Projekt-71: Induktion der Flavonoid-Biosynthese bei Apfel in Hinblick auf induzierte Resistenz gegenüber dem Erreger von Schorf (Venturia inaequalis)

Projektleitung

Karl Stich

Forschungseinrichtung

Technische Universität Wien - Fakultät für Technische Chemie Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften

Projektnummer

1242

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Induction of flavonoid biosynthesis in apple with respect to induced resistance to scab (Venturia inaequalis)

Projektziele

Da die Abwehrreaktion des Apfels gegenüber dem Erreger des Apfelschorfs mit der Menge an gebildeten Flavonoiden, im besonderen mit der Menge an Catechinen und Proanthocyaniden korreliert, erscheint es sinnvoll, Pfanzenbehandlungsmittel einzusetzen, welche in der Lage sind, die Biosynthese dieser Verbindungen zu induzieren. Ziel des Forschungsvorhabens ist es daher, herauszufinden, welche Behandlungsmittel geeignet sind, die Biosynthese der Flavanoide zu induzieren und den optimalen Behandlungszeitpunkt herauszufinden. Ausgehend von den erhaltenen Daten, soll anschließend getestet werden, ob die Apfelbäume tatsächlich weniger anfällig gegenüber dem Erreger des Apfelschorfs werden, wenn sie mit den ausgewählten Mitteln zum ermittelten optimalen Behandlungszeitpunkt behandelt werden.

Praxisrelevanz

Der Apfelschorf stellt ein bedeutendes Produktionsrisiko bei der Apfelerzeugung dar. Daher werden von den Produzenten beträchtliche Anstrengungen unternommen, um das Risiko durch Standort- und Sortenwahl und chemische Behandlung (zumindest 8 Behandlungen pro Saison) zu reduzieren. Der Erreger des Apfelschorfs ist derzeit in Österreich der gefährlichste Krankheitserreger bei Apfel. In der integrierten Produktion wird versucht, durch ein ausgeklügeltes System aus Prognose/Warndienst und Fungizidspritzfolgen des Problems Herr zu werden. Große Schwierigkeiten gibt es insbesondere bei gängigen Sorten im ökologischen Obstbau. Die im Projekt angestrebte Steigerung der eigenen Abwehrreaktion des Apfels gegenüber dem Erreger könnte langfristig zur Reduktion chemischer Behandlungen führen und einen wertvollen sowohl ökologischen als auch ökonomischen Beitrag für diese in Österreich wichtige Produktiossparte leisten.

Berichte

Abschlussbericht , 01.10.2003

Kurzfassung

Frühere Untersuchungen mit Pflanzenbehandlungsmitteln zeigten, dass unter der Vielzahl von Pflanzenbehandlungsmitteln Mittel ohne, mit langsamer und mit schneller induktiver Wirkung auf die PAL-Aktivität zu finden sind. In der Praxis finden sich beim Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln auch sehr unterschiedliche Wirkungsgrade. Aus diesem Grund sollten im Rahmen des Projektes auch weitere äußere Einflussgrößen auf die Flavonoid-Biosynthese berücksichtigt werden. Da die Abwehrreaktion des Apfels gegenüber dem Erreger des Apfelschorfs mit der Menge an gebildeten Flavonoiden, im Besonderen mit der Menge an Catechinen und Proanthocyanidinen, korreliert, wurde im Rahmen dieses Forschungsprojekts geprüft, ob durch Behandlung der Apfelblätter mit verschiedenen Pflanzenstärkungsmittel die Biosynthese dieser Verbindungen induziert werden kann. Insbesondere die Neusynthese von Flavanolen durch den Einsatz der Pflanzenstärkungsmittel oder nach Schorfbefall erscheint für die Schorfabwehr aber besonders bedeutsam zu sein, wie vorausgegangene PAL-Inhibitionsversuche an der resistenten Sorte ‚Sir Prize’ zeigten. Um die Aussagekraft über die Wirkung der untersuchten Pflanzenstärkungsmittel zu verbessern, wurden zusätzlich Untersuchungen über den Einfluss von Umweltfaktoren wie der Stickstoffversorgung und des CO2-Gehaltes der Atmosphäre durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass zahlreiche Einflussgrößen die Flavonoid-Biosynthese modifizieren können. Physiologische Einflüsse wie Blattalter, Sortenunterschiede, CO2-Gehalt der Atmosphäre und der Ernährungszustand der Pflanze bezüglich des Stickstoffs haben dabei wesentliche Bedeutung für das Induktionspotential und den Sekundärstoffwechsel. Sekundäre Inhaltsstoffe wurden verstärkt unter ungünstigen Bedingungen für ein optimales Wachstum gebildet und auch die Neubildung von Abwehrstoffen aus dem Sekundärstoffwechsel wurde unter suboptimalen Wachstumsbedingungen begünstigt. Dennoch gibt es in der Pflanze Mechanismen, die auch unter günstigen Wachstumsbedingungen die Biosynthese von Flavonoiden fördern. Unter günstigen Wachstumsbedingungen wird allerdings der Primärstoffwechsel begünstigt, wie die Untersuchungen zum Trockenmasseanteil und Zuwachs belegen. Die Stickstoffdüngung führt bezüglich des Sekundärstoffwechsels zu einem Rückgang des Gehaltes an konstitutiven Abwehrstoffen. Aber auch auf die Induktion der Enzyme der Flavonoid-Biosynthese hatte die Stickstoffdüngung einen verlangsamenden Einfluss. Auch vom Blattalter geht ein deutlicher Einfluss auf den Flavonoidgehalt und das Induktionspotential aus. So reagieren ältere Blätter im Allgemeinen mit einer schnelleren Aktivitätszunahme, zeigen aber geringere Enzymaktivitäten als junge Blätter und geringere Veränderungen im Flavonoidgehalt. Aus den Untersuchungen zur Auswirkung von Blattverlust, zum Einfluss von erhöhtem CO2-Gehalt in der Atmosphäre und den Beobachtungen bezüglich des unterschiedlichen Wuchsverhaltens von ‚Golden Delicious‘ und ‚Rewena‘ im Frühjahr konnte gezeigt werden, dass für den Phenylpropanoidgehalt eines Blattes die zur Verfügung stehende Menge an Kohlenhydraten von wesentlicher Bedeutung ist. Aufgrund dieser Ergebnisse wurden diese Einflussgrößen in den Untersuchungen zum Einfluss von Pflanzenstärkungsmitteln auf die Flavonoid-Biosynthese berücksichtigt. Im ersten Jahr des Forschungsprojektes wurden die Pflanzenstärkungsmittel Myco-Sin, Bion, Biokal 01 und 02, Milsana VP 2001 und Milsana Pulver, K-Wasserglas und SilKaBen untersucht, im zweiten Jahr wurden Wiederholungen mit Myco-Sin und SilKaBen durchgeführt sowie die Pflanzenstärkungsmittel Aminosol, Phytoamin, Phyto-Vital und Netzschwefel getestet. Die Behandlung mit den untersuchten Pflanzenstärkungsmitteln übt grundsätzlich einen stimulierenden Einfluss auf alle Enzyme des Flavonoid-Biosynthesewegs aus, unterschiedlich ist jedoch die Reaktionszeitspanne zwischen der Behandlung und der Induktion. Daraus resultierend ergeben sich quantitative und qualitative Veränderungen des Flavonoidspektrums. Der Einfluss ist jedoch stark abhängig von der Sorte, dem Entwicklungsstadium des Blattes sowie vom Ernährungszustand der Pflanze. Geringe Stickstoffdüngung führt einerseits zu höheren konstitutiven Phenylpropanoidgehalten, andererseits tendenziell zu einer schnelleren bzw. stärker ausgeprägten Induktion der Enzyme sowie zu einer höheren spezifischen Enzymaktivität.

Berichtsdateien

1242_Flavonoid.doc

Autor/innen

AO.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Karl Stich