Projekt-667: Arbeitszeitbedarf in der österreichischen Landwirtschaft

Projektleitung

Franz HANDLER

Forschungseinrichtung

Direktion FJ-BLT

Projektnummer

10616

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Workload of the Austrian Agriculture

Projektziele

Aufgrund der Bedeutung der Faktoren Arbeitsaufwand und Kapitalkosten in den landwirtschaftlichen Betrieben empfahl die §7-Kommission dem Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft den notwendigen Arbeitszeitbedarf und Investitionsaufwand anhand von Modellbetrieben nach Betriebsformen, Betriebsgrößen, Bewirtschaftungserschwernissen und Produktionsgebieten unter Heranziehung und Anpassung der Daten aus der Schweiz und der BRD darzustellen zu lassen. Vom BMLFUW (Abt. II/5, Projektkoordinator) wurde eine Projektgruppe bestehend aus der Bundesanstalt für Landtechnik, der Bundesanstalt für alpenländische Landwirtschaft, der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft, dem Bundesamt und Forschungszentrum für Landwirtschaft und der LBG Wirtschaftstreuhand eingerichtet.

Die Aufgabe des Projektteams war die Entwicklung eines Modells zur Berechnung des Arbeitszeitbedarfes der österreichischen Landwirtschaft. Um zusätzlichen Erhebungsaufwand zu vermeiden, wurden die Invekos-Daten als Berechnungsbasis herangezogen.

Die Ergebnisse des Projektes sollen:
*als Argumentationshilfe für benachteiligte Gebiete und Berggebiete,
*als mögliche Unterlage für die nächste Agrarreform,
*als Datenbasis für den Betriebsverbesserungsplan und Investitionsberatung,
*zur Untermauerung des Arbeitskräftebesatzes im Grünen Bericht,
*als Datenbasis für betriebswirtschaftliche Berechnungen und Modellkalkulationen (z. B. Standarddeckungsbeitragskatalog)
dienen.

Für die Ermittlung des Arbeitszeitbedarfes mit am Markt befindlichen Arbeitszeitprogrammen fehlen in Invekos wichtige Angaben, wie z. B. eingesetzte Verfahren und Mechanisierung. Deshalb war die Definition von Standardverfahren in Abhängigkeit von der Betriebsgröße erforderlich, sodass mit den aus Invekos stammenden Angaben über Tierbestände sowie Kulturen und deren Flächenausmaß die Standardarbeitszeit berechnet werden konnte.
Die für die Bereiche Feldarbeit, Wirtschaftsdünger und Tierhaltung festgelegten Standardverfahren wurden auf 25 Modellbetrieben mittels Arbeitszeiterhebungen überprüft.

Berichte

Abschlussbericht , 30.04.2002

Kurzfassung

Für die 25 Modellbetriebe wurde der Zusammenhang zwischen erhobenem Arbeitszeitaufwand und Standardarbeitszeitbedarf dargestellt. Die Arbeitszeiten für die Bereiche Feldarbeit, Wirtschaftsdünger, Tierhaltung und Restarbeit wurden zur Gesamtarbeitszeit zusammengefasst. Die Bereiche wertvermehrende Arbeiten und zusätzliche Arbeiten wurden nicht berücksichtigt. Die festgelegten Standardverfahren stellen einen vertretbaren Kompromiss zwischen Erhebungs- und Kontrollaufwand einerseits und Genauigkeit der Berechnung des Arbeitszeitbedarfes andererseits dar. Zur Verringerung der Abweichung wäre die Erhebung weiterer Einflussfaktoren (z. B.: mittlere Schlaggröße, Schlagform, Mechanisierung, Stallsystem) erforderlich. Hauptgründe für die positiven Abweichungen waren im Bereich der Feldwirtschaft die sehr schlagkräftige Mechanisierung, die überdurchschnittlichen Schlaggrößen mit geringen Feld-Hof-Entfernungen und das Fehlen von problematischen Beikräutern im Grünland. Im Bereich der Tierhaltung war eine optimale Gestaltung der Arbeitsabläufe in den Wirtschaftsgebäuden entscheidend. Im Bereich der Restarbeit hatten vor allem Betriebe, die in anderen Bereichen wie Um- oder Neubau von Gebäuden, Wald oder außerlandwirtschaftlicher Erwerb viel Zeit investierten einen geringeren erhobenen Arbeitszeitaufwand. Standardarbeitszeit der österreichischen Landwirtschaft Auf Basis des Datenbestandes aus dem Invekos 2001 wurde für 156.167 Betrieben der Arbeitszeitbedarf mit Hilfe von Standardarbeitszeiten ermittelt. 119.413 tierhaltende Betriebe hatten im Jahr 2001 Standplätze für insgesamt 2.141.009 Rinder, 1.907.833 Schweine, 225.422 Schafe, 37.303 Ziegen, 58.919 Pferde und 10.487.904 Geflügel. Aus den Mehrfachanträgen geht ebenfalls hervor, dass auf 129.780 Betrieben in Summe 793.185 ha Dauergrünland und 137.184 Ackergrünland genutzt werden. Des weiteren werden auf 107.961 Betrieben 1.357.394 ha Ackerflächen bewirtschaftet. Nicht in der Arbeitszeitbedarfsrechnung berücksichtigt wurden sämtliche ausgewiesene Wein-, Obst-, Zierpflanzen-, Gemüse- und Forstflächen. Bei den Tierbeständen fehlen die Arbeitszeitbedarfswerte für im Mehrfachantrag angegebene Kaninchen, Wildtiere, Lamas und Strauße. Ebenfalls unberücksichtigt blieb der Arbeitszeitbedarf für die in Abbildung 1 definierte Restarbeit. Die Restarbeit hatte bei den Modellbetrieben, die als Marktfruchtbetriebe klassifiziert wurden, mit einem Anteil von 54 % am Gesamtarbeitszeitbedarf die größte relative Bedeutung. Bei den Mutterkuhbetrieben be-wegte sich ihr Anteil zwischen 35 und 47 %. Zwischen 33 und 37 % lag er bei den Betrieben mit Schwerpunkt Schweinehaltung. Mit 21 - 33 % hatte die Restarbeit bei den milchproduzierenden Betrieben die geringste relative Bedeutung. Damit kommt der Restarbeit bei allen Betriebstypen für die Ermittlung der Gesamtarbeitszeit eine große Bedeutung zu, konnte aber bei der folgenden Hochrechnung der Standardarbeitszeit auf Grund der fehlenden Daten nicht berücksichtigt werden. Besonders bei jenen Tierhaltungsformen, bei denen die Tiere nicht das ganze Jahr über im Betrieb gehalten werden (unterjährige Verfahren, z. B.: Mastgeflügel, Mastschweine, Kälber), geht aus den Invekos Daten nicht immer eindeutig hervor, ob es sich um Stichtagsdaten oder Jahresdurchschnittsbestände handelt. In der vorliegenden Berechnung wurde unterstellt, dass die im Mehrfachantrag und in den Tierlisten angegebenen Daten einem Jahresdurchschnittsbestand entsprechen. Gibt ein Betrieb also in der Tierliste einen Bestand von 6 Mastschweinen an, so wird in der Berechnung der Standardarbeitszeit unterstellt, dass dieser Betrieb das ganze Jahr hindurch 6 Standplätze mit Mastschweinen besetzt hat. Der mittlere Arbeitszeitbedarf/ha und der Arbeitszeitbedarf/Standplatz wurden als arithmetisches und nicht als gewogenes Mittel berechnet. In der österreichischen Landwirtschaft liegt der jährliche Arbeitszeitbedarf bei ca. 200 Millionen Arbeitskraftstunden (AKh). Bei einer, lt. Statistik Austria für die Landwirtschaft unterstellten durchschnittlichen Jahresarbeitszeit von 2.160 AKh, entspricht dies einer fiktiven Vollbeschäftigung von ca. 93.000 Personen allein in den für diese Berechnung berücksichtigten Betriebszweigen. Mehr als ¾ der Arbeitzeit entfällt auf die Innenwirtschaft. Da in der Praxis, die in dieser Studie verwendeten Standards der Innenwirtschaft häufig nicht erreicht werden, die Standards der Außenwirtschaft jedoch schon, dürfte in der Praxis der Anteil des in der Innenwirtschaft anfallenden Arbeitszeit im Vergleich zur Außenwirtschaft noch größer sein als hier berechnet. Investitionen in die Verbesserung der Innenwirtschaft würden sich daher viel stärker auf die Verringerung der Arbeitszeit, besonders von Nebenerwerbsbetrieben, auswirken als Investitionen in die Außenwirtschaft. Trotzdem wurden im Jahr 2000 mehr als 45 % des gesamten Investitionsvolumens der Land- und Forstwirtschaft in den Kauf von Maschinen- und Geräten für die Außenwirtschaft verwendet. Außenwirtschaft Ohne die Weidewirtschaft, deren Standardarbeitszeitbedarf in der Betreuung der Wiederkäuer (siehe Innenwirtschaft) berücksichtigt wurde und ohne die Düngungsarbeit (extra ausgewiesen), verursacht das Grünland mit etwas mehr als 22 Millionen AKh den höchsten Arbeitszeitbedarf in der Außenwirtschaft. Im Mittel beträgt der Arbeitszeitbedarf bei durchschnittlicher Betriebsgröße 23,9 AKh/ha und Jahr. Dieser schwankt jedoch zwischen 6,8 AKh für einmähdige ebene Flächen bzw. 21,5 AKh für mehrmähdige ebene Flächen bis zu 60,7 AKh für mehrmähdige Grünlandflächen in Hanglagen mit mehr als 50 % Hangneigung. Die den Berechnungen unterstellte Standardmechanisierung ist auf Grund der Kleinstrukturiertheit der österreichischen Grünlandbetriebe nicht sehr schlagkräftig. Durch die überbetriebliche Nutzung von schlagkräftigen Maschinen und arbeitszeitsparenden Konservierungsverfahren könnte der durchschnittliche Arbeitszeitbedarf für ebene Mähflächen auf etwa die Hälfte reduziert werden. Eine Verbesserung der Mechanisierung für steile Mähflächen verringert hingegen den Arbeitszeitbedarf nur um ca. ein Viertel, da bei Hangneigungen über 50 % der technisch mögliche Maschineneinsatz bereits generell beschränkt ist. Wollen Betriebe mit einem großen Anteil an Steilflächen ihren Arbeitszeitbedarf in der Außenwirtschaft verringern, so steht ihnen nur die Verminderung der Schnitthäufigkeit hin bis zur Aufgabe der Steilmahd als Maßnahme zur Arbeitseinsparung zur Verfügung. Die Mähfläche von Nebenerwerbsbetrieben ist meist viel kleiner als jene der Haupterwerbsbetriebe und daher ist der Arbeitszeitbedarf je ha um mehr als 2 AKh höher. Die Nutzung von gut mechanisierten Maschinenringen lohnt sich daher für Nebenerwerbsbetriebe besonders. Für den österreichischen Ackerbau wurde ein Arbeitszeitbedarf (ohne Restarbeit) von 20,6 Millionen AKh/Jahr ermittelt. Im Durchschnitt benötigt der Landwirt bei mittlerer Betriebsgröße 15,2 AKh/ha und Jahr für die Bewirtschaftung des Hektars Ackerlandes. Auch dieser Durchschnittsarbeitszeitbedarf schwankt in Abhängigkeit von der angebauten Ackerfrucht und der jeweiligen mittleren Anbaufläche zwischen 11,0 (Winterweichweizen) und 96,0 AKh/ha und Jahr (Futterrüben). Durch Nutzung von schlagkräftigeren - als in der Standardmechanisierung unterstellten – überbetrieblich genutzten Maschinen, sowie arbeitsextensiveren Arbeitsverfahren (z. B. Kombisaat, Minimalbodenbearbeitung) lässt sich der Feldarbeitszeitbedarf des Durchschnittsbetriebes im Ackerbau um ca. 60 % reduzieren. Insgesamt nimmt die Düngerausbringung beinahe 10 % des Arbeitszeitbedarfes in der Außenwirtschaft in Anspruch, wobei der überwiegende Teil (mehr als 77 %) der Arbeit auf die arbeitsintensive Ausbringung der auf den Betrieben anfallenden 25,5 Millionen m³ Gülle bzw. Jauche und 2,4 Millionen Tonnen Mist entfällt. Der erforderliche Arbeitszeitbedarf für die Mineraldüngerausbringung ist demzufolge verhältnismäßig gering. Innenwirtschaft Knapp 80 % der Arbeit in der Innenwirtschaft entfällt auf die Rinderhaltung und die damit verbundene Weidewirtschaft (die Ausbringung des im Stall anfallenden Mistes und der Gülle bzw. Jauche auf die Felder wurde als eigener Bereich ausgewertet). Der durchschnittliche rinderhaltende Betrieb wendet 57,1 AKh/Rinderstandplatz und Jahr für die Betreuung auf, wobei der geringste Arbeitszeitbedarf mit 27,7 AKh in der Mast bzw. Aufzucht von 1 bis 2-jährigen Jungvieh und der höchste Arbeitszeitbedarf in der Milchkuhhaltung (121,4 AKh/Jahr) anfällt. Die Standardverfahren für kleine Milchviehbetriebe sind in Österreich noch sehr arbeitsintensiv. Der Einsatz arbeitsextensiver Verfahren (z. B.: große Melkstände, TMR -Mischwagen, etc.) bringt erst ab einer bestimmten Betriebsgröße Zeitvorteile und ist erst dann ökonomisch sinnvoll. Dennoch bleibt Spielraum für arbeitserleichternde Maßnahmen. Bei der Mutterkuhhaltung handelt es sich um eine arbeitsextensive Betriebsform, wo im Durchschnitt 31,7 AKh/Standplatz und Jahr aufgewendet werden. Deren Standardmechanisierung ist im Vergleich zu kleinen Milchviehbetrieben bereits effektiver, da auch kleine Betriebe bei der Umstellung auf den in Österreich relativ jungen Betriebszweig Mutterkuhhaltung auf moderne effiziente Verfahren Wert legten. Die Aufzucht von Kälbern (bis 6 Monate) ist nach der Milchkuhhaltung der arbeitsintensivste Betriebszweig in der Rinderhaltung. Zwar ist der Arbeitszeitbedarf für die Mast bzw. Aufzucht ähnlich, jedoch werden erst ab der Erfassung 2002 die männlichen und weiblichen Jungrinder getrennt erhoben. Dadurch war in dieser Berechnung eine exakte Trennung und damit Zuordnung zur Mast- oder Aufzuchtskategorie noch nicht möglich. Die Problematik der Kleinstrukturiertheit schränkt auch in diesen Betriebszweigen den Spielraum für Arbeitszeiteinsparungen ein, jedoch gilt hier, wie in der Milchkuhhaltung, dass der Großteil der kleinen Betriebe noch stark veraltete Verfahren anwendet. Neben der Rinderhaltung werden in der österreichischen Schweinehaltung die meisten Arbeitsstunden geleistet, wobei in die Aufzucht und in die Haltung von Zuchtsauen doppelt so viel Arbeit investiert wird, wie in die Schweinemast. Auf einen Standplatz bezogen, erfordert die Schweinezucht sogar einen 9-fach höheren Arbeitszeitbedarf als die Schweinemast. In jenen Regionen, in denen die Schweinehaltung mehr oder minder der Selbstversorgung dient und daher die Bestände pro Betrieb sehr klein sind (z. B. Hochalpengebiet), ist der Arbeitszeitbedarf je Mastplatz fast dreimal so hoch wie in den spezialisierten Schweinemastbetrieben (z. B. Alpenvorland), in denen der Durchschnitt über 70 Mastplätze verfügt. Die Schafhaltung wird in Österreich überwiegend auf Nebenerwerbsbetrieben im benachteiligten Gebiet ausgeübt. Die Ziegenhaltung hat gemessen am Arbeitszeitbedarf der österreichischen Landwirtschaft nur eine untergeordnete Rolle. Die Pferde werden zum Großteil zur Ausübung des Reitsportes gehalten und dementsprechend hoch wurde der Arbeitszeitbedarf pro Standplatz angesetzt. Die österreichische Geflügelhaltung benötigt in etwa den gleichen Arbeitszeitbedarf wie die Schafhaltung. 85 % des Arbeitszeitbedarfes der Geflügelhaltung fallen in der Legehennenhaltung an. Schlussfolgerungen *Es ist mit vertretbarem Aufwand und mit ausreichender Genauigkeit möglich Standardarbeitsverfahren und Standardarbeitszeiten für alle in Österreich gängigen Betriebszweige und Betriebsgrößen festzulegen. *Es ist möglich für jeden Betrieb in Österreich auf Basis der vorhandenen Invekos Daten einen Standardarbeitszeitbedarf zu errechnen. *75 % des gesamten Arbeitszeitbedarfes fallen in der Innenwirtschaft an. Arbeitserleichternde Investitionen sollten, unter Beachtung ökonomischer Grundsätze verstärkt in diesem Bereich gefördert werden. *80 % der in der Innenwirtschaft geleisteten Arbeit sind im Bereich der Rinderhaltung und davon wiederum ca. 66 % im Bereich Milchviehhaltung angesiedelt. *Die Arbeitsbelastung je ha ebener Fläche kann durch die gezielte Nutzung von Maschinengemeinschaften, Maschinenringen usw. im Vergleich zu den Standardarbeitszeitbedarfswerten um bis zu 60 % gesenkt werden. *Betriebe mit überwiegend Flächen über 50 % Hangneigung haben einen fast dreifach höheren Arbeitszeitbedarf als Betriebe mit ebenen Flächen. Der Bericht und die Anhänge können als pdf-Dateien unter http://www.blt.bmlf.gv.at/ (im Navigationsrahmen unter /Deutsch/Landtechnik/Veröffentlichungen/Forschungsberichte) oder www.gumpenstein.at/arbeitszeit heruntergeladen werden.