BioOptiFood: Anbauoptimierung von Bio-Speisekulturen im Alpenvorland

Projektleitung

Daniel Lehner

Forschungseinrichtung

Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

102024

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft 

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Dieses Projekt baut auf den Erkenntnissen des vorlaufenden Projekts BioFieldFood auf und verfolgt das Ziel, die hierbei gewonnenen Erfahrungen zu vertiefen und praxisgerechte Techniken und Verfahren zum Anbau - und in weiterer Folge auch der Verarbeitung - von ackerbaulichen Speisekulturen zur Verfügung zu stellen. Die Dissemination von Ergebnissen und den Möglichkeiten zur Kultivierung von neuen und wieder aufgegriffenen Kulturen veranlasste bereits zahlreiche Bäuerinnen und Bauern, diese Nutzpflanzen in die Fruchtfolge einzubauen und auf ihren Äckern auszusäen beziehungsweise zu pflanzen. Es zeigte sich, dass sowohl die behandelten Speiseleguminosen als auch die Süßkartoffel grundsätzlich bereits gut in den humiden Gebieten des Alpenvorlandes unter biologisch geführten Bedingungen gedeihen und besonders in Bio-Qualität von Konsumentinnen und Konsumenten nachgefragt werden.
Die bereits in der Vergangenheit durchgeführten Versuche der im Projekt behandelten Kulturen zeigten jedoch im Verlauf einer Vegetationsperiode eine gewisse Anzahl an Herausforderungen, besonders im Umgang mit den Prozessen rund um die Ernte und mit wesentlichem Einfluss auf die daraus resultierende Qualität. Diese Umstände sind in erster Linie auf die klimatischen Bedingungen des Alpenvorlandes zurückzuführen, welche sich stärker durch abwechselnde Witterungslagen auszeichnen als beispielsweise das östlich gelegene, semi-aride Gebiet Österreichs. Da insbesondere bei Körnerleguminosen zur Humanernährung die Qualität des Ernteguts eine tragende Rolle spielt, ist ein bedeutender Fokus auf die Maßnahmen zur Sicherstellung dieser Anforderungen zu legen. Die entscheidenden Schritte und Techniken dazu sollen in diesem Projekt identifiziert und anschließend verbessert werden. Um eine hohe Aussagekraft zu erhalten, werden die Versuche stets auf zwei unterschiedlich wertigen Böden angelegt.

Bei Süßkartoffeln ist die Wahl und Variation von Anbau- und Erntezeitpunkten und vor allem die daraus resultierende Vegetationsdauer für die Ausformung der geernteten Knollen wesentlich. So kann sich die Qualität und Quantität der Knollen in kurzen Zeiträumen rasch verändern. Am Markt jedoch wird nur eine bestimmte Größe und Form als verkäuflich gezählt. Darüber hinaus sind erstmals Versuchsfragestellungen zum Trockenreisanbau unter biologischen Bedingungen im Alpenvorland enthalten. Abgerundet werden die Kulturen durch Versuchsfragen im Speisekürbisanbau.


Schlagwörter (deutsch)

Leguminosen, Linsen, Kichererbsen, Trockenbohnen, Biologische Landwirtschaft, Körnerleguminosen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Cultivation optimisation of organic food crops in the Alpine foothills

Abstract (englisch)

This project builds on the findings of the previous BioFieldFood project and aims to deepen the experience gained and provide practical techniques and processes for cultivation and subsequent processing of arable food crops. The dissemination of results and the possibilities for cultivating new and reintroduced crops has already prompted numerous farmers to include these crops in their crop rotation and to sow or plant them in their fields. It has been shown that both the treated edible legumes and the sweet potato already grow well in the humid regions of the Alpine foothills under organic conditions and are in demand by consumers, especially in organic quality.

The trials already carried out in the past on the crops covered by the project revealed a certain number of challenges over the course of a growing season, particularly in dealing with the processes surrounding the harvest and with a significant influence on the resulting quality. These circumstances are primarily due to the climatic conditions in the foothills of the Alps, which are more characterised by alternating weather conditions than, for example, the semi-arid region of Austria to the east. Since the quality of the harvested crop plays a key role, particularly in the case of grain legumes for human nutrition, a significant focus must be placed on measures to ensure that these requirements are met. The decisive steps and techniques for this are to be identified and subsequently improved in this project.

In the case of sweet potatoes, the choice and variation of cultivation and harvesting times and, above all, the resulting vegetation period is essential for the shape of the harvested tubers. This means that the quality and quantity of the tubers can change rapidly over short periods of time. On the market, however, only a certain size and shape is counted as saleable. In addition, for the first time, experimental questions on dry rice cultivation under organic conditions in the Alpine foothills are included. The crops are rounded off by experimental questions on pumpkin cultivation.

Schlagwörter (englisch)

legumes, lentils, chickpeas, organic agriculture, grain legumes

Projektziele

Nach dem seit Beginn des 21. Jahrhunderts die Anbauflächen von Speiseleguminosen eine erste Ausweitung erfuhren, wurde das Interesse an den wiederentdeckten Kulturen durch die sich rasch beschleunigende Klimaänderung und auch den bisherigen Forschungsarbeiten der HBLFA Raumberg-Gumpenstein in diesem Bereich in Österreich merklich gesteigert. Der bereits gefestigte Anbau besonders von Speiseleguminosen hat sich vom östlichen Österreich aus auch in andere Gebiete ausgedehnt. Da aber außerhalb dieses Produktionsgebietes noch wesentlich weniger günstiges Klima vorherrscht, bedarf es einer Reihe an Anpassungen, um auch in diesen Gebieten - besonders aber im Alpenvorland - entsprechende Qualitäten hervorzubringen. Alle relevanten Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels sollen in diesem Projekt geprüft werden und beziehen sich dabei nicht ausschließlich auf die Schritte und Prozesse am Feld. Insbesondere im biologischen Anbau treten mehr Herausforderungen bei diesen noch nicht alltäglichen Kulturen auf. Durch nun zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten und Abläufen kann präzise an diesen Fragen gearbeitet werden und Lösungen der Praxis zur Verfügung gestellt werden, um ein optimales Produktergebnis zu erreichen. Um eine möglichst große Datengrundlage zu erhalten, werden die Versuche jeweils auf zwei unterschiedlichen Standorten des Betriebs angelegt. Da sich diese in den Bodenverhältnissen- und Eigenschaften wesentlich unterscheiden, ist es somit möglich, eine qualifizierte und differenzierte Aussage für die Praxis zu treffen. Diese Umstände beeinflussen nicht nur die Höhe der Erträge sondern mitunter auch die Ausprägung und Ausformung der Erntegüter. Die zur Verfügung stehenden Flächen auf den Betrieben sind ebenfalls standortbezogen einer breiten Streuung unterworfen. Nicht zu vernachlässigen an diesen Kulturen ist auch der positive ernährungsphysiologische Aspekt von Hülsenfrüchten, welcher eine entsprechend konstant steigende Nachfrage mit sich zieht und somit auch als Motivation für den Anbau dient. Als weiteren, positiven ökologischen Aspekt wird von den meisten der in den Versuchen enthaltenen Kulturen ein Anbau in Mischkulturen bzw. mit einer Zweitkultur zur Nutzung durchgeführt.

Als gänzlich neue Kultur wird der Anbau von Reis durchgeführt. Ein erster Vorversuch zeigte, dass die Kultivierung im Alpenvorland als Trockenreis möglich ist. Der Anbau im Nassreisverfahren ist hingegen in unseren Breiten nicht möglich. Ansatzpunkte zur Verbesserung im biologischen Anbau betreffen einerseits die Aussaat beziehungsweise die Alternative einer Auspflanzung von vorgezogenen Pflanzen, andererseits sämtliche Fragen im Umgang mit der Unkrautregulierung. In weiterer Folge spielen auch Düngung und eine etwaige Bewässerung eine Rolle. 

Als weitere Kultur soll der Anbau von Speisekürbissen Eingang in das Projekt finden. Auch hier sind sowohl Varianten mit Aussaat von Samen als auch der Ausbringung von Jungpflanzen auf das Feld von Interesse. Wesentlich für die Praxis ist hierbei die Möglichkeit einer schnelleren Bodenbedeckung der Kulturpflanze um Maßnahmen und Häufigkeit von Unkrautbekämpfung durch mechanische Verfahren zu reduzieren. Anschließend daran und zusätzlich dazu werden der Anbau auf Dämmen mit dem herkömmlichen Feldanbau verglichen.

Als letzte und noch relativ neue Kultur werden Süßkartoffel beforscht. Durch vorangegangen Sortenversuche konnte hier bereits viel Know-How gewonnen werden. Die wichtigen Fragen bei dieser Kultur beziehen sich auf den idealen Anbau- und Erntezeitpunkt, da dies die Ausformung und Gestalt der Knollen ganz wesentlich beeinflusst und somit die Markttauglichkeit bestimmt.

Praxisrelevanz

Trotz ihres hohen Nährwerts und ihres potenziellen gesundheitlichen Nutzens ist der Verzehr von Hülsenfrüchten in den letzten Jahrzehnten kaum gestiegen. Es gibt verschiedene Strategien um den Verzehr von Hülsenfrüchten zu steigern, z. B. die Verwendung in Backwaren, Frühstücksflocken und Snacks. Mittlerweile sind leicht verarbeitete Produkte wie Hummus und Tofu bei Konsumenten schon gut aufgenommen worden. Der Zusatz von Hülsenfrüchten in diese Produkte und Substitution herkömmlicher Ingredienzen kann eine Alternative darstellen, um die Nachfrage der Verbraucher nach wertvollen und pflanzlichen Proteinquellen zu bedienen. Daher sind die Hülsenfrüchte nicht mehr nur nur als Rohprodukt und Zutat in der kulinarischen Weiterverarbeitung bedeutungsvoll, sondern sind zunehmend Grundlage und Rohstoff für lebensmitteltechnische Prozesse zur Herstellung von hochverarbeiteten Lebensmitteln. Verbraucherinnen und Verbraucher fragen in diesem Bereich besonders nach Bioware. Insbesondere bei großtechnischer Verarbeitung aber auch im Direktverkauf ist eine einwandfreie Qualität des Ernteguts Voraussetzung zur Weiterverwendung. Daher sind besonders Verbesserungen in der Anbautechnik erforderlich, aber auch eine entsprechende technische Nachbehandlung des Ernteguts ist unabdingbar. Diese Tatsachen treffen umso mehr auf biologische Wirtschaftsweise zu.

Obwohl besonders kleinkörnige Leguminosen einen geringeren Fixierungswert an Stickstoff im Boden erreichen im Vergleich zu den großkörnigen Vertretern, ist diese Tatsache nicht zu vernachlässigen. Im wesentlichen korreliert dieser Wert mit der oberirdischen Biomasse. Speziell Linsen sind durch die überschaubare Blattmasse hier weniger leistungsfähig. Besonders da diese Hülsenfrüchte aber oft auf weniger intensiv genutzten Schlägen kultiviert werden, ist dieser Umstand der Einbringung von zusätzlichen Nährstoffen zu bedenken. Gerade, da in der biologischen Landwirtschaft das Kreislaufprinzip an oberster Stelle stehen soll.

Da in der biologischen Landwirtschaft die Biodiversität grundsätzlich eine große Rolle spielt und zu den Grundpfeilern gehört, ist der Anbau von Mischkulturen beziehungsweise mehreren Pflanzen einer Hauptkultur von steigendem Interesse. Besonders aufgrund steigender ökologischer und nicht zuletzt auch gesellschaftlicher Ansprüche werden Mischkulturen vermehrt Monokulturen vorgezogen. Auf wissenschaftlicher Ebene wird diese strukturelle Änderung bereits geraume Zeit proklamiert und eingefordert, seit kurzem tragen hierzu auch spezielle Förderprogramme bei, eine höheren Vielfalt am Acker zu erreichen. Auch wenn hier bei gewissen Kulturen bisher primär der Erosionsschutz im Vordergrund steht, wird der Anbau von Mischkulturen aller Ausprägungen in der biologischen Landwirtschaft in Zukunft zunehmen. Dieser Hintergrund stellt einen wesentlichen Gewinn in der ökologischen Wertigkeit dar, kann aber auch den Deckungsbeitrag dezidierter Speisekulturen erhöhen.

Neue und spezielle Kulturen sind für Betriebe immer eine Bereicherung, speziell bei jenen, die Direktvermarktung durchführen. Dies ist in österreichischen Biobetrieben oftmals ein wesentliches Standbein. Daher spielen die Gemüsekulturen Süßkartoffel und Kürbis eine wesentliche Rolle in diesem Projekt. Für direkt vermarktende Betriebe können diese Produkte als zusätzliche Kundenbringer bzw. Aushängeschild dienen. Durch diesen Umstand wird die Generierung von neuen Kunden erleichtert.