VineMan.org: ERA-NET CORE Organic II: Einbeziehung von Pflanzenresistenz, Anbaumethoden und Biopestizide zur Verbesserung der Bekämpfung von Rebkrankheiten, zur Steigerung der Ertragseffizienz und zur Erhöhung der Biodiversität im europäischen Bioweinbau

Projektleitung

Helga Reisenzein

Forschungseinrichtung

AGES, Institut für Pflanzengesundheit

Projektnummer

100830

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

In diesem Projekt sind 9 Forschungsgruppen aus 5 verschiedenen EU-Ländern involviert. Im VineMan.org Projekt sollen innovative Anbausysteme entworfen, entwickelt und getestet werden, um den europäischen Bioweinbau zu fördern und durch eine verbesserte Kontrolle der Rebkrankheiten zu unterstützen.

Die Hauptaufgabe und gleichzeitig die schwierigste Aufgabe im Bioweinbau ist die Bekämpfung der Rebkrankheiten. Ziel dieses Projektes ist eine verbesserte Kontrolle durch die Einbeziehung von pilzresistenten Rebsorten, innovativer Anbaumethoden und durch den Umweltbedingungen angepasste Verwendung von BCA´s (biological control agents) zur Bekämpfung von Rebkrankheiten. VineMan.org ist in 8 Arbeitspaketen (work packages - WP) gegliedert. Neben dem Projektmanagement in WP1, werden in den restlichen Arbeitspaketen unterschiedliche, aber gleichzeitig ineinander übergreifende Themen, bearbeitet. In WP 2 ist die induzierte Resistenz bei Reben ein Ansatz zur indirekten Kontrolle von Pilzkrankheiten. Durch neue methodische Ansätze sollen der Effekt von speziellen weinbaulichen Kulturmaßnahmen wie zum Beispiel Schnitt- und Entblätterungsmaßnahmen zur Veränderung der Laubwandstruktur in WP 3 getestet werden. WP 4 beschäftigt sich mit den Zusammenhängen zwischen dem Zielpathogen und den Umweltbedingungen. Ein Schwerpunkt ist dabei die Entwicklung von Prognosemodellen zur Vorhersage von Krankheitsepidemien unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen zwischen Zielpathogen, Umweltbedingungen und der Wirtspflanze. Mehrere in der EU als mikrobielle Biopestizide registrierte BCA´s werden hinsichtlich ihrer Fitness, dem Einfluss und ihre Wirksamkeit auf die wichtigsten Rebkrankheiten im WP 5 studiert. Durch Modelsimulation basierend auf einen ´design-assessment-adjustment cycle´ werden in WP6 neue Bekämpfungsstrategien für den biologischen Weinbau entwickelt. Diese neu entwickelten Bekämpfungsstrategien werden in Feldversuchen in Deutschland, Österreich und Slovenien evaluiert (WP 7). In WP 8 wird die mikrobielle Biodiversität auf Trauben und Rebblättern in biologisch bewirtschafteten Weingärten untersucht.

Schlagwörter (deutsch)

Vitis vinifera, disease control, plant resistance, biocontrol, biodiversity

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Integration of plant resistance, cropping practices, and biocontrol agents for enhancing disease management, yield efficiency, and biodiversity in organic European vineyards (EU-ERANET-COREORGANIC)

Abstract (englisch)

The Project involves 9 research groups in 5 EU Countries. The VineMan.org Project aims at designing, developing, and testing innovative cropping systems for organic vineyards in Europe. In detail, the project focuses on enhancing organic grape production and its stability through a more efficient control of the grape diseases. The Project aims at improving disease control, which is one of the main and most difficult tasks in organic viticulture, integrating plant resistance against fungal pathogens, cropping practices, and use of BCAs depending on environmental conditions. VineMan.org is organised in 8 Work Packages (WPs), each of them led by a competent partner, and they are closely related one to each other. Management of the project activities, knowledge, IPR and exploitation of the results have a specific WP (WP1). Expression of vine resistance and methods for inducing the innate immunity of plants against fungi and oomycetes pathogenic to Vitis vinifera will be evaluated in WP2. The effect of some viticulture management options on the development of the target diseases will be investigated in WP3, with particular focus on canopy and cluster morphology modifications. WP 4 is devoted to the study of the relationships between the target pathogens and the environmental conditions with emphasis to the development of weather-driven, mechanistic, dynamic models for predicting plant disease epidemics. In WP5, the fitness, impact, and efficacy against the main grape diseases, will be evaluated in four BCAs representing bacteria and fungi including yeasts already registered in the EU as microbial biopesticides. WP6 will be focused on the development of new strategies based on model simulations. Two WPs will be aimed to field trials (WP7) and to the evaluation and monitoring of the microbial communities present on grape leaves and berries (WP8).

Projektziele

Siehe CORE organic II - Projektantrag

Praxisrelevanz

Siehe CORE organic II - Projektantrag

Berichte

Abschlussbericht , 31.03.2015

Kurzfassung

Ziel dieses Projektes ist die Verbesserung des biologischen Pflanzenschutzes im europäischen Bioweinbau. Dazu wurden unterschiedliche Aspekte verfolgt: Nutzung der pflanzeneigenen Abwehrmechanismen, Modifizierung der Laubwand- und Traubenstruktur, verbesserter Einsatz von Prognosemodellen und Biopestiziden. Aus relevanten Einzelergebnissen der verschiedenen Arbeitspakete wurden zwei neue Bekämpfungsstrategien für den Bioweinbau entwickelt und getestet. Nutzung der pflanzeneigenen Abwehrmechanismen: Reben besitzen natürliche Abwehrmechanismen gegen Pilze und Oomyzeten. Die Pflanzen erkennen das Eindringen von Pathogenen mit Hilfe von sog. „Pathogen-assoziierten molekularen Mustern (PAMPs)“. Wiederholte Applikationen dieser Moleküle oder Strukturanaloge (PAMPs) kann diese natürliche Immunreaktion der Pflanze aktivieren bzw. verstärken. Eine einfache Testung der Wirksamkeit von PAMPs ist durch „pH-Shift Assays“ möglich. Im Rahmen dieses Projektes wurden 85 Substanzen getestet, 26 davon induzierten eine Änderung des pH-Wertes oder wirkten zytotoxisch. Die Resistenz-induzierende Wirkung dieser Substanzen wurde mit Blattscheiben-Pathogen Versuchen studiert. 11 Substanzen reduzierten im Blattscheibentest die Sporulation des Falschen Mehltaupilzes (Peronospora) deutlich. Eine Substanz zeigte auch im Feldversuch vielversprechende Ergebnisse. Modifizierung der Laubwand- und Traubenstruktur: Veränderungen der Laubwand beeinflussen das Mikroklima, damit die Wachstumsbedingungen für Krankheitserreger. Diese Kulturmaßnahme kann aber auch zu einer Verbesserung der Traubenmorphologie führen. Verschiedene Entblätterungs- bzw. Laubbearbeitungsmaßnahmen (vor und nach der Blüte, sowie verschiedene Positionen am Trieb) wurden in italienischen, spanischen und österreichischen Weingärten untersucht. Dabei wurde der Einfluss auf den Befall durch den Grauschimmel (Botrytis), auf Reife- und Ertragsparameter und auf den Gesamtphenol- und Stickstoffgehalt verglichen. Die Entfernung der untersten 6 Blätter eines Triebes vor der Blüte (ELR) reduzierte die Anfälligkeit der Trauben gegenüber Botrytis und die Traubenkompaktheit, die Beerenhaut wurde verstärkt und die Beerenanzahl und Beerengröße erhöht. Die Entblätterungsmaßnahmen hatten zu beiden Zeitpunkten keine Auswirkungen auf den titrierbaren Säuregehalt des Mostes, allerdings erhöhte die Entblätterung vor der Blüte (ELR) den Gehalt an Weinsäure. Verbesserter Einsatz von Prognosemodellen: Vorhersagemodelle sind eine wichtige Entscheidungshilfe für Bekämpfungsmaßnahmen im Bioweinbau. In diesem Projekt wurden bereits existierende, wetterbasierte Vorhersagemodelle für den Echten und den Falschen Mehltau (Oidium und Peronospora) auf ein Webportal (provider: Horta s.r.l.) implementiert und evaluiert. Verbesserter Einsatz von Biopestiziden (biological control agents – BCAs): Die Fitness und die Wirksamkeit von bereits in Europa zugelassenen BCAs wurden getestet. Dazu wurden für die Bakterien und Pilze, die die aktiven Substanzen in den BCAs repräsentieren, stamm-spezifische quantitative PCR Assays entwickelt. Mit Hilfe dieser Testsysteme wurde die Fähigkeit der Mikroorganismen die Oberfläche der Pflanzen zu kolonisieren unter kontrollierten Bedingungen und im Freiland studiert. Um den Einsatz der BCAs zu verbessern wurden Kompatibilitätsstudien zwischen den verschiedenen BCAs und anorganischen Fungiziden (Schwefel und Kupfer) untersucht. In verschiedenen Versuchen zeigte sich, dass eine Schwefel einen Einfluss auf das Wachstum von Bacillus amyloliquefaciens QST713 (Serenade MaxTM) hat. Entwicklung von neuen Bekämpfungsstrategien: Zwei innovative Bekämpfungsstrategien (Strategie mit geringem Risiko bzw. höherem Risiko) wurden designt und mittels ex-ante Assessments in verschiedenen italienischen, österreichischen, deutschen und slowenischen Weingärten evaluiert. Die Strategie mit geringem Risiko basierte auf einer Kombination von i) Herbstbehandlungen von überwinternden Kleistothezien (Chasmothezien) von Erysiphye necator (Oidium) mit dem Hyperparasiten Ampelomyces quisqualis, ii) Die Verwendung eines Webportals zur Erstellung von Warnmeldungen für den Echten und den Falschen Mehltau und zur zielgerichteten Behandlungen mit Schwefel und Kupfer in zugelassener Dosis iii) Verwendung von BCAs zur Kontrollen des Grauschimmels. Die zweite Strategie mit höherem Risiko basierte einzig auf Anwendung von Kupfer und Schwefel in geringen Konzentrationen nach Warnmeldung der Vorhersagemodelle und frühe Entblätterungsmaßnahmen zur Reduktion des Grauschimmelbefalls. Der Einsatz von Vorhersagemodellen führte zu signifikanten Reduktionen von Fungizid-Behandlungen, dadurch zu einer Kostenreduktion, aber auch zu einer Verringerung des ökotoxikologischen Risikos. Abschließend wurde getestet, ob innovative Managementstrategien die Gesamtanzahl der Pilzarten, die die Reben besiedeln, erhöhen können. Dazu wurden in einem slowenischen Versuchsweingarten geeignete kulturabhängige und kulturunabhängige Isolationsmethoden implementiert und angewendet. Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass unterschiedliche Managementstrategien keinen signifikanten Effekt auf das Pilzprofil der Reben hatten. Dennoch konnten sehr interessante Pilz-Arten von den Reben isoliert werden. Diese Isolate stellen für die Zukunft eine wichtige Ressource für weitere Untersuchungen dar.

Berichtsdateien

D1.1.4_Project_report_(final).pdf

Autor/innen

S. Legler; V. Rossi; R. Fuchs; H-H. Kassemeyer; M. Mehofer; F. Rosner; M. Gorfer; H. Reisenzein; P. Storchi; H.-J. Schroers

Zwischenbericht , 31.01.2014

Kurzfassung

Die Fitness und die Wirksamkeit von 4 ausgewählten, bereits in der EU zugelassenen biologischen Pflanzenschutzmitteln (biological control agents – BCAs) werden zur Bekämpfung von Schlüsselschaderregern im biologischen Weinbau getestet. Um die Fitness zu evaluieren wird ein sog. Biopesticide Tracking durchgeführt. Dazu müssen für die ausgewählten BCAs stammspezifische qPCRs entwickelt und getestet werden. Im vorliegenden Zwischenbericht wird die Entwicklung und die Validierung einer stammspezifischen qPCR für Bacillus amyloliquefaciens QST713 (SerenadeTM) beschrieben. Dazu wurde zuerst die Spezifität von publizierten Primer verglichen. Die Spezifität der getesteten Primer war für ein stammspezif. Tracking nicht ausreichend. Zur Entwicklung neuer Primer mit verbesserter Spezifität wurden variable Regionen aus einer Reihe nahe verwandter Bacillus-Stämme amplifiziert und sequenziert. Im Bereich des yngG-Gens wurden Polymorphismen gefunden, die die Entwicklung neuer Primer ermöglichten. Die entwickelten Primer waren für Bacillus amyloliquefaciens QST713 hoch spezifisch. Auf Basis dieser Ergebnisse wurde ein zweistufiges qPCR Protokoll erstellt und validiert. Als Vortest für das Biopesticide Tracking an Pflanzenmaterial wurden Potter Tower Experimente mit Rebblättern durchgeführt und erste quantitative Analysen gemacht. In diesen Versuchsreihen konnte gezeigt werden, dass QST713 bis zu neun Tage nach der Applikation auf Weinblättern nachweisbar ist. Während Kupfer einen tendenziell negativen Einfluss auf das Überleben von QST713 auf der Blattoberfläche hat, scheint sich Schwefel positiv auszuwirken. Bei einer Vorbehandlung von Weinblättern mit Schwefel ist QST713 selbst nach zwei Wochen eindeutig auf der Blattoberfläche nachweisbar. Flavescence dorée ist eine gefährliche Quaratänephytoplasmose im Weinbau. Die rebpathogenen Phytoplasmen werden durch die Amerikanische Rebzikade Scaphoideus titanus übertragen. Die Bekämpfung dieses Vektors ist obligatorisch und stellt daher gerade im Bioweinbau eine Herausforderung dar. Daher wird nach alternativen, biologisch verträglichen Kontrollmethoden gesucht. In Laborversuchen konnte der insektenpathogene Pilz Lecanicillium lecanii (MycotalTM) das 2. Larvenstadium der Amerikanischen Rebzikade infizieren. Die kumulativen Mortalitätsraten korrigiert nach Abbot (1925) betrugen 73% (Experiment 1), 54% (Experiment 2) und 33,3% (Experiment 3). Die höchste Mortalität wurde in dem Tauchversuch erreicht. In allen drei Experimenten ist ab Tag 5 die Überlebenswahrscheinlichkeit der Larven in der mit L. lecanii behandelten Gruppe signifikant geringer als in der Kontrollgruppe (p<0.001; Log-Rank Test).

Berichtsdateien

Vineman_Second_Interim_report_31012014_dafne.pdf

Autor/innen

H. Reisenzein; M. Gorfer; G. Strauss