Projekt-527: Der Einfluss der Grünlandextensivierung auf den Pflanzenbestand, Nährstoffhaushalt, Futterertrag und die Futterqualität sowie Wirtschaftlichkeit

Projektleitung

Karl BUCHGRABER

Forschungseinrichtung

Direktion Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

10642

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

About the impact of grassland extensification on plant community, nutrient budget, forage yield, forage quality and economy

Projektziele

Die Bewirtschaftung im ökologischen Kreislauf (bodenständiges Futterangebot - Dünger - Boden - Pflanze) ist im Grünland- und Viehbetrieb auch heute ein fast geschlossenes System. Die Viehwirtschaft in Österreich lebt von dem, was auf den eigenen Wiesen und Weiden wächst.
Die ÖPUL-Maßnahmen „Verzicht auf leichtlöslichen Handelsdünger“ und „Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel“ werden am Wirtschaftsgrünland auf rund 85% bzw. 95% der Flächen durchgeführt. Die Auswirkungen dieser ÖPUL-Maßnahmen sowie der Schnittzeitauflagen sollen in exakten Grünlandversuchen langfristig auf zwölf Standorten untersucht werden. Die Schwerpunkte dieser Systemanalyse in den extensiven Bewirtschaftungsformen im Grünland liegen in der Betrachtung des Nährstoffhaushaltes im Boden, in der Entwicklung der Pflanzenbestände sowie im Verhalten der Wiesen auf den Futterertrag und die Futterqualität. Diese im System zusammenhängenden pflanzenbaulichen Parameter werden abschließend betriebswirtschaftlich bewertet.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2001

Kurzfassung

Die BAL Gumpenstein, Abteilung Grünland, führte in den Jahren 1993 bis 2001 auf insgesamt 11 Standorten Extensivierungsversuche am Dauergrünland durch. Es wurden bestehende Dreischnittwiesen bei einer reduzierten Düngerzufuhr in Zwei- bzw. Einschnittwiesen übergeführt. Eine Dreischnittwiese mit einer Nährstoffversorgung von 1,5 GVE/ha erbrachte unter den österreichischen Klima- und Standortbedingungen rund 7.000 kg TM/ha. Nach neun Versuchsjahren gingen diese TM-Erträge bei der Zweischnittfläche um 12% oder 850 kg TM/ha und bei der Einschnittfläche um 40% bzw. 2.800 kg TM/ha bei kreislaufbezogener Nährstoffrücklieferung zurück. Wird die Nutzungshäufigkeit bei völliger Nulldüngung (Aushagerung) extensiviert, so verringerte sich der TM-Ertrag bei der Dreischnittfläche um 23%, bei der Zweischnittfläche um 21% und die Einschnittfläche um 50% gegenüber der Dreischnittfläche mit angepasster Nährstoffzufuhr. Der erste Aufwuchs bei der Dreischnittfläche wurde auf den 11 Standorten durchschnittlich am 27. Mai gemäht, der erste Schnitt bei der Zweischnittfläche hingegen erst am 19. Juni, also gut drei Wochen später. Die Einschnittflächen räumten durchschnittlich am 29. August. Diese unterschiedlichen Nutzungstermine wirkten sich natürlich auf die Futterqualität erheblich aus. Wurde das „Futter“ nur einmal überständig im Jahr geerntet, so stieg die Rohfaser auf durchschnittlich 340 g/kg TM an, die Verdaulichkeit der organischen Masse sank auf 50% und der Energiegehalt fiel auf 3,3 MJ NEL/kg TM. Die übrigen Inhaltsstoffe sinken stark ab und die Hygiene des Futters verschlechterte sich bedenklich. Aus einigen dieser Futterproben konnten auch Toxine (Vomitoxin) nachgewiesen werden. Bei zweimaliger Ernte im Vegetationsstadium in Blüte bis Ende Blüte, bewegt sich die Verdaulichkeit schon bei 60% und die Energiekonzentration liegt bei 4,6 MJ NEL/kg TM. Bei der dreimaligen Mahd pro Jahr zeigte sich eine durchschnittliche Verdaulichkeit von 67% in der organischen Masse und ein Energiegehalt von 5,2 MJ NEL/kg TM. Im Qualitätsertrag (Ertrag in kg TM/ha x Energiegehalt in MJ NEL/kg TM) fielen erwartungsgemäß die Varianten mit Extensivierung noch deutlicher ab als nur im Biomassevergleich. Der Qualitätsertrag ging bei der Zweischnittfläche um 21% oder 7.800 MJ NEL/ha gegenüber der Dreischnittfläche zurück, die Einschnittfläche verlor bereits 63% oder 23.500 MJ NEL/ha. Bei diesen Qualitätszahlen kommen die Auswirkungen der Extensivierung erst richtig zum Ausdruck. Die Pflanzenbestände in den Dauerwiesen veränderten sich durch die Extensivierung in Richtung starken Obergrasanteil und geringeren Untergrasanteil. Die Leguminosen gingen durch die Extensivierung auch zurück. Samenstarke und ausläufertreibende Kräuter wurden bei ein- und zweimaliger Mahd stärker, während die niedrigen Kräuter zurückgingen. Die Artenzahlen lagen im Durchschnitt der 11 Standorte bei 35 bis 38/100 m², wobei die standortangepasste Dreischnittwiese die höheren Artenzahlen nach neun Versuchsjahren aufwies. Nach den Ergebnissen aus den Extensivierungsversuchen, dem Langzeitversuch in Admont (1947 bis 2001) und zahlreichen Erhebungen in der Praxis lässt sich ein Extensivierungsmodell aufstellen, welches in die Extensivierungsstufe I (ersten zehn Jahre der Extensivierung) und Extensivierungsstufe II (ab dem elften Extensivierungsjahr) eingeteilt wird. Ebenso muss das Extensivierungsniveau (Grad der Extensivierung) differenziert betrachtet werden. Legt man dieses Extensivierungsmodell einer Förderungsmaßnahme zu Grunde, so entsteht unter Einbeziehung der Qualitätsverluste und der geringeren Produktionskosten bei der Extensivierung ein tatsächlicher Jahresverlust durch die Extensivierung von Euro 320,-- bis 420,--/ha in der Extensivierungsstufe I und Euro 320,-- bis 550,--/ha in der Extensivierungsstufe II. Die Extensivierung einer Zweischnittfläche zu einer Einschnittfläche verursacht Jahreskosten von Euro 53,-- bzw. 182,--. Nachdem in Österreich zur Zeit bereits rund 1,0 Millionen ha Grünland extensivst bewirtschaftet werden und künftig rund 400.000 ha Wirtschaftsgrünland eher auf vier bis sechs Schnitte intensiviert werden, stehen rund 600.000 ha Grünland für etwaige Extensivierungsüberlegung zur Verfügung. Es ist allerdings zu bedenken, dass diese 600.000 ha Dauergrünland in Österreich auch bisher keineswegs intensiv bewirtschaftet wurden, sondern standortangepasst und ökologisch bei zwei bis drei Aufwüchsen und 0,5 bis 1,5 GVE/ha bewirtschaftet wurden. Eine weitere Extensivierung macht auch nur dann Sinn, wenn die Tierhaltung hier weiter extensiviert wird. Sollte die Milchleistung je Tier gesteigert werden, so würde die Extensivierung der Grünlandwirtschaft höhere Kraftfutterimporte in die Betriebe und somit ein ökologisches Ungleichgewicht auslösen. Der Projektabschlussbericht liegt an der BAL Gumpenstein auf.