St. Georgen-Rebe: Die „St. Georgen-Rebe“: Entwicklung im Jahresverlauf, Biometrie und Aromakomposition des Weines

Projektleitung

Helmut Gangl

Forschungseinrichtung

Bundesamt für Weinbau

Projektnummer

101744

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

In diesem Projekt sollen die Eigenschaften einer eigentlich überaus alten, aber was die Nutzung betrifft, auch sehr „neuen“ Rebsorte und ihres Weines untersucht werden. Ein einziges Exemplar der St. Georgen-Rebe (provisorischer Name) wurde 2000 in der Nähe von Eisenstadt auf einer Fläche entdeckt, auf der seit 1580 kein Weinbau mehr betrieben worden war und dieses Individuum erwies sich gemäß einer SSR-Analyse als eine der Parentalsorten des Grünen Veltliners (Regner & Hack 2009). Ein Weingarten wurde ab 2012 angelegt und dient als Basis für die vorliegende Untersuchung.

Die Reben der Anlage werden in multivariat-biometrischer und phänologischer Hinsicht analysiert, der Wein in Hinblick auf die Aromakomposition.

Schlagwörter (deutsch)

St. Georgen-Rebe, Grüner Veltliner, Traminer, Biometrie, Rebphänologie, Weinaroma

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

The "St. Georgen Vine": development during the year, biometry and aroma composition of the wine.

Abstract (englisch)

The aim of this project is to study the characteristics of a grape variety that is actually extremely old, but also very "new" as far as its use is concerned, and its wine. A single specimen of the St. Georgen vine (provisional name) was discovered in 2000 near Eisenstadt on an area where no viticulture had been practiced since 1580, and this individual proved to be one of the parent varieties of Grüner Veltliner according to an SSR analysis (Regner & Hack 2009). A vineyard was established from 2012 and serves as the basis for the present study.

The vines of the plant are analyzed in multivariate biometric and phenological terms, the wine in terms of aroma composition.

Schlagwörter (englisch)

St. Georgen vine, Grüner Veltliner, Traminer, biometry, grapevine phenology, wine aroma

Projektziele

Ergebnisse zur Biometrie und Phänologie der St. Georgen-Rebe und zur Aromakomposition des Weins dieser Sorte sollen vorgelegt werden. Die jahrhundertelange Existenz der Rebe ohne Kultivierung weist auf Robustheit gegenüber Witterungsbedingungen, Krankheiten und Parasiten hin und damit auf ein großes, züchterisches Potential. Die Kreuzung mit anderen Sorten (eventuell sogar abermals mit dem Traminer) könnte zu klimaresistenten Nachkommen führen, die die Aromavielfalt unserer Weine erweitert. Ziel ist es daher, Daten, die als Grundlage für die Evaluierung der Eignung der Sorte in vielerlei Hinsicht dienen können, zur Verfügung zu stellen.

Praxisrelevanz

Wegen des hohen züchterischen Potentials (Elternsorte des Grünen Veltliners!) ist die Praxisrelevanz sehr hoch.

Berichte

Abschlussbericht , 31.01.2023

Kurzfassung

In dieser Arbeit werden die Eigenschaften einer alten Rebsorte und ihres Weines beschrieben. Ein einziges Exemplar der St. Georgen-Rebe (provisorischer Name) wurde 2000 in der Nähe von Eisenstadt auf einer Fläche entdeckt, auf der seit 1580 kein Weinbau mehr betrieben worden war. Ein Weingarten wurde ab 2012 angelegt und diente als Basis für die vorliegende Untersuchung. Die Reben der Anlage wurden in multivariat-biometrischer und phänologischer Hinsicht analysiert, der Wein in Hinblick auf die Aromakomposition. Die biometrische Analyse der Blattäderung wurde vergleichend auch mit anderen Rebsorten durchgeführt. Die Phänologie der St. Georgen-Rebe wurde 2018 und 2019 erhoben, in zwei in Hinblick auf die Witterung sehr unterschiedlichen Jahren. 2018 erfolgte die Entwicklung ab Mai wesentlich rascher und zwischen der Fruchtentwicklung und Beginn der Fruchtreife gerieten die Reben für mehrere Wochen in Stagnation, die 2019 nicht beobachtet werden konnte, sodass die Reben in diesem Jahr in der Entwicklung schließlich voraus waren. Ein Vergleich der Phänologie mit anderen Rebsorten 2019 erbrachte das Resultat, dass insbesondere die vegetative Entwicklungsgeschwindigkeit bei der St. Georgen-Rebe die größte war. Für die Analyse des St. Georgen-Weines wurden von acht Jahrgängen 59 Aromakomponenten quantitativ erhoben und zusätzlich ein Vergleich mit Grünem Veltliner und Traminer durchgeführt. Der St. Georgen Jahrgang 2020 zeichnet sich durch, verglichen mit Grünem Veltliner und Traminer, hohen Konzentrationen von flüchtigen Substanzen der Acetatgruppe aus, die ein eigenes Aroma bedingen. Chemisch gesehen ähnelt die Aromakomposition des Grünen Veltliner mehr dem St. Georgen-Wein als dem Traminer.

Berichtsdateien

StGeorgen-Rebe bf.pdf

Abstract (deutsch)

In dieser Arbeit werden die Eigenschaften einer eigentlich überaus alten Rebsorte und ihres Weines beschrieben. Ein einziges Exemplar der St. Georgen-Rebe wurde im Jahr 2000  auf einer Fläche entdeckt, auf der seit 1580 kein Weinbau mehr betrieben worden war und dieses Individuum erwies sich als eine der Parentalsorten des Grünen Veltliners (Regner & Hack 2009). Ein Weingarten wurde ab 2012 angelegt und diente als Basis für die vorliegende Untersuchung.

Die Reben der Anlage wurden in biometrischer und phänologischer Hinsicht analysiert, der Wein in Hinblick auf die Aromakomposition. Die biometrische Analyse der Blattäderung wurde vergleichend mit dem Grünen Veltliner und dessen zweiter Parentalsorte, dem Traminer, durchgeführt. Die Äderung des Grünen Veltliners entspricht eher derjenigen der St. Georgen-Rebe und weniger der des Traminers, was auch für die Blattgestalt gilt. Von allen dahingehend untersuchten Sorten weist die Äderung des Heunisch die größte Ähnlichkeit zur St. Georgen-Rebe auf.

Die Phänologie der St. Georgen-Rebe wurde 2018 und 2019 erhoben, in zwei in Hinblick auf die Witterung sehr unterschiedlichen Jahren. 2018 erfolgte die Entwicklung ab Mai wesentlich rascher und zwischen der Fruchtentwicklung und Beginn der Fruchtreife gerieten die Reben für mehrere Wochen in Stasis, die 2019 nach verzögertem generativen Entwicklungsbeginn nicht beobachtet werden konnte, sodass trotz geringerer Temperatur und Sonneinstrahlung 2019 die Reben in diesem Jahr in der Entwicklung schließlich voraus waren. Ein Vergleich der Phänologie mit anderen Rebsorten 2019 erbrachte das Resultat, dass insbesondere die vegetative Entwicklungsgeschwindigkeit bei der St. Georgen-Rebe die größte war.

Für die Analyse des St. Georgen-Weines wurden von acht Jahrgängen 59 Aromakomponenten quantitativ erhoben und zusätzlich ein Vergleich mit Grünem Veltliner und Traminer durchgeführt. Die Aromakomposition des St. Georgen-Weines entwickelte sich von 2013 nach 2020 kontinuierlich weiter, grasig grüne Geruchskomponenten wurden von intensiven Frucht- und Röstaromen ersetzt. Der St. Georgen Jahrgang 2020 zeichnet sich durch, verglichen mit Grünem Veltliner und Traminer, hohen Konzentrationen von flüchtigen Substanzen der Acetatgruppe aus, die ein olfaktorisch eigenes Aroma bedingen, das daher eine Bereicherung in der Aromalandschaft der Weißweine darstellt. Chemisch gesehen ähnelt die Aromakomposition des Grünen Veltliner mehr dem St. Georgen-Wein als dem Traminer.

Abstract (englisch)

This paper describes the characteristics of an actually extremely old grape variety and its wine. A single specimen of the St. Georgen vine was discovered in 2000 on an area where no viticulture had been practised since 1580, and this individual proved to be one of the parent varieties of Grüner Veltliner (Regner & Hack 2009). A vineyard was established from 2012 and served as the basis for the present study.

The vines of the plant were analysed in biometric and phenological terms, the wine in terms of aroma composition. The biometric analysis of leaf veining was carried out comparatively with Grüner Veltliner and its second parent variety, Traminer. The veining of Grüner Veltliner corresponds more to that of the St. Georgen vine and less to that of Traminer, which also applies to the leaf shape. Of all the varieties examined in this respect, the veining of Heunisch shows the greatest similarity to that of St. Georgen.

The phenology of the St. Georgen vine was surveyed in 2018 and 2019, in two very different years in terms of weather. In 2018, development was much faster from May onwards, and between fruit development and the onset of fruit ripening, the vines went into stasis for several weeks, which could not be observed in 2019 after a delayed onset of generative development, so that despite lower temperature and sunshine in 2019, the vines were finally ahead in development this year. A comparison of phenology with other grapevine varieties in 2019 yielded the result that the vegetative development speed in particular was the greatest for the St. Georgen grapevine.

For the analysis of the St. Georgen wine, 59 aroma components were quantitatively surveyed from eight vintages and a comparison was also made with Grüner Veltliner and Traminer. The aroma composition of the St. Georgen wine developed continuously from 2013 to 2020, grassy green aroma components were replaced by intense fruit and roasted aromas. Compared to Grüner Veltliner and Traminer, the St. Georgen vintage 2020 is characterised by high concentrations of volatile substances of the acetate group, which cause an olfactory aroma of its own, which therefore represents an enrichment in the aroma landscape of white wines. Chemically, the aroma composition of Grüner Veltliner is more similar to St. Georgen wine than to Traminer.


Autor/innen

Helmut Gangl, Gabriele Tscheik, Gerhard Leitner, Andreas Probst, Wolfgang Tiefenbrunner