Projekt-374: Auswirkungen einer veränderten Agrarpolitik unter EU-Konditionen in den Gebieten beiderseits der Grenze zwischen Österreich und den Nachbarstaaten Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien

Projektleitung

Franz GREIF

Forschungseinrichtung

Direktion Agrarwirtschaft

Projektnummer

10289

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

Darstellung der regionalen Strukturverhältnisse und ihrer Veränderungen zu beiden Seiten der Grenzen Österreichs mit den Nachbarstaaten Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien, wie sie durch eine veränderte Agrarpolitik in Österreich (unter \"EU-Bedingungen\") und in den Regionen der Nachbarländer (Ostöffnung und Transformation) entstanden sind.
Der Projektbericht beinhaltet eine Sammlung von Forschungsbeiträgen, die folgende das Grenzlandthema betreffende Fragen zu beantworten versuchen:
die allgemeine Entwicklung der Regionalstruktur in den Grenzgebieten Österreichs und seiner östlichen Nachbarn
die landwirtschaftliche Struktur in Südböhmen
die Bewertung agrarischer Produktionsbedingungen in südböhmischen \"Marginalregionen\"
das westslowakische Grenzland im Umbruch
landwirtschaftliche Gegebenheiten in westslowakischen Bezirken
das Werden des aktuellen ungarischen Bodenrecht
ßdie Regionalentwicklung der westungarischen Grenzregion
Ungarns neue Regionalpolitik und ihre Auswirkungen auf die Grenzzone
die Zukunft des \"Agrobusiness\" im westungarischen Komitat Vas (englischer Text)
grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Österreich und Slowenien.
Einen weiteren Bestandteil des Projekts bilden die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung über \"Bodenrecht und Bodennutzung im Ostgrenzgebiet\" der Republik und in den angrenzenden Grenzzonen ihrer östlichen Nachbarn; sie wurden bereits an anderer Stelle publiziert (Bodenrecht und Bodenmarkt in Österreichs östlicher Nachbarschaft. Agrarpolitische Arbeitsbehelfe Nr. 3, hrsg. von der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft, Wien 1999).

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2001

Kurzfassung

Eine Evaluierung der Entwicklungsperspektiven im Grenzland Österreichs sollte drei Gesichtspunkte verfolgen, nämlich die Chancen landwirtschaftlicher Projekte generell, die Frage, welche Kooperationsmöglichkeiten bestehen und schließlich, welche Hindernisse bei deren grenzüberschreitender Verwirklichung zu überwinden sind. a) Welche Chancen haben landwirtschaftliche oder landwirtschaftsnahe Projekte im Grenzgebiet? Prinzipiell kann gesagt werden, dass bei entsprechendem Willen zu echter Kooperation sehr viel gemacht werden kann. Jedoch ist es ein Faktum, dass viele Wirtschaftstreibende generell wenig Kooperationsbereitschaft zeigen, zumeist unabhängig von regionalen Verhältnissen. Die Gründe dafür sind: Bis heute sehen Bauern und Gewerbetreibende vor allem in grenzüberschreitenden Projekten eher Feindbilder; begründet wird dies mit Preisunterschieden und Kaufkraftabflüssen; vor allem der Bauer möchte die \"Struktur seiner Partner\" gut kennen; die Frage \"was machen die da drüben, und muss ich mich davor fürchten\" kann oft nicht beantwortet werden; im Grunde weiß der Landwirt oft nicht, wie er eine Kooperation beginnen soll, was da zu machen ist, ob man überhaupt auf Leute stößt, die man versteht, und umgekehrt. Die Bundesanstalt für Agrarwirtschaft hat hiezu wiederholt Vorschläge unterbreitet, dass (und auch wie) Kooperation als sachpolitische Aufgabe geplant werden muss. Es sollen systematisch Aufgabenbereiche der grenzüberschreitenden Kooperation und die dazu erforderlichen Institutionen festgelegt werden; letztlich geht es aber darum, konkrete Ansätze der Zusammenarbeit auf lokaler und regionaler Ebene zu erfassen. Wichtig ist dabei auch, sie sachlich zu beurteilen, und zwar einerseits nach ihrer Eignung, eine grenzüberschreitende Wirkung zu entfalten und anderseits im Hinblick auf ihre regionalwirtschaftliche Bedeutung. b) Welche Kooperationsmöglichkeiten gibt es? Es bestehen objektiv zahlreiche Möglichkeiten zur Zusammenarbeit über die Grenze hinweg, trotz unterschiedlicher wirtschaftspolitischer Bedingungen: auf betrieblicher Ebene, etwa in Form gemeinschaftlicher Erzeugung, Verarbeitung oder Veredelung; Möglichkeiten der Vermarktung werden an guten Beispielen demonstriert; auf regionaler Ebene, durch die Zusammenarbeit von mehreren Wirtschaftseinheiten bei einem gemeinsamen Ziel; (negatives) Beispiel ist der Versuch, einen \"Weltausstellungswein\" der Sorte \"Ödenburger Blaufränkisch\" zu kreieren; auf Ebene von Gebietskörperschaften; hier gibt es das Beispiel des slowakisch-österreichischen Marchlandes als \"Gemüseregion Europas\" oder den Versuch, gemeinsam den Absatz großer Mengen von Sektgrundwein aus dem Weinviertel und seiner östlichen Nachbarschaft zu bewerkstelligen; dazu gehört auch die Teilnahme der Landwirtschaft an Natur- und Landschaftsschutzprojekten und kulturhistorischen Vorhaben; daraus hervorgegangen sind die österreichisch-slowakische Radregion (in logistischer Kooperation mit dem Distelverein) ein trilaterales Landschafts- und Tourismuskonzept \"March-Thaya-Region\" (gemeinsam mit Allplan) ein ähnliches Projekt \"Natur- und Kulturlandschaft Örség\" im Südburgenland das österreichisch-slowakische \"Projekt Erdölstraße\". c) Welche Probleme sind der grenzüberschreitenden Kooperation hinderlich? Vor allem im tschechischen Grenzgebiet sind die nichtbodenständigen Neusiedler - obwohl schon lange hier wohnhaft - ein Kooperationshemmnis, weil ihnen ein Herkunfts- und Kulturbezug zum Lebensraum fehlt; doch auch die grenznahen österreichischen Neusiedler aus Südmähren sind eher wenig interessiert. Der Kaufkraftabfluss stellt ein großes Problem dar - er ist der Todesstoß für noch vorhandene Restfunktionen in Gewerbe und Dienstleistungen. Beispiele dazu: Duty-free Shops sind insbesondere dann ein Ärgernis, wenn sie von Österreichern geführt werden; die Trafiken sind nicht überlebensfähig; die OMV führt Billigtreibstoff über die Grenze und schöpft Kaufkraft aus Tanktourismus ab. Das Verhältnis der \"ausgetauschten Kaufkraft\" liegt nominell vielleicht bei 4:1 (Inländer drüben: Ausländer bei uns); bei bis zu vierfacher Kaufkraft des Schillings im Ausland geht dieses Verhältnis jedoch in Wirklichkeit bis zu 16:1! Es wäre ein Wunder, wenn die Wirtschaft in Grenzgebieten diesen Umstand nicht zu spüren bekäme. Grenzüberschreitende Kriminalität ist unterschiedlich zu werten: Drogenhandel und Menschenhandel (Prostitution) sind ein Faktum; der oft zitierte Vandalismus ist dagegen zumeist \"hausgemacht\", und die Kriminaldelikte sind nicht (oder nur lokal) angestiegen; die Autoschieberei blüht, das Schlepperunwesen steht täglich in den Zeitungen, Schmuggel von Waren aller Art findet in erster Linie zugunsten der Österreicher statt.

Berichtsdateien

Auswirkungen_der_EU-Osterweiterung.pdf