Projekt-108: Der Reformbedarf der GAP aus österreichischer Perspektive

Projektleitung

Markus Hofreither

Forschungseinrichtung

Universität für Bodenkultur - Department Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ehem. Institut für Wirtschaft, Politik und Recht der Universität für Bodenkultur

Projektnummer

1258

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Reforming the CAP - An Austrian Perspective

Projektziele

Die bestehenden Problembereiche der GAP in der Fassung der Agenda 2000 sollen aufgezeigt und mit der laufenden Reformdiskussion verglichen werden.
Der Einfluss der durch die aktuellen Agrarkrisen geänderten gesellschaftlichen Situation in Bezug auf Konsumverhalten und politische Akzeptanz auf diese Reformanliegen sollen abgeschätzt werden.
Bei der Beurteilung von Reformschritten sollen die sich aus der speziellen Situation Österreichs ergebenden Prioritäten explizit berücksichtigt werden.
Analysecluster Marktordnung: Dieses Subprojekt konzentriert sich auf die Erfordernisse der GAP, sich im Bereich der Marktordnungen an die sich ändernden Rahmenbedingungen und Anforderungen der Gesellschaft anzupassen. Dabei sollen Entwicklungen und Probleme auf den Märkten der wichtigsten Agrarprodukte (Getreide und Ölsaaten, Milch und Fleisch) dargestellt, die Auswirkungen der Agenda 2000 abgeschätzt und Lösungsvorschläge unter Berücksichtigung der WTO-Bedingungen, des EU-Beitritts der Kandidatenländer und der multifunktionalen Anforderungen an die Landwirtschaft überwiegend qualitativ untersucht werden. In den Bereichen 'cross compliance' und 'pauschalierte Grünlandprämie' wird dabei eine detailliertere Analyse angestrebt.
Analysecluster Ländlicher Raum: Es sollen die Veränderungen in den mit dem ''Ländlichen Raum'' verbundenen Politikbereichen und wie diese aus österreichischer Sicht einzuschätzen sind, diskutiert werden.
Analysecluster Agrarumweltpolitik: Abschätzung wahrscheinlicher künftiger Ansprüche und Problembereiche und Formulierung inhaltlich konsistenter und politisch adäquater Reaktionen auf der Basis des Rechts- und Politikbestandes im Bereich Landwirtschaft und Umwelt (EU-Normen und Politiken, österreichische Umsetzungen und nationale Normen). In zwei konkreten Detailpunkten (cross-compliance und grassland premium) wird dem integrativen Charakter des Gesamtprojektes konkret Rechnung getragen indem Problembeschreibung, Optionen und Maßnahmenempfehlungen in inhaltlicher Abstimmung mit dem Analysecluster 1 ausgearbeitet werden.
Analysecluster Nachwachsende Rohstoffe: Beschreibung der Ist-Situation bei der energetischen und stofflichen Nutzung der nachwachsenden Rohstoffe an Hand von aktuellen Daten über die Märkte von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen und Daten aus der Agrarstatistik (z. B.: Anbauflächen, Erträge) und Darstellung der Maßnahmen der GAP, die die nachwachsenden Rohstoffe betreffen. Mit der Hilfe von Deckungsbeitragsrechnungen werden die Auswirkungen der Agenda 2000 auf den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen zur energetischen und stofflichen Nutzung unter österreichischen Bedingungen untersucht. Zur Beurteilung der Marktchancen der nachwachsenden Rohstoffe wird auch die Preisentwicklung wichtiger herkömmlicher Konkurrenzprodukte (z.B.: Erdölpreis) dargestellt. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen und in Absprache mit im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe tätigen Unternehmen und Interessensvertretungen der Landwirtschaft wird eine Liste von Maßnahmenvorschlägen erarbeitet.
Analysecluster Nachfragetrends und Verbraucherverhalten: Systematisierung und Auswertung der derzeit vorhandenen ökonomischen Literatur zu Lebensmittelsicherheit und -qualität und Ableitung von operationalen Handlungsanleitungen im Hinblick auf die Sicherung von Qualitätsmerkmalen bei Lebensmitteln für öffentliche Stellen und Einrichtungen, die Lebensmittelgütezeichen vergeben, wobei auch mögliche Forschungsbereiche mit hohem sozialen pay-off identifiziert werden sollen.
Die laufende Koordination der Analysecluster soll sicherstellen, dass die folgenden Schwerpunkte in einer möglichst einheitlichen und inhaltlich vernetzten Form in jedem Teilprojekt tatsächlich verfolgt werden:
- Darstellung der Ausgangssituation und die Bereiche der aktuellen Reformdiskussion;
- Ermittlung der aus österreichischer Sicht gegebenen Prioritäten und Vergleich mit den
europäischen Reforminhalten und -abläufen;
- Ableitung konkreter Handlungsvorschläge aus den Erkenntnissen in den einzelnen
Analysebereichen.

Berichte

Abschlussbericht , 01.04.2002

Kurzfassung

Die Gemeinsame Agrarpolitik ist reformbedürftig, weil sie die Landwirte mittels der bestehenden Marktordnungen zu Produktionsentscheidungen verführt, die volkswirtschaftliche (''soziale'') Kosten verursachen. Überhöhte Preise im Binnenmarkt verleiten zur Produktion für den Export, obwohl dort nur relativ niedrige Preise erlöst werden können. Sie verleiten zu intensiverer Produktion, deren negative Begleiterscheinungen durch Teilnahme der Landwirtschaft an staatlich finanzierten Umweltprogrammen vermieden werden sollen. Sie vergrößern den Sektor Landwirtschaft und seinen Ressourcenverbrauch. Sie kosten die Abnehmer der Agrarprodukte mehr, als sie am Weltmarkt dafür bezahlen müssten, und verteuern daher die Lebensmittel für die Konsumenten. Eine Reform der Agrarpolitik muss trachten, die Verzerrungen der Produktion zu verringern und den Binnenmarkt in den Weltmarkt zu integrieren. Eine Annäherung der EU-Preise an die Weltmarktpreise ist notwendig, um das Angebot mit der Nachfrage in Einklang zu bringen. Senkungen der Erzeugerpreise stoßen jedoch auf den Widerstand der Landwirtschaft, wenn sie nicht durch geeignete Anpassungshilfen abgefedert werden. Daher ist es notwendig, die durch Preissenkungen entgangenen Einkünfte der Landwirte durch Ausgleichszahlungen und andere Maßnahmen wettzumachen. Die Höhe der Kompensation sollte erst einmal - wie bereits bisher gehandhabt - proportional zu den vorgenommenen Preissenkungen sein und sich höchstens auf jenen Teil der Produktion beziehen, der am Binnenmarkt absetzbar ist. In weiterer Folge sollten die Ausgleichszahlungen von der Produktion abgekoppelt und an jene Leistungen gekoppelt werden, die die Landwirtschaft im Interesse der Bevölkerung erbringt. In dieser Studie wurden die Marktordnungen für Kulturpflanzen (Getreide, Ölsaaten, Eiweißpflanzen), Milch und Rindfleisch dargestellt und die Probleme, die sie verursachen, diskutiert. Anschließend wurden verschiedene Vorschläge zur Reform der Marktordnungen vorgestellt und unter Berücksichtigung bereits vorliegender Studien bewertet. Das eigentliche Ziel dieser Studie war, der Agrarpolitik Lösungsvorschläge zu unterbreiten, die aus österreichischer Sicht gangbar, für die Landwirte verträglich und für die Volkswirtschaft zielführend erscheinen. Für die genannten drei Sektoren ergibt sich daraus eine schrittweise Reform, die mit Preissenkungen und Ausgleichszahlungen beginnt, mit Flächenprämien für Kulturpflanzen und Futterpflanzen fortfährt und mit Leistungsabgeltungen endet. Die Reform der Marktordnungen wird dabei als ein kontinuierlicher Prozess betrachtet, der mit den hier unterbreiteten Vorschlägen nicht abgeschlossen ist, sondern einer dauernden Überprüfung und Bewertung bedarf. Für Milch werden quotenbezogene und personenbezogene Ausgleichszahlungen vorgeschlagen, wobei letztere als Rentenzahlungen an den betroffenen Personenkreis mit begrenzter Laufzeit konzipiert sind. Dies und eine höhere Transparenz des Quotenhandels würde den Strukturwandel beschleunigen und deutliche Kostensenkungen bewirken. Die bereits beschlossenen quotenbezogenen Ausgleichszahlungen und die erhöhten Viehprämien eines Betriebes sollten zu einzelbetrieblichen Futterflächenprämien umgewandelt werden. Die Flächenprämien, die ursprünglich von der Ertragsfähigkeit des Ackerlandes und (gemäß dem Vorschlag) von der Viehdichte der Futterflächen abhängen, sollten im Lauf der Zeit EU-weit dadurch vereinheitlicht werden, dass Obergrenzen der Förderungen je Hektar Kultur- bzw. Futterpflanzen eingeführt und im Lauf der Zeit schrittweise abgesenkt werden, um Marktordnungsprämien auf der EU Ebene einzusparen. Dies entspricht einer Modulation der Flächenprämien mit dem Ziel, die relativ hohe Förderung der Gunstlagen und der intensiven Viehhaltung zu reduzieren und die dadurch eingesparten Mittel zumindest teilweise zur Bezahlung von externen Effekten verfügbar zu machen, die mit bestimmten Arten der Landbewirtschaftung in bestimmten Gebieten verbunden sind. ''Die EU-Landwirtschaftspolitik wird in Zukunft immer weniger sektoral, sondern immer stärker territorial definiert werden. Sie wird langfristig in eine integrierte Wirtschaftspolitik für den ländlichen Raum münden, in dem den neuen gesellschaftlichen Prioritäten - Kulturlandschaft und Umweltleistungen, nachwachsende Rohstoffe, nachhaltige Produktion - Rechnung getragen wird. Staatliche Leistungen wird es nur geben, wenn es klar definierte Gegenleistungen von Seiten der Landwirte gibt.'' (FISCHLER 2001). Die Herausforderung ist, diese Gegenleistungen zu erkennen, bevor sie verloren gegangen sind, und zu erreichen, dass sie dort, wo sie benötigt werden, auf wirtschaftliche Weise bereitgestellt werden.

Berichtsdateien

1258_Endbericht.pdf

Autor/innen

Markus. F. Hofreither, Thomas Dax, Alois Ch. Gimplinger, Franz Handler, Gerhard Hovorka, Karl Michael Ortner, Heinrich Prankl, Josef Rathbauer, Klaus Salhofer, Franz Sinabell, Georg Wiesinger, Manfred Wörgetter