ESCHE in Not - II: Bedrohtes Erbgut Esche - Phase II
Projektleitung
Thomas Geburek
Forschungseinrichtung
Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft
Projektnummer
101476Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Amt der Burgenländischen Landesregierung| Amt der Kärntner Landesregierung| Amt der Niederösterreichischen Landesregierung| Amt der Oberösterreichischen Landesregierung| Amt der Salzburger Landesregierung| Amt der Steiermärkischen Landesregierung| Amt der Tiroler Landesregierung| Amt der Vorarlberger Landesregierung| Amt der Wiener Landesregierung| Landwirtschaftskammer Österreich| Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus
Allgemeine Projektinformationen
Schlagwörter (deutsch)
Esche, Eschentriebsterben, Resistenzzüchtung, Freilandversuch,
Titel (englisch)
Ash in Distress - Phase II
Abstract (englisch)
Projektziele
Es sollen folgende Ziele erreichet werden:
1. Auswahl von gegenüber dem Eschentriebsterben hochresistenten Sämlingen mit gleichzeitig erhöhter Resistenz gegenüber Armillaria spec.
2. Praxisreife Bereitstellung eines Eschen-Klongemisches und Testanbauten in Forstbetrieben
3. Etablierung einer Samenplantage zur Erzeugung hochresistenten Eschenvermehrungsgutes
4. Information über das Projekt an die Öffentlichkeit, forstliche Praxis und den Naturschutz
Ad 1.
Es wird eine Mehrphasen-Auslese innerhalb von aus feldresistenten Eschen gewonnenen Sämlingen angewendet:
Die Ergebnisse der bisherigen und in der Projektlaufzeit erhobenen Daten aus den Anbauversuchen bezogen auf forstlich relevante Merkmale sowie Schädigungen durch Hymenoscyphus franxineus im BFW-Versuchsgarten stellen die wichtigste Grundlage der phänotypischen Selektion dar.
Teilziel 1.1 Identifizierung von symptomfreien Nachkommen aus ca. 35.000 Sämlingen
Basierend auf den vorhandenen und noch zu erhebenden Daten aus allen Teilversuchen werden solche Individuen ausgewählt, welche gegenüber dem Triebsterben die höchsten Resistenzen gemessen als Zuchtwerte aufweisen.
Teilziel 1.2 Auslese von nicht miteinander verwandten Individuen
Um eine möglichst große genetische Vielfalt nach einer Auslese zu erhalten, werden solche Individuen ausgewählt, welche nicht miteinander verwandt sind bzw. nur einen geringen durchschnittlichen Verwandtschaftsgrad innerhalb der ausgelesenen Sämlinge aufweisen.
Teilziel 1.3 Auslese basierend auf forstlich relevanten Merkmalen
Obwohl die Resistenz gegenüber H. fraxineus das wichtigste Auslesekriterium darstellt, sollen bei ansonsten gleicher Eignung forstliche Merkmale wie z.B. Wuchsleistung und Formeigenschaften berücksichtigt werden.
Teilziel 1.4 Auslese resistenter Individuen anhand von genomischen Markergenen
Molekulare Marker (SNP=single nucleotide polymorphism), welche in britischen Versuchen eine Genauigkeit der Resistenz-Vorhersage von mehr als 90 % erbrachten, werden für die Auslese eingesetzt. Aus mehr als 9 Millionen Markern wurden mehr als 3000 SNP identifiziert, welche mit dem Eschentriebsterben assoziiert sind. Von diesen sind 60 SNPs in oder nahe von solchen kodierenden Genen, welche in der Pathogenabwehr bei anderen Pflanzenarten eine Rolle spielen. Diese SNPs sollen im Projekt verwendet werden, um die Auswahl auch auf molekularem Weg abzusichern.
Teilziel 1.5 Weitere Auswahl durch künstliche Infektion durch H. fraxineus
In o.g. Teilzielen wurden verschiedene Selektionsschritte realisiert. Diese basierten primär auf den Selektionsbedingungen im BFW-Versuchsgarten. In dieser Region ist der Infektionsdruck durch viele benachbarte vom Eschentriebsterben befallenen Bestände relativ hoch. Zusätzlich wurde der Infektionsdruck durch das Auslegen von mit H. fraxineus befallenen Blattspindeln erhöht. Zusätzlich soll eine künstliche Infektion durch Übertragung von Sporen (Inokulation) in das Pflanzengewebe erfolgen und der Krankheitsverlauf beobachtet werden. Da eine Inokulation arbeitsintensiv ist, kann dieses Verfahren nur für bereits sehr stark ausgelesenes Pflanzenmaterial, d.h. für weniger als 1 % der 35000 Sämlinge angewendet werden. Unter diesem Teilziel sollen ferner die Korrelationen zwischen der Erkrankung nach der Inokulation und der Erkrankung unter Feldversuchsbedingungen sowie zu den phänotypischen Merkmalen erfasst werden.
Teilziel 1.5 Weitere Auswahl nach künstlicher Infektion durch Armillaria cepistipes und A. gallica.
Armillaria cepistipes und A. gallica sind die häufigsten Hallimasch-Arten an vom Triebsterben erkrankter Eschen. Diese Erreger sind schwer zu diagnostizieren und führen zu einer starken Minderung der Stabilität der Eschenbestände führen. Daher wird das in den vorangegangenen Selektionsschritten ausgelesene Pflanzenmaterial künstlich infiziert und die genetischen Korrelationen zur Erkrankung durch Hymenoscyphus fraxineus sowie zu den phänotypischen Merkmalen werden erhoben.
Ad 2.
Ca. 150 Eschensämlinge, welche die verschiedenen Selektionskriterien am besten erfüllen, werden aus den 35.000 Individuen ausgewählt und bilden die Grundlage für Vegetativvermehrung, als auch als Material für die zu etablierende Samenplantage. Während des Projektes werden drei Testflächen mit einem Klongemisch in forstlichen Betrieben angelegt. Da die Einschätzung der Resistenz gegenüber dem Eschentriebsterben mit einer andauernden Disposition sicherer und damit wertvoller wird, soll das Testklongemisch mit einer hohen Anzahl an Klonen zusammengestellt werden, um zukünftig weitere Auslesen zu ermöglichen. Es bietet so auch bei Änderungen der Resistenz-Rangfolge und damit gegebenenfalls Reduktion an Klonen eine genügend hohe genetische Vielfalt. Da im Falle einer späteren kommerziellen Nutzung der Gesetzgeber im Forstlichen Vermehrungsgutgesetz normiert, dass die einzelnen Klone identifizierbar sein müssen, dienen die verwendeten 200 SNPs (siehe Teilziel 1.4) gleichzeitig auch für die Erstellung des klonspezifischen DNA-Fingerabdrucks.
Ad 3.
Das unter dem Teilziel 2 ausgelesene Pflanzenmaterial dient auch zur Etablierung einer Eschen-Samenplantage. Ferner wird im Rahmen der Etablierung der Plantage ein entsprechender Klonverteilungsplan ausgearbeitet, welcher die genotypischen Abstände basierend auf den 200 SNPs der einzelnen Klonpflanzen (= Rameten) zu ihren Nachbarpflanzen maximiert und so dazu beiträgt, dass bei einer allfälligen Paarung die klonale Selbstbefruchtung minimiert wird. Aus wissenschaftlicher Sicht wird die Anlage durch die für Eschen typische Triözie (weiblich, männlich, bisexuell) erschwert. Zudem ist die Geschlechtsausprägung über das Alter nicht stabil und in der Phase der Auslese nicht erkennbar.
Ad 4.
Große Teile der Öffentlichkeit, die gesamte forstliche Praxis und auch der Naturschutz sind bezüglich des Eschentriebsterbens in hohem Maße sensibilisiert. Im Rahmen dieses Projektes soll die erfolgreiche mediale Arbeit des Vorläuferprojektes fortgesetzt werden, indem alle zur Verfügung stehenden Medien genutzt werden, um über die getroffenen Maßnahmen zur Erhaltung der Esche zu informieren.