Projekt-50: Nachwachsende Rohstoffe in Österreich - Marktanalyse und Marketingstrategien

Projektleitung

Thomas Schröck

Forschungseinrichtung

Industriewissenschaftliches Institut

Projektnummer

1171

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Industrial Crops in Austria - Market opportunities

Projektziele

Erforschung der Hemmnisse der verstärkten industriellen Nutzung im Bereich der Nachwachsenden Rohstoffe und Entwicklung von konkreten Handlungsempfehlungen, europäischer Vergleich der Rahmenbedingungen bei Steuern und Förderungen sowie der Patentlage.
Die Studie behandelt folgende ackerbauliche und forstwirtschaftliche Rohstoffe:
• Fasern und andere Produkte aus Faserpflanzen (Hanf und Flachs)
• Öl
• Farb- und Ledergerbstoffe
• Pflanzliche Substanzen für homöopathische und Wellenesszwecke
• Neue Werkstoffe, insbesondere deren Verwendung als Verpackungsmaterialien und Kunststoffersatzstoffe
• Holz
• Stärke
• Zellulose
Zu jedem dieser Bereiche ist zu untersuchen:
• Menge des verfügbaren Rohstoffs
• Stand der Forschung
• Produktion und Anbieter der Produkte
• Einsatz in Industrie
• Hemmnisse für einen verstärkten Einsatz
• Sozial- und arbeitsrechtliche Situation der Landwirte
• Bereitschaft zu einem verstärkten Anbau
• Entwicklung von Strategien und Handlungsempfehlungen für den Bereich der NAVAROS in Österreich
• Europäischer Vergleich der Rahmenbedingungen für NAWAROS.

Berichte

Abschlussbericht , 01.12.2000

Kurzfassung

Der Bereich der nachwachsenden Rohstoffe hat in Österreich aufgrund des hohen Umweltbewusstseins und der Aufgeschlossenheit mancher Industriebereiche positive Zukunftsaussichten. Diese Zukunftsaussichten beinhalten aber auch langfristig großes Potential durch die Reduktion der Importabhängigkeit von fossilen Rohstoffen; aus letztgenanntem Grund ist die Nutzung nachwachsender Rohstoffe in Österreich ein wichtiger Ansatz im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung der europäischen Wirtschaft. Werden die einzelnen Felder der nachwachsenden Rohstoffe, wie in dieser Studie betrachtet, untersucht, so ergibt sich folgendes Bild: Der Bereich der Forstpflanzen ist am weitesten entwickelt und durch seine derzeitige wirtschaftliche Bedeutung am wenigsten unterstützungsbedürftig. Ähnlich verhält es sich mit den cellulosehaltigen und den stärkehaltigen Pflanzen. Demgemäß haben besonders folgende Bereiche noch großes Entwicklungspotential: Naturkosmetik Produkte aus Hanf und Flachs Pflanzliche Öle Färbe- und Gerbstoffe Werden nicht die Produkte, sondern der Markt betrachtet, so kann folgende Feststellung getroffen werden: Mit Ausnahme von Holz, Zellstoff und Stärke ist der Markt für nachwachsende Rohstoffe im Sinn von Markttransparenz schlecht ausgebildet. In der verarbeitenden Wirtschaft existieren zwei Unternehmensarten, die sich mit nachwachsenden Rohstoffen beschäftigen: Klein- und Mittel-betriebe, die sich mit NAWAROS oft aus idealistischen Gründen beschäftigen oder Chancen in Marktnischen sehen und andererseits Mittel- und Großbetriebe, die NAWAROS als Haupteinsatzstoff (z.B. die Plattenindustrie) oder als Substitut sowie Ergänzung zu anderen Rohstoffen nachfragen. Im Bereich der Erstgenannten sind das Fehlen von Verarbeitungskapazitäten, eine geringe Eigenkapitaldecke und oft nur geringfügig vorhandenes betriebswirtschaftliches Know-how festzustellen. Die zweitgenannten Unternehmen dagegen möchten Rohstoffe in konstanter Qualität zu fixiertem Preis und Termin nachfragen. Notwendiger Bedarf wird daraus folgend aus dem Ausland importiert. Von der Landwirtschaft ist durch die in Österreich herrschende Betriebsstruktur (Diversifizierung bzw. auch Lagerfunktion) diese Nachfrage nur sehr schwierig zu befriedigen. Damit ist das Ergebnis dieser Analyse, dass es an betriebswirtschaftlichen Intermediären, die Lager-, Qualitäts- und Pufferfunktion übernehmen, größtenteils fehlt. Der Landwirtschaft bzw. verarbeitenden Wirtschaft vor- bzw. beigelagert ist Forschung und Entwicklung. Bei Erstellung dieser Untersuchung konnte festgestellt werden, dass in Österreich zwar zum Thema NAWAROS geforscht wird, dass aber gleichzeitig die Anbindung der Forschung besonders an die Wirtschaft noch ausbaufähig ist. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass konzertierte Forschungspolitik in diesem Wirtschaftsbereich wünschenswert ist. Für abschließende Maßnahmenempfehlungen dieser Studie kristallisieren sich damit zwei Bereiche heraus: Lösungsansätze für Marktdefizite und Forschung und Entwicklung. Zur Lösung von Marktdefiziten bietet sich die Bildung von Plattformen, die eine Mittlerfunktion zwischen Landwirtschaft und verarbeitender Wirtschaft fungieren, an. Diese Plattform(en) sollen als Informationsdrehscheibe für die beteiligten Betriebe hinsichtlich Marktpreisen, gesetzlicher Regelungen, internationaler und nationaler Forschung, dienen. Die Einrichtung einer Agentur für nachwachsende Rohstoffe beginnt sich in einigen anderen europäischen Nationen zu bewähren; gleichzeitig ist aber darauf hinzuweisen, dass durch die Kleinheit der österreichischen Betriebe und durch die Marktsituation nicht unbedingt sofortige Erfolge erzielt werden können. Die kleinen Strukturen ermöglichen andererseits eine relativ rasche Anpassung auf veränderte Gegebenheiten. Die beste Vorgehensweise in dieser Richtung ist das Aufarbeiten von Projekten die von Unternehmen der Landwirtschaft oder der Wirtschaft an die Agentur heran getragen werden. Dadurch kommt es zum Sichtbarwerden von Synergien und einem Vertrauensaufbau von Seiten der Betriebe zu den handelnden Personen. Gemäß Netzwerkansätzen (vergleiche z.B. Porter) und neuen Forschungsergebnissen aus den USA ist weiters darauf hinzuweisen, dass solche Leistungen für die Wirtschaft bzw. Landwirtschaft, um erfolgreich zu sein, am Anfang durch die öffentliche Hand zu unterstützen sind. Als zweiter Punkt wurde Forschung und Entwicklung genannt: Hier bietet sich im Bereich der NAWAROS die Errichtung eines For-schungszentrums (zum Beispiel nach dem Muster der erfolgreichen K-plus-Initiative) an. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass besonders auf die Umsetzungsorientierung der Forschung zu achten ist. Durch die Errichtung eines solchen Forschungszentrums und der damit verbundenen Umsetzung in Landwirtschaft und Wirtschaft ist österreichische Technologieführerschaft anzustreben, da Österreich weder in Landwirtschaft noch Wirtschaft Kostenführerschaft erringen kann. Das Manko auf einigen Gebieten der Grundlagenforschung kann durch gezielte Auftragsforschung auf universitärer Ebene beseitigt werden. Forschungsprogramme zum Thema 'Nachwachsende Rohstoffe' helfen ebenso F&E-Aktivitäten zu forcieren. Hier ist jedoch wieder auf die Umsetzungsorientierung der Forschung zu achten. Durch den wahrscheinlich bald folgenden Beitritt von MOE-Ländern zur EU und dem damit verbundenen großen Angebot von Ackerflächen ist eine erschwerte Situation für die österreichische Landwirtschaft zu erwarten. Gelingt es allerdings vorher, technologisch wertvolle Produkte in Landwirtschaft und Wirtschaft zu entwickeln, kommt es erstens zu Exporten der Technologie in diese Staaten, andererseits schaffen die österreichischen Betriebe der Landwirtschaft ein Upscaling in derzeit mögli-cherweise unbearbeitete Produktgruppen und damit den Schritt zu höherer Wertschöpfung und Produktivität. Aus den oben genannten Gründen und mit Aussicht auf eine Stärkung des Wirtschaftszweiges NAWAROS wird die Schaffung von Informationsplattformen sowie der weitere Kompetenzaufbau der österreichischen Forschung und Technologieentwicklung durch gezielte Programme, nach dem Vorbild des Impulsprogramms 'Nachhaltig Wirtschaften' empfohlen.

Berichtsdateien

1171_Nachwachsende_Rohstoffe_IWI.pdf

Autor/innen

Thomas Schröck