Ferkelkastration: Untersuchungen praxistauglicher Anästhesiemethoden für die Kastration männlicher Ferkel

Projektleitung

Andrea Ladinig

Forschungseinrichtung

Veterinärmedizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Schweine

Projektnummer

101482

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Schlagwörter (deutsch)

Ferkelkastration, Anästhesie, Lokalanästhesie

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Comparison between intramuscular and intranasal administration of sedative drugs used for piglet castration

Abstract (englisch)

The aim of the study is to test different drug combinations that induce sedation in piglets undergoing castration. The piglets will also receive a local anesthetic intratesticularly and meloxicam intramuscularly for intraoperative and postoperative anesthesia and analgesia, respectively. The study will be carried out at the Vet Farm (Medau) of the Vetmeduni Vienna. An initial feasibility study is designed to select drugs that provide adequate immobilization when given intranasally, so that the castration procedure results in minimal anxiety, defensive movements and vocalisation of the piglets. Male <1 week/old piglets will be randomly assigned to receive azaperone, midazolam, alphaxalone, azaperone + alphaxalone, azaperone + midazolam or midazolam + butorphanol, all intranasally. After sedation occurs, the testicles of all piglets will be infiltrated with a local anesthetic to achieve analgesia of the surgical field. The defensive reactions and heart rate during castration will be evaluated. In addition, the piglets will be observed after castration in order to assess the duration of the post-sedation phase and to observe when the piglets are again active and nursing. In a second phase, the suitable intranasal drugs/drug combinations will be compared with their respective intramuscular injections using the same criteria as before.

Projektziele

Ziel der Pilotstudie soll es sein, unterschiedliche Kombinationen aus Sedation bzw. Anästhesie mit Lokalanästhesie auf ihre Eignung für die Ferkelkastration zu testen. Die Pilotstudie soll in 2 Phasen durchgeführt werden: zunächst sollen unterschiedliche Kombinationen aus Sedativa und Anästhetika intranasal an Ferkel verabreicht werden, um ihre generelle Eignung für diese Applikationsart zu testen. Insgesamt sollen 6 verschiedene Anästhetika bzw. -kombinationen an einer geringen Zahl an Ferkeln getestet werden (n=5 pro Gruppe). Weitere 5 Tiere werden u.U. für die Optimierung der Dosis der getesteten Präparate verwendet.
Die beiden vielversprechendsten Kombinationen sollen dann in der zweiten Phase an einer größeren Anzahl von Ferkeln im Vergleich zur intramuskulären Applikation untersucht werden. Beide Versuche werden lediglich in einem Betrieb durchgeführt. Zur Untersuchung der Praxistauglichkeit sind weitere Versuche in mehreren Betrieben notwendig.
Das durch Sedation bzw. Anästhesie und Lokalanästhesie angestrebte Ziel soll eine Beruhigung der Ferkel während der Kastration sicherstellen, sodass es durch den Eingriff der Kastration zu minimalsten Abwehrbewegungen und Vokalisation der Ferkel kommt. Weiteres Ziel soll eine „akzeptable“ Schlafdauer sein; das Ziel sollte sein, dass die Ferkel innerhalb einer Stunde nach Beendigung der Kastration wieder aktiv am Gesäuge der Sau zu finden sind. Ein weiterer erhobener Parameter ist die Herzfrequenz, wobei ein Anstieg um maximal 25% vom Ausgangswert als tolerierbar angesehen wird.

Praxisrelevanz

Die derzeit übliche betäubungslose Ferkelkastration stößt in der Bevölkerung zunehmend auf Ablehnung, auch tierschutzrechtlich ist diese Praxis kritisch zu sehen.
Es gibt bereits sehr viele Studien zu möglichen Alternativen der betäubungslosen chirurgischen Ferkelkastration, wobei alle Methoden auch mit Nachteilen behaftet sind. Wenige Studien haben eine Kombination aus Sedation mit Lokalanästhesie untersucht. Erfahrungen aus der Praxis, durchgeführt von Tierärzten mit derzeit zugelassenen Medikamenten fürs Schwein, deuten auf eine vielversprechende Wirksamkeit der Kombination aus Sedation und Lokalanästhesie hin. Eine Prüfung in experimentellem Set-up mit Messung und Protokollierung von Abwehrbewegung, Vokalisation, Herzfrequenz und Nachschlafdauer ist jedoch noch ausständig.
Sollte sich eine der in dieser Studie untersuchten Kombinationen als gut wirksam herausstellen, könnte diese in Zukunft zur Schmerzausschaltung bei der Kastration männlicher Ferkel zum Einsatz kommen. Eine derartige Anästhesiemethode in Kombination mit Lokalanästhesie würde eine praxistaugliche Methode zur Vermeidung von Ebergeruch in der Zukunft darstellen. Da andere Alternativen entweder unzureichende Erfolge versprechen oder nicht bzw. kaum realisierbar oder wenig praxistauglich sind, wäre ein Erfolg dieser Studie ein großer Schritt zur Vermeidung der betäubungslosen Kastration in Österreich.

Berichte

Abschlussbericht , 30.06.2021

Kurzfassung

In Phase 2 des Projektes wurde die intranasale und intramuskuläre Applikation von 3 Medikamenten bzw. Medikamentenkombinationen verglichen, die sich in Phase 1 als vielversprechend herausgestellt haben. Es handelte sich dabei um Azaperon bzw. 2 Kombinationen aus Azaperon mit Alfaxalon bzw. Midazolam. Dabei wurde jeweils die höchste Dosierung verwendet. In einem zweiten Durchgang wurden dann auch niedrigere Dosierungen intramuskulär verabreicht, weil sich gezeigt hat, dass die Nachschlafphase bei Medikamenten mit akzeptabler Wirkungsweise sehr lang und für die Praxis nicht akzeptabel war. Im Vergleich zur Phase 1 wurde die Lokalanästhesie soweit als möglich optimiert, indem einerseits auf Lidocain gewechselt wurde und auch die Zeit zwischen Applikation des Lokalanästhetikums und der Kastration verlängert wurde. Leider war es so, dass kein Medikament bzw. keine Kombinationen in den unterschiedlichen Dosierungen zufriedenstellenden Resultate in Bezug auf gute Sedierung und lokale Schmerzausschaltung am Hoden bei gleichzeitig kurzer Nachschlafphase und akzeptabler Dauer bis zum Zurücksetzen zur Sau zeigten. Daher konnte im durchgeführten Projekt keine praxistaugliche Alternative, die zu einer zuverlässigen Schmerzausschaltung während der Kastration bei gleichzeitig akzeptabler Nachschlafphase führt, für die chirurgische Ferkelkastration ohne Schmerzausschaltung ermittelt werden.

Berichtsdateien

Abschlussbericht_Kastrationsprojekt_barr_frei.docx

Autor/innen

Andrea Ladinig