Projekt-120: Hofnachfolge in Österreich - eine Befragung von Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern

Projektleitung

Stefan Vogel

Forschungseinrichtung

Universität für Bodenkultur - Department Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Institut für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung

Projektnummer

1327

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

Vergleichende internationale Studie über die Hofnachfolge anhand von standardisierten Fragebögen. Die Kooperation läuft mit England, Frankreich, Kanada und den USA. Eine weitere Partnerschaft ist auch mit Japan geplant.
Geplante Inhaltsbereiche der Befragung:
a) deskriptive Daten zu Betriebsleiter, Familie und Betrieb
b) Ruhestandsplanungen des Betriebsleiters
c) Soziale Einbettung der Pläne - Frage der Diskussion mit Familie und Beratung
d) Einzelne Fragen zur Einstellung zur Landwirtschaft und zur Agrarpolitik
e) deskriptive Daten zum Hofnachfolger
f) Art und Ausmaß der derzeitigen Einbeziehung des Hofnachfolgers in den Betrieb
g) Raum für eigene Vorschläge und Bemerkungen

Berichte

Abschlussbericht , 01.12.2004

Kurzfassung

Die Muster der Familienstrategien in der Landwirtschaft reichen von der Intensivierung der Produktion, der Diversifizierung und Erwerbskombination bis zum Ausstieg aus der Landwirtschaft. Die gewählte Haushaltsstrategie hängt weitgehend von der ökonomischen Situation, dem Familienlebenszyklus und den Wahrnehmungen, Einstellungen und Orientierung der Familienmitglieder ab. Ein Schlüssel zur Entwicklung der Familienlandwirtschaft ist das Planen für die Hofnachfolge. Wenn kein Nachfolger oder keine Nachfolgerin gefunden wird, so führt dies oft zur Aufgabe des Betriebs. In diesem Projekt wird die Situation der Hofnachfolge in Österreich diskutiert. Im Jahr 2003 wurden BetriebsleiterInnen mit einem Alter von mindestens 45 Jahren dazu befragt. Als Ergebnis der Befragung liegen zwei unabhängige Stichproben von BetriebsleiterInnen in Haupterwerbsbetrieben (140) und in Nebenerwerbsbetrieben (137) vor. Diese beiden Stichproben erlauben es, einen Vergleich von charakteristischen Aspekten und Phasen der Hofnachfolge für Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe anzustellen. Da es sich allerdings um keine für die österreichische Agrarstruktur signifikanten Stichproben handelt, ist bei Schlussfolgerungen im Hinblick auf die Verteilung der beobachteten Unterschiede zwischen Haupt- und Nebenerwerb in Österreich Vorsicht geboten. Zumindest sollte dieser Vergleich vor dem Hintergrund der zu Beginn dieses Aufsatzes beschriebenen Unterschiede in der Verteilung wichtiger Merkmale zwischen Stichproben und Agrarstruktur erfolgen. 57 % der befragten Haupterwerbsbetriebe hatten im Jahr 2003 einen definitiven Nachfolger bzw. eine definitive Nachfolgerin im Gegensatz zu 39 % in der Stichprobe der Nebenerwerbsbetriebe. 14 % der NachfolgerInnen in der Haupterwerbslandwirtschaft und 1,5 % jener in der Nebenerwerbslandwirtschaft arbeiten Vollzeit auf dem Betrieb der Eltern. Höheres Ausmaß und Niveau der landwirtschaftlichen Bildung in sowohl der Eltern- wie auch in der Nachfolgegeneration des Haupterwerbs stützen die Annahme eines landwirtschaftlichen Spezialisierungsmusters im Haupterwerb. Die Anteile abgeschlossener nicht landwirtschaftlicher Ausbildung um ca. 50 %, die beide Generationen in der Stichprobe der NebenerwerbslandwirtInnen aufweisen, liegen deutlich höher als bei den befragten HaupterwerbslandwirtInnen. Allerdings ist auch festzuhalten, dass die Nachfolgegeneration im Haupterwerb immerhin zu einem Vierteil eine nicht landwirtschaftliche Ausbildung aufweist. Dies gemeinsam mit der Tatsache, dass nicht nur in der Stichprobe der Nebenerwerbslandwirtschaft sondern auch in jener der Haupterwerbslandwirtschaft ca. ein Drittel der NachfolgerInnen vollbeschäftigt außerhalb der Landwirtschaft arbeitet, lässt die in Bezug auf den landwirtschaftlichen Strukturwandel Vermutung zu, dass wahrscheinlich ein Viertel bis ein Drittel der Stichprobe der Haupterwerbslandwirtschaft im Zuge des Generationswechsel im Nebenerwerb weiterbewirtschaftet wird. Der Anteil jener BetriebsleiterInnen, die mit dem festgelegten Hofnachfolger oder der festgelegten Hofnachfolgerin zum Zeitpunkt der Befragung bereits über ihre Pläne bezüglich der Hofnachfolge diskutiert hatten, ist relativ gering (Haupterwerb: 33 %, Nebenerwerb: 21 %). Als eine nahe liegende Möglichkeit der Interpretation dieser Diskrepanz bietet es sich an, diese als das Wirken eines traditionellen Habitus, also eines persistenten und teilweise nicht in Frage gestellten Orientierungs- und Verhaltensmusters in der Landwirtschaft, anzusehen (Schallberger 1996, Vogel & Wiesinger 2003). Innerhalb solcher Muster ist die Weitergabe des Hofes von Generation zu Generation als „zweite Natur“ der Familienlandwirtschaft anzusehen. Dementsprechend wird die Weitergabe nicht als etwas wahrgenommen, das man diskutieren oder besprechen muss. Die Analyse des Datensatzes lässt vermuten, dass die junge Generation im durchschnittlichen Haupterwerbsbetrieb der Stichprobe etwas stärker in Entscheidungs- und Managementbefugnisse integriert ist, als in der Stichprobe der Nebenerwerbslandwirtschaft. Die Werte der befragten BetriebsleiterInnen von Haupterwerbsbetrieben scheinen in einer Kombination aus landwirtschaftlich-unternehmerischer Orientierung auf der einen Seite und traditionellem landwirtschaftlichem Familienwertesystem zu bestehen. Die befragten NebenerwerbslandwirtInnen zeigten eine vergleichsweise starke Hinwendung zur Arbeit mit der Natur und Tieren, eine reine Orientierung an der Landwirtschaft als zusätzliche Einkommensquelle kann also hier nicht angenommen werden. Die außerlandwirtschaftliche Orientierung sowohl in der Generation der ÜbergeberInnen wie auch in jener der ÜbernehmerInnen ist in der Stichprobe der Nebenerwerbslandwirtschaft größer. Die Daten zur Ausbildung und Beschäftigung der Nachfolgegeneration in der Haupterwerbslandwirtschaft führen zur Annahme, dass der Anteil der Haupterwerbsbetriebe, die nach der Übergabe im Nebenerwerb weiterbewirtschaftet werden, zwischen einem Viertel und einem Drittel liegt. Die Hofnachfolge ist in ihren Auswirkungen auf den Strukturwandel ein zentraler Prozess und selbst Teil des Strukturwandels. Wichtig ist die Auffassung der Hofnachfolge als Prozess, der schon bei den Bildungsentscheidungen beginnt. Es ist eine wesentliche Aufgabe, diesen Prozess in seinen Stufen und seiner ganzen Bedeutung allen Beteiligten in der Landwirtschaft bewusst zu machen, vor allem, dass es darum geht, mit den festgelegten bzw. in Aussicht genommenen HofnachfolgerInnen seitens der BetriebsleiterInnen auch in einen permanenten Austausch über die Pläne der Hofnachfolge zu treten und bewusste Schritte zu einer gleitenden Hofübergabe zu setzen, in der auch Kompetenzen bewusst und schrittweise übergeben werden. Da im Hofnachfolgeprozess durch NachfolgerIn-Effekt und Nachfolgeeffekt auch neue Weichen in den Haushaltsstrategien gesetzt werden, hängt davon auch ab, ob und in welchem Ausmaß die Familien bereit sind, innovative Aktivitäten durchzuführen und – aus der Sicht der Gesellschaft – neue Aufgaben der Landwirtschaft zu übernehmen.

Berichtsdateien

1327_Hofnachfolge.pdf

Autor/innen

Stefan Vogel