Streuobst: Ökologische Funktionalität von Streuobstbeständen und deren betriebliche Sicherung

Projektleitung

Georg Schramayr

Forschungseinrichtung

LACON - Technisches Büro für Landschaftsplanung - Consulting

Projektnummer

1236

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Ecological functions of orchards and their operational securing

Projektziele

1. Entwicklung von räumlich-funktionalen Kenngrößen von Streuobstbeständen, insbesondere von Größe, Lagebeziehung und Vernetzung.
2. Entwicklung eines Bewertungsverfahrens (Diversitätsindex) für die art- und sortenbedingte Strukturamplitude.
3. Zusammenhänge zwischen Nutzung, betriebswirtschaftlicher Rentabilität und ökologischer Funktionalität.
4. Anpassung der Ergebnisse an die Erfordernisse der ÖPUL-Evaluierung sowie Ergebnisse zu den Auswirkungen auf den landwirtschaftlichen Betrieb.
1. In welcher räumlichen Beziehung erfüllen Streuobstbestände ihre ökologische Funktion?
2. Wie kann die art- und sortenstrukturelle Diversität der Streuobstwiesen als Zeiger der ökologischen Bedeutung fungieren?
3. Wie beeinflusst die betriebliche Nutzung Stabilität und ökologisches Potential der Streuobstwiesen?
4. Wie können die gewonnenen Ergebnisse für die landwirtschaftliche Praxis verwertet werden?

Berichte

Abschlussbericht , 01.02.2002

Kurzfassung

Im Zuge des Forschungsprojektes wurde die ökologische Funktionalität von Streuobstbeständen anhand 10 ausgewählter Beispielsbetriebe in den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark beurteilt. Ziel war es, einfach erhebbare und anwendbare Beschreibungsparameter zu finden, die gleichzeitig eine hohe Aussagekraft beinhalten. Die erarbeiteten Merkmalsausprägungen, die in Katalogen für Lage-, Struktur- und Nutzungsparameter zusammengestellt wurden, haben hohen Indikatorwert. Bewertungshintergrund ist der Naturschutz, mit besonderer Betonung einer faunistisch-ornithologisch ausgerichteten Lebensraumeignung. Auf Basis dieser Parameter wurde ein Gesamtbewertungsschlüssel für die naturschutzfachliche Beurteilung von Streuobstbeständen entwickelt. Die Parameter sind nach ihrer ökologischen Indikatorfunktion gewichtet und bekommen nach einem Punktesystem (0-5) eine entsprechende Punktezahl zugeteilt. Mit Hilfe dieses Bewertungsschlüssels kann die ökologische Ist-Situation eines Bestandes bewertet werden. Der entwickelte Baumart-Diversitätsindex ist ein aussagekräftiger Wert für die potentielle ökologische Funktionalität eines Obstbestandes. Die Baumartenverteilung, eine leicht zu eruierende Kenngröße, gilt aufgrund der Tatsache, dass viele Lebensraumpotentiale (Höhlenfähigkeit, Wüchsigkeit, Rindenausprägung, Baumalter etc.) eng mit den Baumarten korellieren, als wichtiger Sammelparameter. Der Diversitätsindex liefert eine Maßzahl für die Gleichverteilung von Baumarten bzw. Obstsorten. Im Rahmen des Projektes wurden die untersuchten Streuobstflächen sowohl auf ihre naturschutzfachliche Qualitäten, als auch auf die betriebswirtschaftliche Rentabilität hin ausgewertet. In diesem ökologisch-ökonomischen Kontext wurde eine Typisierung von Streuobstbeständen vorgenommen. Die entwickelten Typen (Nutzungstyp, Erhaltungstyp, Auslaufmodell, Verwahrlosungstyp) verdeutlichen ökologische Qualitäten, betriebswirtschaftliche Kenngrößen sowie Aussagen über die Zukunftssicherheit und Stabilität der Bestände. Entsprechende Förderempfehlungen für den jeweiligen Typus wurden diskutiert. Betriebswirtschaftliche Bedeutung der Streuobstnutzung Bei den Untersuchungen wurde zwischen der wirtschaftlichen Bedeutung des Obstes und jener des Grünlandes unter den Streuobstbäumen unterschieden, welches insbesondere im Rahmen der Tierhaltung genutzt wird. Der Bewirtschaftungsaufwand des Grünlandes unter den Streuobstbäumen hängt von Anzahl und Anordnung der Bäume sowie den Geländeverhältnissen ab. Er war bei allen untersuchten Betrieben nach Angaben der Bewirtschafter um mindestens 30 %, durchschnittlich um 50 % gegenüber ebenen, baumlosen Flächen erhöht. Die Intensität der Bewirtschaftung (Düngung, Mahdhäufigkeit) ist unterschiedlich. Gemessen am Durchschnittsniveau der untersuchten Betriebe konnte jedoch eine geringere Bewirtschaftungsintensität im Streuobstbestand gegenüber dem übrigen Grünland festgestellt werden. Der durchschnittliche Ertrag im Streuobstbestand beträgt nach Angaben der Bewirtschafter rund 80 % gegenüber benachbarten baumlosen Flächen. Der Anteil der Streuobstnutzung am gesamtbetrieblichen Deckungsbeitrag ist bei den zehn untersuchten Betrieben je nach Ausrichtung des Betriebes bzw. regionalen Gegebenheiten unterschiedlich. Es lassen sich im wesentlichen drei Fälle unterscheiden: Streuobstnutzung als eigener, wirtschaftlich bedeutender Betriebszweig: In diesen Fällen liegt der Beitrag der Streuobstnutzung am gesamtbetrieblichen Deckungsbeitrag (inklusive öffentlicher Mittel) zwischen 30 und 84 %. Dazu gehören die Betriebe in Scharten, St. Marienkirchen, Garsten und Pöllau Streuobstnutzung zur Eigenversorgung: Bei diesen Betrieben ist die wirtschaftliche Bedeutung der Obstverwertung gering, jene des Grünlandes unter den Streuobstbäumen jedoch noch relativ hoch. Die Obstnutzung erfolgt aus Tradition heraus und ist auch häufig mit einer starken emotionalen Komponente verbunden. Dazu können die Betriebe in Obernberg, Ottensheim, St, Josef, Altlengbach und Aigen gerechnet werden. Streuobstnutzung ohne wirtschaftliche Bedeutung: Hier haben weder Obst noch Grünland eine wirtschaftliche Bedeutung für den Betrieb, so dass in wirtschaftlicher Hinsicht eine völlige Abhängigkeit von öffentlichen Mitteln besteht. Die Aufrechterhaltung des Bestandes ist längerfristig gefährdet. Zu diesem Typ kann der untersuchte Betrieb in Bromberg gerechnet werden.

Berichtsdateien

1236_Endbericht_11-2002.pdf

Autor/innen

Georg Schramayr, Regina Reiterer, Gebhard Aschenbrenner, Gerlinde Grall, Silke Scholl, Barbara Steurer

1236_Streuobst_Materialien.doc