Projekt-750: Entwicklung und Erprobung innovativer Fortbildungsprogramme für Frauen in landwirtschaftlichen und gärtnerischen Betrieben in Führungspositionen als Beitrag zur Europäisierung der Bildung

Projektleitung

Elisabeth LOIBL

Forschungseinrichtung

Direktion Bergbauern

Projektnummer

10596

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Developing and testing innovative further education courses for women managers in agriculture and horticulture as a contribution to Europeanization of Education

Projektziele

Die Bundesanstalt für Bergbauernfragen hat an einem internationalen Forschungsprojekt teilgenommen, das im Rahmen des LEONARDO DA VINCI – Programmes der EU teilfinanziert worden ist. Dieses EU-Programm verfolgt das Ziel, die berufliche wie auch die allgemeine Bildung innerhalb der EU zu harmonisieren und zu fördern. Dabei wird ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, länderübergreifende innovative Aktionen zur Aneignung von Wissen und Kompetenzen zu mobilisieren, um die Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern. Durch die Förderung gemeinsamer Maßnahmen ermöglicht das Programm zudem eine Verbindung mit anderen Gemeinschaftsinitiativen, eine Verbesserung der Qualität der beruflichen Weiterbildung und eine Erleichterung des Zugangs zum lebensbegleitenden Erwerb von Fähigkeiten und Kompetenzen, vor allem um dem technologischen Wandel Rechnung zu tragen.
Das Projekt wurde innerhalb des LEONARDO DA VINCI – Programms als Pilotprojekt definiert.
Ausgangspunkt war der extrem niedrige Anteil von Frauen in Führungspositionen im Agrarbereich, wie es in den beiden Transformationsländern Ungarn und Ostdeutschland wie auch hierzulande der Fall ist. Im Rahmen des Projektes sollten daher die Berufs- und Karrieremöglichkeiten von Agrarmanagerinnen durch Weiterbildung vor allem in den Transformationsländern verbessert werden. Aufgrund der kleinstrukturierten Landwirtschaft wurden in Österreich Managerinnen aus dem vor- und nachgelagerten Bereich der Landwirtschaft interviewt.
Eine zentrale Themenstellung war die Gender Orientierung, wie sie derzeit von seiten der EU für alle Politikbereiche gefordert wird. Grundlegend dabei ist die Sensibilisierung der Wahrnehmung der Unterschiede der Geschlechterrollen und –verhalten, die auf die Sozialisation zurückzuführen sind.
Ziel des Projektes war die Konzipierung und Erprobung eines Weiterbildungscurriculums speziell für Agrarmanagerinnen, das sie bei der Ausübung ihrer Leitungsaufgaben stärkt. Thematische Schwerpunkte dabei waren u.a.: Führungsverhalten, Führungsstil, die Frau als Führungskraft, weiblicher Führungsstil; Zeit- und Stressmanagement; Betriebslehre, Rechnungswesen, Steuerrecht; Marketing sowie EU-Recht und Agrarpolitik.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2001

Kurzfassung

Es wurde ein Curriculum mit acht Modulen ausgearbeitet, zwei davon wurden in Deutschland und in Ungarn erprobt. Dabei wurden zwischen Frauen-, theoretischen (dabei geht es vor allem um ökonomische und EDV-Kenntnisse) und Zukunftsmodulen unterschieden. Die Frauenmodule wurden und werden in reinen Frauengruppen, die beiden anderen in gemischten Gruppen abgehalten. Für die eigene Sensibilisierung der Geschlechterverhältnisse ist es für Frauen von Vorteil, vorerst in reinen Frauengruppen zusammenzukommen. Erst nachdem die durch Sozialisation verursachten Unterschiede begriffen worden und eine eigenständiges Verhalten durch- und umsetzbar ist, ist ein gemeinsames Arbeiten in gemischten Gruppen wie auch die Koedukation zu empfehlen. Bereits in anderen Studien wurde nachgewiesen, dass Frauen anders lernen als Männer. So wurde im Rahmen der abgehaltenen Seminare mit den Agrarmanagerinnen festgestellt, dass Frauen nicht überwiegend oder ausschließlich aufnehmend lernen wollen, auch nicht ausschließlich Medien dabei konsumieren wollen, weil die Selbstgestaltung der Medien für sie eine wichtige motivierende Rolle spielt. Außerdem wünschen sie, dass die Anwendung der Methoden abwechslungsreich ist, und sie bevorzugen das Lernen in Kleingruppen. Im besonderen muss das Lernen an den realen Alltag der Frauen anknüpfen, es einen konkreten Bezug zur Wirklichkeit und zur täglichen Arbeit geben. Die Frauenmodule waren „Frauen in Führungspositionen in landwirtschaftlichen und gärtnerischen Betrieben“ und „Umgang mit Zeit, Stress und Konflikten“. Auf dem ersten Seminar wurde durch Selbstreflexion (persönliche Ziele, Selbsteinschätzung der Teilnehmerinnen, Erwartungen aus dem Umfeld und deren Einfluss auf eigene neue Ideen), Erlernen von Teamfähigkeit, exemplarisches Trainieren von neuen Verhaltensweisen und Techniken an Praxisbeispielen das Ziel verfolgt, die eigene Stärke als Frau und Führungskraft zu erkennen und dadurch das Selbstbewusstsein zu stärken. Beim Modul Zeit- und Konfliktmanagement ging es um eine bewusste Zeitplanung (eigenständiges Erarbeiten der eigenen Zeitbilanz an einem Arbeitstag für das nächste Modul) wie auch um die Reflexion und Bewältigung von Konflikten. Wie können systematische Arbeitstechniken so eingesetzt werden, dass sie helfen, den Berufsalltag gelassener und weniger gestresst zu bewältigen? Darüber hinaus wurde herausgearbeitet, persönliche Stressfaktoren und Konfliktmöglichkeiten zu identifizieren, damit diese entweder vermieden oder leichter bewältigt werden können. Der Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmerinnen führte dabei zu förderlichen Erkenntnissen. Diese beiden Module wurden in Ostdeutschland und in Ungarn erprobt. Die Trainings wurden von Gisela Zechner (Training & Coaching, Wien) und Elke Koll (Trainerin in Deutschland) durchgeführt, in Ungarn durch Maria Bayer gedolmetscht. Die Module wurden in reinen Frauengruppen abgehalten, weil davon auszugehen ist, dass bestimmte für Frauen wichtige Themen besprochen werden, die in gemischten Gruppen erst gar nicht zur Sprache kommen. So waren die Teilnehmerinnen auf den Seminaren erstaunt und froh darüber, dass dem Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf viel Zeit gewidmet worden ist, weil es für sie ein zentrales Anliegen darstellt. Durch die Sensibilisierung sollte die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie jedoch in Zukunft auch eine Angelegenheit für Männer werden. Es geht bei Gender Mainstreaming nicht darum, dass Frauen – sofern sie dem männlichen Karrieremodell entsprechen wollen, sich in Hinkunft nicht mehr um ihre Familie und den Haushalt kümmern, und diese einfach an den Mann delegieren, also eine Umkehrung der patriarchalen Gegebenheiten, sondern darum, dass beide gemeinsam überlegen, wie sie ihren Arbeitsalltag mit Familie gemeinschaftlich organisieren können. Darüber hinaus wurden frauen- und familiengerechte Anforderungen an Führungspositionen von seiten der Arbeitsstelle wie auch im Hinblick auf die Weiterbildungsmöglichkeiten erarbeitet. Ein zentrales Ergebnis dabei war die Bedeutung der Vorbildwirkung. Durch entsprechende Vorbilder wird sowohl von Männern als auch von Frauen eingeprägtes stereotypes Verhalten am leichtesten verändert. Für die am Projekt mitarbeitenden Männer hat sich gezeigt, wie sinnvoll die Auseinandersetzung mit Gender Mainstreaming ist. So wurde durch Dr. Uta Hoffmann-Altmann das Projekt mit einem weiblichen Führungsstil koordiniert, der im Erleben ein Erlernen für die an der Untersuchung beteiligten Männer und Frauen ermöglicht hat. Dadurch wurde ein weiterer positiver Effekt erzielt. Der Endbericht zu diesem Projekt ist im April 2001 unter dem Titel: „Weibliche (R)Evolution in den Führungsetagen – Anregungen und Ideen für frauengerechte Fortbildung von Agrarmanagerinnen in Österreich, Ungarn und Deutschland“ erschienen.