Projekt-733: Die Auswirkung von Stalltemperatur und Luftqualität auf die Gesundheit und Leistung von Mastschweinen

Projektleitung

Anton HAUSLEITNER

Forschungseinrichtung

Direktion Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

10142

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

The effect of stable temperature and air quality on health and performance of fattening pigs

Projektziele

Niedrige Luftraten im Winter führen zwangsläufig zu einer schlechten Stallluftqualität. Insbesondere hohe Wasserdampf-, Kohlendioxid-, Ammoniak-, Schwefelwasserstoff-, Staub- und Keimkonzentrationen werden für das Auftreten von Atemwegserkrankungen verantwortlich gemacht. Die Auswirkung der Luftgüte unter ansonsten standardisierten Stallklimabedingungen wurde bereits im Forschungsprojekt AL 60296 wissenschaftlich abgesichert. Dabei hat sich gezeigt, dass bei Einstallung gesunder Ferkel keine nachfolgenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen nachweisbar sind, während es doch zu erheblichen Leistungseinbußen kommt. Insgesamt ist jedoch festzuhalten, dass der Zusammenhang zwischen Stalltemperatur, Stallluftqualität, Atemwegserkrankungen und Mastleistung derzeit noch wenig erforscht ist.
In Österreich verfügt bei weitem nicht der Hälfte der Mastschweinestallungen über eine Heizmöglichkeit (KONRAD, 1997). Für die Gesamtwärmebilanz der Gebäude stellen die Lüftungswärmeverluste den mit Abstand größten Verlustposten dar, d.h. über die zugeführte Frischluftmenge kann auf die Stalltemperatur und auf die Luftgüte der entscheidende Einfluss ausgeübt werden. Unter diesen Gegebenheiten stellt sich für die Praxis die wichtige Frage: „Soll bei extremen Außenbedingungen eine bestimmte Stalltemperatur um den Preis einer sich verschlechternden Luftgüte beibehalten werden, oder ist einer hohen Luftqualität auf Kosten der Stalltemperatur der Vorzug zu geben?“ Mit anderen Worten: Was ist für Gesundheit, Leistung und Wohlbefinden der Tiere im Winter günstiger: warm bei schlechter Luft, oder kühl bei guter Luft? Diese Frage ist vor allem auch für Biobetriebe von zentraler Bedeutung, weil in den dort verwendeten Stalleinheiten und Haltungssystemen eine Heizungsanlage üblicherweise nicht zum Einsatz kommt.
Vom Verhalten der Tiere lassen sich auch wichtige Hinweise auf die derzeit nur schwer einschätzbare tierschutzrechtliche Einordnung dieser Stallklimazustände gewinnen. Diese Zusammenhänge werden immer bedeutsamer. Die Versuchsfrage ist somit nicht nur für den Betriebserfolg der Mastschweinehalter ganz entscheidend, sondern hat hinsichtlich des Tierschutzaspektes auch eine enorme gesellschaftspolitische Relevanz.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2004

Kurzfassung

In einem Mastversuch mit 72 Mastschweinen wurden die Auswirkungen des Stallklimas (Temperatur und Luftqualität) auf die Mast- und Schlachtleistung sowie die Fleischqualität geprüft. Es wurden die Versuchsvarianten hohe Temperatur und schlechte Luftqualität (SL) bzw. geringe Temperatur und gute Luftqualität (GL) geprüft. Der Versuch wurde in zweifacher Wiederholung mit jeweils 36 gesundheitlich vorbelasteten Tieren durchgeführt. Die Mastschweine wurden unter Berücksichtigung der Lebendmasse und des Geschlechtes zufällig auf 4 Boxen (8 Ferkel pro Box) in zwei identische, jedoch räumlich getrennte Stalleinheiten aufgeteilt. Die Tiere wurden auf Vollspalten gehalten. Der Versuch erstreckte sich im Durchschnitt beider Wiederholungen von 43 – 104 kg Lebendmasse bzw. über einen Zeitraum von 81 Tagen. Hinsichtlich des Stallklimas ist es im vorliegenden Versuch gut gelungen, die Zielvorgaben, vor allem hinsichtlich der Stalltemperaturen und der Schadgaskonzentrationen, einzuhalten. Eine Einheit wies sehr hohe Schadgasgehalte auf, wie sie in der Praxis in schlecht gelüfteten Ställen vorkommen können (im Mittel rund 36 – 38 ppm NH3, 3600 ppm CO2 u. 65 – 75 % rel. Luftfeuchtigkeit), die andere gut gelüftete Raumeinheit entsprach hinsichtlich Luftgüte den Empfehlungen (im Mittel 18 – 19 ppm NH3, 1600 – 1800 ppm CO2 sowie 50 – 55 % RH). Abweichungen von der Solltemperatur in den Versuchseinheiten waren dennoch im Winter an schönen Tagen möglich, da die Wärmeproduktion der Tiere und die Sonneneinstrahlung bei den gegebenen niedrigen Lüftungswärmeverlusten in SL sehr rasch zu einem Überschreiten der Grenztemperatur führte. Ein auch tierschutzrechtlich (in einigen Bundesländern ist für Ammoniak ein Grenzwert von 10 ppm festgelegt) bedeutsames Ergebnis ist der Umstand, dass eine Ammoniakkonzentration von 10 ppm selbst in Abteil GL nicht verlässlich eingehalten werden konnte. Ein Überdenken derartiger Grenzwerte scheint dringend angebracht, stellt doch die Überschreitung eine Verwaltungsübertretung mit allen möglichen Konsequenzen dar. Die Mastleistungsergebnisse wurden - mit Ausnahme der mittleren täglichen Futteraufnahme - durch das Stallklima nicht signifikant beeinflusst. Die Tageszunahmen der Schweine lagen in Gruppe GL bei 776 g und in Gruppe SL bei 750 g. In Gruppe GL nahmen die Tiere im Durchschnitt etwas mehr Futter auf, die Futter-, Energie- und Rohproteinverwertung wurde jedoch durch die Luftqualität nicht signifikant beeinflusst. Auch die Schlachtleistung und Schlachtkörperzusammensetzung wurden durch das Stallklima nicht beeinflusst. Die Tiere, die in Gruppe SL gehalten wurden, wiesen jedoch 1 Stunde nach der Schlachtung mit 5,64 einen signifikant tieferen pH-Wert im Schinken auf. In Gruppe GL lag dieser bei 5,88. Das Fleisch der Tiere der Gruppe SL wurde subjektiv auch als heller beurteilt. Ansonsten unterschieden sich auch die Fleischqualitätsmerkmale nicht zwischen den beiden Gruppen. Trotz großer Unterschiede zwischen den Einheiten SL und GL hinsichtlich der wichtigsten Stallklimaparameter konnten bei diesem Versuchsdurchgang keine auffallenden Unterschiede bezüglich der Tiergesundheit (bakteriologische Untersuchungen großteils negativ, alle Lungen ohne Befund) und dem Wohlbefinden festgestellt werden. Zu unterschiedlichen Diskussionen und Reaktionen muss daher zwangsläufig der erhobene, ausgesprochen gute Gesundheitszustand der Endmasttiere führen, hat es sich doch um extrem vorbelastete Ferkel gehandelt. Allgemein kann für die Praxis festgestellt werden, dass für die Gesundheit und die Leistung der Tiere in der Schweinemast eine Heizung nicht unbedingt notwendig ist. Weitere Versuche auf Praxisbetrieben sind dennoch erforderlich.

Berichtsdateien

Stalltemperatur_Luftqualitaet_Mastschweine.pdf

Autor/innen

Anton Hausleitner, Irene Mösenbacher