Projekt-282: Fallstudie zur angewandten Bewertung und Evaluation von Biodiversität in Österreich für die OECD

Projektleitung

Joef HOPPICHLER

Forschungseinrichtung

Direktion Bergbauern

Projektnummer

10004

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

OECD Case Study on the Applied Evaluation of Biodiversity in Austria

Projektziele

Im Rahmen der Neukonstituierung der OECD - Working Group on Economic Aspects of Biodiversity im Oktober 1999 wurde u.a. eine Studie über ein „Handbuch zur angewandten Bewertung von Biodiversität“ beschlossen. Die OECD- Länder waren aufgefordert, sich mit einer Länderfallstudien zu beteiligen.

In Zusammenarbeit mit dem damaligen Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie bezüglich dieser OECD-Arbeitsgruppe und in Abstimmung mit dem Umweltbundesamt sollte entsprechend der Vorgaben der OECD eine österreichische Fallstudie erarbeitet werden, die zumindest indirekt land- und forstwirtschaftliche Politikmaßnahmen für Berg- und strukturschwachen Gebiete zum Inhalt habe. (Arbeitstitel: Die Bedeutung der land- und forstwirtschaftlichen Strukturvielfalt im Berggebiet zur Erhaltung der Biodiversität).

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2003

Kurzfassung

Im Rahmen dieser Arbeit wurden für das österreichische Alpen- und Berggebiet der Bestand an biologischen Ressourcen beschrieben und die wesentlichen Veränderungskräfte, die zum Verlust an Biodiversität beitragen, dargestellt. Diese Veränderungskräfte gingen vorwiegend von der intensiven Siedlungstätigkeit, globalen Marktanbindung der Land- und Forstwirtschaft, gesteigerten Wirtschaftstätigkeit in den Alpentälern und zunehmenden Verkehrsbelastung aus. Dazu kommt die intensive touristische Nutzung in manchen Regionen der Alpen. Auf Grundlage dieser Analyse wurden bisherige indirekte Bewertungsansätze für biologische Vielfalt in Österreich diskutiert. Beschriebene Ökosysteme: Die Studie beschäftigt sich mit Elementen der Biodiversität im österreichischen Alpengebiet und den historischen Bedingungen der Veränderung der Landnutzung. Auch wird auf den Nutzen der Waldökosysteme sowie auf die Ökosysteme der Wiesen und Weiden und ihrer Funktionen in den alpinen Gebieten eingegangen. Verwendete Bewertungsmethoden: Es werden bisherige Bewertungsansätze in Österreich, die mit der Nutzung der Biodiversität des Alpen- und Berggebietes im Zusammenhang stehen, dargestellt. Es handelt sich dabei um indirekte Bewertungen von Ökosystemfunktionen, von Landschaften als Konsumgut oder von Naturschutzgebieten als Wertschöpfungsfaktor. Soweit monetäre Bewertungen vorliegen werden diese auch kurz angeführt. Ziel war es, durch die angeführten Größen die Bedeutung von Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen im Alpen- und Berggebiet im Verhältnis zu den derzeitigen ökonomischen Nutzungen darzustellen und hervorzuheben. Lessons learned: Werden die monetären Bewertungsansätze auf das gesamte Bundesgebiet oder eine Großregion, wie sie das Alpen- und Berggebiet darstellt, angewandt, so erhält man ein sehr breites Spektrum an Kenngrößen. Je nach Ansatz, Methode und Datenrahmen können sehr unterschiedliche monetäre Größen errechnet werden, die zwischen einigen wenigen Milliarden ATS (z.B. anhand der ökologischen Gesamtrechnung, Zahlungsbereitschaft für eine gepflegte Kulturlandschaft) und mehr als 1000 Milliarden ATS (technische Ersatzkosten der Schutzfunktion des Waldes vor Naturkatastrophen) schwanken. Direkte politische Maßnahmen lassen sich daraus nicht oder kaum ableiten. Die Ansätze dienen aber dazu, auf die besondere Bedeutung des Schutzes und der Erhaltung der biologischen Vielfalt aufmerksam zu machen bzw. den Nutzen der Ökosystemfunktionen zur übrigen Wirtschaftstätigkeit in Relation zu setzen, um damit öffentliche Aufgaben und Interventionen allgemein oder auch Strategiediskussionen zu begründen. Werden die monetären Bewertungsmethoden, wie Kosten-Nutzen- Analysen, Wertschöpfungsanalysen oder Zahlungsbereitschaftsanalysen (willingness to pay analyses) auf ein konkretes abgegrenztes Projekt wie einen oder mehrere Nationalparks bezogen, so können diese Methoden und ihre Ergebnisse auch konkrete politische Entscheidungshilfen sein bzw. den politischen Diskurs versachlichen. Primärer Bewertungsbezugspunkt ist dabei aber auch fast ausschließlich die Tourismuswirtschaft bzw. die Modellbildung einer potentiellen Entwicklung im Tourismus. (Über Zahlungsbereitschaftsanalysen lässt sich zusätzlich ein Überblick über die Grundeinstellung in der Bevölkerung zu einem konkreten Projekt gewinnen.) D.h. aber auch bezogen auf Naturschutzgebiete, dass diese sich nur wirtschaftlich begründen lassen, wenn eine positive Tourismusentwicklung (oder eventuell andere Wirtschaftsentwicklungen) zum Nutzen für die örtliche Bevölkerung möglich ist. Besteht bereits eine intensive touristische Nutzung in einem Gebiet oder würde ein Naturschutzprojekt zur Einschränkung des vorhandenen Tourismus führen, dann ergeben sich wirtschaftliche Argumentationsdefizite für die Schutzziele. Schutz und Erhaltungsstrategien in dicht besiedelten Alpengebieten können somit nur erfolgreich sein, wenn sie sich mit einer positiven Wirtschaftsentwicklung insgesamt in der jeweiligen Region verbinden lassen bzw. bei touristischer Übernutzung andere wirtschaftliche Perspektiven angeboten werden können. Genese der Studie: Das Projekt führte zu einer gemeinsamen englischsprachigen Fallstudie der BA für Bergbauernfragen und dem UBA und wurde im Jänner 2001 unter dem Titel „Biodiversity, Landscapes and Ecosystem Services of Agriculture and Forestry in the Austrian Alpine Region - An Approach to Economic (E)valuation.” im Rahmen der OECD-Arbeitsgruppe zur Diskussion gestellt (OECD-Dokument: ENV/EPOC/GEEI/BIO(2001)4). Nach einem parallelen Begutachtungsverfahren mit den Fallstudien anderer OECD-Länder wurde die Studie zusammen mit 8 weiteren Fallstudien im Februar 2002 zur Publikation freigegeben (unclassified) und in der Folge auf der OECD-Homepage publiziert (http://www.oecd.org/oecd/pages/home/displaygeneral/0,3380,EN-documents-482-14-no-28-no-482,00.html ). Das Original der englischsprachigen Studie wurde auch auf der Homepage der Konvention für Biologische Vielfalt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. (http://www.biodiv.org/programmes/areas/forest/case-studies.asp)