Projekt-262: Die natürlichen Waldgesellschaften als Grundlage für nachhaltige Waldentwicklung. Entwicklung eines Expertensystems und Umsetzung der Ergebnisse für die Regionen Klagenfurter Becken und südliche Randalpen

Projektleitung

Hanns Kirchmeier

Forschungseinrichtung

E.C.O. Institut für Ökologie GesmbH

Projektnummer

2076

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

Verankerung des Konzeptes der potenziellen natürlichen Waldgesellschaft in die waldbaulichen Entscheidungsstrategien der Praktiker. Dies ist ein langfristiger Prozess, der sich erst Jahrzehnte später im konkreten Waldbild niederschlägt. Im Rahmen des Projektes sollen die geeigneten Grundlagen für diesen Prozess geschaffen werden. Diese Ergebnisse sollen bei Projektabschluss bereits quantifizierbar und nachprüfbar sein:
Modell (Expertensystem), Ableitung der potenziell natürlichen Waldgesellschaft (PNWG)
Internet-Schnittstelle für das PNWG-Modell (Expertensystem)
Praxis-Handbuch zur waldbaulichen Umsetzung des PNWG-Konzeptes
Karte der potenziellen natürlichen Waldgesellschaften 1:200.000
Erste Indikatoren für den langfristigen Erfolg wären die Stückzahl verkaufter Praxis-Handbücher bzw. die Anzahl von Besuchen und Abfragen auf der Internet-Applikation.

Berichte

Abschlussbericht , 01.03.2006

Kurzfassung

Die potenzielle natürliche Waldgesellschaft (PNWG) ist für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung eine wichtige Grundlage. In Österreich hat das Konzept der PNWG in der Praxis kaum Eingang gefunden. Nun wurde ein erst seit kurzer Zeit verfügbarer Datenpool ausgewertet, um Zusammenhänge zwischen Standort und PNWG zu analysieren und darzustellen. Damit wurde eine Grundlage geschaffen, mit deren Hilfe die Umsetzung einer, den nationalen und europäischen Zielen entsprechende, nachhaltige Waldbewirtschaftung unterstützt wird. Begriffsdefinition Als potenzielle natürliche Waldgesellschaft (PNWG) wird die potenzielle natürliche Vegetation (= PNV) eines Waldstandorts bezeichnet. Zu ihrer gedanklichen Konstruktion wird von TÜXEN (1956) angenommen, dass sie sich bei Beendigung des menschlichen Einflusses einstellt. Sie ist die höchstentwickelte auf einem Standort mögliche Vegetation und damit Ausdruck des Standortspotentials. Sie kann in unseren Landschaften deutlich von der realen Vegetationsdecke (= aktuelle Vegetation) abweichen und ist dann nur über Vergleiche anhand der Standortseigenschaften ableitbar. Waldbauliche Überlegungen Für die Beurteilung von ökologischen oder ökonomischen Risiken der aktuellen Waldbestände und für eine zielgerichtete Planung von waldbaulichen Maßnahmen ist die Beurteilung des Standortes von vorrangiger Bedeutung. Da die für das Wachstum der Pflanzen ausschlaggebenden Faktoren (Wärme, Licht, Wasser, Nährstoffe) in der Praxis nicht direkt ermittelt werden können, werden im Gelände ansprechbare Ausprägungen wie Boden, Klima, Lage oder Vegetation erhoben (ENGLISCH & KILIAN 1999). Die potenziell natürliche Waldgesellschaft dient daher zur Beschreibung des Standortspotenzials und ist nicht direkt als Zielvorgabe für den Endbestand zu verstehen. Basierend auf diesem Wissen, können nun Ziele entwickelt und waldbauliche Vorgehensweisen geplant werden, die natürliche Prozesse zugunsten einer wirtschaftlichen Optimierung ausnützen. So können aus wirtschaftlichen Überlegungen Baumartenanteile gewollt von denen der PNWG abweichen, ohne maßgebliche negative Folgen für die nachhaltige Standortsqualität mit sich zu bringen. Ziel ist es, die multifunktionale Waldwirtschaft mit diesem Wissen zu unterstützen: Es sollen stabile Bestände erreicht werden, die durch die optimale Ausnutzung von natürlichen Prozessen wirtschaftlich ertragreich sind und zugleich den Lebensraum der natürlichen Tier- und Pflanzenwelt sichern. Ergebnisse Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes finden Eingang in ein computergestütztes Modell (Expertensystem) zur Ableitung der PNWG aus Standortinformationen. Die Ergebnisse sollen Forstpraktikern, Beratern und Behördenvertretern zur Hilfestellung dienen. Um den Umfang überschaubar zu halten, beschränkt sich das aktuelle Informationssystem auf die Wuchsgebieten 6.1 (Südliche Randalpen) und 6.2 (Klagenfurter Becken). Der Benutzer hat die Möglichkeit für einen einzelnen Standort eine Abfrage zu starten oder eine standardisierte Liste für mehre Standorte dem System zu übermitteln (mittels Datei-upload). Als Ergebnis liefert das Expertensystem eine Liste der wahrscheinlichsten potenziell natürlichen Waldgesellschaften für diesen Standort. In der Regel lässt sich aufgrund der Angabe zur Auftretenswahrscheinlichkeit rasch die Auswahl auf eine Waldgesellschaft reduzieren. Fallweise muss man jedoch zuerst die Beschreibung von zwei Gesellschaften vergleichen, um zu einem eindeutigen Schluss zu kommen. Dazu genügt ein Klick auf den Namen der Waldgesellschaft und man gelangt zu einer ausführlichen Beschreibung. Die Beschreibung der Waldgesellschaften umfasst neben einer Kurzfassung folgende Themenbereiche: Arten der Strauch- und Krautschicht Bestandesstruktur Naturschutzfachliche Beurteilung Referenzflächen Standort Untertypen und Übergänge Verbreitung Waldbau Baumarten