Projekt-104: EU-Erweiterung: Folgen, Strategien für die Landwirtschaft

Projektleitung

Matthias Schneider

Forschungseinrichtung

Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Projektnummer

1237

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Eastern Enlargement of the EU: Consequences and Strategies for Austrian Agriculture

Projektziele

Gemessen an der Bedeutung der EU-Erweiterung für die heimische Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft liegen bisher relativ wenige Analysen über die Chancen und Risken der Erweiterung vor. Die Information ist lückenhaft, die Diskussion innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft kaum ausreichend. Damit ist auch das Problembewusstsein in der Landwirtschaft und in der nichtlandwirtschaftlichen Öffentlichkeit eher niedrig und diffus. Das vorliegende Projekt soll diese Defizite mindern helfen. Sein Hauptanliegen ist die Erfassung der Ausgangslage und der voraussichtlichen Folgen der Erweiterung für die österreichische Landwirtschaft sowie die Prüfung wirtschaftspolitischer Strategien zu deren optimalen Bewältigung. Damit sollen gut fundierte Entscheidungshilfen für die Wirtschaftspolitik und zugleich Information und Orientierung für Unternehmer in der Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft bereitgestellt werden.
Teil A: Folgen der EU-Erweiterung, Strategien nach landwirtschaftlichen Produktionssparten (Branchenstudien): Dem WIFO obliegt die Konzeption und wissenschaftliche Koordination der in Arbeitsgruppen erarbeiteten Branchenstudien.
Teil B: Folgen der EU-Erweiterung und mögliche Strategien für die Landwirtschaft (Gesamtschau): Parallel zu den Arbeiten an den Branchenstudien sind durch das WIFO weitere Analysen und Überlegungen zur Ausgangslage der österreichischen Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft im Integrationsprozess sowie der Ernährungswirtschaft in Ost-Mitteleuropa vorgesehen. Diese Ergebnisse werden mit den Resultaten der Branchenanalysen und der Workshops zusammen geführt. Ziel ist eine Gesamtschau der Ausgangslage und der voraussichtlichen Folgen der EU-Erweiterung für die österreichische Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft. Vor diesem Hintergrund werden wirtschaftspolitische Strategien zur Nutzung der Chancen und Bewältigung der Risken der Erweiterung in der österreichischen Landwirtschaft diskutiert.

Berichte

Abschlussbericht , 01.02.2002

Kurzfassung

Die EU-Beitrittskandidaten aus Ost-Mitteleuropa sind wirtschaftlich schwach und meist viel stärker agrarisch geprägt als Westeuropa. Die Übernahme der GAP bringt ihrer Agrarwirtschaft Vorteile. Dies und das derzeit unzureichend genutzte agrarische Potential dieser Länder machen die Landwirtschaft im Erweiterungsprozess zum sensiblen Bereich. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft Ost-Mitteleuropas hat allerdings unter der Transformation schwer gelitten. Die Modernisierung und Restrukturierung brauchen Zeit und Kapital. Die neuen EU-Länder werden deshalb ihre Standortvorteile nur allmählich nutzen können. Das Nachbarschaft zu Osteuropa legt es nahe, dass die österreichische Landwirtschaft von der Erweiterung besonders berührt sein wird. Zum Teil schwierige natürliche Verhältnisse, kleinbetriebliche Strukturen, hohe Produktionskosten, Strukturprobleme in der Be- und Verarbeitung, unzureichende horizontale Zusammenarbeit sowie ein eklatanter Mangel an vertikaler Kooperation schwächen die Position der heimischen Bauern im internationalen Wettbewerb. Nach Produktionszweigen sind die Ausgangslage und die erwarteten Folgen der Integration unterschiedlich. Neben Verlierern wird es auch Gewinner geben. Per Saldo muss jedoch die österreichische Landwirtschaft (insbesondere auf mittlere und längere Sicht) mit Marktanteilsverlusten rechnen. Dies drückt die Erträge und stimuliert den agrarischen Strukturwandel. Die Folgen der Integration für die österreichische Landwirtschaft sind in gewissen Grenzen gestaltbar. Ein gutes Ergebnis der Beitrittsverhandlungen und die Förderung der Wettbewerbskraft und Anpassungsfähigkeit der Agrar- und Ernährungswirtschaft stärken die Position der heimischen Bauern im Integrationsprozess. Wirtschaftlich und sozial aktive ländliche Regionen erleichtern die notwendigen Anpassungen in der Landwirtschaft. Kurz- und mittelfristig dürfte die Aufnahme der Reformstaaten Ost-Mitteleuropas in die Union für die Bauern weniger einschneidende Folgen haben als der seinerzeitige EU-Beitritt. Längerfristig wird sie die Entwicklung der österreichischen Landwirtschaft nachhaltiger prägen als die Mitgliedschaft in der EU 15. Der Anpassungsdruck in der Landwirtschaft wird in den Grenzgebieten zu den Beitrittsländern besonders spürbar werden, weil diese Regionen überdurchschnittlich agrarisch geprägt sind. Zugleich sind die Ostgrenzgebiete wirtschaftlich schwach und könnten unter der Erweiterung leiden. Das in den Prognosen sich abzeichnende Zusammentreffen von erhöhtem Anpassungsdruck in der Landwirtschaft mit Problemen für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt der ländlichen Grenzregionen wäre problematisch. Dies erfordert die besondere Beachtung dieser Gebiete im Zuge der Integration seitens der Wirtschaftspolitik.