Projekt-73: Bedrohung für Österreichs Agrarwirtschaft? Szenarien zur Entwicklung der MOEL-Landwirtschaft im europäischen und internationalen Verbund

Projektleitung

Zdenek Lukas

Forschungseinrichtung

Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw)

Projektnummer

1250

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Threats to Austrian farming? Scenarios on the evolution of CEE agriculture in the European and international context

Projektziele

Ziel des Projektes ist es, verschiedene Szenarien zu erarbeiten, die mögliche mittel- und längerfristige Entwicklungspfade der ost-mitteleuropäischen Landwirtschaft porträtieren, und zwar in Abhängigkeit von makroökonomischen, strukturellen und agrarpolitischen Rahmenbedingungen (GAP-Reform, WTO-Verhandlungen, Beitrittsmodalitäten). Der Fokus soll auf jene Länder gerichtet sein, die in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit der EU beitreten und am gemeinsamen EU-Agrarmarkt partizipieren werden (MOEL: Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn). Aus unterschiedlichen Entwicklungsalternativen werden sich für die österreichische Landwirtschaft und die ihr vor- und nachgelagerten Bereiche unterschiedliche Konsequenzen ergeben. Diese gilt es abzuschätzen.
Ausgangspunkt des Projektes wird eine Ist-Analyse der Gesamtwirtschaft der ost-mitteleuropäischen Kandidatenländer sein, sowie eine Analyse gesamtwirtschaftlicher Entwicklungstendenzen, insbesondere jener, die für den Agrarsektor von Bedeutung sein sollten. Folgen soll eine Beurteilung der aktuellen Situation der Landwirtschaft dieser Länder inklusive von Bereichen, die der Landwirtschaft vor- und nachgelagert sind sowie die Formulierung möglicher Entwicklungsszenarios. WIIW- Langzeitprognosen zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der MOE-Region inklusive der Inflations- und Wechselkursentwicklung werden bei der Beurteilung künftiger Anpassungsprozesse eine wichtige Stütze darstellen.

Praxisrelevanz

Bank Austria AG, A-1010 Wien, Am Hof 2, Kto. Nr. 109 143 807/00, BLZ: 12000

Berichte

Abschlussbericht , 01.07.2003

Kurzfassung

Besonders in Gebieten, in denen die Produktion kostenintensiv ist, fragen österreichische Landwirte häufig, ob sie mit ihrem Hof die nächsten Jahre noch über die Runden kommen – wenigstens bis zum Pensionsalter. Die Sorgen, die darin zum Ausdruck kommen, werden häufig mit der EU-Osterweiterung in Verbindung gebracht. Die vorliegende Studie geht der Frage nach, ob die Osterweiterung für die österreichische Landwirtschaft tatsächlich eine Bedrohung darstellt. Das Ergebnis lautet: Faktoren, die in Richtung Strukturveränderung drängen, gibt es zur Genüge, die Osterweiterung sollte in dieser Hinsicht nicht überbewertet und auch nicht falsch eingeschätzt werden. In vielen wichtigen Bereichen wird die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) die landwirtschaftliche Produktion „zähmen“, das heißt in das System der Angebotskontrolle integrieren. Zwei osteuropäische Länder, die außerhalb der EU bleiben werden, Russland und die Ukraine, könnten die GAP langfristig eher in Schwierigkeiten bringen, falls sie irgendwann beginnen, größere Überschüsse zu produzieren und die Weltmarktpreise zu drücken. In einigen Sparten allerdings könnten die Turbulenzen auf den EU-Märkten zumindest zeitweise zunehmen – diesen Eindruck gewinnt man aus den jüngsten Entwicklungen in der polnischen Schweinefleischproduktion, die Überschüsse produzierte, die auch nach der Maßstäben der GAP enorm sind. Die vorliegende Studie befasst sich mit zehn mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL-10): den acht Ländern, die am 1. Mai 2004 der EU beitreten werden (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn), und den beiden, die 2007 folgen sollen (Bulgarien und Rumänien). Sie zeigt auf, wie unterschiedlich der wirtschaftliche Entwicklungsstand dieser Länder im allgemeinen ist, wobei bis zu einem gewissen Grad für alle gilt, dass ihre Unternehmen dadurch überlebensfähig sind, dass ihr allgemeines Preisniveau im Vergleich zur EU niedrig ist und auch die Löhne niedrig sind, wodurch sie zu relativ niedrigen Kosten produzieren können. Was die Landwirtschaft betrifft, sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern enorm. Die Probleme, mit denen die Landwirtschaftsbetriebe konfrontiert sind, stellen sich entsprechend unterschiedlich dar. Die Probleme sind aber insgesamt so groß, dass die Landwirtschaft der MOEL Schwierigkeiten haben wird, den Investitionserfordernissen, die aus der Übernahme der EU-Standards entstehen, gerecht zu werden. Dasselbe gilt für die Nahrungsmittelindustrie, sofern es sich nicht um Töchter westlicher Firmen handelt. Die vorliegende Studie schätzt das Wachstum der Nahrungsmittelnachfrage bis zum Jahre 2010. Sie wird in den MOEL-10 stark steigen, viel stärker als in der EU-15. Wenn das GAP-System bestehen bleibt, werden die MOEL-10 einen zunehmenden Teil der EU-Überschüsse absorbieren. Der Wegfall der Zölle zwischen der EU-15 und den MOEL-10 und die Ausweitung des EU-Außenzollsystems auf die gesamte EU-25 bzw. EU-27 werden die Handelsströme umlenken. Das Ausmaß wird in der vorliegenden Studie geschätzt – es ist weder dramatisch noch ungünstig für die EU-15 oder Österreich. Ein wichtiger Faktor für die Zukunft der EU-15-Landwirtschaft wird sein, welches Ergebnis die WTO-Verhandlungen haben werden. Sollten sie sich im Wesentlichen auf eine Senkung der Meistbegünstigungszollsätze beschränken, wäre die Wirkung auf die EU-Landwirtschaft begrenzt. Mehr Brisanz für die europäische Landwirtschaft hat, wie sich der Wechselkurs des Euro entwickeln wird. Einige Jahre eines „starken Euro“ könnten für die Landwirtschaft folgenreich sein. Was in Frankfurt entschieden wird, kann für die Landwirtschaft eine größere Wirkung haben als die EU-Erweiterung.

Berichtsdateien

1250_MOEL_Szenarien.pdf

Autor/innen

Zdenek Lukas, Josef Pöschl