Projekt-393: Der Beitrag der Berglandwirtschaft zur ländlichen Entwicklung - Fallstudie für die OECD

Projektleitung

Gerhard HOVORKA

Forschungseinrichtung

Direktion Bergbauern

Projektnummer

10410

Projektlaufzeit

-

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

Die OECD hat sich in den letzten Jahren intensiv mit den Elementen der Attraktivität des ländlichen Raumes (rural amenities) als Potential für ländliche Entwicklung beschäftigt. Zur weiteren Vertiefung der Analyse und als Basis zur Erarbeitung von Vorschlägen für die politischen Entscheidungsträger wurde beschlossen, in einigen Ländern Fallstudien in Auftrag zu geben.
Österreich hat mit Politiken zur Sicherung von Umwelt- und Kulturleistungen und ländlicher Entwicklung im Berggebiet und der besonderen Förderung der Berglandwirtschaft bereits eine lange Tradition und wichtige Erfahrungen. Die Bundesanstalt für Bergbauernfragen wurde daher vom Bundeskanzleramt mit der Erstellung einer von der OECD für den Bereich der Kulturlandschaft im Berggebiet in Österreich vorgesehenen Studie beauftragt.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.1998

Kurzfassung

Die natürliche Basis für den Lebens- und Wirtschaftsraum im Berggebiet bildet ein sensibles Ökosystem, dessen sichtbare Erscheinungsform die Kulturlandschaft ist. Eine entscheidende Schlüsselrolle für die Sicherung dieses Ökosystems fällt der Berglandwirtschaft zu. In Österreich wurde auf die besonderen Erfordernisse im Bergraum bereits anfangs der 70er Jahre mit der Einführung eines Bergbauernsonderprogrammes als Schwerpunkt einer räumlich orientierten Sektorpolitik sowie mit integrierten regionalpolitischen Ansätzen zur Stärkung einer endogenen Regionalentwicklung reagiert. Eine wichtige Grundlage zur gezielten Förderung der Bergbauern ist die Einstufung nach den standortbedingten Bewirtschaftungsergebnissen, die in Österreich durch Zuordnung jedes Bergbauernbetriebes zu einer von vier Erschwerniskategorien erfolgt. Bergbauernsonderprogramm Im Rahmen der drei Bergbauernsonderprogramme von 1972 bis 1990 wurde ein Förderungsvolumen von insgesamt 15,6 Milliarden ATS eingesetzt. Die größte Dynamik hatten die Direktzahlungen an die Bergbauern, die von einem Anteil von 20% auf 64,6% im Jahr 1990 stiegen. Die einzelnen Förderungsmaßnahmen im Rahmen der drei Bergbauernsonderprogramme können in folgende Schwerpunktbereiche zusammengefasst werden: - Direkte Einkommenszuschüsse - Verbesserung der Infrastruktur des Berggebietes - Landwirtschaftliche Regionalförderung - Verbesserung der Waldstruktur und des Schutzwaldes - Sonstige Maßnahmen wie landwirtschaftliche Geländekorrekturen, Erschließung von Wildbacheinzugsgebieten Der hohe Stellenwert der Bergbauernförderung in diesem Zeitraum wird dabei sowohl vom wachsenden Anteil der Bergbauernsonderprogramme an der Agrarförderung des Grünen Planes als auch durch die Entwicklung der Dotierung des Bergbauernsonderprogrammes nachgewiesen. Eine besondere Bedeutung hatte dabei der Bergbauernzuschuss des Bundes, der im Zeitraum der drei Bergbauernsonderprogramme (aber auch in den Folgejahren) zur bedeutendsten Förderungsmaßnahme für einkommensschwache Bergbauernbetriebe in extremen Ungunstlagen ausgebaut wurde. Nach dem Jahr 1990 wurden die Maßnahmen des Bergbauernsonderprogrammes im Rahmen des Grünen Planes im wesentlichen weitergeführt, ohne allerdings innerhalb der Agrarförderungen den speziellen regionalen Schwerpunkt Berggebiet explizit zu betonen. Eigenständige Regionalentwicklung Das Konzept der Eigenständigen Regionalentwicklung bzw. die diesem entsprechenden regionalpolitischen Ansätze des Bundes und der Länder hatten einen wesentlichen Einfluss auf die konzeptuelle Weiterentwicklung der österreichischen Regionalpolitik. Damit verbunden war auch eine wesentlich stärkere Berücksichtigung der Interessen und Problemlagen der wirtschaftsschwächeren Teile des österreichischen Berggebiets in der Regionalpolitik insgesamt. Die Forcierung einer ökologischen und sozial verträglichen Entwicklung sowie einer Marktnischenstrategie - insbesondere in Tourismus und Landwirtschaft - durch finanzielle Förderungen und regionale Beratungseinrichtungen führte zur Verwirklichung zahlreicher innovativer Pilotprojekte in den Berggebieten, die durch \"Nachahmungseffekte\" zum Teil beachtliche Breitenwirkung erreichten und so auch außerhalb der Gebiete mit hoher Wirtschaftsdynamik zu einer Stabilisierung der regionalen Wertschöpfung beitrugen. In der Landwirtschaft ging es dabei vor allem um Projekte in den Bereichen biologische Landwirtschaft, höhere Veredelung landwirtschaftlicher Produkte und Ausbau der Direktvermarktung. Die österreichische Berggebietspolitik in der EU Für Österreich ging es beim EU-Beitritt darum, bewährte Maßnahmen der Strukturpolitik beizubehalten bzw. sinnvoll an das Gemeinschaftsrecht anzupassen. Als wichtige Politikbereiche seien die Bergbauernförderung, das Umweltprogramm und die Maßnahmen im Rahmen der EU Strukturfonds (Zielprogramme und Gemeinschaftsinitiativen) genannt. Kriterien einer erfolgreichen Berggebietspolitik Durch die gezielte Konzentration von Förderungsmittel der Regional- und Agrarpolitik auf das Berggebiet ist es in Österreich gelungen, die Einkommens- und Bewirtschaftungsnachteile der Bergbauernbetriebe gegenüber den Betrieben in Gunstlagen zum Teil auszugleichen, einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Besiedelung und der Erhaltung und Gestaltung der Kulturlandschaft auch in abwanderungsbedrohten Gebieten mit besonders großen arbeitsmäßigen Erschwernissen unter Berücksichtigung von ökologisch extrem sensiblen Wirkungszusammenhängen zu leisten. Dadurch wurde die Basis für die sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten (Landwirtschaft, Gewerbe, Tourismus, Industrie) im Berggebiet gefestigt. Auch das Konzept der Eigenständigen Regionalentwicklung bzw. die diesem entsprechenden regionalpolitischen Ansätze des Bundes und der Länder hatten einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung der Berggebiete. Die wichtigsten Punkte einer erfolgreichen Berggebietspolitik können wie folgt zusammengefasst werden: Klare Zielformulierungen der Politik für das Berggebiet Integrierte regionalpolitische Ansätze zur Stärkung einer endogenen Regionalentwicklung Unterstützung der sozialen und wirtschaftlichen Infrastruktur im Berggebiet durch die öffentliche Hand Abgrenzung von Berggebieten und benachteiligten Gebieten und betriebsindividuelle Einstufung der Bergbauernbetriebe in Erschwerniskategorien Differenzierung der Förderungssätze nach Erschwerniskategorien und Einkommensverhältnissen der Betriebe Zukünftige Berücksichtigung des notwendigen Arbeitskräfteeinsatze ßFörderungssockelbetrag je Bergbauernbetrieb, der nach Erschwernis und sozialen Gegebenheiten gestaffelt wird Produktionsneutrale Ausgestaltung von Direktzahlungen und die Festlegung von ökologisch motivierten Bewirtschaftungsauflagen Gleichstellung von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben Längerfristig eine ökologische Orientierung als Grundprinzip der Land- und Forstwirtschaft Die langfristige Bereitstellung der öffentlichen Umwelt- und Kulturleistungen im Berggebiet kann nur durch die Aufrechterhaltung der Besiedelung, der Erhaltung und Gestaltung der Kulturlandschaft und der Aufrechterhaltung der sozialen und ökonomischen Aktivitäten im Bergraum gesichert werden. Dafür ist nicht nur eine adäquate Agrarpolitik, sondern auch der Beitrag anderer Politikbereiche und ihre Koordination erforderlich. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes können als Forschungsbericht Nr. 43 \"Die Kulturlandschaft im Berggebiet in Österreich. Politiken zur Sicherung von Umwelt- und Kulturleistungen und ländliche Entwicklung. OECD-Fallstudie\" bei der Bundesanstalt für Bergbauernfragen, Möllwaldplatz 5, A-1040 Wien bzw. auch als OECD-Dokument (C/RUR(98)4) in englischer und französischer Sprache bestellt werden.