Projekt-967: Möglichkeiten und Aufgaben einer österreichischen Naturschutzakademie

Projektleitung

Wolfgang Holzner

Forschungseinrichtung

Universität für Bodenkultur - Department Integrative Biologie Zentrum für Umwelt- und Naturschutz (ZUN)

Projektnummer

40480

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

Diese Studie fragt nach dem Bedarf und den möglichen Aufgaben einer Österreichischen Naturschutzakademie vor dem Hintergrund der vielfältigen Herausforderungen eines modernen Naturschutzes an alle Beteiligten. Dabei werden in weiterer Folge die Aktivitäten bereits bestehender im Naturschutz tätiger Organisationen und die noch vorhandenen Lücken im Angebot aufgezeigt. Ein Blick ins umliegende Ausland beleuchtet neue mögliche übertragbare Aufgaben und Strukturen. Die abschließende Analyse stellt vier mögliche Varianten der Umsetzung dar.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2000

Kurzfassung

Das Ergebnis der Studie zeigt einen eindeutigen Bedarf einer Österreichischen Naturschutzakademie. So sprechen sich in einer postalischen Befragung 67% der Befragten - bei 606 ausgeschickten Fragebögen und einer Rücklaufquote von 33% - für die Schaffung einer zentralen Einrichtung mit den Agenden des Naturschutzes aus. Als vorrangige Aufgabe können folgende Punkte formuliert werden: • Vermittlung zwischen Forschung, Praxis und Öffentlichkeit • Schaffung von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten • Länderübergreifende Zusammenarbeit Eine Naturschutzakademie soll vorausschauende Koordinationsstelle im wissenschaftlichen und im wissenschaftlich-praktischen Bereich mit dem Ziel der strategischen Umsetzung von Naturschutzzielen sein. Forschende aus allen Disziplinen zusammenzubringen, deren Erkenntnisse an Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit zu vermitteln und die Zusammenarbeit zwischen Forschenden, Entscheidungsträgern und Handelnden zu stärken kann somit als wesentliches Arbeitsgebiet definiert werden. Daran anknüpfend ist die Schaffung von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Vermittlung des notwendigen Wissens und der gemeinsamen Strategien an die Handelnden in der Praxis gefordert. Aufgabe der Naturschutzakademie dabei ist es, Lücken aus der Naturschutzpraxis aufzugreifen, neue Ausbildungsmöglichkeiten anzuregen und wenn nötig, nach neuen Experten für die Ausbildung zu suchen und für diese die notwendige Infrastruktur zu schaffen. Ein weiterer Auftrag an eine Österreichische Naturschutzakademie ist die Stärkung der länderübergreifenden Zusammenarbeit. Naturschutz ist in Österreich Ländersache. Für zahlreiche Naturschutzthemen wie z.B. die Förderung der Biodiversität, der Wandel der Landnutzung oder die Umsetzung von EU-Recht, deren Durchführung und Problemlösung in die Kompetenz der Länder fällt, ist jedoch eine einheitliche Richtungsvorgabe und Koordinierung dringend gefragt. Eine Österreichische Naturschutzakademie sollte die Bundesländer beim Erfahrungs- und Informationsaustausch und bei einer engen Kooperation maßgeblich unterstützen. Bei der Suche nach bereits bestehenden Institutionen, die der Idee und dem Konzept einer Österreichischen Naturschutzakademie nahe kommen, stößt man in Österreich auf eine Vielzahl von Einrichtungen, die zumindest einen Teil des mögliches Tätigkeitsfeldes einer Österreichischen Naturschutzakademie abdecken. So werden von verschiedensten Seiten, (Universitäten, Behörden und NGOs) weitgestreute Bildungs- und Informationsmöglichkeiten angeboten. Seien es Gesprächsplattformen zur Findung unterschiedlicher Problemlösungen, berufsbegleitende Weiterbildungsseminare, Initiativen zur Vermittlung von Naturerleben für Jedermann oder Kurse, die Hilfestellung und Anleitung zur Bewertung und Projektumsetzung in verschiedenen Bereichen des Naturschutzes geben. Es gibt in Österreich wohl keine Organisation, die bundesweit alle Agenden einer möglichen österreichischen Naturschutzakademie abdeckt; es besteht jedoch ein vielfältiges Bildungs- und Informationsangebot, das nicht ignoriert werden darf. Viel mehr gilt es, an die bereits bestehende Infrastruktur anzuknüpfen und deren Lücken zu schließen. Datenrecherchen in den an Österreich angrenzenden Staaten zeigen, dass auch im Ausland Teilbereiche der einer Österreichischen Naturschutzakademie zugedachten Aufgaben von NGOs, staatlichen Agenturen oder Universitätsinstituten erfüllt werden; eine vergleichbare zentrale Einrichtung für den Naturschutz ist jedoch nur in der Bundesrepublik Deutschland etabliert. In den dortigen Naturschutzakademien der Bundesländer (z.B. die Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege in Bayern) werden neben dem Angebot der fachlichen Weiterbildung auch neue Ideen zur Diskussion gestellt und auf die Praxis hin zugeschnitten. Darüber hinaus haben sich die Naturschutzakademien auch die Weiterentwicklung von Naturschutzkonzepten auf gesellschaftlicher, politischer, fachlicher und ethischer Ebene zur Aufgabe gemacht. Von den Tätigkeitsfeldern und Inhalten entsprechen die Naturschutzakademien in Deutschland sicherlich am ehesten dem Konzept einer Österreichischen Naturschutzakademie und können als Vorbilder gesehen werden. Zur Umsetzung einer Österreichischen Naturschutzakademie werden vier Varianten vorgestellt: eine Landes-Naturschutzakademie, eine NGO oder private Organisation, das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft oder eine Universität als Träger der Naturschutzakademie. Bei allen vieren müssen die in dieser Studie angeführten Vor- und Nachteile der jeweiligen Variante genau abgewogen werden. Generell muss jedoch davor gewarnt werden, eine Österreichische Naturschutzakademie ohne die dafür nötigen Ressourcen zu installieren. Eine Naturschutzakademie nur als zusätzliches Anhängsel einer bestehenden Stelle ohne zusätzliches Budget und Personal wird die definierten Aufgaben nicht erfolgreich bewältigen können und wäre wohl eine vergebene Chance, dem Naturschutz neue Impulse zu geben. Auch sollen sich weder Bundes- oder Landesstellen, noch NGOs, noch Universitäten alleine an die Arbeit machen. Eine umfassende Akzeptanz ist für die Umsetzung einer erfolgreichen Naturschutzarbeit unumgänglich, und diese ist nur unter Einbeziehung aller Beteiligten möglich.