OLBIE: Eichennetzwanze Corythucha arcuata (Heteroptera, Tingidae): Beurteilung der Schadwirkung in Europa und Entwicklung von Strategien zu Überwachung, Kontrolle und Management

Projektleitung

Gernot Hoch

Forschungseinrichtung

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft

Projektnummer

101454

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Schlagwörter (deutsch)

Eichennetzwanze, invasive Schadorganismen, Eichenschädlinge, Surveys

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Corythucha arcuata (Heteroptera, Tingidae): Evaluation of the pest status in Europe and development of survey, control and management strategies

Abstract (englisch)

Since the first record in Hungary and Croatia in 2013, the oak lace bug, Corythucha arcuata, has been causing extensive damage in the oak forests of these countries. The proposed EUPHRESCO-Project will review the existing knowledge on the pest species, gain new insight on the actual impact of C. arcuata based on field studies in the outbreak areas, and help to prepare strategies for improved surveillance, control and management of this invasive pest. This will be made possible by a project consortium consisting of representatives from countries where C. arcuata is established and causes widespread damage (Croatia, Hungary), countries that have been recently invaded and where the pest is expanding (Slovenia, France), and countries where it has not yet been recorded (Austria, Cech Republic, United Kingdom). In Austria, a survey will be conducted in areas where an invasion by C. arcuata is expected soon. The knowledge gained in the project will allow for adequate preparation for the arrival of this pest.

Projektziele

Im beantragten EUPHRESCO-Projekt soll das bestehende Wissen zu C. arcuata aufbereitet werden, neue Erkenntnisse zur Schadwirkung von C. arcuata gewonnen und Strategien zu verbesserter Überwachung, Kontrolle und Management dieses invasiven Schädlings entwickelt werden.

Spezifische Forschungsfragen sind:
• Wie wirkt sich der jährliche Befall auf Baumwachstum, Vitalität, Samenproduktion und Mortalität auf? Gibt es Wechselwirkungen mit anderen biotischen und abiotischen Schadfaktoren? Warum gibt es anscheinend große Unterschiede zwischen den Befallsgebieten in Europa (starke Auswirkungen in Ungarn und Kroatien, geringe in Italien und der Schweiz)?
• Welche sind die wesentlichen natürlichen sowie menschlich unterstützten Verbreitungswege der Eichennetzwanze? Besonderes Augenmerk soll dabei auch auf die überwinternden Stadien an der Rinde der Eichen gelegt werden: Mit welchen Behandlungen könnte der Transport der Wanzen mit Rundholz oder Brennholz verhindert werden?
• Welche Strategien gewährleisten frühestmögliche Entdeckung des Schädlings? Wie soll ein effizientes Überwachungssystem gestaltet sein?
• Welche Kontroll- und Managementansätze stehen zur Verfügung? Gibt es Optionen für eine biologische Schädlingskontrolle? Ist es noch möglich, die Ausbreitung von C. arcuata in Europa zu verhindern oder einzudämmen?

In einigen Europäischen Ländern laufen Forschungen zu manchen der Fragen, die internationale Zusammenarbeit im EUPHRESCO ermöglicht eine Zusammenschau der Ergebnisse dieser Arbeiten. Das Projektkonsortium besteht aus Vertretern von Ländern, in denen C. arcuata etabliert und schädlich ist (Kroation, Ungarn), Ländern die gerade den ersten Befall erleben (Slowenien, Frankreich) und Ländern, die noch ohne Befall sind (Österreich, Tschechische Republik, Vereinigtes Königreich). Effektives Sammeln von Wissen und Austausch von Informationen im Konsortium erlauben die Beurteilung sowie Weiterentwicklung verschiedener Kontroll- und Managementansätze.

Zur Erreichung der Ziele wird das EUPHRESCO-Gesamtprojekt in sechs Arbeitspakete aufgeteilt, zu denen jeweils alle Projektpartner Beiträge leisten.

Praxisrelevanz

Die in weiten Teilen Mitteleuropas stattfindende Massenvermehrung des Buchdruckers und dadurch bewirktem großflächigem Absterben von Fichtenwäldern illustriert die dringende Notwendigkeit waldbaulicher Adaption auf den zu erwartenden Klimawandel. Ein Wechsel von sekundären Fichtenreinbeständen zu Mischbeständen ist dringend angeraten, in den Tieflagen wird den Eichenarten dabei eine große Bedeutung zukommen. Umso beunruhigender ist es, dass diese nun durch die invasive Eichennetzwanze von einer neuen Schädlingsart in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Österreich ist von der Einwanderung der Art unmittelbar bedroht. Daher ist es wichtig, den Wissensstand zu C. arcuata zu Bündeln und aus den Erfahrungen, die in den betroffenen Ländern bereits gemacht wurden zu lernen. So können wir für Österreich eine Strategie erarbeiten, wie mit diesem invasiven Schädling umzugehen ist. Sind Überwachungsmaßnahmen sinnvoll, welche Kontrolloptionen stehen zur Verfügung, welche Auswirkungen wären zu erwarten? Das vorliegende EUPHRESCO-Projekt kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten.

Berichte

Abschlussbericht , 01.12.2021

Kurzfassung

Seit dem Erstnachweis in Ungarn und Kroatien im Jahr 2013 hat die Amerikanische Eichennetzwanze Corythucha arcuata in diesen Ländern großflächige Schädigungen von Eichenwäldern verursacht. Im EUPHRESCO Projekt 2018-F-274 wurde das bestehende Wissen zu C. arcuata aufbereitet und neue Erkenntnisse zur Schadwirkung und Ausbreitung von C. arcuata gewonnen, um zur Entwicklung von Strategien zu verbesserter Überwachung, Kontrolle und Management dieses invasiven Schädlings beizutragen. Das vorliegende Projekt stellt den österreichischen Beitrag zu diesem EUPHRESCO Projekt dar. Methoden für visuelle Surveys bzw. für Fallenfänge zur Früherkennung von C. arcuata wurden weiterentwickelt und im Ausbreitungsgebiet angewandt. Die Surveys im Rahmen des Projektes demonstrierten die sehr rasche Ausbreitung von C. arcuata. Basierend auf den Fundorten zeigt sich, dass vor allem der menschlich unterstütze, passive Transport mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln für die Verbreitung über lange Distanzen bedeutend ist. In Österreich fand eine Ausbreitung über mehrere Wege auf breiter Front statt. C. arcuata ist nunmehr in der südlichen Steiermark und im Südburgenland, wo der Befall seit Herbst 2019 bekannt ist, weit verbreitet und fest etabliert. Die Intensität des Befalls ist gestiegen. Neue Funde kamen 2021 aus dem Mittelburgenland, dem nördlichsten Weinviertel und Wien dazu. Aufgrund der raschen und verzweigten Ausbreitung und in Ermangelung praktikabler Gegenmaßnahmen ist eine weitere Expansion von C. arcuata nicht zu verhindern. Bislang wurden trotz mehrjährigen, starken Befalles an Eichen in Ungarn und Kroatien noch keine Effekte auf den Zuwachs nachgewiesen. Auswirkung auf die Gesundheit der Eichen sollten aber weiter beobachtet werden, ebenso die sehr wahrscheinlichen negativen Auswirkungen auf spezialisierte Herbivoren an Eiche. Künftige Entwicklungen sollten auf den Einsatz natürlicher Gegenspieler, insbesondere im Rahmen der klassischen biologischen Schädlingsbekämpfung zur Milderung negativer Effekte von C. arcuata abzielen.

Berichtsdateien

Endbericht_OLBIE_Berichtsvorlage_BMLRT.pdf

Abstract (deutsch)

Seit dem Erstnachweis in Ungarn und Kroatien im Jahr 2013 hat die Amerikanische Eichennetzwanze Corythucha arcuata in diesen Ländern großflächige Schädigungen von Eichenwäldern verursacht. Im EUPHRESCO Projekt 2018-F-274 wurde das bestehende Wissen zu C. arcuata aufbereitet und neue Erkenntnisse zur Schadwirkung und Ausbreitung von C. arcuata gewonnen, um zur Entwicklung von Strategien zu verbesserter Überwachung, Kontrolle und Management dieses invasiven Schädlings beizutragen. Das vorliegende Projekt stellt den österreichischen Beitrag zu diesem EUPHRESCO Projekt dar. Methoden für visuelle Surveys bzw. für Fallenfänge zur Früherkennung von C. arcuata wurden weiterentwickelt und im Ausbreitungsgebiet angewandt. Die Surveys im Rahmen des Projektes demonstrierten die sehr rasche Ausbreitung von C. arcuata. Basierend auf den Fundorten zeigt sich, dass vor allem der menschlich unterstütze, passive Transport mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln für die Verbreitung über lange Distanzen bedeutend ist. In Österreich fand eine Ausbreitung über mehrere Wege auf breiter Front statt. C. arcuata ist nunmehr in der südlichen Steiermark und im Südburgenland, wo der Befall seit Herbst 2019 bekannt ist, weit verbreitet und fest etabliert. Die Intensität des Befalls ist gestiegen. Neue Funde kamen 2021 aus dem Mittelburgenland, dem nördlichsten Weinviertel und Wien dazu. Aufgrund der raschen und verzweigten Ausbreitung und in Ermangelung praktikabler Gegenmaßnahmen ist eine weitere Expansion von C. arcuata nicht zu verhindern. Bislang wurden trotz mehrjährigen, starken Befalles an Eichen in Ungarn und Kroatien noch keine Effekte auf den Zuwachs nachgewiesen. Auswirkung auf die Gesundheit der Eichen sollten aber weiter beobachtet werden, ebenso die sehr wahrscheinlichen negativen Auswirkungen auf spezialisierte Herbivoren an Eiche. Künftige Entwicklungen sollten auf den Einsatz natürlicher Gegenspieler, insbesondere im Rahmen der klassischen biologischen Schädlingsbekämpfung zur Milderung negativer Effekte von C. arcuata abzielen.

Abstract (englisch)

Since the first records in Hungary and Croatia in 2013, the North American oak lace bug, Corythucha arcuata, has been causing massive damage to the foliage of oak trees in large areas of these countries. The EUPHRESCO project 2018-F274 reviewed existing knowledge and gathered new data on damage and spread of C. arcuata in order to contribute to strategies for improved surveillance, control and management of this invasive pest. Project 101454 represents the Austrian contribution to the EUPHRESCO project. Methods for visual surveys and for trapping were elaborated and used in the area of range expansion. The surveys ascertained a rapid spread of C. arcuata. Locations where the pest was detected illustrate the central importance of human mediated transportation with various means of transport for dispersal over long distance. This dispersal occurred along several routes in Austria. C. arcuata is now wide spread and firmly established in southern Styria and southern Burgenland, where the occurrence has been known since fall 2019. New records were made 2021 in central Burgenland, northeastern Lower Austria and Vienna. Given the rapid and widespread dispersal and the lack of available control measures a further spread of C. arcuata cannot be prevented. No effects on increment of infested oaks have been ascertained until now, despite several years of heavy attack. However, effects on the health status of oaks should be carefully observed in the future as well as the very likely negative effects on specialized oak herbivores. Future research should aim to enable the use of natural enemies with special emphasis on classical biological control in order to mitigate negative effects of C. arcuata.

Autor/innen

Hoch, Gernot