischen Kraftfutterzusammensetzung im Verhältnis von 50:50. Der Versuch endete mit einer Lebendmasse von 45 kg bei den Lämmern bzw. 40 kg bei den Kitzen. Die hohen Futteraufnahmen in der Lämmeraufzucht der Gruppen ZH und ZH+ führten zu hohen Tageszunahmen von rund 300 g. Beste Heuqualitäten führen zu hohen Grobfutteraufnahmen, was wiederum hohe Tageszunahmen und eine kurze Mastdauer zur Folge hat.

Abstract (englisch)

The foregut system (reticulum, rumen, and omasum) of a ruminant is still underdeveloped at the time of weaning. To compensate for the nutrient deficit caused by the decreasing milk yield of the dam, energy- and nutrient-rich feed is necessary to fully exploit the growth potential of the young animals.

Grain-rich concentrate has a high energy and nutrient density depending on its composition. However, grain store their energy in the form of starch. When ruminal microbes degrade starch, acids are produced that can significantly affect the rumen pH. In contrast, grass stores its reserves in the form of sugar – more precisely, water-soluble carbohydrates. Over the course of evolution, ruminants have adapted to the degradation of water-soluble carbohydrates. The naturally occurring sugar in grass is also degrade by the rumen microbes into acids, but these have a less pronounced effect on the rumen pH.

To investigate the advantages of sugar over starch in lamb rearing, a feeding trial was conducted at HBLFA Raumberg-Gumpenstein. A total of 98 lambs or kids of the Jura, Tyrolean Mountain Sheep, and Saanen goat breeds were included in the trial. From a live weight of 25 kg, the animals were divided into one of three feeding groups. In the "ZH" variant, the animals received only best quality hay – so-called sugar hay (around 20% protein, 20% sugar, and 11.2 MJ ME). In the "ZH+" variant, the animals also received best quality hay and additionally concentrate feed (each 50% of the estimated daily feed intake). The control variant "Hay+" received medium-quality hay with a typical concentrate feed composition for lamb/kid fattening in a 50:50 ratio. The trial ended with a live weight of 45 kg for the lambs and 40 kg for the kids. The high feed intake in lamb rearing of the ZH and ZH+ groups led to high daily gains of around 300 g. The best hay qualities lead to high roughage intake, which in turn results in high daily gains and a short fattening period.

Autor/innen

Gappmaier, S., Guggenberger, T., Terler, G., Velik, M., Huber, R., Naynar, M., Royer, M., Krayc, B., Stuhlpfarrer A.