Energy Cropping 45Mt: Möglichkeiten zum Erreichen des Zieles von 45 Mio t Öläquivalent aus Energiepflanzen in der EU im Jahr 2010

Projektleitung

Josef RATHBAUER

Forschungseinrichtung

Direktion FJ-BLT

Projektnummer

10078

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Options for Achieving the Target of 45 Mtoe from Energy Cropping in the EU in 2010

Projektziele

Im Europäischen Weißbuch „Energie für die Zukunft: Erneuerbare Energieträger“ wird der Biomasse ein hohes Potential zur Erfüllung der darin genannten Ziele attestiert. Als Ziel ist in diesem Weißbuch bis zum Jahre 2010 eine Zunahme der Bioenergie im Ausmaß von 90 Mtoe (= Million t Öläquivalent) fixiert. Die Hälfte davon - 45 Mtoe - soll durch Energiepflanzen abgedeckt werden.
Ziel des Projekts ist es
* den Ist-Zustand der Energiepflanzennutzung in den am Projekt teilnehmenden Ländern darzustellen
* eine Wirtschaftlichkeitsanalyse für ausgewählte Energiepflanzen durchzuführen
* die derzeitigen Förderregime für Energiepflanzen aufzuzeigen
* die Differenz zwischen aktuellen Produktionskosten und den Preisen, den Anlagenbetreiber gewillt sind zu bezahlen, zu kalkulieren
* einen Europäischen Atlas zu erstellen, in dem ersichtlich ist, welchen Anteil Energiepflanzen aufgrund der klimatischen Rahmenbedingungen bei Nutzung in konventionellen oder zukünftigen Anlagen in den jeweiligen Ländern zur Erfüllung der genannten Ziele beitragen können.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2003

Kurzfassung

Obwohl große Anstrengungen bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten für Energiepflanzen auf EU- und nationaler Ebene gesetzt wurden ist deren Nutzung nach wie vor sehr gering und deren Anbau meist auf Versuchsflächen begrenzt. Wissenschafter und Politiker sind skeptisch, ob das theoretisch bestehende Potential dieser Pflanzen in naher Zukunft als Ressource in bereits in Betrieb befindlichen oder neu zu errichtenden Anlagen genutzt werden wird. Die Nutzung von Neben- und Koppelprodukten spielt dabei als Wegbereiter für Energiepflanzen eine große Rolle. Die Nutzung von Sägenebenprodukten – in Österreich vollständig etabliert – ist EU-weit gesehen jedoch noch nicht der Regelfall. Die Verwertung von Rückständen, um Entsorgungskosten zu vermeiden führt dazu, auch größere Projekte und die Nutzung von Erneuerbaren Energieträgern zu entwickeln. Parallel dazu werden auch die Kontakte zu Banken und Investoren hergestellt. Eine große Anzahl an Energiepflanzen wurde untersucht und eine Reihe von spezifischen Pflanzen je nach den klimatischen Rahmenbedingungen stehen zur Verfügung. Die Trockenmasseerträge gehen unter optimalen Bedingungen bis zu 30 t /ha und Jahr, im Durchschnitt unter Berücksichtigung der mittel- und nordeuropäischen Länder ist mit jährlichen Erträgen von 10 bis 12 t Trockenmasse/ha zu rechnen. Unter Berücksichtigung der verfügbaren Agrarflächen haben die in diesem Projekt untersuchten Szenarios gezeigt, dass in den Ländern der EU 15 Biomasse im Ausmaß von 41 Millionen Tonnen Erdöläquivalenten (Mtoe) erzeugt werden kann, wenn lediglich die Stilllegungsflächen gänzlich für den Energiepflanzenanbau genutzt werden. Die anderen beiden Szenarios wurden unter folgenden Gesichtspunkten entworfen: 1. Ein Teil der für die Getreideproduktion genutzten Ackerflächen bringt den Landwirten trotz hoher Förderungen nur geringe Einkommen. 2. Unter der Annahme, dass alle Stilllegungsflächen und 10 % der für Getreideanbau genutzten Ackerflächen mit Energiepflanzen kultiviert werden, kann Biomasse im Ausmaß von 60 Millionen Tonnen Erdöläquivalenten (Mtoe) produziert werden. 3. Sobald die gesamten Stilllegungsflächen und 20 % der derzeit für die Getreideproduktion genutzten Ackerflächen für den Energiepflanzenanbau verwendet werden, kann Biomasse im Ausmaß von 78 Millionen Tonnen Erdöläquivalenten (Mtoe) erzeugt werden Die Unterschiede zwischen den verschiedenen EU-Ländern können leicht erklärt werden: Die Bedeutung des Primären Sektors, der Landwirtschaft, bezüglich des Bruttoinlandsprodukts variiert sehr stark. In Spanien und Griechenland zum Beispiel besteht ein großes Potential und in Verbindung mit der Möglichkeit der Schaffung von Arbeitsplätzen stellt die Energiepflanzenerzeugung auch eine vielversprechende Option dar. Im Gegensatz dazu haben die Niederlande ein viel geringeres Potential und auch die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen in diesem Bereich ist viel niedriger. Die klimatischen Bedingungen beeinflussen den Anbau und die Ertragshöhe von Energiepflanzen und damit auch ihre Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu konventionellen Kulturen sehr stark. Bezüglich der Wertschöpfung hat sich bei der Vergleichskultur Winterweizen gezeigt, dass dessen Produktion unter aktuellen Bedingungen in den EU-Ländern ohne Förderungen unwirtschaftlich ist oder nur geringe Deckungsbeiträge bringt. Die Deckungsbeiträge von Winterweizen sind in Griechenland (mit -193 €/ha und ohne Beregnung –229 €/ha), in Finnland (-638 €/ha), in Italien (-122 €/ha) und in Dänemark (-200 €/ha) negativ. Die entsprechenden Werte sind in Österreich (+106 €/ha) und in den Niederlanden (+151 €/ha) positiv. Durch die Förderungen werden bis auf Finnland (-19 €/ha nach Förderungen) die Deckungsbeiträge auf Werte von 108 €/ha (Dänemark) bis 566 €/ha (Niederlande) verbessert. Als ein Beispiel wurde der Anbau von Miscanthus in den verschiedenen Ländern untersucht. Die gesamten anteiligen jährlichen Produktionskosten variieren von 732 €/ha (Österreich) bis zu 1241 €/ha (Griechenland). Neben Miscanthus wurden von den jeweiligen Projektpartnern ein oder zwei weitere Energiepflanzen ausgewählt und mit Winterweizen bzw. den anderen Energiepflanzen verglichen. Zu den betrachteten Pflanzen zählten Cardoon, Weide, Reed canary grass, Eukalyptus, Pappel und Ro-binie. Alle untersuchten Energiepflanzen zeigten positive Deckungsbeiträge jedoch mit einer großen Bandbreite. Cardoon in Griechenland und Eukalyptus, Pappel und Robinie in Italien führen zu Deckungsbeiträgen von 338 bis 393 €/ha unter Einbeziehung der Förderungen. Reed canary grass erbringt in Finnland Deckungsbeiträge von 140 €/ha und Weide in Deutschland von 73 €/ha, ebenfalls unter Einbeziehung der Förderungen. Empfehlungen: * Nischenmärkte für Energiepflanzen je nach Anwendung (z.B.: Kraftstoffe, Wärmeerzeugung, Feste biogene Brennstoffe für Cofiring mit Kohle, etc.) als auch nach den verfügbaren Agrarflächen (Bodenart,..) sind zu definieren. * Die derzeitige Nutzung von Koppel- und Nebenprodukten soll auch für die Entwicklung der Energiepflanzennutzung eingesetzt werden. Dieser Ansatz nutzt den derzeitigen Bedarf bei der Rückständeverwertung (-entsorgung) auch für die Einführung von Energiepflanzen. Das Ergebnis wären deutlich größere Anlagen, die neue Investoren und Interessentengruppen zur Biomasseszene bringen. * Das bestehende Wissen bezüglich Anbau von Energiepflanzen soll auch den zehn Beitrittskandidatenländern verfügbar gemacht werden. Deren Rolle im Bereich der Versorgung mit erneuerbaren Energieträgern als auch deren Beschäftigungspolitik, soziale und ökonomische Entwicklung etc. ist zu definieren. Schließlich ist in den meisten dieser Beitrittsländer die Möglichkeit des Cofirings von Energiepflanzen in alten und starke Emissionen verursachenden Kraftwerken unter Berücksichtigung eines großen agrarischen Sektors in Betracht zu ziehen (kohlebefeuerte Anlagen können für das Cofiring von Energiepflanzen und andere Biomasse ungerüstet werden; dies würde die Kosten für fossile Energieträger reduzieren und neue Arbeitsplätze schaffen). * Die Rolle, die der Handel mit Energiepflanzen spielen kann, ist zu definieren; z.B. in osteuropäischen Ländern erzeugte Energiepflanzen können die Rohstoffversorgung für diverse Kohlekraftwerke in den derzeitigen EU-Mitgliedsländern liefern und alternative Einkommensmöglichkeiten für die Landwirtschaft der neuen EU-Länder darstellen. * Das Fehlen jeglicher Politik, um die Energiepflanzenproduktion zu propagieren ist das wesentliche Hemmnis bei deren Verbreitung. Die Förderrichtlinien für Energiepflanzen sind derzeit wesentlich von den GAP-Anforderungen beeinflusst, die wiederum stark von den Grenzen der EU Agrarpolitik und teilweise von der Politik für den ländlichen Raum, die auf der Beschränkung von Ackerflächen mit Überschussproduktion fußt, bestimmt werden. Die Förderung einer gemeinsamen Marktord-nung für Energiepflanzen sollte vielmehr im Rahmen einer breiteren Sektorpolitik der Gemeinschaft angedacht und installiert werden. Die Formulierung einer derartigen Energiepflanzen-Marktordnung soll vielmehr nicht ein Werkzeug der gemeinsamen Agrarpolitik sondern eine wichtige Komponente der Gemeinschaftspolitik zur Disseminierung des Sektors der erneuerbaren Energie sein.