Das Bild symbolisiert Multilokalität im ländlichen Raum und zeigt eine Frau mit Koffer, die auf den einfahrenden Zug wartet.

© Barbara Steinbrunner

Multilokal: Multilokale Lebensweisen als Gestaltungsmöglichkeit für den ländlichen Raum

Projektleitung

Lena Schartmüller

Forschungseinrichtung

Technische Universität Wien

Projektnummer

101709

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Multilokalität betrifft große Teile der Bevölkerung. Ausschlaggebende Motive sind vorrangig die Ausbildung, Arbeit, Freizeit, Beziehung oder eine Kombination daraus. Aufgrund der Vielfalt an Ausprägungen decken die für Österreich meist herangezogene Anzahl der Nebenwohnsitze nur einen Teil der Multilokalen ab. Doch die räumlich heterogene Verteilung und Entwicklung der Anzahl der Nebenwohnsitze unterstreichen die Notwendigkeit, die Diversität räumlicher Gegebenheiten bei der Auseinandersetzung mit multilokalen Lebensweisen grundlegend miteinzubeziehen. Multilokale Lebensweisen wirken zudem unterschiedlich in und auf ländliche Räume. Sie können Herausforderungen und Chancen zugleich sein und bestehende Trends verstärken (beispielsweise zunehmender Bodenverbrauch). Um negativen Auswirkungen vorzubeugen beziehungsweise entgegenzusteuern und Potenziale zu nutzen, sollte Multilokalität differenziert in der Planungspraxis, insbesondere der Regionalplanung und –entwicklung, mitgedacht werden.

Die vorliegende Studie baut auf wichtigen Grundlagenarbeiten und dem aktuellen Stand des Diskurses in den Raumwissenschaften und der Planungspraxis auf. Sie ergänzt durch einen vergleichenden Ansatz mit vier Untersuchungsgebieten, die ausgewählte ländliche Räume in Österreich repräsentieren. Zudem wird ein breiteres Spektrum an multilokalen Lebensweisen miteinbezogen und der damit einhergehende Handlungsbedarf für unterschiedliche Aufgabenbereiche der räumlichen Planung sichtbar gemacht.


In den fünf Handlungsfeldern Wohnen, Mobilität, Infrastruktur, Arbeit und Teilhabe wurden konkrete Handlungsmöglichkeiten konzipiert, die auf aktuelle Bedarfe reagieren und sich an bestehenden Planungsprozessen orientieren. Diese bilden das Kernergebnis der Studie und werden im ersten Teil des Berichts und in der Kurzfassung erläutert. Im zweiten Teil finden sich zwei ergänzende Vertiefungsstudien. Vertiefung 1 erfasst den aktuellen Forschungsstand rund um Multilokalität und multilokal Lebende, ergänzt aus der empirischen Arbeit in den Untersuchungsgebieten. Vertiefung 2 setzt sich mit Multilokalität in ländlichen Regionen Österreichs und planerischen Handlungsebenen in diesem Kontext auseinander. Auf Basis der Strukturanalyse der Untersuchungsgebiete und der Empirie werden aus Multilokalität resultierende Herausforderungen und Chancen für ländliche Regionen abgeleitet.

Schlagwörter (deutsch)

Multilokalität, ländlicher Raum, Raumplanung, Regionalplanung

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Multilocal lifestyles

Abstract (englisch)

Multilocality affects large parts of society. The main motives are education, work, leisure, relationships or a combination of these. Due to the diversity of characteristics, the number of secondary residences mostly used for Austria covers only a part of the multilocals. However, the spatially heterogeneous spatial distribution and development of the number of secondary residences underline the necessity to fundamentally take into account the diversity of spatial conditions when dealing with multilocal lifestyles. Multilocal lifestyles also impact rural areas differently. They can be both challenges and opportunities, and they can reinforce existing trends (for example, increasing land consumption). In order to prevent or counteract negative effects and to use potentials, multilocality should be considered in planning practice, especially in regional planning and development.

This study builds on important basic research and the current state of discourse in spatial science and planning practice. It complements by a comparative approach with four study areas representing selected rural areas in Austria. In addition, a broader spectrum of multilocal lifestyles is included and the associated need for action for different fields of spatial planning is made visible.


In the five fields of action housing, mobility, infrastructure, work and participation, concrete possibilities for action were conceived that respond to current needs and are oriented to existing planning processes. These form the core result of the study and are explained in the first part of the report and in the summary. The second part contains two complementary in-depth studies. In-depth 1 captures the current state of research around multilocality and multilocally living, supplemented from empirical work in the study areas. In-depth study 2 deals with multilocality in rural regions of Austria and planning levels of action in this context. Based on the structural analysis of the study areas and the empirical data, challenges and opportunities for rural regions resulting from multilocality are derived.

Schlagwörter (englisch)

multi-locality, rural space, spatial planning, regional planning

Projektziele

Das Forschungsprojekt befasst sich mit multilokalen Lebensweisen, also dem Leben an mehr als einem Standort. Im Fokus steht der ländliche Raum, konkret die Untersuchungsgebiete Gesäuse, Innviertel, Lungau und Seefeld. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie Chancen und Herausforderungen rund um multilokale Lebensweisen im ländlichen Raum begegnet werden kann und welche Handlungsmöglichkeiten sich auf verschiedenen Ebenen für unterschiedliche Akteur*innen ergeben.

Das Projekt fußte auf drei Säulen:

  1. Inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit im Rahmen von sechs Workshops
  2. Exkursionen, Projektarbeit und empirische Forschung vor Ort in den Untersuchungsgebieten (vier Aufenthalte)
  3. Internationaler Austausch, Tagung (Multilokales Symposium) und Ausbau des Forschungs-netzwerkes (vier Konferenzteilnahmen)

Folgende Forschungsfragen standen im Fokus der Untersuchung:

  • Welche Herausforderungen und Chancen gibt es im Wechselspiel zwischen multilokalen Lebensweisen und dem ländlichen Raum?
  • Wie könnten die gefundenen Lösungen und Ansatzpunkte für Multilokale im ländlichen Raum im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung genutzt werden? Wo gibt es noch Lücken?
  • Welche Handlungsmöglichkeiten und -aufträge ergeben sich für verschiedene Akteur*innen beziehungsweise auf den verschiedenen Ebenen der räumlichen Planung?

Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden folgende Methoden eingesetzt:

  • Literaturrecherche;
  • Quantitative Sekundär-Datenanalyse (Strukturanalyse der Untersuchungsgebiete);
  • Qualitative Datenerhebung mittels Mixed-Methods-Ansatz (10 leitfadengestützte Interviews mit handelnden Akteur*innen aus Politik, Planung und Sozialeinrichtungen, 3 Fokusgruppen mit insgesamt 15 Teilnehmenden in 3 Untersuchungsgebieten);
  • Workshops (Expert*innen-Workshop sowie projektintern mit lokalen Projektpartner*innen)

Praxisrelevanz

Multilokalität betrifft große Teile der Bevölkerung. Ausschlaggebende Motive sind vorrangig die Ausbildung, Arbeit, Freizeit, Beziehung oder eine Kombination daraus. Aufgrund der Vielfalt an Ausprägungen decken vorhandene Zahlen (zum Beispiel Statistiken zu Nebenwohnsitzen) nur einen Teil der Multilokalen in Österreich ab (siehe Vertiefung 1), doch sie unterstreichen die Notwendigkeit, die Diversität räumlicher Gegebenheiten bei der Auseinandersetzung mit multilokalen Lebensweisen grundlegend miteinzubeziehen. Multilokale Lebensweisen wirken zudem unterschiedlich in und auf ländliche Räume. Sie können Herausforderungen und Chancen zugleich sein (siehe Vertiefung 2) und bestehende Trends verstärken (beispielsweise zunehmender Bodenverbrauch). Um negativen Auswirkungen vorzubeugen beziehungsweise entgegenzusteuern und Potenziale zu nutzen, sollte Multilokalität differenziert in der Planungspraxis, insbesondere der Regionalplanung und –entwicklung, mitgedacht werden.

Bisherige richtungsweisende Forschungsarbeiten, die Maßnahmen für die Planungspraxis ableiteten, beziehen sich meist auf einzelne Regionen oder die räumliche Heterogenität ist nicht primärer Bezugspunkt (z. B. TempALand und Denkwerkzeug Multilokalität – siehe Schlussfolgerun-gen - Handlungsmöglichkeiten). Zudem steht häufig die freizeitbedingte Multilokalität (als große Herausforderung für insbesondere ländlich alpine und touristische Regionen in Österreich) im Fokus (z. B. ÖROK-Schriftenreihe Nr. 214 „Steuerung von Ferienwohnsitzen in Österreich“). Die vorliegende Studie baut auf diesen wichtigen Grundlagenarbeiten und dem aktuellen Stand des Diskurses in den Raumwissenschaften und der Planungspraxis auf. Sie ergänzt durch einen vergleichenden Ansatz mit vier Untersuchungsgebieten, die ausgewählte ländliche Räume in Österreich repräsentieren. Zudem wird ein breiteres Spektrum an multilokalen Lebensweisen miteinbezogen und der damit einhergehende Handlungsbedarf für unterschiedliche Aufgabenbereiche der räumlichen Planung sichtbar gemacht. In den fünf Handlungsfeldern Wohnen, Mobilität, Infrastruktur, Arbeit und Teilhabe wurden konkrete Handlungsmöglichkeiten konzipiert, die auf aktuelle Bedarfe reagieren und sich an bestehenden Planungsprozessen orientieren.

Berichte

Abschlussbericht , 30.06.2023

Kurzfassung

Multilokalität betrifft große Teile der Bevölkerung. Ausschlaggebende Motive sind vorrangig die Ausbildung, Arbeit, Freizeit, Beziehung oder eine Kombination daraus. Aufgrund der Vielfalt an Ausprägungen decken die für Österreich meist herangezogene Anzahl der Nebenwohnsitze nur einen Teil der Multilokalen ab. Doch die räumlich heterogene Verteilung und Entwicklung der Anzahl der Nebenwohnsitze unterstreichen die Notwendigkeit, die Diversität räumlicher Gegebenheiten bei der Auseinandersetzung mit multilokalen Lebensweisen grundlegend miteinzubeziehen. Multilokale Lebensweisen wirken zudem unterschiedlich in und auf ländliche Räume. Sie können Herausforderungen und Chancen zugleich sein und bestehende Trends verstärken (beispielsweise zunehmender Bodenverbrauch). Um negativen Auswirkungen vorzubeugen beziehungsweise entgegenzusteuern und Potenziale zu nutzen, sollte Multilokalität differenziert in der Planungspraxis, insbesondere der Regionalplanung und –entwicklung, mitgedacht werden. Die vorliegende Studie baut auf wichtigen Grundlagenarbeiten und dem aktuellen Stand des Diskurses in den Raumwissenschaften und der Planungspraxis auf. Sie ergänzt durch einen vergleichenden Ansatz mit vier Untersuchungsgebieten, die ausgewählte ländliche Räume in Österreich repräsentieren. Zudem wird ein breiteres Spektrum an multilokalen Lebensweisen miteinbezogen und der damit einhergehende Handlungsbedarf für unterschiedliche Aufgabenbereiche der räumlichen Planung sichtbar gemacht. Anstatt gänzlich neue Strategien für den Umgang mit Multilokalität in ländlichen Regionen zu entwickeln, wurden Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, die sich an bestehenden Handlungsebenen und Verantwortlichkeiten der Planungspraxis orientieren. Diese stellen einerseits dar, inwiefern auf konkrete Handlungsbedarfe der Multilokalität reagiert werden kann. Andererseits legen sie nahe, die Thematik in bestehende räumliche und sektorale Strategien und Maßnahmen zu integrieren. So können Synergien im planerischen Handeln erreicht und ein potenzieller Mehraufwand für Verwaltung und Planung reduziert werden. Letztlich soll auch verdeutlicht werden, dass die Berücksichtigung von Multilokalität einen weitaus breiteren Mehrwert für die Regionalentwicklung darstellt als „lediglich“ die Auseinandersetzung mit einer einzelnen Bevölkerungsgruppe. In den fünf Handlungsfeldern Wohnen, Mobilität, Infrastruktur, Arbeit und Teilhabe wurden konkrete Handlungsmöglichkeiten konzipiert, die auf aktuelle Bedarfe reagieren und sich an bestehenden Planungsprozessen orientieren. Diese bilden das Kernergebnis der Studie und werden im ersten Teil des Berichts erläutert. Im zweiten Teil finden sich zwei ergänzende Vertiefungsstudien. Vertiefung 1 erfasst den aktuellen Forschungsstand rund um Multilokalität und multilokal Lebende, ergänzt aus der empirischen Arbeit in den Untersuchungsgebieten. Vertiefung 2 setzt sich mit Multilokalität in ländlichen Regionen Österreichs und planerischen Handlungsebenen in diesem Kontext auseinander. Auf Basis der Strukturanalyse der Untersuchungsgebiete und der Empirie werden aus Multilokalität resultierende Herausforderungen und Chancen für ländliche Regionen abgeleitet. Die vorliegende Studie ist das Ergebnis des Forschungsprojektes "Räumliche Handlungsmöglichkeiten im Kontext Multilokalität und ländlicher Raum". Das eineinhalb-jährige Forschungsprojekt wurde an der Technischen Universität Wien durch die Forschungsbereiche für Städtebau (Projektleitung), Soziologie und future.lab Research Center durchgeführt. Involviert waren zudem das Center Ländlicher Raum sowie die Forschungsbereiche für Bodenpolitik und Bodenmanagement und Örtliche Raumplanung. Das durch die die Tiroler GemNova Dienstleistungs GmbH und den deutschen Do&Think-Tank neuland21 e.V. komplettierte Projektteam wurde von lokalen Projektpartner*innen unterstützt. Finanziert wurde das Projekt über dafne.at vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.

Berichtsdateien

Projekt_Multilokal_Kurzfassung_Studie_bf_1110.pdf

Abstract (deutsch)

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Abstract (englisch)

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Projekt_Multilokal_Studie_bf_1110.pdf

Abstract (deutsch)

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Abstract (englisch)

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Publikationen

Alle Publikationen wurden vom Projektverantwortlichen eingetragen und liegen in dessen Verantwortung.

Schartmüller, L., Steinbrunner, B., Bruck, E., Schmid, K., Hölzl, D., Gartner, F., Hamedinger, A., Hochradl, H., Nadwornicek, F., Momburg, A., Hennig, S., Rizzo, M., Ilmer, A. (2023). Kurzfassung: Räumliche Handlungsmöglichkeiten im Kontext Multilokalität und ländlicher Raum .
Schartmüller, L., Steinbrunner, B., Bruck, E., Schmid, K., Hölzl, D., Gartner, F., Hamedinger, A., Hochradl, H., Nadwornicek, F., Momburg, A., Hennig, S., Rizzo, M., Ilmer, A. (2023). Räumliche Handlungsmöglichkeiten im Kontext Multilokalität und ländlicher Raum .