Projekt-243: Wurzelatlas mitteleuropäischer Waldbäume und Vorhölzer - Teil III

Projektleitung

Lore Kutschera

Forschungseinrichtung

Prof. Dr. Lore Kutschera Pflanzensoziologisches Institut

Projektnummer

2049

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

Die Vielfalt der Lebensräume Österreichs und damit seiner Waldgesellschaften ist im Vergleich zu den übrigen Teilen Mitteleuropas besonders groß. Im Laubwaldgürtel hat es Anteil an den südöstlichen Flaumeichenwäldern und südlichen illyrischen Laub-Mischwäldern. Der Nadelwaldgürtel um-faßt in den warmen Lagen Schwarzkiefernwälder und reicht bis zu den in ihrer zusammenhängen-den Ausdehnung größten Zirbenwäldern an der Waldgrenze im Südosten des Landes.

Die Notwendigkeit eingehender Untersuchungen der verschiedenen waldbildenden Baumarten und der verschiedenen Waldgesellschaften wurde daher seit langem erkannt. In den letzten Jahrzehn-ten war es die Feststellung von Umweltschäden, die weitere Untersuchungen erforderte. Allerdings wurde, wie dies auch für andere Arten und Vegetationseinheiten zutrifft, bei den Untersuchungen vorwiegend der Sproß beachtet und die Wurzeln meist stark vernachlässigt. Die Ursache liegt vor allem in der schweren Zugänglichkeit der Baumwurzel. Auch dürfte man im Allgemeinen die Kenntnis der Bewurzelung der Arten und deren Beeinflussung durch die Umwelt in ihrer Bedeutung für Wissenschaft und Praxis als zu gering erachtet haben, um größere Untersuchungen zu ermögli-chen.

In den meisten der bisherigen Veröffentlichungen werden die Wurzeln der Waldbäume nur in einem Umkreis um den Stamm von etwa 1 - 1,5 Metern, selten mehr, dargestellt. Die Wurzeln der Waldbäume erstrecken sich aber in der Regel in einem Umkreis um den Stamm von 3 - 9 und mehr Metern. Durch die weitgehende Beschränkung der Untersuchungen auf einen engen Lebensraum nahe dem Stamm fehlt somit das Wissen über die tatsächliche Entfaltung der Baumwurzeln auf den verschiedenen Standorten. Außerdem fehlen zusammenhängende Untersuchungen über den inneren Bau der Wurzeln. Der 'Wurzeltyp' gibt andererseits wertvolle Auskünfte über die Eignung des Waldbodens und seiner Horizonte als Lebensraum und Nährboden des Waldes. Hier vermag die Wurzeltypologie mehr zu sagen, als die genaueste chemische und physikalische Bodenanalyse.
Die Förderungswerberin arbeitet 'Zeit ihres Lebens' an der Wurzeltypologie diverser landwirtschaftlicher Kulturarten bzw. Grünlandpflanzen. Es wurden von ihr diesbezüglich bereits auch fünf Bände einer Wurzelatlasreihe verfaßt bzw. publiziert. Ein umfassendes Werk über die Gesamtdarstellung und Gesamtbeschreibung der Bewurzelung von europäischen Waldbäumen und Vor-hölzern existiert dagegen derzeit noch nicht, wäre jedoch, wie aus der Stellungnahme der Forstlichen Bundesversuchsanstalt hervorgeht, im Hinblick auf das ökologische Verhalten der Waldbäume am jeweiligen Standort von höchstem fachwissenschaftlichen Interesse. Das Wissen über die Intensität der Durchwurzelung in horizontaler und vertikaler Richtung ist außerdem für den Bodenschutz und die Erosionsbekämpfung von großer Bedeutung und Wichtigkeit.
Ziel des ggstdl. Vorhabens ist es daher, die angeführten Lücken zu schließen. Die bisherigen Ver-öffentlichungen beziehen sich nur auf die Darstellung und Beschreibung der Bewurzelung im engen Umkreis des Stammes. Die Neuheit und der Vorteil der im Rahmen des Vorhabens beabsichtigten Bearbeitung und Darstellung der Ergebnisse liegt in der Erforschung der Gesamtbewurzelung von Holzgewächsen. Erst dadurch lassen sich praktisch verwertbare Erkenntnisse für die Lebensan-sprüche der Arten und für die Nutzanwendung ableiten.
Arbeitsprogramm des Vorhabens (teilweise bereits erfüllt):
-Im Jahre 1998 wurdenen die im Jahre 1997 bereits begonnenen Wurzeluntersuchungen im Gelände und die damit verbundenen Arbeiten (photographische und zeichnerische Darstellung über die Bewurzelung, Wurzelpräparationen, Beschreibung der Bewurzelung im Gelände, bodenkundliche und vegetationskundliche Begleituntersuchungen) fortgesetzt.
- Ausarbeitung des Materials zur Veröffentlichung (Reinzeichnung der Wurzelsysteme, anatomische Untersuchungen der Wurzeln anhand von mikroskopischen Quer- und Längsschnitten, Beschreibung des Gesamtmaterials).
- Drucklegung des Werkes voraussichtlich im Frühjahrahr 2001.
Die Langlebigkeit der Waldbestände erfordert, um Fehler bei der Bewirtschaftung so gering wie möglich zu halten, eine gründliche Kenntnis über die Lebensansprüche der Waldbäume. Derartige Kenntnisse vermittelt vor allem das Studium der Bewurzelung, das bisher von der Fachpraxis viel zu wenig beachtet wurde. Die Art der Wurzelausbildung, die Verteilung der Wurzeln im Boden und der anatomische Bau der Wurzeln vermitteln einen tiefen Einblick in das Wärme-, Wasser- und Nährstoffbedürfnis der jeweiligen Holzart. Großes Interesse an Wurzeluntersuchungen von Waldgewächsen kommt auch dem Fachbereich Wildbach- und Lawinenverbauung zu. Für diesen Fachbereich ist es besonders wichtig zu wissen, wie sich eine Baumart hinsichtlich ihrer Standfestigkeit auf verschiedenen Standorten verhält. Aufschluß darüber vermitteln die Intensität der Bewurzelung, die Verteilung der Wurzelmasse im Boden, der anatomische Bau der Wurzeln und die Zugfestigkeit der Wurzeln. Das diesbezügliche Verhalten der Holzge-wächse zu kennen ist ebenso wichtig bei der Anlage von Windschutzgürteln.
Anläßlich einer vor-Ort-Erkundung in der Lobau (1. 10. 1998) konnte sich der Sachbearbeiter und der Leiter der Fachabteilung VA2 über den beeindruckender Umfang der dort bereits stattfinden-den Wurzelausgrabungsarbeiten überzeugen. Es handelt sich dabei um eine Art 'Pinonierarbeit', zumal die Baumwurzel bisher im Forschungsgeschehen zu wenig Beachtung fand. Eine Aufwer-tung dieses Forschungszweiges erscheint jedenfalls notwendig und gerechtfertigt.