Projekt-63: Das Ursprungszuchtbuch für Lipizzaner als Gesamtwerk Teil 3: Analyse der ältesten geschlossenen Kulturpferderasse aus klinisch-veterinärmedizinischer Sicht

Projektleitung

Christian Stanek

Forschungseinrichtung

Veterinärmedizinische Universität Wien - Klinisches Department für Kleintiere und Pferde Klinik für Orthopädie bei Huf- und Klauentieren

Projektnummer

1195

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

The Stud Book of the Lipizzan Horse as a Collective Work Part 3: Clincal Veterinary Analysis of the eldest closed Horse Population

Projektziele

Zusammenfassung des veterinärmedizinischen Wissens über die Lipizzanerherde unter dem Gesichtspunkt der ursprünglich geschlossenen Herde in Lipizza, Evakuierung und Teilung der Herde.
Analyse der Bestandsgröße, populationsdynamische Untersuchungen, Erfassung von Krankheiten innerhalb der Herde (soweit dokumentiert), Ursachenanalyse, Übersichtsanalyse der in den unterschiedlichen Perioden vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten (z.B.: Vorantibiotikaära), zusammenstellende Erfassung der an der Lipizzanerherde erhobenen wissenschaftlichen Daten und Studien sowie der Analyse der Auswirkungen der jeweiligen Ergebnisse.
Erhebung des in Archiven verschlossenen Materials, Quellensuche, Erfassung der Rohdaten, statistische Bearbeitung, kritische Diskussion und Synthese der Folgerungen aus dem erworbenen Wissen, Aufbereitung zur druckreifen Präsentation.
Schwerpunkte des Projektes sind:
a) Die Veterinärarbeit in einer geschlossenen Zuchtpopulation (Aufzeichnungen der Krankenbücher, Krankheitsverläufe und Behandlungserfolge in statistischen Vergleichen z.B. vor und nach Antibiotika- bzw. Impfstoffära).
b) Klinisch-veterinärmedizinische Arbeiten der Veterinärmedizinischen Universität Wien an der österreichischen Lipizzanerpopulation, Ausgangslage, Ergebnisse und gewonnene Erkenntnisse als Grundlage für weitere züchterische Arbeit einerseits und weitere Forschungsarbeiten andererseits.

Praxisrelevanz

Verankerung der Ansprüche Österreichs auf Führung des Ursprungszuchtbuches für Lipizzaner auf Europaebene.

Berichte

Abschlussbericht , 01.12.2000

Kurzfassung

Mit dem Schwerpunkt der Lipizzanerzucht in Piber ab 1918 wurden veterinärhistorische Aspekte in Haltung und Zucht unter Heranziehung direkter und indirekter Quellen erhoben. Die Studie umfaßt einleitend Daten zur Gestütsmedizin in Lippiza seit der Gründung 1580 unter Beachtung der wichtigsten Pferdekrankheiten jener Zeit. Quellen über Erkrankungen der Pferde am Karster Hofgestüt sind sehr rar, ein Einfluß der italienischen und spanischen Pferdemedizin ist anzunehmen. Unter Karl VI. sind massive Probleme mit der Brustseuche im Gestüt Halbthurn bekannt, das mit Lippiza in lebhaftem Tieraustausch stand. Lippiza war stets für seinen gesunden Pferdebestand bekannt. Bei der Evakuierung des Pferdebestandes nach Mezöhegyes 1805 verfohlten 37 Stuten, vermutlich infolge einer Infektionskrankheit, in Babolna machte Beschälseuche und Influenza große Probleme; in Fagaras (ab 1873) machte die Mondblindheit den Veterinären zu schaffen. 1915 wurde Lippiza evakuiert, die Zuchtstuten wurden nach Laxenburg verbracht. Bei schlechten Haltungsbedingungen und Futtermangel herrschten Bronchopneumonien, durch Salmonellose gab es zahlreiche Todesfälle und Aborte. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Herde geteilt, der kleinere Teil der Laxenburger Stutenherde bildete zusammen mit Lipizzanerstuten aus Radautz die Lipizzanerherde mit 153 Tieren bei einem Gesamtpferdebestand von 221 (1920) in Piber. Die Probleme in Piber waren enorm: extremer Futtermangel, Überbestand, Einschleppung der Salmonellose, Druse, Fohlendurchfälle. Vor allem durch hygienische Maßnahmen konnte der Bestand saniert werden, die Überstellungen von Herden (z.B. Gidran) aus anderen Gestüten brachte stets neue Erkrankungswellen. Die Zahl der Lipizzaner nahm auf 122 (Dez. 1927) und 69 (Nov. 1933) ab, die Rasse war in ihrer Existenz bedroht. 1938 standen in Piber an Lipizzanern 28 Stuten, 3 Hengste und 60 Jungtiere. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden an Oberst Podhajsky 215 Lipizzaner übergeben, der Bestand in Piber betrug 1947 nur 22 Zuchstuten.1965 betrug der Lipizzanerbestand in Piber 127, 1975 116.1985 hatte der Lipizzanerbestand auf 147 und 1995 auf 201 zugenommen und betrug 1999 207. An Krankheiten traten hauptsächlich Infektionskrankheiten der Atemwege, Kryptorchismus, unkomplizierte Huferkrankungen, und Stelzfußprobleme auf. Die Herpesvirusepidemie des Jahres 1983 war für das Gestüt existenzgefährdend und zwang zur Eingliederung von ausländischem Zuchtmaterial. Viele Ansichten, vor allem über den Impfschutz, mußten revidiert werden. Seither wird ein striktes Impfprogramm gefahren. In den letzten Jahren hat die medizinische Betreuung vor allem bei den Hengsten sportmedizinische Schwerpunkte gesetzt. Die veterinärmedizinische Literatur hat seit 1945 mehrere Schwerpunkte: führend an Zahl und Bedeutung ist die Aufarbeitung der Herpesvirusinfektion. Das Wissen über die Infektionsausbreitung und über die nötigen Impfprogramme wurde entscheidend erweitert. Die eng gewordene genetische Basis wurde objektiv erhoben und mit entsprechenden Anpaarungsprogrammen sofern möglich korrigiert. Die Zahl der kryptorchen Fohlen konnte deutlich reduziert werden. Schließlich wurde die Problematik der häufigen Huferkrankungen erfaßt und durch Einsatz von Biotin deutlich reduziert.

Berichtsdateien

1195_Lipizzaner_klinischeAnalyse.pdf

Autor/innen

Christian Stanek, Gabriela Wagner