Drusch von Sämereien mit Großdrescher

© Dr. Bernhard Krautzer, HBLFA Raumberg-Gumpenstein

OptiSaat: Optimierung der Saatgutproduktion standortgerechter Gräser und Leguminosen für die Grünlandwirtschaft und den Landschaftsbau im Alpenraum

Projektleitung

Bernhard Krautzer

Forschungseinrichtung

LFZ Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

100989

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft| Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Die qualitative Ertragsfähigkeit einer Futterfläche wird nicht nur von der Menge des geernteten Futters bestimmt. Hier kommen viele weitere wichtige Faktoren dazu: die botanische Zusammensetzung, der Anteil wertvoller Sorten, die Narbendichte, die Regenerationsfähigkeit des Pflanzenbestandes sowie Konkurrenzkraft und Ausdauer der erwünschten Bestandespartner. Stabile, ausdauernde, harmonische, gesunde, hochverdauliche, Ampfer-freie, dem Klima und der Nutzung angepasste Pflanzenbestände sind daher die Grundlage erfolgreicher Grünlandbewirtschaftung. Diese Eigenschaften werden im Wesentlichen durch die in Saatgutmischungen für Nach- und Neuansaat enthaltenen Sorten bestimmt. Bedingt durch die Eigenheiten des inneralpinen Klimas haben die im Inland gezüchteten und vermehrten Sorten einen herausragenden Wert, der durch die Versuche der nationalen Sortenwertprüfung eindrucksvoll bestätigt wird. Es ist daher von größter Bedeutung, eine ausreichende Produktion und Versorgung des Saatgutmarktes mit diesen Arten/Sorten zu gewährleisten bzw. aufrecht zu erhalten sowie die Wirtschaftlichkeit der Sämereienproduktion zu verbessern.
Die Saatgutproduktion von Gräsern, kleinkörnigen Leguminosen sowie Kräutern stellt höchste Anforderungen an das Knowhow der Produzenten. Gute Erlöse sind daher notwendig, um das vergleichsweise hohe Produktionsrisiko auszugleichen. Bedingt durch steigende Preise für Getreide und Mais und eine Stagnation in der Ertragsentwicklung bei Sämereien sind die Vermehrungsflächen in den letzten Jahren stark rückläufig. Ein Ausgleich durch höhere Produktpreise ist nur im begrenzten Rahmen möglich (europäische Marktpreise), der bereits ausgeschöpft wurde.
Eine Steigerung der Wirtschaftlichkeit der Produktion, sei es über höhere Erträge, Verbesserung der Effizienz oder Kostensenkung, würde die Attraktivität dieser Kulturen und ein wieder gesteigertes Interesse fachlich qualifizierter Landwirte nach sich ziehen. In Fachjournalen und im Internet findet sich kaum aktuelle Literatur über moderne Produktionstechnik für Sämereien (Produktionsgeheimnis der Saatgutfirmen). Um moderne Saattechnik, effiziente Unkrautregulierung sowie dem Stand der Entwicklung angepasste Produktions-, Ernte- und Reinigungstechnik in die Produktionsabläufe der einzelnen Arten/Sorten zu integrieren, ist daher eine umfangreiche eigene Versuchstätigkeit sowie eine ausreichende Betreuung der Vermehrer zur Verbesserung einzelner Produktionsabläufe dringend notwendig. Zusätzlich müssen auch verbesserte, wirtschaftlichere Produktionssysteme für die Erzeugung von Biosaatgut entwickelt werden. Hier steht, mangels ausreichender Wirtschaftlichkeit, einer stark steigenden Nachfrage ein verschwindend geringes Angebot österreichischer Sorten gegenüber.
Die notwendigen Erhebungen und Versuche sollen im Rahmen des Projektes OptiSaat gemeinsam mit der betroffenen Branche und der Landwirtschaftskammer durchgeführt werden.

Schlagwörter (deutsch)

Sämereienproduktion, Produktionstechnik, Biosaatgut, Saatgutmischung, Saatgutproduktion

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Improving the productivity of seed production of grasses and forbs for grassland management and landscaping in Austria

Abstract (englisch)

The availability of seeds from valuable varieties of forage grasses and clover which are well adapted to the harsh climatic conditions in the Alpine regions of Austria is a precondition for successful grassland management in this area. Results of official variety testing indicate that especially Austrian varieties are well adapted to climate, soil and regional management intensity. To guarantee a sufficient seed supply for quality seed mixtures, those varieties are currently produced by Austrian farmers on an area of 800 ha. Due to a debasement of cost effectiveness, the production area was heavily decreasing in recent years. To stop this negative trend, innovative research in production technique and economic viability will be decisive.
Seed production of grasses and clover is a very challenging production process and only rare advices are available from literature. Therefore, efforts have to be started in order to find new approaches for improved seed establishment-, production-, harvest– and cleaning processes in order to improve the economic basis for seed producers. In addition, basic principles for organic seed production have to be developed.
Main targets:
Improving the seeding technique for selected species by coated seed, monograin precision sowing, improved control of sowing depth and open sowing in summer
Optimisation of crop rotation systems, especially for organic seed production, use of stem stabilizators in grass seed production, measurements to increase spike healthiness
Potential of grass in grass weed control, alternative herbicides for weed control in Trifolium sp. and Lotus sp., control of Apion apricans in organic red clover seed production
Optimisation of harvesting date and technique by comparison of potential and actual yield, comparative assessment of seed quality parameters, time course assessment of germination capacity of selected species (comparison of different storage managements)
The results of the different activities will be summarised and compiled to production manuals for in total 16 different species/varieties

Projektziele

Das wichtigste Potenzial für einen Grünland- und Viehbauern sind seine Wiesen, Weiden und das Feldfutter. Grundfutter in bester Qualität hat deutlich positive Auswirkungen auf das Betriebsergebnis. Voraussetzung dafür sind stabile, ausdauernde, harmonische, gesunde, hochverdauliche, Ampfer-freie, dem Klima und der Nutzung angepasste Pflanzenbestände. Bei Über-, Nach- sowie Neuansaaten entscheidet die Qualität der Saatgutmischung, ob diese Ziele erreicht werden können. Die Ergebnisse der nationalen Sortenwertprüfung zeigen den speziellen Wert der in Österreich gezüchteten und vermehrten Sorten für die Grünlandwirtschaft. Nicht zuletzt durch die bevorzugte Einmischung dieser Sorten finden Qualitäts-Saatgutmischungen für das Grünland eine in Europa einzigartige Akzeptanz. Im Schnitt der Jahre werden mehr als 50% (ca. 900-1.100 t/Jahr) des gesamten für die Grünlandbewirtschaftung gekauften Saatgutes als Qualitätsmischung nachgefragt (Krautzer et al. 2011, ÖSTAT 2012). Es ist daher von größter Bedeutung, eine ausreichende Produktion und Versorgung des Saatgutmarktes mit diesen Arten/Sorten zu gewährleisten bzw. aufrecht zu erhalten sowie die Wirtschaftlichkeit der Sämereienproduktion zu verbessern.
Die Saatgutproduktion von Gräsern, kleinkörnigen Leguminosen sowie Kräutern wird auch als „die Hohe Schule des Pflanzenbaus“ bezeichnet. Verwendung findet das daraus produzierte Saatgut in Saatgutmischungen für Grünland, Feldfutterbau, Landschaftsbau und Sonderstandorte (Krautzer et al. 2011). Bedingt durch besondere Anforderungen, die sich von der Aussaat über die Bestandespflege bis hin zur Ernte, Nachbehandlung und Reinigung hinziehen, sind gute Erträge und gute Preise eine Grundvoraussetzung. Die Anbaufläche für die Saatgutproduktion solcher Sorten und lokaler Herkünfte betrug in der Vergangenheit schon deutlich über 1200 ha. In den letzten Jahren erfolgte ein Einbruch auf etwa 800 ha, bedingt durch einen deutlichen Rückgang der Produktivität (AGES 2013). Von den betroffenen Vermehrern wird diese negative Entwicklung, neben steigenden Preisen im Getreide- und Maisbau, mit einer Stagnation bzw. sogar leicht rückläufigen Erträgen in der Sämereienproduktion erklärt.
Entgegen früheren Gepflogenheiten findet sich kaum mehr publizierte Literatur über moderne Produktionstechnik für Sämereien. Zunehmend wird dieses Know How als Firmengeheimnis unter Verschluss gehalten. Um moderne Saattechnik, effiziente Unkrautregulierung sowie dem Stand der Entwicklung angepasste Produktions- Ernte- und Reinigungstechnik in die Produktionsabläufe der einzelnen Arten/Sorten zu integrieren, ist daher eine umfangreiche Betreuung der Vermehrer sowie eine ausreichende Versuchstätigkeit zur Verbesserung einzelner Produktionsabläufe dringend notwendig. Zusätzlich müssen auch dringend verbesserte, wirtschaftlichere Produktionssysteme für die Erzeugung von Biosaatgut entwickelt werden. Hier steht, mangels ausreichender Wirtschaftlichkeit, einer stark steigenden Nachfrage ein verschwindend geringes Angebot gegenüber. Was dazu führt, dass im Biobereich vermehrt Sorten verwendet werden, die zwar verfügbar, nach den Ergebnissen der Sortenwertprüfung aber nur schlecht für den Einsatz im österreichischen Grünland geeignet sind (RWA 2013, mündliche Mitteilung).

Praxisrelevanz

Eine wesentliche Voraussetzung für einen ökonomisch erfolgreichen Milchviehbetrieb liegt in der Produktion von qualitativ hochwertigem Grundfutter. In Österreich gezüchtete und vermehrte Grünlandsorten haben einen herausragenden Wert. Für internationale Züchter ist der österreichische Markt mit seinem alpinen Klima nur von untergeordneter Bedeutung, nur wenige Sorten daher für diesen Markt geeignet.
Ein guter Teil der inländischen Produktion an Gräser- und Leguminosensaatgut wird in Qualitäts-Saatgutmischungen für das Grünland eingemischt. Im Schnitt der Jahre werden ca. 900-1.100 t Qualitätsmischung verkauft, der Anteil der inländischen Produktion beträgt 10-40%, je nach Mischungstyp. Das ermöglicht auch eine hohe Wertschöpfung für die Österreichischen Saatgutproduzenten. Es ist daher von größter Bedeutung, eine ausreichende Produktion und Versorgung des Saatgutmarktes mit in Österreich gezüchteten/produzierten Sorten zu gewährleisten bzw. aufrecht zu erhalten. Es ist absehbar, dass dieses Ziel nur durch verbesserte Wirtschaftlichkeit zu erreichen sein wird. Der potentielle vermarktbare Bedarf an Qualitätssaatgut aus österreichischer Produktion läge nach Kalkulation der RWA bei einem Flächenäquivalent von etwa 1.800ha.

Berichte

Abschlussbericht , 30.11.2020

Kurzfassung

Im Rahmen des Projektes Optisaat wurde der umfassende Ansatz verfolgt, auf unterschiedlichen Ebenen den Saatgutertrag und die Saatgutqualität von Sämereienvermehrungen in Österreich nachhaltig zu verbessern. Dazu wurden in unterschiedlichen Projekten eine Verbesserung und Optimierung der Produktionstechnik von der Anlage über die Bestandesführung bis hin zur Ernte, der Trocknung und Reinigung des Erntegutes bei ausgewählten Sorten erreicht. Dieses neu generierte Wissen wurde über Veröffentlichungen, Broschüren, Vorträge und Feldtage an die Vermehrungsbetriebe weitergegeben. Bei allen in diese Projekte einbezogenen Arten und Sorten konnte über die Jahre eine Verbesserung der Durchschnittserträge sowie der Saatgutqualitäten erreicht werden. Der Erfolg des Projektes Optisaat lässt sich auch gut an der Entwicklung der Vermehrungsflächen in Österreich ablesen. Viele Projektergebnisse wurden nicht nur sortenbezogen umgesetzt, auch die inländische Produktion anderer Sorten, beispielsweise von Rotklee, profitierte von der verbesserten Produktionstechnik. So stieg die gesamte Sämereien-Produktionsfläche von 801 ha im Jahr 2015 bis zum Projektende 2020 auf über 1.500 ha. Der Anteil der Gumpensteiner Sorten stieg von 431 ha im Jahr 2014 auf über 600 ha zu Projektende. Zählt man das in Kooperation mit der HBLFA Raumberg-Gumpenstein produzierten Wildpflanzensaatgut hinzu, beträgt die Produktionsfläche derzeit knapp 800 ha. Besonders erfreulich ist auch der positive Impuls des Projektes Optisaat auf die Bio-Sämereienproduktion. Hier konnte die Produktionsfläche von 76 ha im Jahr 2015 auf über 200 ha im abgelaufenen Jahr gesteigert werden.

Berichtsdateien

Bio_Saatgutproduktion_Rotklee_Broschuere.pdf

Autor/innen

B. Krautzer; P. Frühwirth, F. Hlavka; W. Graiss

Bericht_Knaulgras.pdf

Autor/innen

Bernhard Krautzer; Lukas Gaier; Wilhelm Graiss; Hannes Weber

Abschlussbericht_OptiSaat_2014-2020_Final.pdf

Autor/innen

Bernhard Krautzer; Lukas Gaier; Wilhelm Graiss; Hannes Weber

Saatgutproduktion_Rotklee_Broschuere_Versand.pdf

Autor/innen

B. Krautzer; P. Frühwirth; R. Hochgatterer; F. Hlavka; W. Graiss; H. Köppl