Projekt-314: Auswirkungen von Änderungen der Milchmarktordnung auf Märkte und milchviehhaltende Betriebe in Österreich

Projektleitung

Leopold Kirner

Forschungseinrichtung

Direktion Agrarwirtschaft

Projektnummer

10060

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Impacts of Changes in the Milk Market Organisation on Markets and Dairy Farms

Projektziele

Dieses Forschungsprojekt sollte im Hinblick auf die bevorstehende Halbzeitbewertung der Agenda 2000 überprüfen und beurteilen, welche Änderungen der Agrarpolitik aus österreichischer Sicht erfolgversprechend wären. Dabei fiel der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft die Aufgabe zu, den Reformbedarf im Bereich der Marktordnungen der EU zu ermitteln und Vorschläge zu unterbreiten, die diesem Bedarf gerecht werden könnten.

Im zweiten Teil des vorliegenden Projektes interessierten die Zukunftsabsichten der Bauern und Bäuerinnen, die Milch produzieren. Es sollte herausgefunden werden, welche Strategien künftig eingeschlagen werden und welche Gründe gegenwärtig ein stärkeres Wachstum in der Milchproduktion verhindern. Daraus sollten einerseits Tendenzen für den Strukturwandel und andererseits (unter anderem agrarpolitische) Erfordernisse für eine wettbewerbsfähige Milchproduktion in Österreich abgeleitet werden.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2004

Kurzfassung

Der Reformbedarf der GAP im Bereich der Agrarmarktordnungen Die Marktordnungen der Gemeinsamen Agrarpolitik sind reformbedürftig, soweit sie die Landwirte zu Produktionsentscheidungen verführen, die volkswirtschaftliche (‘soziale’) Kosten verursachen. Hohe Preise und an die Produktion gekoppelte Stützungen im Binnenmarkt verleiten zur Steigerung der Produktion und zum Export, wo jedoch relativ niedrige Preise erzielt werden können; sie verleiten zu intensiverer Produktion, deren negative Begleiterscheinungen durch die Teilnahme der Landwirte an staatlich finanzierten Umweltprogrammen vermieden werden sollen; sie vergrößern den Sektor Landwirtschaft und seinen Ressourcenverbrauch; sie kosten die Abnehmer der Agrarprodukte mehr, als sie am Weltmarkt dafür bezahlen müssten, und sie verteuern die Lebensmittel für die Konsumenten. Die Agrarpolitik muss trachten, Verzerrungen der Märkte abzubauen und den Binnenmarkt in den Weltmarkt zu integrieren. Eine Annäherung der EU-Preise an die Weltmarktpreise ist notwendig, um das Angebot mit der Nachfrage in Einklang zu bringen. Senkungen der Erzeugerpreise stoßen jedoch auf den Widerstand der Landwirtschaft, wenn sie nicht durch geeignete Anpassungshilfen abgefedert werden. Daher ist es notwendig, die durch Preissenkungen entgangenen Einkünfte der Landwirte durch Ausgleichszahlungen und andere Maßnahmen teilweise wettzumachen. In der Folge sollten die Ausgleichszahlungen von der Produktion abgekoppelt und an jene Leistungen gekoppelt werden, die die Landwirtschaft im Interesse der Bevölkerung erbringen soll. In der vorliegenden Studie wurden die Marktordnungen für Kulturpflanzen (Getreide, Ölsaaten, Eiweißpflanzen), Milch und Rindfleisch dargestellt und die Probleme, die sie verursachen, diskutiert. Anschließend wurden die Vorschläge der Europäischen Kommission zur Reform der Marktordnungen vorgestellt und diskutiert. Das eigentliche Ziel dieser Studie war, Lösungsvorschläge zu erarbeiten, die für die Landwirte verträglich und für die Volkswirtschaft zielführend erscheinen. Sie laufen darauf hinaus, die bestehenden und zukünftigen Ausgleichszahlungen je ha nach oben hin zu begrenzen und die von der EU finanzierte Förderobergrenze je ha abzusenken, um regionale und betriebliche Unterschiede zwischen den Flächenprämien zu beseitigen, Einsparungen an Steuermitteln zu erzielen und Mittel für jene Anreize zu gewinnen, die notwendig sind, um das von der gesamten Bevölkerung gewünschte Niveau an öffentlichen Gütern und Dienstleistungen im ländlichen Raum bereitzustellen. Ergebnisse der Befragung von Bauern und Bäuerinnen: Im Jahr 2002 wurde eine schriftliche Befragung betreffend den Zukunftsabsichten der Milcherzeuger durchgeführt. Für die inhaltliche Fragebogenkonzeption wurden vor der eigentlichen Befragung qualitative Interviews mit Bauern und Bäuerinnen geführt. Ein vorgeschalteter Pretest umfasste 60 Fragebögen. Nach Auswertung des Pretests konnte die Endform des Fragebogens entwickelt werden. Die Grundgesamtheit bildeten alle (etwa 60.000) Milchkuhbetriebe im Jahr 2001. Die Auswahl der Betriebe erfolgte in drei Größenklassen nach der abgelieferten Milchmenge: bis 40 t, mehr als 40 t bis 100 t und mehr als 100 t. Je Größenklasse wurden 1.000 Betriebe nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Damit genug Biobetriebe in die Auswertung gelangen (für das Projekt ‘Investitionsentscheidung im Biobetrieb zur Einhaltung der EU-Tierhaltungsverordnung’), wurden zusätzlich je Größenklasse 200 Biobetriebe ausgewählt. Somit beinhaltete die Stichprobe 3.600 Betriebe. Die Fragebögen mit Begleitschreiben und adressiertem Rücksendekuvert wurden im April 2002 ausgesendet, zwei Wochen später ein Erinnerungsschreiben geschickt. Insgesamt konnten 1.389 (das waren 39 % der ausgesendeten) Fragebögen ausgewertet werden. Allgemein lässt sich aus der Befragung keine Beschleunigung des Strukturwandels ableiten (die Befragung wurde vor dem Beschluss der GAP-Reform durchgeführt). Etwa 77 % wollten in den nächsten Jahren die Milchproduktion zumindest im bisherigen Umfang weiterführen, hochgerechnet wären das rd. 45.000 Betriebe. Die oft geäußerte Ansicht, dass die Milchproduktion künftig aus dem Berggebiet abwandert, kann in dieser Arbeit nicht bestätigt werden. Im Gegenteil, die Milchproduktion wird sich wie schon in der Vergangenheit noch stärker in das Berggebiet verlagern. Die Zunahme geht jedoch fast ausschließlich auf das Konto der ‘Gunstlagen im Berggebiet’ (Erschwerniskategorien eins und zwei). Studie: Strukturwandel in der österreichischen Milchviehhaltung - Veränderungen von 1995 bis 2003 Die Studie zeigt einen rasanten Strukturwandel in der österreichischen Milchviehhaltung auf. Etwa 27.000 Betriebe gaben in den vergangenen zehn Jahren die Milchviehhaltung auf, die Milchquote je Betrieb stieg im selben Zeitraum von 30 t auf 48 t (+ 60 %). Im Vergleich zu vielen anderen Ländern in der EU verlief der Strukturwandel in Österreich trotzdem etwas langsamer. Insbesondere kleine Betriebe in Österreich gaben die Milchproduktion häufig auf. Beispielsweise hörten mehr als die Hälfte jener Betriebe auf, die im Jahr 1995 über weniger als 20 Tonnen Milchquote verfügten. Ein größerer Rückgang der Milchproduktion zeigte sich in Regionen, die schon im Jahr 1995 über eine untergeordnete Milchproduktion verfügten. Demgegenüber stieg die Milchproduktion in Regionen mit hoher Konzentration in der Milchviehhaltung. Die vorliegende Analyse belegt zudem, dass die Milchviehhaltung nicht aus dem Berggebiet abwanderte. Der Anteil der Milchquote im Berggebiet stieg von 62 % auf 65 %. Den Großteil des Zuwachses verbuchten Betriebe in den Erschwerniszonen 1 und 2. Für die Zukunft lässt sich ableiten, dass die Zahl der Milchviehbetriebe in Österreich weiter abnehmen wird und die verbleibenden Betriebe mehr Milch produzieren werden. Ob sich der Strukturwandel verschärfen wird, sprich die Zahl der Betriebe stärker abnimmt als bisher, lässt sich kaum prognostizieren. Künftige Rahmenbedingungen und der Einfluss der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik können bis dato kaum abgeschätzt werden.

Berichtsdateien

Entwicklungstendenzen_i.d.oesterr.Milchproduktion.pdf

Autor/innen

Leopold Kirner

Soziooekonomische_Aspekte_d._Milchviehhaltung_in_Oesterreich.pdf