MELOSUS: Nachhaltige Bekämpfung von Maikäferengerlingen in exponierten Steilhangflächen

Projektleitung

Hermann Strasser

Forschungseinrichtung

Universität Innsbruck

Projektnummer

100373

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft| Amt der Tiroler Landesregierung

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Zur Zeit sind vier Beauveria-brongniartii-Wirkstoffe zur Kontrolle des Maikäfers (Melolontha melolontha) in Europa zugelassen. Alle vier Produkte basieren auf dem Garnulat-Typ \"verpilztes Gerstenkorn\", welche nur unter Anwendung einer modifizierten Schlitzsämaschine im Grünland und in Ackerkulturen appliziert werden können. Keines der registrierten Produkte kann derzeit ohne den Einsatz dieser Spezialmaschinen zur Kontrolle des Maikäfers eingesetzt werden. In Rahmen des EU-RTD Projektes (FAIR-CT98-4105) konnte von unserer Arbeitsgruppe eine neue Beauveriaformulierung entwickelt werden, welches als wasserdispergierbares Granulat und als Sporenprodukt vielseitig eingesetzt werden kann. Dies war notwendig geworden, da die adaptierten Schlitzsämaschinen nicht für den Einsatz im Steilhang und in schwerzugänglichen Obst- und Weinanlagen bzw. in Forstanlagen eingesetzt werden konnten. Aufbauend auf das „Know-how“ der BIPESCO-Gruppe in Innsbruck und dem Maschinenring Tirol (Rotholz) ist es Ziel, Wirkstoffformulierungen von Beauveria brongniartii (BIPESCO 2) auf Applikationsfähigkeit in Steilhangflächen zu prüfen. Die DEMO-Studie wird in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Tirol (Referat Pflanzenschutz) im Gebiet Aschau / Brandenberg in den Projektjahren 2008 und 2009 durchgeführt.

Schlagwörter (deutsch)

Maikäferkontrolle, Steilhang-Applikation, Flüssigformulierung, Produktoptimierung, Freilandstudie, Beauveria brongniartii

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Sustainable control of cockchafer larvae in steep areas

Abstract (englisch)

Presently, four products, based on Beauveria brongniartii, are registered in Europe for the control of the cockchafer (Melolontha melolontha). All four products consist of barley kernels covered with mycelium, and can only be applied by means of modified seed drills which can be used in meadows and agricultural lands. None of the registered products is suitable for control of the cockchafer when it occurs in areas that cannot be treated with the specialised machines.
The major challenge of the EU-RTD project (FAIR-CT98-4105) was the development of a new formulation of Beauveria based on water dispersable granules and wettable powder products which could be used in a number of ways. Development of these new formulations gives users greater flexibility in choosing application methods and allows the implementation of alternative control strategies. This was important because the adapted drilling machines could not be used in certain situations such as steep areas, closely spaced row crops or in forest systems.
Based on our experience and with the help of Maschinenring Tirol (Rotholz) the goal of this study is to demonstrate the potential use of 2nd generation Beauveria formulations (BIPESCO 2) in steep areas. The demonstration study is supported by the Agricultural Chamber Tyrol (Plant Protection Department) and will be conducted in the area Aschau / Brandenberg in 2008 and 2009.

Projektziele

Es gilt neue Melocont - Produkte sowie Applikationstechniken für die nachhaltige Bekämpfung von Maikäfer-Engerlingen in exponierten Steilhangflächen in Aschau/Brandenberg auszutesten. Die Melocont - Produkte, welche als Prototypen am Institut für Mikrobiologie (Universität Innsbruck) hergestellt werden, sollen mit Hilfe unterschiedlicher Applikationsmethoden (unterstützt durch Maschinenring Tirol, Rotholz), in eine Bodenschichttiefe von ca. 10 cm eingearbeitet werden. Zwei Varianten von Melocont - Flüssigformulierungen (d.h. Sporenwasser und Pilzbrühe) sollen mittels Sprühbalken und/oder Lanzeninjektion in den Boden injiziert werden bzw. nach einer Vorbehandlung des Bodens mit dem Spatenschlitzgerät, mit Hilfe einer Handbrause in den Boden eingewaschen werden. Auch ist eine Generalsanierung einer stark Maikäfer-geschädigten Bergwiese geplant – folgende Arbeitsschritte sollen durchgeführt werden: (i) Aufbereitung der geschädigten Grasnarbe mit einem Seilwinden-gezogenen Spatenschlitzgerät, (ii) Applikation von Melocont - Pilzgerste (händische Applikation), (iii) schließen der Spalten mittels Walze; (iv) Einsaat von Qualitätssaatgut (v) nochmalige Walzenbehandlung.
Auch werden im Versuchsgelände zu Demonstrationszwecken die klassische Melocont-Pilzgerstebehandlung mit Hilfe einer Schlitzsämaschine, sowie die Einarbeitung der Melocont-Pilzgerste mittels Kreiselegge, durchgeführt.
Um die notwendigen Daten für die Bewertung des Wirkstoffes sicherzustellen, sollen folgende Parameter in den Versuchs- und Kontrollflächen untersucht und auf Zusammenhänge überprüft werden: (i) Bestimmung der Maikäfer-Befallsdichte in den Versuchsflächen (alle Stadien); (ii) Beurteilung der mittleren Beauveria-Dichte im Boden unter Berücksichtigung der vertikalen Sporenpräsenz in den Horizonten 0 - 10 cm und 10,5 - 20 cm; (iii) Bestimmung der Effizienz des Pilzes, ausgedrückt durch die Infektionsrate der Maikäfer und Engerlinge in den Pilzbehandelten Versuchsflächen. Als Kontrollfläche werden zwei unbehandelte Grünlandflächen in unmittelbarer Nähe der Pilz-bestellten Versuchsflächen ausgewählt. Um die nachhaltige Wirkung der Produkte feststellen zu können, ist eine Wiederholung der Probennahme im Folgejahr geplant.

Praxisrelevanz

Langfristige Kontrolle von Maikäfer und deren Larven in Steilhanglagen sowie in unwegsamen Forst, Obst und Weinanlagen.
Erprobung kostengünstiger Applikationsstrategien: u. a. maschinelle Sanierung bzw. Behandlung von Steilhanglagen, Wein und Obstanlagen und Forst.
Etablierung von Erosionsschutzmaßnahmen zur Steilhangsicherung.
Der Projektnehmer wird eine Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Tirol, mit dem Maschinenring Tirol sowie den regionalen Bauernvertretern des Bezirkes Kufsteins sicherstellen.
Veröffentlichungen in \"peer review\"-Journalen sind geplant. Die Ergebnisse sollen auch einschlägigen wissenschaftlichen Gesellschaften präsentiert werden (Kongresse, Tagungen, sonstige Veranstaltungen).

Berichte

Abschlussbericht , 30.11.2009

Kurzfassung

Mit Beginn Frühjahr 2008 wurde ein zweijähriger Feldversuch in Aschau / Brandenberg Tirol begonnen, um biologische Bekämpfungsstrategien gegen den Maikäferengerling (Melolontha melolontha L.) zu testen. Als Prüfsubstanzen wurden Pilzbiomasse und Sporen von Beauveria brongniartii (Sacc.) Petch. (Isolat BIPESCO 2) verwendet. Als Kontrollsubstanz wurde das registrierte Produkt Melocont®-Pilzgerste (Reg. Nr. 2582) appliziert. Es wurden keine chemischen Pflanzenschutzmittel ausgebracht. Neben der Austestung der neuen Wirkstoffprototypen konnte der erfolgreiche Einsatz einer Kreiselwalze im Steilhanggelände zur Sanierung der stark geschädigten Grünlandflächen demonstriert werden. Als zukunftsweisend kann auch die Anwendung von Pilzmyzel und Sporenwasser betrachtet werden, welche mittels eines Lanzeninjektors in den Boden problemlos appliziert werden können. Die Maikäfer-Befallsstärke war ursprünglich mit mehr als 60 Engerlingen pro Quadratmeter in den unbehandelten Flächen als ausreichend einzustufen, wurde aber durch den Einsatz von technischen Applikationshilfen wie Kreiselwalze, Kreiselegge bzw. Schlitzsämaschine stark reduziert. Dies führte dazu, dass sich B. brongniartii nur bedingt gut, nach einer einmaligen Ausbringung, in den Behandlungsflächen etablieren konnte. Bedingt durch den niederschlagsreichen Frühsommer 2008, aber auch durch den großflächigen Einsatz des insektenpathogenen Pilzes B. brongniartii sowie der mechanischen Kontrollwirkung der Applikationsmaschinen, konnten keine Kahlfraßflächen in der Region festgestellt werden. Die hohen Niederschlagsmengen führten zu einer raschen und guten Wurzelerneuerung der Futterpflanzen. Schäden konnte nur vereinzelt in den unbehandelten und nicht sanierten Flächen beobachtet werden. Expositionsmessungen von Beauveria Aerosolen zeigten, dass unter Einhaltung üblicher Sicherheitsauflagen, keine Emissionsbelastungen für Personal und Umwelt bei der Feldspritzen- und Schlitzsämaschinenapplikation besteht. Alle verwendeten Prüfsubstanzen führten auch zu keiner negativen Beeinträchtigung der Grünlandwiese (d. h. Grünlandvegetation mit erhöhtem Kleegrasanteil bzw. Knaulgras, Wiesenschwingel und Wiesenrispe). Die Projektstudie ist repräsentativ für kontinentales Klima in Mitteleuropa.

Berichtsdateien

Projekt_Steilhang_Endbericht_BMLFWU_TLR.pdf

Autor/innen

Hermann Strasser, Sigrid Neuhauser und Martin Kirchmair