ORGANICDAIRYHEALTH-1: ERA-Net CORE Organic Plus - Charakterisierung und Auswertung von Gesundheits- und Produktionsmerkmalen von lokalen /autochthonen Milchrinderrassen im Vergleich zu kommerziellen Rassen

Projektleitung

Anet Spengler Neff

Forschungseinrichtung

Forschungsinstitut für biologischen Landbau

Projektnummer

101060

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft| Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Die Richtlinien zum ökologischen Landbau (EU und einzelne Länderrichtlinien) empfehlen, in der Tierzucht einheimische oder regional angepasste Rassen einzusetzen, um möglichst gesunde Tiere zu erhalten. Auf den meisten ökologisch bewirtschafteten Milchwirtschaftsbetrieben werden aber kommerzielle, meistens weltweit gezüchtete Rinderrassen gehalten. Um diese Empfehlung der Richtlinien zu untermauern oder aber zu verwerfen, muss in mehreren Ländern untersucht werden, ob einheimische Rassen auf ökologischen Betrieben bessere Gesundheitsmerkmale zeigen als kommerzielle Rassen und wie die entsprechenden Unterschiede bei der Produktionsleistung aussehen. Deshalb untersucht dieses Projekt in WP 1 die Gesundheits - und Produktionsleistungsmerkmale lokaler Rassen auf ökologischen Betrieben in 5 Ländern (Deutschland, Österreich, Polen Schweden, Schweiz) und vergleicht diese mit den entsprechenden Merkmalen kommerzieller Rassen. Auf dieser Grundlage werden Empfehlungen zum Einsatz lokaler Rassen auf ökologischen Betrieben in den verschiedenen Ländern ausgearbeitet. Zudem sollen Empfehlungen zur Weiterentwicklung der jeweiligen lokalen Rassen aus den Ergebnissen abgeleitet werden.

Schlagwörter (deutsch)

Rinderzucht

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

ERA-Net CORE Organic Plus - Characterizing and evaluation of health and production traits in local/native dairy cattle breeds with reference to commercial breeds

Abstract (englisch)

Applicants will lead Work package 1 (WP1) of the Core Organic-Project \"ORGANICDAIRYHEALTH\" and contribute to WP 2. The overall aim of the project is to improve udder and metabolic health in organic cattle milk production through breeding and management. The aim of WP1 is to compare local/native dairy cattle breeds with regard to direct health traits and associated functional traits as well as production traits with relevant major commercial breeds on organic farms in 5 countries (Austria, Germany, Poland, Sweden, Switzerland). Data will be obtained following an agreed common scheme. Differences between the local/native dairy breeds and commercial breeds on organic / low input farms in the same countries are estimated using a mixed modelling approach. Results will be used to recommend breeds to organic dairy farms in different countries and to make recommendations to breeding organisations of local breeds. The project will additionally contribute to WP2, which will identify major organic dairy farm types in Europe.

Projektziele

Work Package (WP) 1: Phänotypische Daten der Gesundheitsmerkmale Zellzahl (Somatic cell score), Rastzeit, Verzögerungszeit, Besamungsindex, Zwischenkalbezeit, Behandlungen mit allopathischen Medikamenten und Fett/Eiweiss-Quotient und phänotypische Daten der Produktionsleistungsmerkmale Tagesmilchleistung, Jahresmilchleistung, Jahresmilchleistung pro kg Körpergewicht, Lebensmilchleistung, Fett% in der Milch, Eiweiss% in der Milch sowie die vorhandenen Zuchtwerte dieser Merkmale der autochthonen Rinderrassen Angler alter Zuchtrichtung (Deutschland); Grauvieh (Österreich / Schweiz); Swedish red cattle (SRB) und Swedish red polled (SKB) (Schweden); Polish black and white, Polish red and white, Polish red (Polen) und Original Braunvieh (Schweiz) sind in einer Datenbank gesammelt. Die Teilpopulationen der Tiere, die auf ökologischen Betrieben leben, sind separiert. Die entsprechenden Vergleichsdaten (gleiche Merkmale wie oben beschrieben; Teilpopulation auf ökologischen Betrieben) jeweils einer kommerziellen Rasse in den Ländern Deutschland, Österreich, Polen, Schweden und Schweiz sind ebenfalls in der Datenbank vorhanden. Alle Daten sind dahingehend analysiert, dass die wichtigsten Unterschiede zwischen den autochthonen Rassen und den kommerziellen Rassen, die auf ökologischen Betrieben leben, benannt werden können. Diese Resultate sind publiziert in wissenschaftlichen Journalen und in landwirtschaftlichen Fachzeitschriften. Zudem sind sie mit Landwirten besprochen bezüglich der Umsetzungsmöglichkeiten der Resultate. Die Zuchtorganisationen aller am Projekt beteiligten autochthonen Rinderrassen sind ebenfalls über die Ergebnisse informiert.
WP 2: Die verschiedenen Betriebstypen der ökologischen Milchwirtschaftsbetriebe sind definiert.

Praxisrelevanz

Das Projekt hat im Wesentlichen eine Bedeutung für ökologische Milchwirtschaftsbetriebe und für die Milchviehzuchtorganisationen.

Berichte

Abschlussbericht , 15.06.2018

Kurzfassung

Typische lokale/ autochthone und kommerzielle Milchrinderrassen wurden für die Länder Deutschland, Österreich, Polen, Schweden und die Schweiz ausgewählt: In Österreich und in der Schweiz wurde das Braunvieh (BV) als kommerzielle Rasse verglichen mit dem Original Braunvieh (OB; nur in der Schweiz) und dem Graunvieh (AL) als lokale Rassen, in Polen wurden polnische Holstein Friesian (PH) als kommerzielle Rasse verglichen mit den Polnischen Schwarz-Weissen (ZB), den Polnischen Rot-Weissen (ZR) und den Polnischen Roten (RP) als lokale Rassen, in Deutschland wurden Holstein Friesian (HO) als kommerzielle Rasse verglichen mit den Anglern alter Zuchtrichtung (AAZ) als lokale Rasse, in Schweden wurden die Schwedischen Holstein (SH) als kommerzielle Rasse verglichen mit den Schwedischen Roten (SRB) und den Schwedischen Hornlosen (SKB) als alte, lokale Rassen. Die Datensätze wurden in zwei verschiedenen Ansätzen analysiert: Die erste Studie basierte auf großen Datensätzen von allen Biobetrieben, die die jeweilige Rasse halten, in Österreich, der Schweiz, Schweden und Polen. Die zweite enthielt Datensätze aus Deutschland und Schweden von ausgewählten Biobetrieben mit ähnlicher Bewirtschaftungspraxis. Die erste Studie zeigt niedrigere Milchleistungen für die lokalen Rassen, aber bessere Fruchtbarkeitsleistungen für mindestens eine der lokalen Rassen in jedem Land und niedrigere Anteile an Milchproben mit über 100.000 Zellen/ml Milch für AL in Österreich, OB in der Schweiz und SRB in Schweden. In Polen war PH am besten in den Zellzahlen, aber alle Rassen hatten sehr hohe Zellzahlen. Bei AL und OB zeigte sich in den ersten 100 Laktationstagen ein geringerer Anteil an Milchproben mit einem Fett-Eiweiss-Quotienten (FEQ) von über 1,5 als bei BV, was auf ein geringeres Risiko für subklinische Ketose hindeutet. In den österreichischen Daten konnten keine Rassenunterschiede bezüglich der Anzahl aller tierärztlicher Behandlungen sowie der Fruchtbarkeits-, Stoffwechsel- und Klauenbehandlungen gefunden werden, aber AL brauchte weniger Behandlungen aufgrund von Euterproblemen als BV. In Schweden hatte SRB weniger Gesamtbehandlungen, weniger Behandlungen aufgrund von Fruchtbarkeits- oder Euterkrankheiten und auch weniger Bemerkungen zu Klauen- oder Gliedmassen als SH. Es gab in Schweden keine Rassenunterschiede bezüglich der Behandlung aufgrund von Stoffwechselstörungen. In der Schweiz und Österreich war eine längere Nutzungsdauer bei geschlachteten AL-Kühen zu verzeichnen, wohingegen die Lebensleistung in kg ECM bei BV höher war. Die zweite Studie ergab in Deutschland keine signifikanten Unterschiede in der Milchleistung (kg ECM), obwohl sie bei HO tendenziell höher war, während AAZ höhere Milchfett- und Milcheiweißgehalte hatte. In Schweden hatte SH die höchste Milchleistung. SKB hatte den höchsten Fett- und Proteingehalt, gefolgt von SRB. Es gab keine Rassenunterschiede im deutschen Datensatz hinsichtlich der Fruchtbarkeitsmerkmale, obwohl AAZ tendenziell kürzere Serviceperioden hatte als HO. In Schweden gab es keine Rassenunterschiede für die Zwischenkalbezeit, aber bei beiden lokalen Rassen waren die Serviceperioden kürzer, zudem brauchte SKB weniger Besamungen als SH. In keinem der beiden Länder gab es Rassenunterschiede hinsichtlich des Anteils der Milchproben mit über 100.000 Zellen. In Deutschland waren die Zellzahlen bei beiden Rassen hoch. Auch beim FEQ gab es keine Rassenunterschiede. Aber in Schweden war diesbezüglich SRB am besten, gefolgt von SKB, während SH den höchsten Anteil an Milchproben mit einem FEQ >1.5 hatte, was auf ein erhöhtes Risiko für subklinische Ketose hindeutet. Die totale Anzahl der gesamten tiermedizinischen Behandlungen und die der Fruchtbarkeitsbehandlungen waren nicht verschieden bei den beiden deutschen Rassen. In Schweden zeigte SRB die tiefste Anzahl der Behandlungen und auch der Mastitisbehandlungen, aber SKB unterschied sich nicht von SH. Keine Rassenunterscheide gab es in Schweden bezüglich der Anzahl Behandlungen von Fruchtbarkeitsproblemen und der Bemerkungen zu Klauen- und Gliedmassenproblemen. Aus diesen Ergebnissen ist zu schliessen, dass lokale Rassen auf Biobetrieben viele Vorteile bringen bezüglich funktionaler Merkmale und dass deren Potenzial besser ausgeschöpft werden sollte, besonders auf Betrieben mit mittlerer Produktionsintensität. Die generell hohen Zellzahlen bei allen Rassen in den deutschen und polnischen Datensätzen zeigen ein grosses Potenzial und auch eine Notwendigkeit für Managementverbesserungen in diesem Bereich.