Projekt-638: Wettbewerbsverzerrungen aufgrund unterschiedlicher natürlicher Produktionsbedingungen

Projektleitung

Gerhard HOVORKA

Forschungseinrichtung

Direktion Bergbauern

Projektnummer

10407

Projektlaufzeit

-

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

Für das Berggebiet sind aufgrund der ungünstigen natürlichen Produktionsvoraussetzungen im Vergleich zum Nicht-Berggebiet Wettbewerbsnachteile gegeben. Diese ungleichen Wettbewerbsbedingungen müssen als Voraussetzung für eine langfristige Sicherung der Landwirtschaft im Berggebiet durch agrarpolitische Maßnahmen ausgeglichen werden. Die Förderungsmöglichkeiten innerhalb der EU (z.B. EU-Ausgleichszulage) reichen jedoch nicht aus, die natürlichen Wettbewerbsnachteile auszugleichen. Darüber hinaus gehende Förderungen werden von der EU als wettbewerbsverzerrend eingestuft und werden mit dieser Begründung auch den einzelnen Mitgliedsstaaten untersagt. Die zentrale Aufgabenstellung des Forschungsprojektes bestand darin, zusätzliche Argumentationshilfen zu liefern, mit der die Forderung nach Unterstützung der Landwirtschaft im Berggebiet wissenschaftlich belegt wird.
Im ersten Teil des Forschungsprojektes wurde durch Auswertung unterschiedlicher statistischer Datenquellen eine Problemanalyse (Umfang des Problems, Produktionsstruktur im Berggebiet, etc.) durchgeführt. Im zweiten Teil wurden durch betriebswirtschaftliche Analysen und Vergleiche die Wettbewerbsverzerrungen aufgrund ungünstiger natürlicher Produktionsbedingungen quantifiziert. Im dritten Teil wurde eine Analyse der wichtigsten Förderungsmaßnahmen für die Bergbauernbetriebe und die Berglandwirtschaft durchgeführt. In einem abschließenden Teil wurden Schlussfolgerungen gezogen und Strategien zum Ausgleich der Wettbewerbsverzerrungen diskutiert. Die unterschiedlichen Projektteile wurden schwerpunktmäßig aufgeteilt, die Gesamtverantwortung trugen beide Kooperationspartner gemeinsam. Für den betriebswirtschaftlichen Teil bestand eine Zusammenarbeit mit der landwirtschaftlichen Buchführungsgesellschaft (Sonderauswertungen von Milchwirtschafts-Spezialbetrieben und Futterbaubetrieben).

Berichte

Abschlussbericht

Kurzfassung

Die geringe Ertragskraft der Flächen der Bergbauernbetriebe, insbesondere jene der Zonen 3 und 4 bewirkt, dass für die Erzielung eines mit den Nichtbergbauernbetrieben vergleichbaren Einkommens aus der Land- und Forstwirtschaft die Betriebe mit sehr viel Fläche ausgestattet sein müssten. Dieser Ausgleich der natürlichen Nachteile durch mehr Fläche ist im allgemeinen nicht gegeben, niedrigere Einkünfte je Betrieb aus der Land- und Forstwirtschaft sind die Folge. Auch besteht für viele Bergbauernbetriebe mit wenig Fläche nicht die Möglichkeit des Anbaus von Intensivkulturen, weil die klimatischen Voraussetzungen (z.B. Weinbau, Obstbau und Gemüse) fehlen. Mit zunehmender Erschwernis nehmen die Erträge aus Bodennutzung und Tierhaltung sehr stark ab. Dazu trägt nicht nur das niedrigere Ertragspotenzial der Flächen bei, sondern auch die niedrigere Ausstattung der Bergbauernbetriebe mit Milchreferenzmenge, wie frühere Untersuchungen der Milchwirtschaft-Spezialbetriebe und der Futterbaubetriebe gezeigt haben. Die durchschnittliche Milchleistung je Kuh liegt nach den Erhebungen der LBG in der Zone 4 rund 11% unter dem Bundesmittel, in der Zone 3 sind es rund 6%. Die Anzahl der Arbeitskraft-Einheiten je Betrieb ist in den Bergbauernbetrieben um ca. 10% höher als in den Nichtbergbauernbetrieben. Der Unternehmensertrag je AK-Einheit ist in den Bergbauernbetrieben wesentlich geringer als in den Nichtbergbauernbetrieben. Die Arbeitsproduktivität in der Feldarbeit sinkt mit zunehmender Hangneigung deutlich, wie einer Auswertung von Arbeitszeitaufzeichnungen in Bergbauernbetrieben entnommen werden kann. Aus den AK-Einheiten je Betrieb lässt sich die insgesamt eingesetzte Arbeitszeit pro Jahr und das Ausmaß der körperlichen Belastung durch die erschwerten Arbeitsbedingungen nicht entnehmen. Dazu sind eigene Studien notwendig. Die Analyse der Förderungsdaten der Buchführungsbetriebe zeigt, dass mit steigender Erschwernis nicht nur das Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft, sondern auch die Höhe der öffentlichen Gelder je Betrieb abnimmt. Die größte Bedeutung für die Bergbauernbetriebe haben die Förderungen aus dem Umweltprogramm (ÖPUL) und zur Abgeltung der Bewirtschaftungserschwernisse (EU-Ausgleichszulage und Nationale Beihilfe). Diese beiden Maßnahmengruppen machen im Durchschnitt der Bergbauernbetriebe 56% der öffentlichen Gelder aus, bei den Betrieben der Zone 3 liegt ihr Anteil bei 66% und bei der Zone 4 bereits bei 75%, während sie bei den Nichtbergbauern nur 34% betragen. Die Bergbauernbetriebe erhalten die ÖPUL-Förderungen hauptsächlich aufgrund von Maßnahmen mit hohen ökologischen Leistungserfordernissen (biologischer Landbau, Gesamtbetriebsverzicht, Steilflächenmahd). Die Analyse hat ferner gezeigt, dass die für die Erhaltung des Lebens- und Wirtschaftsraumes im Berggebiet unverzichtbare Bewirtschaftung durch die Berglandwirtschaft ohne öffentliche Zuschüsse für einen Großteil der Bergbauernbetriebe nicht möglich ist. Daher werden auch in Zukunft für die Erhaltung der Berglandwirtschaft ein Ausgleich der Bewirtschaftungserschwernisse (EU-Ausgleichszulage, Nationale Beihilfe, Sockelbetrag), ein gut dotiertes Umweltprogramm, die Förderung von Investitionen und der Infrastruktur (Stichwort: Förderung der Entwicklung des ländlichen Raumes) und im Marktordnungsbereich entsprechende Quoten und Ausgleichszahlungen einen entscheidenden Bereich der Agrarpolitik darstellen müssen. Die in Diskussion befindliche Aufnahme der Arbeitskräfte als zusätzliche Bezugsgröße von Förderungen käme insbesondere der Berglandwirtschaft zugute.