Entblätterung oberhalb der Traubenzone

© HBLAWO Mehofer

Reifesteuerung Weinbau: Steuerung der Reifung der Trauben im Weinbau unter sich ändernden klimatischen Bedingungen

Projektleitung

Martin Mehofer

Forschungseinrichtung

HBLA und BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg

Projektnummer

101773

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Die in Österreich flächenmäßig bedeutendste Rebsorte ist `Grüner Veltliner`. Die zunehmenden Hitzeperioden führen zu reduzierter Fruchtigkeit und geringerem Säuregehalt in den Beeren, im Most und im Wein. Neben der Möglichkeit einer abgeänderten Laubwandgestaltung kann der mehrmalige Einsatz eines Antitranspirants während der Vegetationsperiode eine bisher nicht angewendete Maßnahme darstellen, um den negativen Auswirkungen der Hitzeperioden entgegenzuwirken.

Schlagwörter (deutsch)

Weinbau, Reifesteuerung, Klimawandel, Laubwandmanagement, Antitranspirant

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Regulation of the ripening of the grapes in viticulture under changing climatic conditions

Abstract (englisch)

The most important grape variety in Austria in terms of area is `Grüner Veltliner`. The increasing heat periods lead to reduced fruitiness and lower acidity in the berries, must and wine. Besides the possibility of a modified canopy wall design, the repeated use of an antiperspirant during the vegetation period can be a previously unapplied measure to counteract the negative effects of the heat periods.

Schlagwörter (englisch)

Viticulture, ripening control, climate change, foliage management, anti-transpirant

Projektziele

Die Arbeit soll zeigen, inwieweit negativen Einflüssen auf die weinbauliche Produktion aufgrund verstärkt auftretender Hitzeperioden entgegengewirkt werden kann. Dazu werden einerseits mehrmals während der Vegetationsperiode ein Antitranspirant appliziert und andererseits die Laubwandgestaltung abgeändert. Unmittelbar vor der Ernte soll eine Botrytisbonitur erfolgen. Die Erhebungen der Ertrags- und Reifeparameter werden bei der Ernte erfolgen. Die Analysen des Gesamtphenolgehalts und weiterer Mostinhaltsstoffe werden anschließend im Labor durchgeführt. Mittels Mikrovinifikation und anschließender sensorischer Bewertung der Weine sollen mögliche Einflüsse auf die Weinqualität evaluiert werden. Die vegetative Leistung der Reben wird mittels Bestimmung des Schnittholzgewichts evaluiert.

Praxisrelevanz

Im Zuge der klimatischen Veränderungen kommt es in manchen österreichischen Weinbaugebieten verstärkt zu Hitzeperioden. Dadurch verändert sich die Reife und Qualität der Trauben. Insbesondere bei der Rebsorte Grüner Veltliner besteht die Problematik des zu starken Säureabbaus bereits im Weingarten. Außerdem kommt es zu nicht gewünschten Veränderungen in der Aromatik der Beeren, Moste und Weine. Die Arbeit soll zeigen, inwieweit diesen negativen Effekten durch die Applikation eines Antitranspirants und die Abänderung der Laubwandgestaltung entgegengewirkt werden kann.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2023

Kurzfassung

Zur Verzögerung der Reifeentwicklung der Rebsorte Grüner Veltliner wurden über zwei Vegetationsjahre die Methoden “Dreimalige Applikation eines Antitranspirants in der Nachblütephase“, “Totalentblätterung oberhalb der Traubenzone zum Entwicklungsstadium Ende des Traubenschlusses (= BBCH 79)“ und “Kurzhalten der Laubwand auf 70 cm Höhe“ angewendet. Zur Evaluierung der Wirkung dieser Maßnahmen wurden ausgewählte generative und vegetative Parameter erhoben und analysiert und nach Mikrovinifikationen sensorische Weinbewertungen durchgeführt. Die dreimalige Applikation des Antitranspirants nach der Blüte bewirkte jahresabhängig eine Reduktion des Zuckergehalts im Most um 1,9 bzw. 1,2 °KMW und des Säuregehalts im Most um 0,8 bzw. 0,4 g/l. Die Totalenblätterung oberhalb der Traubenzone zum Stadium BBCH 79 führte ebenfalls in beiden Jahren zu einer Mostgewichtsreduktion, und zwar um 1,2 bzw. 1,0 °KMW, ohne dabei den Säuregehalt zu beeinflussen. Im Jahr 2021 wurden durch das Kurzhalten der Laubwand auf 70 cm Höhe das Traubengewicht und damit auch der Ertrag gegenüber der Kontrollvariante verringert (-17 g pro Traube beziehungsweise -0,7 kg/Stock). Dabei wurde das Mostgewicht nur tendenziell reduziert (-0,4 °KMW) und der Säuregehalt nicht beeinflusst. Im Jahr 2022 waren die Effekte auf die Ertragsparameter hingegen nicht signifikant, wenngleich sich Tendenzen zu einer Verringerung des Ertrags (-0,65 kg/Stock) und des Traubengewichts (-33 g) zeigten. Weder im Jahr 2021 noch im Jahr 2002 wurden die Stickstoff-, Kalium- und Gesamtphenolgehalte im Most durch die Reifeverzögerungsmethoden beeinflusst. Die hochgerechneten Schnittholzgewichte lagen generell auf einem niedrigen Niveau, wobei sich zwischen den Varianten “Totalentblätterung oberhalb der Traubenzone bei BBCH 79“ mit 1600 kg/ha und “Laubwandhöhe = 70 cm“ mit 1073 kg/ha signifikante Unterschiede zeigten. Die Werte der beiden anderen Varianten betrugen 1308 kg/ha beziehungsweise 1313 kg/ha. Die Blattwasserpotentiale hatten sich an keinem Messtermin signifikant voneinander unterschieden. Allerdings waren an zwei von drei Messterminen die Werte in der Kontrollvariante mit 7,8 beziehungsweise 7,5 bar tendenziell am höchsten und jene der Entblätterungsvariante mit 6,8 beziehungsweise 6,5 bar tendenziell am niedrigsten. Daraus kann geschlossen werden, dass der Trockenstress der Kontrollreben höher war, als jener der teilentblätterten Reben. Im Jahr 2021 wurde der Wein aus der Variante “Laubwandhöhe = 70 cm“ sensorisch signifikant schlechter bewertet. Bei der Bewertung der Weine des Jahrgangs 2022 zeigten sich hingegen keine signifikanten sensorischen Unterschiede.

Berichtsdateien

Reifesteuerung-Weinbau_Abschlussbericht_neu (002).pdf

Abstract (deutsch)

Zur Verzögerung der Reifeentwicklung der Rebsorte Grüner Veltliner wurden über zwei Vegetationsjahre die Methoden “Dreimalige Applikation eines Antitranspirants in der Nachblütephase“, “Totalentblätterung oberhalb der Traubenzone zum Entwicklungsstadium Ende des Traubenschlusses (= BBCH 79)“ und “Kurzhalten der Laubwand auf 70 cm Höhe“ angewendet. Zur Evaluierung der Wirkung dieser Maßnahmen wurden ausgewählte generative und vegetative Parameter erhoben und analysiert und nach Mikrovinifikationen sensorische Weinbewertungen durchgeführt. Die dreimalige Applikation des Antitranspirants nach der Blüte bewirkte jahresabhängig eine Reduktion des Zuckergehalts im Most um 1,9 bzw. 1,2 °KMW und des Säuregehalts im Most um 0,8 bzw. 0,4 g/l. Die Totalenblätterung oberhalb der Traubenzone zum Stadium BBCH 79 führte in beiden Jahren zu einer Mostgewichtsreduktion, und zwar um 1,2 bzw. 1,0 °KMW, ohne dabei den Säuregehalt zu beeinflussen. Im Jahr 2021 wurden durch das Kurzhalten der Laubwand auf 70 cm Höhe das Traubengewicht und damit auch der Ertrag gegenüber der Kontrollvariante verringert (-17 g pro Traube beziehungsweise -0,7 kg/Stock). Dabei wurde das Mostgewicht nur tendenziell reduziert (-0,4 °KMW) und der Säuregehalt nicht beeinflusst. Im Jahr 2022 waren die Effekte auf die Ertragsparameter hingegen nicht signifikant, wenngleich sich Tendenzen zu einer Verringerung des Ertrags (-0,65 kg/Stock) und des Traubengewichts (-33 g) zeigten. Weder im Jahr 2021 noch im Jahr 2002 wurden die Stickstoff-, Kalium- und Gesamtphenolgehalte im Most durch die Reifeverzögerungsmethoden beeinflusst. Die hochgerechneten Schnittholzgewichte lagen signifikant unterschiedlich zwischen den Varianten “Totalentblätterung über der Traubenzone bei BBCH 79“ mit 1600 kg/ha und “Laubwandhöhe = 70 cm“ mit 1073 kg/ha. Die Blattwasserpotentiale hatten sich an keinem Messtermin signifikant voneinander unterschieden. Allerdings waren an zwei von drei Messterminen die Werte in der Kontrollvariante mit 7,8 beziehungsweise 7,5 bar tendenziell am höchsten und jene der Entblätterungsvariante mit 6,8 beziehungsweise 6,5 bar tendenziell am niedrigsten. Daraus kann geschlossen werden, dass der Trockenstress der Kontrollreben höher war, als jener der teilentblätterten Reben. Im Jahr 2021 wurde der Wein aus der Variante “Laubwandhöhe = 70 cm“ sensorisch signifikant schlechter bewertet. Bei der Bewertung der Weine des Jahrgangs 2022 zeigten sich hingegen keine signifikanten sensorischen Unterschiede.

Abstract (englisch)

To delay the development of maturity in the grape variety Grüner Veltliner the methods “Three applications of antiperspirant in the post-flowering phase“, “Total defoliation above the grape zone at the end of the development stage bunch closure (= BBCH 79)“ and “Keeping the canopy short at a height of 70 cm“ were applied over two growing seasons. To evaluate the effects of these measures, selected generative and vegetative parameters were collected and analyzed, and sensory wine evaluations were performed after microvinifications. Three applications of the antiperspirant after flowering resulted in a year-dependent reduction of the sugar content in the must by 1.9 and 1.2 °KMW and of the acid content in the must by 0.8 and 0.4 g/l, respectively. Total defoliaton above the grape zone at development stage BBCH 79 also led to a reduction of must weight in both years, by 1.2 and 1.0 °KMW, respectively, without affecting acidity. In 2021, keeping the canopy short at a height of 70 cm reduced cluster weight and thus also yield compared to the control variant (-17 g per cluster and -0,7 kg/vine). Thereby, must weight was only reduced by trend (-0.4 °KMW) and acidity was not affected. In 2022, however, the effects on the yield parameters were not significant, even though there were trends towards a reduction in yield (-0.65 kg/vine) and in cluster weight (- 33 g). Neither in 2021 nor in 2022 the contents of nitrogen, potassium and total phenols in the must were influenced by the methods of delaying maturation. Extrapolated pruning wood weights were generally at a low level with significant differences between the variants “Total defoliation above the grape zone at BBCH 79“ (1600 kg/ha) and “Canopy height = 70 cm“ (1073 kg/ha). The leaf water potenials did not differentiate significantly from each other on any date of measurement. However, at two out of three measurement dates the values in the control variant tended to be highest at 7.8 an 7.5 bar, respectively and those in the defoliatoin variant tended to be lowest at 6.8 and 6.5 bar, respectively. From this it can be concluded that the drought stress of the control vines was higher than that of the partially defoliated vines. In 2021, the wine of the variant “Canopy height = 70 cm“ was evaluated sensorially significantly worse. However, in the evaluation of the wines of the 2022 vintage, there were no significant sensory differences.

Autor/innen

Dipl.-Ing. Martin Mehofer