Physalis: Neuartige Kulturverfahren für Physalis peruviana L.: Auswirkungen auf Qualität, Physiologie, Produktivität und Lagerfähigkeit

Projektleitung

Wolfgang PALME

Forschungseinrichtung

Import:

Projektnummer

10035

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

New Cultivation Systems for Physalis peruviana L.: Effects on Quality, Physiology, Productivity and Storage

Projektziele

Physalis peruviana (Andenbeere, Kapsstachelbeere) ist eine neuartige südamerikanische Kulturpflanze, für die im europäischen Bereich zunehmend Nachfrage besteht. Eine Kultur unter europäischen Produktionsbedingungen ist möglich, allerdings bestehen Einschränkungen vor allem im Hinblick auf den Ertragszeitraum. Die Produktqualität ist darüber hinaus derzeit wissenschaftlich nicht ausreichend definiert. Geschätzte 5.000 kg dieser Früchte werden jedes Jahr (v.a. aus Kolumbien) nach Österreich importiert und gelangen über den Großhandel entweder in die Gastronomie oder auf Spezial- und Supermärkte. Das Hauptangebot der zu je ca. 10 dg in Plastik-Gitterkörbchen verpackten Ware fällt in die Zeit des Herbstes bis vor Weihnachten bzw. zum Jahreswechsel. Die Endverbraucherpreise liegen zwischen 1,5 und 2,5 Euro/Einheit.

Aufgabenstellung:
1. Erarbeitung von Qualitätsstandards unter Berücksichtigung physiologischer Prozesse und physikalischer Fruchteigenschaften
2. Entwicklung von alternativen Kulturverfahren unter folgenden Gesichtspunkten:
* Verlängerung des Ertragszeitraumes unter mitteleuropäischen Produktionsbedingungen
* Produktion von Früchten, die den erarbeiteten Qualitätsstandards entsprechen.
* Sicherstellung einer ausreichenden Lagerfähigkeit

Berichte

Abschlussbericht , 31.01.2004

Kurzfassung

Auf Grund der klimatischen Ansprüche der Kultur ist ein Anbau in Österreich nur unter begünstigten Bedingungen möglich. Es wurden Versuchs- und Ertragsflächen sowohl im Freiland als auch unter Glas eingerichtet. Die Vermehrung erfolgte aus Saatgut von Handelssorten sowie von an der HBLVA selektierten Typen verschiedener Herkunft. Die Gewächshauskultur wurde erdelos in Schaumstoffmatten auf Rinnen durchgeführt. Es konnte damit eine Ernteverfrühung um ca. 2 Monate erreicht werden, sodass bereits Ende Juni die ersten Früchte geerntet wurden. Der extrem starke vegetative Wuchs der geschützten Kultur führte zum Teil zu Ertrags- und Qualitätsminderungen. So lag der Zuckergehalt (in ° Brix) im Gewächshaus bei 11,3 - 12,1, im Freiland bei 13,6-14,9. Schnittmaßnahmen sind bei der Glashauskultur unumgänglich und führten zu einer besseren Belichtung und damit zu Zuckergehalten, die der Freilandware vergleichbar waren. Auch die Fruchtgröße konnte damit positiv beeinflusst werden. Die Erträge lagen bei 0,5 – 0,8 kg/m², das durchschnittliche Fruchtgewicht beträgt 4 – 5 g. Das extrem niedrige Nährstoffbedürfnis der Physalis-Pflanze konnte durch einen Anbau auf einer sog. Null-Parzelle (keine Düngung seit 22 Jahren, ständiger Abtransport der Grünmasse) nachgewiesen werden. Die auf dieser Fläche produzierten Früchte waren etwas süßer und hatten einen geringfügig höheren Trockensubstanzgehalt. Insgesamt zeigte sich ein abgeschwächter Wuchs, der Pflege- und Erntearbeiten erleichterte. Es trat auch ein Ernteverfrühungseffekt von 5-7 Tagen auf. Ansätze zur Verbesserung des Verhältnisses zwischen vegetativem Wuchs und Ertrag ergaben sich durch die Bestrahlung von Früchten mit Gamma-Strahlung. 3 so gewonnene Mutanten zeigten Zwergenwuchs mit gutem Fruchtansatz. Inwieweit diese Eigenschaften auch in den Folgegenerationen erhalten bleiben, konnte im zeitlichen Rahmen des Forschungsprojektes nicht abgeklärt werden. Im Freiland sind Standweiten von 1,40 x 0,50 m nötig, um dem vegetativen Wachstum der Kultur zu entsprechen. Da die von der Basis aufwachsenden Triebe leicht knicken und brechen, ist eine zusätzliche Abstützung durch Zusammenbinden vorteilhaft. Dazu werden Stützleitern im Abstand von 4-5 m aufgestellt, an denen Schnüre entlanggespannt werden können. Zur Qualitätsdefinition der Früchte sind folgende Kriterien ausschlaggebend: Frischgewicht, Fruchtdurchmesser, Schalenfarbe, Platzfestigkeit, Fruchtfestigkeit (Elastizität), Farbe und Form des Lampions, Zuckergehalt, Gesamtsäuregehalt, Lagerfähigkeit. Die Größe der Frucht hängt vom Kulturverfahren und von der Sorte ab. Im Durchschnitt wurden Fruchtdurchmesser von 1,5-1,8 cm gemessen. Der im Projekt untersuchte Genotyp ‚Wirth’ bildete Früchte von außergewöhnlicher Größe (2,1 cm Durchmesser; 5,8-6,2 g Fruchtgewicht). Gegen Ende der Saison nimmt die Fruchtgröße meist sowohl im Freiland als auch unter Glas ab. Die Schalenfarbe der Frucht ist von der Sorte und vom Reifezustand abhängig. Wichtig zur Farbbeurteilung ist der a*-Wert nach dem L*a*b*-System (CIELAB-System). a*-Werte unter –3 werden als grünlich empfunden, ein Nachreifen im Lager ist nicht mehr zufriedenstellend möglich. Die Fruchtfestigkeit wurde mittels Texture-Analyser bestimmt. Es wurde jene Kraft gemessen, die notwendig ist, um die Frucht um 15% zu komprimieren. Die Werte lagen je nach Sorte und Kulturverfahren bei 0,4 – 0,7 kg. Um die relative Elastizität der Früchte zu ermitteln, wurde die Frucht im komprimierten Zustand 15 Sekunden lang gehalten, die Abnahme des Kraftaufwandes in dieser Zeit kann als Maß dafür herangezogen werden. Für Importware aus Kolumbien wurden Werte von ca. 64% errechnet. Frisch geerntete Früchte waren fester und zeigten eine relative Elastizität von 66-69%. Der Qualitätsvergleich mit Importware zeigte die Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Produktes. Probleme ergaben sich lediglich bei der Verpackung. Die in Kolumbien üblichen Plastikgitterkörbchen sind in Europa nicht erhältlich, werden vom Handel aber verlangt. Eine luftige Verpackung ist notwendig, um ein Verderben der Früchte durch Botrytis zu verhindern. Lagerversuche zeigten, dass die beste Haltbarkeit bei 10-15°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 65-70% gegeben ist.