Projekt-132: Schipistenrekultivierung mit Kompost

Projektleitung

Armin Herzog

Forschungseinrichtung

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Projektnummer

40781

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

Im Alpenraum besteht der Bedarf nach Rekultivierung (inkl. Düngung und Pflege) zerstörter Almflächen (Schädigung der Grasnarbe oder schwache Wuchsleistungen), die auf Grund der Neuanlage von Schipisten und durch den Schibetrieb hervorgerufen wurden. Eine der wesentlichsten naturschutzrechtlichen Auflagen im Schipistenbau ist die sofortige Begrünung (Rekultivierung) der gestörten Oberflächen. Vorrangiges Ziel ist daher, mit Hilfe von verschiedenen Kompostaufwandsmengen und Ausbringungstechniken ein möglichst rasches Einwurzeln der Einsaaten und damit die Stabilisierung der Flächen bei verschiedenen Standortbedingungen zu erreichen.

Auf der Garnitzenalm soll mit Kompost unter verschiedenen Standortbestimmungen die Schipistenrekultivierung erfolgen und mittels vertiefender wissenschaftlicher Begleituntersuchungen die Grundlagen für die Optimierung in der Rekultivierung mit Kompost erarbeitet und die mittelfristige Beurteilung der Kompostaufbringung ermöglicht werden. Der Nachweis, dass Kompost eine ökologisch sowie ökonomisch sinnvolle Alternative zu konventionellen Düngemethoden in der Schipistenrekultivierung darstellt, kann auch für andere österreichische Gemeinden in der Alpenregion Vorbildwirkung haben und den landwirtschaftlichen Komposterzeugern eine neue Marktchance geben.
Da die Kompostanwendung unter den extremen Verhältnissen des hochalpinen Standortes bisher noch wenig untersucht ist, die einzelnen Standortbedingungen im Hinblick auf die Hangneigung, Bodenauflage und Niederschlagsverhältnisse sehr unterschiedlich sind und Fragen der potentiellen Wirkungen der Rekultivierungsmaßnahmen mit Kompost auf das Sicker- und Grundwasser noch nicht geklärt sind, können im Zuge der Beobachtungen des gegenständlichen Vorhabens weitere Versuchsansätze abgeleitet werden.
Im Rahmen dieses Vorhabens werden die bereits 1998 angelegten Versuchsparzellen bodenkundlich, pflanzensoziologisch und in Hinblick auf die Ertragsbildung und Futterqualität untersucht sowie weitere Versuchsparzellen zur Erprobung neuer Aufbringungsvarianten unter verschiedenen Standortbestimmungen angelegt.

Folgende Untersuchungen werden durchgeführt:
1. Auswirkungen der Kompostdüngung auf Quantität und Qualität des Aufwuchses und Bodenparameter
2. Weiterführende Versuchsvarianten für die Begrünung der Schutthalde
3. Begrünung der Wegböschungen
4. Tastversuch zur Neubegrünung mit Kompost in verschiedenen Aufwandmengen (im Vergleich mit Biosol und einer 0-Parzelle)

Mit Hilfe der Untersuchungsergebnisse auch im Sinne der qualitativen Vorgaben, wie sie im Konzept für die österreichische Kompostverordnung vorgeschlagen werden, soll ein sinnvoller Verwertungsweg für Komposte aus der getrennten Sammlung biogener Abfälle untersucht werden.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2005

Kurzfassung

Die Untersuchungen im Versuchszeitraum über sechs Jahre lassen einige grundlegende Aussagen über den erfolgreichen Einsatz von Kompost zur Schipistenrekultivierung zu. getroffen werden. Sie zeigten, dass für eine erfolgreiche Rekultivierung von Schipisten-Neuanlagen in Abhängigkeit der vorhandenen Bodenauflage (Mächtigkeit, Skelettgehalt, Nährstoffausstattung) zur Einsaat Kompostmengen von 60 bis maximal 80 t FM/ha (ca. 60 – 120 m³) ausgebracht werden sollten. Unter extremen Bedingungen einer Schutthalde sind zur Initiierung der Bodenbildung Aufbringungsmengen von ca. 200 m³/ja erforderlich. Eine Aufbringung von Erden oder Kompost-Erdmischungen erwies sich als untauglich. Kompostdüngung erwies sich sowohl zur Begrünung als auch in der Nachwirkung gegenüber Biosol® als deutlich überlegen. Im Jahr der Begrünung und im ersten Folgejahr bewirkte Kompost eine deutlich bessere Deckung als die ungedüngte und die Biosol-Variante. Die Rekultivierung mit Kompost ist daher eine erfolgreiche Maßnahme zur raschen Begrünung (Bestandesschluss) und Erosionsbekämpfung in alpinen Höhenlagen. Nach ca. 4 Vegetationsperioden beginnt die Nachwirkung der Kompostdüngung nachzulassen und das Ertragsniveau wird von den Standort- und Klimaeinflüssen bestimmt. Es wird daher eine Nachdüngung im 4. Jahr (3. Folgejahr nach der Einsaat) mit Kompostgaben zwischen 40 und 60 t FM empfohlen. Die Nachdüngung bewirkte eine deutliche Ertragserhöhung in Abhängigkeit der Kompostgaben. Diese Kompostmengen führen zwar zu Nährstoffbilanz-Überschüssen. Die Zufuhr organischer und mineralischer Bodensubstanz, die untersuchten verfügbaren Nährstoffanteile und die geringe Stickstoffmobilisierung aus Kompost geben in der langjährigen Betrachtung jedoch keinen Anlass zu der Annahme, das dies zu einem effektiven Auswaschungsrisiko führen würde. Eine Verbesserung der Bodenqualität durch Kompostgaben wurde durch eine Erhöhung der Nährstoffausstattung der Böden v.a. aber durch die Erhöhung der Bodenaktivität gemessen an der mikrobiellen Biomasse (Indikator für die Biodiversität und Transformationsfunktion des Bodens) bestätigt. Keim- und Aufwuchsschäden wurden stellenweise durch die routinemäßig aufgebrachte Strohabdeckung bewirkt. Dies legt nahe, zumindest bei Hangneigungen < 30% auf die Strohabdeckung entweder zur Gänze zu verzichten, oder die Aufbringungsmenge von Stroh bei gleichmäßiger Verteilung zu reduzieren. Insbesondere kann dies bei Kompost gelten (Absiebung bei 20 – 30 mm), da dieser ausreichend Strukturmaterial beinhaltet, welches einen zusätzlichen Stabilisierungseffekt bewirkt. Tendenziell konnte in den ersten 4 Versuchsjahren durch die Kompostdüngung eine Förderung der eingesäten Kleearten sowie eine etwas geringere Artenzahl festgestellt werden. Das Einwandern autochthoner Arten wird auf kompostgedüngten Flächen durch den höheren Deckungsgrad, den hohen Kleeanteil und den höheren Konkurrenzdruck durch die eingesäten Arten verzögert. Die Kompostaufbringung bewirkt (vor allem nach erfolgter Nachdüngung) einen höheren Trockensubstanzertrag, Rohproteingehalt, eine positivere ruminale N-Bilanz und einen geringeren Gehalt an N-freien Extraktstoffen und damit eine Qualitätsverbesserung des Grünfutters. Weiters werden höhere Gehalte an Phosphor, Eisen, Natrium und Mangan, abgeschwächt an Kalium und Kalzium, Karotin im Futter erzielt. Damit kann die Rekultivierung und Pflegedüngung von hochalpinen Schipisten, die im Sommer als Schaf- und Rinderweiden nach den Erfordernissen des biologischen Landbaus bewirtschaftet werden, mit gut ausgereiftem qualitätsgesichertem Biokompost als eine in jeder Hinsicht erfolgreiche Strategie bestätigt werden.

Berichtsdateien

40781_Schipistenrekultivierung_mit_Kompost.pdf

Autor/innen

Florian Dipl.-Ing. Amlinger, Norbert Dipl.-Ing. Kerschbaumer