Schwarzkopfkrankheit: Untersuchungen zur Epidemiologie und Immunologie der Histomonas meleagridis Infektion beim Wirtschaftsgeflügel zur Bekämpfung der Histomoniasis

Projektleitung

Michael Hess

Forschungseinrichtung

Veterinärmedizinische Universität Wien - Department für Nutztiere und Bestandsbetreuung - Klinik für Geflügel und Fische

Projektnummer

1328

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Investigations on the Epidemiology and Immunology of the Histomonas meleagridis infection in poultry to combat Histomoniasis

Projektziele

Ein primäres Ziel des vorliegenden Projektes ist die Etablierung eines direkten als auch indirekten Nachweisverfahrens, um die Diagnose der Infektion von Geflügel mit Histomonas meleagridis wesentlich zu verbessern. Mit diesen Nachweisverfahren wird es möglich sein, Geflügelbestände effektiv zu überprüfen und neue Erkenntnisse über die Epidemiologie des Parasiten zu gewinnen. Untersuchungen zur Pathogenese in Legehennen haben zum Ziel, die Reaktion des Organismus auf die Infektion und Reinfektion zu untersuchen, um wirksame Strategien zum Schutz der Tiere zu entwickeln. Damit stehen die Reduzierung des Erregereintrages und die Entwicklung spezifischer Bekämpfungsstrategien im Mittelpunkt der Untersuchungen. Ziel ist es somit, die Grundlagen zu schaffen, die Erkrankungsrate und den ökonomischen Schaden in der Freilandhaltung von Legehennen erheblich zu reduzieren.
Die Probleme die sich im Zusammenhang mit der Histomoniasis ergeben sind vielfältiger Art. Die folgenden Untersuchungen erlangen ihre besondere Bedeutung durch den Umstand, dass alle wirksamen Therapeutika in den letzten Jahren vom Markt genommen worden sind. Offenkundig wird damit auch das Fehlen einer geeigneten Immunprohylaxe, um die Tiere zu schützen.
Damit stehen die Diagnosemöglichkeiten und die Ermittlung epidemiologischer Grunddaten am Beginn jeder Untersuchung. Nach Etablierung neuer diagnostischer Nachweisverfahren soll in einem zweiten Schritt die Epidemiologie der Infektion mit Histomonas meleagridis, insbesondere in Freilandlegehennenbeständen mittels der neu entwickelten Testsysteme, untersucht werden. Parallel dazu werden Untersuchungen zur Pathogenese des Erregers in Legehennen durchgeführt, da die vorhandenen Daten nahezu ausnahmslos von Puten stammen und die aktuelle Klinik doch Unterschiede zu den Literaturberichten aufzeigt. Zusätzlich werden Untersuchungen zur Immunreaktion im Mittelpunkt stehen, um wirksame Bekämpfungskonzepte zu entwickeln.

Praxisrelevanz

Das Projekt und die zu bearbeitende Problematik sind hochaktuell und haben besondere Bedeutung für die alternativen Haltungssysteme des Geflügels.
Nach betriebsinternen Aufzeichnungen eines Fachtierarztes für Geflügel (Dr. H. Strahl) sind alleine in seinem Praxisgebiet etwa 5 bis 10% der betreuten knapp 300 Betriebe derzeit von diesem Problem in unterschiedlichem Ausmaß betroffen, während es im Jahre 2001 nur 2 bis 3% waren. Diese Schätzungen dürften aber eher die Untergrenze darstellen, da die Diagnose der Erkrankung oftmals nicht eindeutig ist.
Legt man einer Kostenschätzung einen Freilandlegehennenbestand von 594.256 Tieren im Jahr 2001 (Quelle: BMLFUW) zu Grunde, verbunden mit einer Erkrankungsrate von etwa 10%, so ist damit zu rechnen, dass etwa 10.000 Hennen pro Jahr der Schwarzkopfkrankheit zum Opfer fallen werden (geschätzter Durchschnitt der Ausfälle aller Verlaufsformen nach ihrer Häufigkeit). Summiert man den Schaden der durch den Tierverlust, aber insbesondere durch den Eierausfall, zu verzeichnen ist, so ist mit mehreren 100.000 Euro/Jahr für die Produzenten zu rechnen. Schon deshalb stellt diese Erkrankung eine ernste Gefährdung für die heimische Produktion von Freilandeiern dar und konterkariert die Bemühungen diesen Produktionszweig mittel- und langfristig zu stärken.
Zusätzlich ist das Projekt auch im Kontext der Produktion sicherer Lebensmittel zu sehen, was für die Gesundheit des Verbrauchers nicht unerheblich ist.
Durch die Schädigung der Darmflora kommt es oftmals zu bakteriellen Sekundärinfektionen, was den Einsatz von Antibiotika notwendig macht. Diese Anwendung von Antibiotika ist, im Sinne der Konsumentensicherheit und der gesamten Diskussion über Arzneimittelresistenzen, zunehmend kritisch zu betrachten und sollte folglich vermieden werden.
Während bei Puten die prophylaktische Verwendung von Nifursol als Futterzusatzstoff bis zum 31.03.2003 noch erlaubt war (EEC1756/2002), sind hochwirksame Therapeutika (Nitroimidazol und Dimetridazol) schon vor Jahren verboten worden (EEC1798/1995; EEC2205/2001), da die Unbedenklichkeit dieser Stoffe (Karzinogenität und Genotoxizität) für den Verbraucher nicht auszuschließen ist. Auch das in Nordamerika zur Prophylaxe eingesetzte Nitarsone (4-Nitrophenylarsonic acid) besitzt in Europa keine Zulassung. Dies bedingt, dass in allen Bemühungen Alternativlösungen angestrebt werden müssen. Zuverlässige Methoden in der Diagnostik sind unabdingbar, um die Effizienz von prophylaktischen und therapeutischen Maßnahmen zu überwachen. Dies ist insbesondere notwendig bei jeglicher Neuentwicklung von Substanzen, zur Bekämpfung der Histomoniasis.
Letztendlich muss auch darauf hingewiesen werden, dass die Nicht-Behandlung klinisch kranker und damit leidender Tiere eine nicht unerhebliche Tierschutzrelevanz besitzt. In diesem Sinne hat das Projekt auch die Aufgabe, das Leiden von Tieren zu minimieren und die Produktionsbedingungen zu verbessern, was letztlich auch dem Produzenten aber auch dem Konsumenten zu Gute kommt.

Berichte

Abschlussbericht , 01.01.2006

Kurzfassung

Histomonas meleagridis, ein einzelliger Parasit verursacht beim Wirtschaftsgeflügel die ökonomisch bedeutende Histomonose (syn. Histomoniasis, Schwarzkopfkrankheit oder Typhlohepatitis). In dem vorliegenden Projekt wurden verschiedene molekularbiologische Methoden, zum Nachweis von Histomonas meleagrids, aber auch Tetratrichomonas gallinarum und Blastocystis sp., entwickelt. Insbesondere wären zu erwähnen, eine PCR und eine in situ Hybridisierung. Während mit der PCR der Nachweis der Nukleinsäure des entsprechenden Parasiten in unterschiedlichen Substanzen möglich ist, kann die in situ Hybridisierung genutzt werden, um den Erreger in den verschiedensten Geweben zu lokalisieren. Die Entwicklung beider Methoden beruht im Wesentlichen auf der Etablierung klonaler Kulturen, die mittels Mikromanipulation hergestellt wurden. Infektionsexperimente in Puten und Hühnern unterstreichen die Bedeutung der entwickelten Methoden.

Berichtsdateien

Endbericht_26-05-06.doc

Autor/innen

Michael Hess, Prof. Dr.