UFE-Kuh_GfE2023: Umsetzung der neuen Fütterungsempfehlungen für Milchkühe der GfE (2023) in Forschung, Beratung, Lehre und Praxis in Österreich

Projektleitung

Georg Terler

Forschungseinrichtung

Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

102023

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft 

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Im September 2023 wurden vom Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) in Deutschland neue „Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Milchkühen“ veröffentlicht. Diese lösen die alten GfE-Empfehlungen aus dem Jahr 2001 ab, welche bislang die Grundlage für die Milchviehfütterung auch in Österreich darstellten. Die wesentlichsten Änderungen sind, dass mit den neuen Empfehlungen die umsetzbare Energie (ME) und das dünndarmverdauliche Protein (sidP) die Nettoenergie Laktation und das nutzbare Rohprotein am Dünndarm als Kennzahlen der Energie- bzw. Proteinversorgung ablösen. Zudem wurde die Methodik zur Ermittlung der Bedarfskennzahlen sowie des Futterwerts wesentlich geändert. Das hat wesentliche Auswirkungen auf die Fütterungspraxis sowie vorgelagerte Bereiche in Österreich. In den nächsten Jahren sollten in Österreich, parallel zu Deutschland, die neuen GfE-Empfehlungen umgesetzt werden.

In Zuge dieses Projekts soll einerseits die Umsetzung der neuen GfE-Empfehlungen koordiniert werden und andererseits Österreich-spezifische Grundlagen für Rationsberechnungen nach der neuen Methodik geschaffen werden. Zur Koordinierung der Umsetzung soll eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden. In dieser Arbeitsgruppe werden Fachexperten aus der Wissenschaft, der Beratung, der Futtermittelwirtschaft, der Legistik und der Fort- und Weiterbildung vertreten sein, um so eine möglichst rasche, flächendeckende Umsetzung zu ermöglichen. Weiters werden Informationsunterlagen erstellt und Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen angeboten, um eine möglichst reibungslose Umsetzung in die landwirtschaftliche Praxis zu gewährleisten. Im zweiten Teil werden die Proteinfraktionen, das Aminosäuremuster und die Verdaulichkeit des unabbaubaren Proteins (UDP) von Grundfutterproben aus wissenschaftlichen Versuchen der HBLFA Raumberg-Gumpenstein analysiert. Zudem wird auch aus Daten von früheren Versuchen die Proteinabbaubarkeit von Futtermitteln im Pansen ermittelt. Die Kenntnis der Proteinabbaubarkeit (kann aus Proteinfraktionen abgeleitet werden), des Aminosäuremusters und der UDP-Verdaulichkeit ist Voraussetzung für eine exakte Rationsberechnung nach den neuen GfE-Empfehlungen. Bislang gibt es kaum Daten zu diesen Futterwertparametern in typischen österreichischen Grundfuttermitteln. Die Ergebnisse dieses Projekts sollen daher dazu dienen, die Futterwerttabellen für das Grundfutter aus dem Alpenraum um die neuen Futterwertparameter zu erweitern.

Schlagwörter (deutsch)

Milchkuh, Proteinversorgung, Energieversorgung, Futterbewertung, Proteinfraktionierung, Versorgungsempfehlungen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Implementation of new recommendations for feeding of dairy cows by GfE (2023) in research, consultancy, education and dairy farms in Austria

Abstract (englisch)

The Committee for Requirement Standards of the Society of Nutrition Physiology in Germany (GfE) published new “Recommendations for energy and nutrient supply of dairy cows” in September 2023. These new recommendations replace the former GfE recommendations (2001) which have been used as basis for dairy cow feeding in Austria. The most important adoptions are changes in the parameters of energy and protein supply. The net energy of lactation has been replaced by the metabolizable energy (ME) and the utilizable crude protein at duodenum has been replaced by the small intestine digestible protein (sidP). Furthermore, methods for calculation of feed value parameters have also been revised. These changes have marked effects on feeding of dairy cows as well as related sectors in Austria. The new recommendations should be implemented in Austria in the next years, simultaneously with the implementation in Germany.

This project aims coordinating the implementation of the new recommendations on the one side and creating Austrian-specific basics for ration calculations based on the new method on the other side. A working group shall be instituted to coordinate the implementation. This working group shall consist of experts from science, consultancy, feed industry, legislative and education to ensure a quick and broad implementation. Furthermore, information brochures will be written, and education workshops will be provided to allow a smooth implementation of the new recommendations in dairy cow farming. In the second part of the project, forage samples from scientific projects at AREC Raumberg-Gumpenstein will be used for analysis of protein fractions, amino acids content and undegradable protein (UDP) digestibility. Furthermore, data of former projects will be used to calculate the ruminal protein degradability. The knowledge of ruminal protein degradability (which can be also calculated from protein fractions), amino acid contents and UDP digestibility are prerequisites for an exact ration calculation using the new recommendations. However, so far, there is only very little data available regarding these feed value parameters in typical Austrian feeds. The results of this project should be used to implement the new feed value parameters in the feed value tables for forage in Alpine regions.

Schlagwörter (englisch)

dairy cow, protein supply, energy supply, recommendations for adequate supply, feed evaluation, protein fractionation

Projektziele

Dieses Projekt hat zum Ziel, die Implementierung der kürzlich von der GfE (2023) veröffentlichten, neuen Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Milchkühen zu begleiten und eine effiziente Umsetzung zu ermöglichen. Das Projekt gliedert sich in einen organisatorischen und einen wissenschaftlichen Teil. Die Ziele der beiden Teile werden in der Folge beschrieben.

Teil 1: Implementierung der neuen GfE-Empfehlungen in die Fütterungspraxis in Österreich (organisatorischer Teil)

  • Erstellung einer Arbeitsgruppe zur Koordination der Umsetzung der neuen GfE-Empfehlungen unter Einbeziehung von Fachexperten aus der Wissenschaft, der Beratung, der Futtermittelwirtschaft, der Legistik und der Fort- und Weiterbildung
  • Erarbeitung der notwendigen Grundlagen zur Umsetzung der neuen GfE-Empfehlungen in der Milchviehhaltung und in vorgelagerten Bereichen (Futtermittelwirtschaft, Futtermittelanalytik, Legistik etc.)
  • Koordinierung der Erstellung bzw. Adaption von EDV-Programmen zur Rationsberechnung
  • Erstellung von Informations- und Beratungsunterlagen zur Fort- und Weiterbildung von Landwirten, Lehrern, Beratern und sonstigen an der Milchviehfütterung interessierten Personen
  • Mitarbeit in den zuständigen Arbeitsgruppen in Deutschland zur Gewährleistung einer möglichst simultanen Umsetzung der neuen GfE-Empfehlungen in Österreich und Deutschland

Teil 2: Erarbeitung von Österreich-spezifischen Grundlagen für die Umsetzung der neuen GfE-Empfehlungen (wissenschaftlicher Teil)

  • Untersuchung der Proteinfraktionen (nach CNCPS), des Aminosäuremusters und der UDP-Verdaulichkeit von ausgesuchten Futterproben aus Exaktversuchen der HBLFA Raumberg-Gumpenstein zur Bereitstellung von notwendigen Berechnungsgrundlagen (Proteinabbaubarkeit im Pansen) für die neue Futterbewertung nach GfE (2023)
  • Detailliertere Auswertung von Daten aus abgeschlossenen Forschungsprojekten der HBLFA Raumberg-Gumpenstein zur Bereitstellung von Proteinabbaubarkeiten österreichischer Futtermittel
  • Aktualisierung und Erweiterung von Futterwerttabellen für typische österreichische Grundfuttermittel unter Berücksichtigung von Bestandeszusammensetzung, Schnitthäufigkeit und Schnittzeitpunkt
  • Implementation der Ergebnisse in Rationsprogramme und in die von der GfE und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) bereit gestellten Futterwert-Datenbanken

Übergeordnetes Ziel dieses Projekts ist, dass die neuen GfE-Empfehlungen nach Abschluss des Forschungsprojekts in der gesamten österreichischen Futtermittel- und Fütterungspraxis angewendet werden können. Dazu braucht es auch ein breitflächiges Fort- und Weiterbildungsangebot (Workshops, Webinare, Fachtagungen). Daher ist es auch Ziel dieses Projekts, die neuen GfE-Empfehlungen sowie die in diesem Projekt gewonnenen Erkenntnisse bei möglichst vielen Veranstaltungen zu präsentieren und in möglichst vielen einschlägigen Fachzeitschriften zu publizieren.

Praxisrelevanz

Eine effiziente Fütterung von Nutztieren ist eine wesentliche Voraussetzung für eine ökonomisch und ökologisch nachhaltige tierische Produktion. Nur bei optimaler und ausgeglichener Energie- und Nährstoffversorgung können Tiere hohe Leistungen erbringen und Umweltwirkungen geringgehalten werden. Um die Tiere effizient mit Nährstoffen versorgen zu können, ist die Kenntnis des Bedarfs der Tiere sowie des Futterwerts von Futtermitteln unerlässlich. Der Bedarf der Tiere wird aus zahlreichen wissenschaftlichen Stoffwechselversuchen abgeleitet. Im Bereich der Futterbewertung braucht es Kennzahlen, die den Futterwert für die jeweilige Tierkategorie möglichst gut beschreibt. Zur Ermittlung dieser Kennzahlen braucht es Formeln, die ebenfalls aus zahlreichen wissenschaftlichen Versuchen abgeleitet werden.

Im Jahr 2023 wurden vom Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie neue „Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Milchkühen“ veröffentlicht (GfE, 2023). Die neuen Empfehlungen unterscheiden sich grundlegend von den bisherigen Empfehlungen (GfE, 2001). Auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse wurde die Methodik der Bedarfsableitung und Futterbewertung grundlegend umgestellt und an die Anforderungen der modernen Landwirtschaft angepasst. In der österreichischen Milchviehfütterung werden bereits seit vielen Jahren die GfE-Empfehlungen angewandt, was auch für eine gute Zusammenarbeit mit der deutschen Milchwirtschaft von großer Bedeutung ist. In Deutschland wurden bereits erste Schritte gesetzt, um die neuen Empfehlungen in die Praxis umzusetzen. Daher sollte auch in Österreich an der Umsetzung der neuen Empfehlungen gearbeitet werden.

Die neuen Empfehlungen haben weitreichende Auswirkungen auf die Milchviehfütterungspraxis in Österreich. Im Bereich der Futterbewertung wurden einerseits neue Kennzahlen entwickelt und andererseits die Berechnungsmethoden bestehender Kennzahlen geändert. Das wirkt sich auf die Futtermittelwirtschaft, und im Speziellen auf die Deklaration von Futtermitteln aus. Weiters haben die geänderten Methoden auch massive Auswirkungen auf die Futtermittelanalytik. Zum Teil erfordert die Umsetzung der neuen Empfehlungen die Etablierung neuer Analysemethoden, welche bisher, v.a. in der Analytik von Grundfuttermitteln, keine oder kaum Anwendung fanden (z.B. Proteinfraktionierung, Aminosäurenanalytik).

Für die Milchviehhalterinnen und Milchviehhalter in Österreich haben die Änderungen ebenfalls gravierende Auswirkungen. Die GfE-Empfehlungen stellen die Grundlage für Rationsberechnungsprogramme dar. Da nun die Grundlagen geändert wurden, ändern sich auch die Rationsberechnungen. Eine Implementierung der neuen Empfehlungen in Rationsberechnungsprogramme ist notwendig, um möglichst effiziente Rationen planen zu können. Diese Änderungen erfordern auch ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsangebot für Landwirtinnen und Landwirte, SchülerInnen und StudentInnen sowie alle weiteren in der Milchwirtschaft beschäftigen Personen.

Die HBLFA Raumberg-Gumpenstein möchte in diesem Umsetzungsprozess eine führende Rolle übernehmen. Dazu gehört der laufende Austausch mit KollegInnen in Deutschland sowie die Koordination der Umsetzung in Österreich. Darüber hinaus sollen im Bereich der Futterbewertung weitere Grundlagen geschaffen werden, welche helfen sollen, die besonderen, österreichischen Gegebenheiten in der neuen Futterbewertung noch besser abzubilden.