Eferdinger Becken: Bewertung von pflanzenbaulichen Maßnahmen zur Verminderung der Stickstoffverlagerung des Feldgemüsebaus im Südlichen Eferdinger Becken

Projektleitung

Richard Dietrich

Forschungseinrichtung

Österreichische Vereinigung für Agrar-, Lebens- und Umweltwissenschaftliche Forschung (ÖVAF) ehem. Österreichische Vereinigung für Agrarwissenschaftliche Forschung (ÖVAF)

Projektnummer

1208

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Evaluation of measures to reduce nitrate leaching in field vegetable growing in Upper Austria

Projektziele

Evaluierung wichtiger Maßnahmen zum Grundwasserschutz im Feldgemüsebau im Südlichen Eferdinger Becken.
Weiterentwicklung der Integrierten Produktion im Feldgemüsebau unter besonderer Berücksichtigung der Ernterückstände.
Fortsetzung eines bereits seit 2 Jahren laufenden Feldversuches in Eferding/OÖ auf 2 Standorten (Gemüsebaubetrieben im Eferdinger Becken), auf denen Sickerwassersammler im Jahre 1998 eingebaut wurden, und Ergänzung durch einen weiteren Standort zur besonderen Abschätzung der Wirkung der Ernterückstände von Industriekraut. Dabei sollen weitere Daten über Ertrag, mineralischen Stickstoff, Sickerwassermengen und Nitratkonzentrationen im Sickerwasser gewonnen werden.
Durch die mehrjährige Laufzeit und durch unterschiedliche Intensitätsstufen sollen die Auswirkungen auf die Ertragshöhe, Ertragssicherheit und die Qualität der Ernteprodukte und auf den Stofftransport, im besonderen auf die Nitratverlagerung und die Nitratkonzentration im Sickerwasser, abgeschätzt werden.

Praxisrelevanz

Das ggstl. Projekt ist neben einem Lysimeterversuch im Marchfeld der einzige Feldversuch im Spannungsfeld von Feldgemüsebau und Grundwasserschutz in Österreich und wird auf drei Praxisbetrieben in enger Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur, dem Institut für Kulturtechnik in Petzenkirchen, der Bodenschutzberatung und der Landwirtschaftskammer durchgeführt.
Die besondere Bedeutung des Projektes liegt einerseits in der Evaluierung der gängigen Praxis des IP-Feldgemüsebaues und andererseits in zusätzlichen praxisnahen Maßnahmen für den grundwasserverträglichen Gemüsebau, gemeinsam mit der Praxis (Versuchsbetriebe, LWK) unter den derzeit herrschenden Marktbedingungen. Die Ergebnisse sollen der Evaluierung und möglichen Verbesserung der ÖPUL-Maßnahme Integrierte Produktion (IP) im Feldgemüsebau dienen, aber auch Standortdaten für mögliche spätere Modellrechnungen bereitstellen. Das Projekt liefert daher wertvolle Informationen für die Landwirtschaft selbst, zur Verbesserung des Stickstoffmanagements, und für die Wasserwirtschaft im Hinblick auf den Nitrataustrag, wobei aufgrund der Projektkonstellation die speziellen Interessen beider Seiten vertreten sind. Zukünftige Wasserschutzmaßnahmen können nur im Konsens mit der Landwirtschaft gesetzt werden und sollen die Marktposition des österreichischen Gemüsebaues im zunehmend härter werdenden internationalen Konkurrenzkampf nicht weiter verschlechtern. Dazu ist vermehrtes standortbezogenes Wissen um die Zusammenhänge zwischen N-Versorgung und Ertrag/Qualität notwendig, wofür das gegenständliche Projekt einen sicherlich entscheidenden Beitrag liefern kann.

Berichte

Abschlussbericht , 01.05.2002

Kurzfassung

Der wirtschaftlich bedeutende Feldgemüseanbau im Südlichen Eferdinger Becken (ca. 20 km westlich der Linzer Stadtgrenze) ist gekennzeichnet durch eine sowohl für den Frischmarkt als auch für die Verarbeitungsindustrie bestimmte vielfältige Gemüsepalette. Die überwiegend kleinbäuerliche Struktur führte zu hohen Gemüseanteilen am Ackerland mit wenig Ausweichmöglichkeiten. Aufgrund der hohen Bewirtschaftungsintensität und Düngung kam es zu beachtlichen Nitrateinträgen ins Grundwasser mit gebietsweiser Schwellenwertüberschreitung. Für viele Gemüsearten, im besonderen für Blatt- und Kohlgemüse ist zur Erreichung eines hohen vermarktungsfähigen Anteils am Erntegut eine hohe Bewirtschaftungsintensität erforderlich. Ein Großteil dieser Gemüsearten werden zusätzlich aus dem vollen vegetativen Wachstum heraus geerntet und häufig auf leichten durchlässigen Böden produziert. Zur Erhaltung und langfristigen Sicherung des Gemüseanbaues im Südlichen Eferdinger Becken sind daher Maßnahmen erforderlich, die mittelfristig die Nitratverlagerung ins Grundwasser reduzieren. Zur Beurteilung unterschiedlicher Maßnahmen auf die Verminderung des Nitrataustrages wurden bei zwei für das Produktionsgebiet repräsentativen Betrieben im Februar 1998 Sickerwassersammler errichtet, die einerseits die Menge an Sickerwasser und andererseits die Höhe der NO3-Befrachtung des Sickerwassers aufzeigen. Aus den bisherigen Ergebnissen kann geschlossen werden: Das kulturbegleitende N-Sollwertsystem (KNS-System) in der 'Integrierten Gemüseproduktion' ist im Untersuchungsgebiet die Basis zur Verminderung einer Nitratverlagerung bzw. Auswaschung. Die Stickstoffdüngerbemessung nach dem KNS-System führte bei den Gemüsearten Kopfsalat, Karfiol und Sellerie zu keinen wesentlichen Ertrags- und Qualitätsverminderungen. Auch bei Einhaltung der N-Düngerempfehlung nach dem KNS-System sind auf den angeführten Standorten (leichte Böden mit hoher nutzbarer Speicherfähigkeit) kurzzeitige NO3-Befrachtungen des Sickerwasssers, die über dem Schwellenwert liegen, nicht auszuschließen. Eine Reduktion der N-Düngermengen um 30 % unter den N-Sollwert (KNS-System) führte bei den Gemüsearten Salat, Karfiol und Chinakohl (Ergebnisse nicht angeführt) zu Ertragsverminderungen und zusätzlich zu einer Reduzierung der anteilsmäßigen vermarktungsfähigen Erntemenge. Dieser Einfluss kann aber durch weitere Maßnahmen, wie z.B. Grünrogggen-Zwischenfurcht in der negativen Wirkung vermindert werden. Die Reduktion der N-Düngermengen um 30 % unter den N-Sollwert führte überwiegend zu geringeren Nmin-Gehaltswerten. Die Nitrat-Gehaltswerte im Presssaft der Marktware von allen Vergleichsvarianten und Ernteterminen lagen deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten. Eine variantenbezogene, deutlich reduzierte N-Düngung führte zusätzlich zu einer Verminderung des Gehaltswertes. Die Zwischenbegrünung mit Grünroggen ergab überwiegend signifikant positive Ergebnisse. Voraussetzung ist jedoch eine optimale Einarbeitung bei günstigen Bodenwasser-gehalten. Ein mattenförmiges Einpflügen bei zu feuchten Bodenbedingungen wirkt sich bei Salat negativ aus. Unter den vorgegebenen standörtlichen Boden-, Bewirtschaftungs- und Fruchtfolgebedingungen war Phacelia im Vergleich zu Grünroggen als Zwischenfrucht bei Salat nicht so günstig. Die N-Bilanzierung des Sickerwassers über die drei Jahre ergab auf den angeführten Standorten eine maximale jährliche Stickstoffverlagerung von etwa 100 bis 110 kg NO3-N/ha. Übliche Verluste dürften sich in einer Größenordnung von etwa 50 kg NO3-N/ha bewegen. Durch die gesetzten Sanierungsmaßnahmen konnte eine Verminderung der Nitratverlagerung zwischen 10 und 70 kg NO3-N/ha erreicht werden. Aufgrund der vorgegebenen Standortbedingungen (Boden und Klima) ist trotz Ausschöpfung aller Sanierungsmaßnahmen eine kurzeitige Nitratauswaschung bzw. NO3-Schwell-wertüberschreitung im Sickerwasser nicht auszuschließen. Dies bestätigen auch die Ergebnisse von anderen Grundwassersanierungsprojekten. Es ist aber hervorzuheben, dass durch eine großflächige Gemüseproduktion nach den Richtlinien des 'Integrierten Gemüsebaues' und durch Sondermaßnahmen mittel- und langfristig geringere Nitrateinträge ins Grundwasser erfolgen. Im Grundwasserbeobachtungsgebiet soll die aktuelle und zukünftige Gemüseproduktion ganzflächig in Form des 'Integrierten Gemüsebaus' unter Einbeziehung des N-Sollwertsystems (KNS-System) erfolgen. Unmittelbar nach der letzten Ernte ist der Anbau einer flächendeckenden Zwischenbegrünung mit gräserartigen oder artfremden winter-harten Fruchtarten zu empfehlen. Nur auf Flächen mit früher Frühjahrsbestellung (z.B. Salat unter Vlies) sind abfrostende Fruchtarten aus praktischen Erwägungen vorzuziehen. Die Vegetationszeit der Zwischenfrucht-Begrünung soll ab Aussaat mindestens 50 Vegetationstage betragen. Wintergetreide als Nachfrucht ersetzt die erforderliche Zwischenfrucht. Eine über das N-Sollwert (KNS-System) hinausgehende Stickstoff-Düngerreduzierung führt überwiegend zu Ertragsverminderungen und soll generell unter fachlicher Beratung und Betreuung der Landwirtschaftskammer erfolgen und auf speziell ausgewiesene Flächen und spezielle Kulturarten (bzw. Pflanztermine) beschränkt bleiben. Die vorliegenden Ergebnisse und Messdaten der unterschiedlichen Produktions- und N-Düngungsmaßnahmen, sowie deren Auswirkungen auf den Bodenwasserhaushalt, den Sickerwasseranfall und den Nitrataustrag sollen über eine Modellierung einer Plausibilitätsüberprüfung unterzogen werden.