Projekt-723: Untersuchungen zur Verbreitung rebschädigender Viren und Bakterien in den Weinbaugebieten Thermenregion, Mittelburgenland, Carnuntum und in der Weinbauregion Steiermark

Projektleitung

Helmut GANGL

Forschungseinrichtung

Direktion Eisenstadt

Projektnummer

10579

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

Das Projekt wurde unter dem Aspekt des übergeordneten Forschungsschwerpunktes Gesunderhaltung des österreichischen Weinbaus erstellt.
Im Rahmen des Projektes soll
1. Die Etablierung diagnostischer Methoden erfolgen.
2. Die Verbreitung rebschädigender Viren und Bakterien, sowie der bodenbürtigen Vektoren untersucht werden.
3. Die Infektiosität der Vektoren einer näheren Analyse unterzogen werden.

Ad 2) Zur Untersuchung der Verbreitung der Pathogene: Es werden zufällige Stichproben nach Maßgabe der Anbaufläche entnommen (nach der Riedenkarte [ÖWM] und diese auf das Vorhandensein von Viren, Bakterien und bodenbürtigen Vektoren untersucht. Die Häufigkeit der Stichproben wird – entsprechend dem unterschiedlichen Nachweisaufwand – bei Viren, Bakterien und Vektoren unterschiedlich sein. Die Entnahmebereiche sind verschiedene Teile der Weinpflanze (bei Viren und Bakterien) bzw. des Bodens (bei Vektoren).
Ad 3) Als Vektoren sind verschiedene Nematoda, Auchenorrhyncha und Sternorrhyncha bedeutend. Aufgrund der Erstellung von Vorstufen- und Basisanlagen und deren hoher wirtschaftlicher Bedeutung (Produktion von zertifizierten Rebsetzlingen) soll zunächst das Infektionsrisiko mit NEPO-Viren durch Nematoden untersucht werden. Es wird der Nachweis der Viren im Vektor angestrebt. Als Nachweismethoden sollen einerseits PCR, andererseits transmissionselektronenmikroskopische Untersuchung (ISEM dekoriert mit Immuno-Gold) zur Verwendung kommen.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2002

Kurzfassung

1998 und 1999 wurde in den Weinbaugebieten Mittelburgenland und Thermenregion eine Untersuchung über die geographische Verbreitung von rebpathogenen Viren, der bakterieninduzierten Mauke und rebschädigender Nematoden der Familie Longidoridae durchgeführt. Im Mittelburgenland konnten folgende Viren festgestellt werden: GFkV, GLRaV I, GLRaV III, GLRaV VI, GFLV, ArMV und TbRSV. 41,5% der untersuchten Reben waren GLRaV I - positiv, 12% GFkV - positiv. Folgende Nematoden der Familie Longidoridae wurden nachgewiesen: Xiphinema vuittenezi, X. pachtaicum und Longidorus macrosoma. X. vuittenzi dominiert deutlich und findet sich signifikant häufiger in Proben, die unter viruspositiven Reben genommen wurden. In der Thermenregion gelang der Nachweis folgender Viren: GFkV, GLRaV I, GLRaV III, GLRaV VI, und ArMV. Die häufigsten Virustypen waren abermals GLRaV I (23%) und GFkV (18%). Die aufgefundenen Longidoridae sind: X. vuittenezi, X. pachtaicum, L. macrosoma und Paralongidorus maximus. Ein Vergleich der beiden Weinbaugebiete zeigt, dass GLRaV I im Mittelburgenland signifikant häufiger ist, während GFkV in der Thermenregion öfter detektiert wird, wobei dieser Unterschied aber nicht signifikant ist. Im Mittelburgenland finden sich mehr Nematoden pro Probe und der Anteil an Longidoridae ist höher. Insbesondere ist die Abundanz von X. vuittenezi im Mittelburgenland signifikant höher. Mauke findet sich herdförmig in beiden Weinbaugebieten. Im Weinbaugebiet (WBG) Carnuntum wurde im Jahr 2000 die geographische Verbreitung von reppathogenen Viren, Agrobacterium vitis und rebschädigenden Nematoden der Familie Longidoridae untersucht. Folgende Viren konnten festgestellt werden: GLRaV I, GLRaV III, GFkV, GFLV und ArMV. 31% aller Reben waren GLRaV I – positiv, 11% GFkV – positiv und 5% GLRaV III – positiv. GLRaV I neigt zur kleinräumigen Aggregation, während dies bei GFkV nicht der Fall ist. ArMV war der einzige Nepovirus der detektiert wurde. Folgende Longidoridae wurden registriert: Xiphinema vuittenezi, X.pachtaicum, X. diversicaudatum, Longidorus elongatus und L. juvenilis. X. diversicaudatum und L. elongatus sind Vektoren von Nepoviren. Der Nepovirus ArMV und sein Vektor X. diversicaudatum kommen im WBG Carnuntum nicht in unmittelbarer räumlicher Nachbarschaft vor. Die abundantesten Nematoden sind X. vuittenezi mit durchschnittlich 23 Tieren pro Probe und X. pachtaicum mit 2 Tieren pro Probe. Agrobacterium vitis wurde an nur 6 Probeorten nachgewiesen. Die ergänzende visuelle Bonitierung spricht für eine Erkrankung von Einzelpflanzen und nicht für eine herdförmige Verbreitung. Die das WBG Carnuntum betreffenden Resultate wurden mit den Ergebnissen verglichen, die für die bereits untersuchten Weinbaugebiete Thermenregion und Mittelburgenland erhalten worden waren. In den Jahren 2000 und 2001 wurde in den Weinbaugebieten der Steiermark das Auftreten von Rebvirosen und ihrer Vektoren aus der Klasse Nematoda, sowie von Agrobacterium vitis systematisch erfaßt. Grapevine leafroll associated virus I, II & III (GLRaV I, II, III), Grapevine fleck virus (GFkV) und Arabis mosaic virus (ArMV) konnten z.T. in sehr hoher Abundanz festgestellt werden: bei GLRaV I waren bis zu 44%, bei ArMV bis zu 59% der untersuchten Reben viruspositiv. GLRaV I und ArMV neigen zur Aggregation ( = lokale Konzentration), während GFkV annähernd homogen verbreitet ist. Mit GLRaV I und ArMV doppeltinfizierte Reben sind zweimal so häufig, wie dies eigentlich zu erwarten wäre. Die Ursachen hierfür werden diskutiert. Bezüglich der Häufigkeit von Virosen unterscheidet sich die Weststeiermark deutlich von den anderen steirischen Weinbaugebieten. Die Vektornematoden Xiphinema diversicaudatum und Longidorus elongatus wurden dokumentiert, erstere aber nur in Obstanlagen und Brachen, nicht jedoch in Weingärten. Die Anzahl der festgestellten Arten der Familie Longidoridae ist außergewöhnlich hoch, die Individuenanzahl in den Proben aber sehr niedrig. Die Nematodenordnungen Rhabditida und Tylenchida sind individuenstärker als die Dorylaimida, ein Befund, der in Österreich bislang einzigartig ist. Agrobacterium vitis erwies sich als sehr selten. Nur zwei Standorte mit positiven Reben konnten im Rahmen der zufälligen Probennahme festgestellt werden. Detailinformationen zu diesem Forschungsprojekt sind am Bundesamt für Weinbau erhältlich (Tel. 02682/65905).