Projekt-114: Analyse der Einflussfaktoren auf Tiergerechtheit, Tiergesundheit und Leistung von Milchkühen im Boxenlaufstall in konventionellen und biologischen Betrieben unter besonderer Berücksichtigung der Mensch-Tier-Beziehung

Projektleitung

Susanne Waiblinger

Forschungseinrichtung

Veterinärmedizinische Universität Wien - Department für öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin Institut für Tierhaltung und Tierschutz

Projektnummer

1267

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Analysis of the factors influencing the welfare, health and production of dairy cows in cubicle sheds on conventional and organic farms, with special respect to human-animal relationship

Projektziele

Ziel des vorliegenden Projektes war es, der Landwirtschaft
- objektive, wissenschaftlich fundierte Informationen über die Zusammenhänge und relative Bedeutung von stallbaulichen Maßnahmen, Management und Mensch-Tier-Beziehung für verschiedene Aspekte der Tiergerechtheit, Tiergesundheit und der Leistung von Milchkühen im Boxenlaufstall zu erarbeiten.
- eine wissenschaftliche Basis für eine einzelbetriebliche Schwachstellenanalyse und gezielte Beratung der Landwirte sowohl im konventionellen wie biologischen Bereich zu bieten.
- eine wissenschaftliche Grundlage für die Erstellung und Änderung von Richtlinien ebenso wie den im Aufbau befindlichen, einheitlichen österreichischen Tiergesundheitsdienst bereitzustellen.
Aufgabe dieses Projektes war es, die komplexen Zusammenhänge in Boxenlaufställen zu untersuchen und zu Aussagen zur relativen Bedeutung einzelner Faktoren, insbesondere der Mensch-Tier-Beziehung zu kommen. So sollte eine Grundlage für eine kompetente einzelbetriebliche Analyse und Beratung in den Betrieben geschaffen werden, die spezielle Aspekte der Bewirtschaftungsweise (konventionell oder biologisch) miteinbezieht. Die Ergebnisse sollen auch Entscheidungshilfen für Gesetzgebung und Förderungswesen bieten.

Praxisrelevanz

Die Forderung nach tiergerechter Haltung in der Bevölkerung steigt immer mehr. Besonders bei biologischen Betrieben stellen die Konsumenten hohe Ansprüche an die Tiergerechtheit der Betriebe. Da die gesamten Umweltbedingungen komplex auf das Tier einwirken, kann nur durch die multifaktorielle Betrachtungsweise der Wechselbeziehungen zwischen Nutztier und Haltungsumwelt die Tiergerechtheit von Haltungsystemen erfasst, beurteilt und verbessert werden. Die Verbesserung bzw. Optimierung der Haltungsbedingungen ist eine entscheidende Voraussetzung für einen hohen Qualitätstandard bei der Erzeugung tierischer Lebensmittel und dient somit der langfristigen Absicherung des Absatzes und dem positiven Image dieser landwirtschaftlichen Produkte.

Berichte

Abschlussbericht , 01.10.2004

Kurzfassung

Auf dem Praxisbetrieb wirkt eine Vielzahl von Faktoren in komplexen Wechselwirkungen auf das Tier ein. Diese komplexen Zusammenhänge in Boxenlaufställen zu untersuchen und zu Aussagen zur relativen Bedeutung einzelner Faktoren, insbesondere der Mensch-Tier- Beziehung (MTB), zu kommen, war das Ziel dieser Untersuchung. Hierfür führte das Institut für Tierhaltung und Tierschutz der Veterinärmedizinischen Universität in Kooperation mit dem Institut für Biochemie und dem Institut für Ernährung eine Studie auf 80 Milchviehbetrieben mit Liegeboxenlaufstall durch. Im Rahmen eines Betriebsbesuches an zwei aufeinander folgenden Halbtagen, wurden Einflussfaktoren auf das Tier (Stallbau, MTB, Management) sowie tierbezogene Indikatoren für Tiergerechtheit (Verhalten, Tiergesundheit, NNR-Aktivität) erfasst. Die Betriebsbesuche fanden in den Wintermonaten 2002 und 2002/03 statt. Die untersuchten Betriebe unterschieden sich deutlich sowohl in den Einflussfaktoren wie auch den tierbezogenen Indikatoren. Beim Stallbau stellte sich die Gestaltung der Liegeboxen als zentraler Problembereich dar: bei einer Gesamtbewertung der Liegeboxen (Bestbewertung 6) lag der Median der Betriebe nur bei 2 (Spannweite 0 – 5). Auch die tierbezogenen Indikatoren wiesen auf deutliche Probleme in Bezug auf die Tiergesundheit und Tiergerechtheit hin: 36% (0 – 77%) der Tiere gingen am Tag des Betriebsbesuches lahm und über die Hälfte der Tiere wiesen Veränderungen an den Sprung- oder Karpalgelenken auf. Aber auch beim Aufsteh-/Abliegeverhalten zeigte ein Großteil der Tiere Schwierigkeiten. Mittels mulitvariater Analysen (Regressionsbäume) wurde die relative Bedeutung der Einflussfaktoren untersucht. Dabei stellten sich Einflussfaktoren sowohl aus dem Stallbau, dem Management und der MTB als wesentlich heraus. Besonders in Bezug auf die Tiergesundheit erwies sich eine optimale Gestaltung der Liegeboxen am bedeutendsten: insbesondere eine gute Stroheinstreu konnte das Auftreten von Lahmheiten und Veränderungen an den Sprung- und Karpalgelenken deutlich verringern. Weitere stallbauliche Gegebenheiten (Laufgänge, Auslauf, Flächenangebot), aber auch Managementfaktoren und die MTB nahmen Einfluss auf die Tiergesundheit. Für den Zellzahlgehalt war vor allem die Einstellung der Betreuer wesentlich. Sowohl die Milchleistung als auch die chronische Stressbelastung waren weniger durch stallbauliche Gegebenheiten als durch die MTB und durch tierbezogene Parameter wie die Körperkondition der Tiere und den Zuchtwert der Tiere beeinflusst. Schäden am Integument wiesen deutliche Zusammenhänge mit der chronischen Stressbelastung auf, das Management mit der Milchleistung. Das Sozialverhalten war ebenfalls überwiegend von MTB und Management, weniger dem Stallbau beeinflusst. Die MTB erwies sich als ein zentraler Einflussfaktor für Tiergerechtheit der Haltung, Tiergesundheit und Leistung. Zusammenfassend kann gefolgert werden, dass ein Großteil der untersuchten Liegeboxenlaufställe deutliche Problembereiche aufwiesen. Einflussfaktoren aus Stallbau, Management und insbesondere die MTB waren dabei bedeutend. Im Sinne einer Optimierung der Situation auf den Betrieben müssen daher alle Einflussbereiche berücksichtigt werden. Die Ergebnisse dieser Studie stellen die Wechselwirkungen der Einflussfaktoren deutlich dar und schaffen damit eine Grundlage für eine einzelbetriebliche Schwachstellenanalyse und gezielte Beratung der Landwirte.

Berichtsdateien

1267_Abschlussbericht.pdf

Autor/innen

Dr. Susanne Waiblinger