Projekt-812: Biologische Landwirtschaft: Themenkomplex Kartoffelanbau im alpinen Raum

Projektleitung

Waltraud HEIN

Forschungseinrichtung

Direktion Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

10207

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Folgende Fragen sollen im Rahmen dieser wissenschaftlichen Tätigkeit geklärt werden:

* Eignung von verschiedenen Kartoffelsorten im alpinen Raum
* Einfluss von Standort und Düngung verschiedener Kartoffelsorten auf Ertrag und Qualität
* Bekämpfungsmöglichkeiten von Rhizoctonia solani im biologischen Kartoffelanbau

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

1. Eignung von verschiedenen Kartoffelsorten im alpinen Raum
Nachdem der Kartoffelbau in verschiedenen Tal- und Beckenlagen des Alpenraumes einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellt, und gerade unter den Bedingungen des biologischen Landbaues erzeugte Kartoffeln in solchen Gebieten ein finanzielles Standbein für die Landwirte bedeuten, kommt der Prüfung der Anbaueignung von verschiedenen Kartoffelsorten eine besondere Bedeutung zu. Die offizielle Sortenwertprüfung erfolgt im Osten Österreichs unter trockenen und warmen klimatischen Voraussetzungen, aber die Bedingungen im Westen Österreichs sehen völlig anders aus. Kartoffelsorten, die in der offiziellen Sortenwertprüfung gut abschneiden, können sich im kühleren und feuchteren Klima ganz anders entwickeln, besonders auch im Hinblick auf den Krankheitsdruck.
Der Lungau ist ein altes, traditionelles Kartoffelanbaugebiet, wo die Gefahr der Virusübertragung durch Blattläuse relativ gering ist und deshalb als Gesundungsgebiet gilt. Auch die Saatgutproduktion hat im Lungau ihren Stellenwert. Heutzutage werden der Großteil der im Lungau erzeugten Kartoffeln biologisch angebaut. Für diese Landwirte ist es ganz wichtig, die besten Sorten herauszufinden, die sich gut und ohne Probleme produzieren lassen und nach denen vom Konsumenten her eine entsprechende Nachfrage gegeben ist. Zur Prüfung verschiedener Kartoffelsorten legt die Abteilung Ackerbau der BAL Gumpenstein in Zusammenarbeit mit der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft Tirol, mit der Bezirksbauernkammer Tamsweg und dem Saatbauverein Lungau einen Feldversuch im Lungau an, bei dem acht Sorten auf Ertrag und Qualität (auch die Erfassung der Speisequalität) zählt, getestet werden.


2. Einfluss von Standort und Düngung verschiedener Kartoffelsorten auf Ertrag und Qualität
Der biologische Kartoffelanbau hat einen ganz besonderen Stellenwert, weil sich gerade bei dieser Kulturart eine Direktvermarktung gut durchführen lässt und vom Konsumenten rege nachgefragt wird. Deshalb ist es für Biobauern, die Kartoffeln direkt vermarkten möchten, wichtig, gut schmeckende, den Qualitätskriterien entsprechende Kartoffeln zu erzeugen, die rasch und zügig abgesetzt werden können. Dabei gelten für verschiedene Standorte unterschiedliche Bedingungen, zum einen aus klimatischen Gründen, zum anderen aus der Tatsache heraus, dass in manchen Regionen bestimmten Sorten gegenüber anderen vom Konsumenten der Vorzug gegeben wird. Somit ist es wichtig, über ein größeres Sortiment Bescheid zu wissen, wenn man die regionalen Besonderheiten auch noch mit einbezieht.
Sorten, die sich für den biologischen Anbau in anderen europäischen Ländern, unter völlig anderen klimatischen Verhältnissen gut bewährt haben, sollten unbedingt in dieses Sortenspektrum aufgenommen werden.
Im konkreten Fall soll im Rahmen dieser wissenschaftlichen Tätigkeit ein speziell ausgesuchtes Spektrum an Kartoffelsorten an verschiedenen Standorten unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen auf Ertrag und Qualität geprüft werden. Dazu zählen ein Standort in Lambach, unter günstigen klimatischen Voraussetzungen, allerdings in einem Gebiet mit eher starken Niederschlägen. Dazu sollen im Gegensatz im inneralpinen Gebiet des Lungau ebenso Versuche gemacht werden, wobei der Lungau einerseits ein Gesundungsgebiet im Hinblick auf Viruserkrankungen darstellt, andererseits ein Vermehrungsgebiet für Kartoffeln, auch im biologischen Anbau, was eine wichtige Einkommensquelle für die Landwirte bedeutet. Ebenso sollen im Ennstal und im Bereich des Oberen Murtales verschiedene Sorten auf ihre Anbaueignung unter biologischen Bedingungen getestet werden.


3. Bekämpfungsmöglichkeiten von Rhizoctonia solani im biologischen Kartoffelanbau
Rhizoctonia solani, die sogenannte Wurzeltöterkrankheit, ist speziell im biologischen Kartoffelanbau zu einem großen Problem geworden. Durch die ständige Zufuhr von organischem Material, das durch Düngung und Fruchtfolge in den Acker eingebracht wird, erhöht sich das Infektionspotential erheblich. Während im konventionellen Kartoffelbau gegen Rhizoctonia eine Saatgutbeizung erfolgreich eingesetzt werden kann, besteht bei biologischer Wirtschaftsweise diese Möglichkeit nicht. Gerade in der Saatgutvermehrung wird dieses Manko immer wieder deutlich, aber auch für die Konsumware bedeutet ein starker Befall mit Rhizoctoniapocken oder anderen sichtbaren Anzeichen dieser Krankheit eine deutliche Qualitätsminderung.
Einige sogenannte Pflanzenstärkungsmittel wurden schon in verschiedenen Versuchen in Deutschland getestet, führten aber zu keinem wirklich befriedigendem Ergebnis. Deshalb warten jene Landwirte, die davon massiv betroffen sind, auf andere Möglichkeiten, um gegen Rhizoctonia solani gezielt vorgehen zu können. Pflanzenbauliche Maßnahmen zählen dazu, wie Vorkeimen des Pflanzgutes, was relativ schwierig ist, wenn das Pflanzgut erst kurz vor dem Setzen zu beziehen ist. Entsprechend hohe Bodentemperaturen bei der Pflanzung wären günstig, wie es im Jahr 2002 und teilweise auch 2003 der Fall war, aber diesen Faktor kann man nicht mitplanen, weil er nicht vorhersehbar ist. Außerdem kann über die Versorgung der Äcker mit schon verrottetem Stallmist ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung dieser Kartoffelkrankheit geleistet werden, ebenso durch die Einhaltung einer möglichst weiten Fruchtfolge, in der nicht zu viel organische Masse in den Boden eingearbeitet wird. Nachdem aber gerade in klimatisch eher ungünstigen Gebieten von der Fruchtfolge her nicht allzu viele Gestaltungsmöglichkeiten gegeben sind, wird es äußerst schwierig, hier Gegenmaßnahmen zu setzen. In Gebieten mit einer sehr weiten Fruchtfolge, in welcher die Kartoffeln nur alle 7 bis 8 Jahre angebaut werden, ist das Problem mit Rhizoctonia solani wesentlich geringer als dort, wo Kartoffeln alle 3 bis 4 Jahre auf demselben Acker angebaut werden.
Nachdem gerade der Lungau zwar ein Kartoffel-Gesundungsgebiet ist, dort aber massive Probleme mit Rhizoctonia solani auftreten, soll an diesem Standort ein Versuch zu diesem Thema durchgeführt werden.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2006

Kurzfassung

In den Jahren 2005 und 2006 wurden auf verschiedenen Standorten in Österreich, und zwar Moarhof, Murtal, Lambach und Lungau unterschiedliche Kartoffelsorten angebaut und auf ihre Krankheitsanfälligkeit, Ertrag und Speisequalität geprüft. Dabei standen sowohl in die Österreichische Sortenliste eingetragene als auch ausländische Sorten im Sortenspektrum, wobei dieses frühe und mittelfrühe Sorten umfasste. Die Standorte Moarhof und Lambach waren zu dem Zeitpunkt gerade Umstellungsbetriebe, die beiden Standorte Murtal und Lungau waren schon etablierte Biobetriebe, weil dort Praxisbetriebe ihre Flächen zur Verfügung stellten. Die Ergebnisse brachten durchwegs akzeptable Erträge, bis auf jene vom Standort Lambach im Jahr 2005. Diese niedrigen Knollenerträge sind nur im Zusammenhang mit den schlechten Bodenverhältnissen zu sehen; im Jahr 2006 war die Situation eine völlig andere. Die Knollenerträge im Murtal waren im Jahr 2005 überdurchschnittlich hoch; im Lungau sind sie eher bescheiden. Im Jahr 2006 ging ein schweres Hagelgewitter Anfang Juli nieder, wobei der Blattapparat teilweise schwer geschädigt wurde. Trotzdem waren die Verluste nicht so hoch wie befürchtet. Nach der Ernte wird eine sogenannte Kellerbonitur durchgeführt, bei der zunächst die Stärke bestimmt wird, anschließend die Krankheiten im Inneren der Knollen und auf der Schale untersucht werden. Danach erfolgt noch eine organoleptische Prüfung, welche die Kocheigenschaften der Sorte festlegt. Trotz dieser zweijährigen Versuche können noch keine allgemein gültigen Aussagen über die Anbaueignung einzelner Sorten gemacht werden, weil dafür ein längerer Zeitraum benötigt wird. Immerhin bleibt aber festzustellen, dass Kartoffeln in biologischer Wirtschaftsweise doch gute Erträge mit guten Qualitäten bringen können, sofern alle Voraussetzungen dazu stimmen.

Berichtsdateien

Abschlussbericht.pdf

Autor/innen

Hein Waltraud,Waschl Hermann,Schmalengruber Ewald

Publikationen

Alle Publikationen wurden vom Projektverantwortlichen eingetragen und liegen in dessen Verantwortung.

Biologische Landwirtschaft: Themenkomplex Kartoffelanbau